Kurzbericht: Konjunkturlage Monatsbericht – Januar 2025

Monatsberichtsaufsatz

1 Deutsche Wirtschaft war auch zum Jahresende kraftlos

Die deutsche Wirtschaft blieb im vierten Quartal 2024 kraftlos. Gemäß erster und sehr früher Schätzung des Statistischen Bundesamtes ging das reale BIP

um saisonbereinigt
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Die Saisonbereinigung umfasst hier und im Folgenden auch die Ausschaltung von Kalendereinflüssen, sofern sie nachweisbar und quantifizierbar sind.
0,1 % zurück.
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Diese Schätzung für das vierte Quartal 2024 liegt den vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zum BIP im Gesamtjahr 2024 zugrunde. Sie basiert auf einer dünneren Datenbasis als die reguläre Quartalsrechnung. Auch die ersten drei Quartale des Jahres 2024 wurden vom Statistischen Bundesamt überarbeitet. Die reguläre Schnellschätzung für das BIP im vierten Quartal 2024 wird am 30. Januar 2025 veröffentlicht. Vgl.: Statistisches Bundesamt (2025a).
Besonders schwach dürfte sich erneut die Industrie entwickelt haben. Sie steht unter hohem Druck, sich an veränderte strukturelle Rahmenbedingungen anzupassen.
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Vgl.: Deutsche Bundesbank (2024).
Die Auslandsaufträge blieben trotz einer gewissen Erholung sehr verhalten. Das vom ifo Institut erhobene Geschäftsklima verschlechterte sich nochmals. Vom Baubereich dürften kaum Wachstumsimpulse gekommen sein. Hier stand den Rückgängen im Hochbau weiterhin eine günstigere Entwicklung im Tiefbau gegenüber. Dagegen dürften vom privaten Konsum und den damit zusammenhängenden Dienstleistungsbereichen positive Impulse ausgegangen sein. Die kräftig gestiegenen Löhne boten Spielraum für zusätzliche Konsumausgaben. Allerdings hielt die Verunsicherung der Verbraucher an und wirkte einer stärkeren Erholung der Konsumausgaben entgegen.
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Vgl.: GfK (2024).
Auch im ersten Vierteljahr 2025 dürfte es der deutschen Wirtschaft noch nicht gelingen, sich aus der lang anhaltenden Stagnationsphase zu befreien. 

Im Gesamtjahr 2024 ging die Wirtschaftsleistung in Deutschland zurück. Das reale BIP

sank den vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge gegenüber dem Vorjahr um 0,2 % (kalenderbereinigt ebenfalls um 0,2 %). Die hohen Finanzierungskosten, die erhöhte wirtschaftspolitische Unsicherheit und die stark unterausgelasteten Kapazitäten belasteten die Investitionen. Die verringerte Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie und hoher Wettbewerbsdruck, insbesondere aus China, schlugen sich in rückläufigen Exporten nieder. Die privaten Haushalte hielten sich trotz kräftig steigender Löhne mit ihren Ausgaben zurück. Daher stieg ihre Sparquote an, während der private Verbrauch nur wenig zulegte.

2 Industriekonjunktur blieb schwach

Die Industrieproduktion blieb im vierten Quartal wohl abwärtsgerichtet. Sie erhöhte sich im November zwar saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat. Im Mittel von Oktober und November lag sie jedoch etwas unter dem Vorquartal. Dabei ging insbesondere die Herstellung von Konsumgütern zurück. Dagegen legte die Investitionsgüterproduktion etwas zu, trotz eines deutlichen Rückgangs der Herstellung von Personenkraftwagen in diesen beiden Monaten. Selbige dürfte auch im gesamten vierten Quartal gesunken sein. Denn gemäß Angaben des Verbandes der Automobilindustrie ging die Zahl produzierter Personenkraftwagen auch im Dezember kräftig zurück.

Die Nachfrage nach deutschen Industriegütern stabilisierte sich in der Grundtendenz etwas. Der Auftragseingang in der deutschen Industrie ging im November 2024 aufgrund rückläufiger Großaufträge gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt zwar kräftig zurück. Und auch im Mittel von Oktober und November sank er im Vergleich zum Vorquartal spürbar. Ohne Großaufträge gerechnet kam es im Vorquartalsvergleich jedoch zu einem gewissen Auftragsplus sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland. Bei den Neuaufträgen aus dem Ausland setzte sich damit die Erholungstendenz aus den beiden Vorquartalen fort. Diese dürfte aber nicht ausreichen, um die Industriekonjunktur spürbar zu beleben. Auf eine weiterhin schwache Entwicklung deuten die Umfragen des ifo

Instituts für die Industrie hin. So verschlechterten sich zuletzt die kurzfristigen Produktionspläne und Exporterwartungen.

Deutsche Industrieproduktion und industrieller Auftragseingang

3 Zweigeteilte Entwicklung im Bau setzte sich fort

Die Bauproduktion erhöhte sich zuletzt. Sie stieg im November saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat deutlich. Auch im Mittel von Oktober und November erhöhte sie sich gegenüber dem Vorquartal etwas. Der Anstieg ging auf das Ausbaugewerbe und den Tiefbau zurück. Im Hochbau setzte sich der Rückgang dagegen fort. Bereits seit Anfang 2022 entwickeln sich Hochbau und Tiefbau unterschiedlich. Der Hochbau war seither aufgrund der gestiegenen Finanzierungskosten und Baupreise sowie den starken Einkommensverlusten der privaten Haushalte deutlich abwärtsgerichtet. Dagegen blieb der Tiefbau in etwa stabil. Die Bautätigkeit dürfte dabei maßgeblich von Investitionen in die Infrastruktur gestützt worden sein. Diese unterschiedliche Entwicklung dürfte noch anhalten. Der Auftragseingang im Hochbau lag im Oktober weiter erheblich unter seinem Niveau von Ende 2021. Im Tiefbau überschritt er den entsprechenden Stand dagegen deutlich. Hier dürfte sich der noch immer hohe Bedarf an Infrastrukturmaßnahmen niederschlagen. Trotz des jüngsten Anstiegs der Bauproduktion insgesamt ist die Lage der Bauindustrie weiterhin schwierig. Gemäß Umfragen des ifo

Instituts waren im vierten Quartal 39 % der Unternehmen im Bauhauptgewerbe von Auftragsmangel betroffen. Gegenüber dem Vorquartal ist der Anteil damit sogar noch einmal etwas gestiegen.

4 Arbeitsmarkt recht stabil

Die gesamte Beschäftigung entwickelte sich zuletzt – trotz des Arbeitsplatzabbaus im Verarbeitenden Gewerbe – günstiger als in der Deutschland-Prognose vom Dezember erwartet.

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Vgl.: Deutsche Bundesbank (2024), Kapitel 1.2 "Der Arbeitsmarkt schwächt sich vorübergehend spürbar ab".
Nach dem nennenswerten Rückgang in den Sommermonaten vermeldete das Statistische Bundesamt sowohl für Oktober (+ 12 000 Personen) als auch November (+ 23 000 Personen) in seiner Schätzung einen leichten Zuwachs der Erwerbstätigkeit in saisonbereinigter Rechnung. Dies ist insbesondere auf eine etwas günstigere Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zurückzuführen. Der Rückgang im Verarbeitenden Gewerbe verstärkte sich zwar sogar noch. Dies wurde aber durch ein Plus vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen, den unternehmensnahen Dienstleistungen (ohne Leiharbeit) und dem Verkehrs- und Logistikbereich mehr als ausgeglichen. Auch Kurzarbeit wird weiterhin fast nur im Verarbeitenden Gewerbe genutzt.
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Einer ersten Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit (BA) zufolge stieg die Inanspruchnahme von wirtschaftlich bedingter Kurzarbeit im Oktober deutlich auf 287 000 betroffene Beschäftigte. Bis Ende 2024 gab es keine Erleichterungen für Betriebe zur Nutzung von Kurzarbeit hinsichtlich Zugangsvoraussetzungen, Dauer und zu zahlenden Sozialversicherungsbeiträgen, wie sie in der Vergangenheit in Krisenzeiten immer wieder gewährt wurden. Mit Jahresbeginn 2025 wurde die Bezugsdauer für wirtschaftlich bedingte Kurzarbeit befristet auf 24 Monate verlängert. Vgl.: Bundesgesetzblatt (2024).
Die Entwicklung der Zahl aller Beschäftigten in Deutschland wird überdies durch eine zuletzt deutlich rückläufige geringfügig entlohnte Beschäftigung sowie eine im Trend sinkende Selbständigkeit gedämpft. 

Arbeitsmarkt in Deutschland

Aus der vergleichsweise erfreulichen Beschäftigungsentwicklung der letzten zwei Monate lässt sich jedoch keine positive Trendwende für die Zukunft ableiten. Die Signale der Frühindikatoren verschlechterten sich weiter. Das bereits tief im negativen Bereich befindliche ifo

Beschäftigungsbarometer, welches die Personalplanungen der gewerblichen Wirtschaft für die nächsten drei Monate wiedergibt, sank im Dezember nochmals. Allerdings kann dies auch Ausdruck eines „Abwartens“ vor der vorgezogenen Bundestagswahl sein. Das IAB-Barometer Beschäftigung, welches sich auf die gesamte Wirtschaft bezieht, gab ebenfalls weiter nach. Dieser Indikator befindet sich jedoch weiter im leicht positiven Bereich. Dies steht im Einklang mit einer stabilen oder leicht steigenden Beschäftigung. Der Zugang neuer, bei der BA gemeldeter offener Stellen blieb schwach. Gleichzeitig ist die Zahl der Vakanzen immer noch vergleichsweise hoch, und die Stellenbesetzung dauert häufig lange. 

Die Arbeitslosigkeit stieg im Dezember nur minimal. Saisonbereinigt waren rund 2,87 Millionen Personen registriert, 9 000 mehr als im November. Die Arbeitslosenquote verharrte rundungsbedingt bei 6,1 %. Die Abgangsrate aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung ist sehr niedrig. Aufgrund der strukturellen Verschiebungen ist es für arbeitslose Personen derzeit schwierig, eine Beschäftigung im angestammten Beruf oder der gleichen Branche zu finden. In den nächsten Monaten könnte sich die registrierte Arbeitslosigkeit wieder deutlicher erhöhen. Das IAB

-Barometer Arbeitslosigkeit ist weiter in den negativen Bereich gesunken, der eine ansteigende Arbeitslosenzahl anzeigt. 

5 Energierohstoffpreise zuletzt leicht im Plus

Die Energierohstoffpreise zogen zuletzt etwas an. Insbesondere Rohöl verteuerte sich merklich. Ein Fass der Sorte Brent kostete zum Abschluss dieses Berichts 83 US

-$ und damit rund 10 % mehr als noch im November. Maßgeblich hierfür waren neue US-Sanktionen gegen den russischen Ölsektor, welche die Auslieferung russischen Öls erschweren dürften. Auch die Gaspreise zogen etwas an, nachdem das Transitabkommen zwischen Russland und der Ukraine ausgelaufen ist und Russland damit kein Gas mehr über die Ukraine exportieren kann. Zudem wirkten ungünstige Witterungsbedingungen, welche mit einer erhöhten Gasnachfrage einhergingen, preisstützend.

6 Inflationsrate auf 2,8 % gestiegen

Auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen entwickelten sich die Preise uneinheitlich. Bei den Einfuhren zogen die Preise gegenüber dem Vormonat zuletzt sehr deutlich an. Dies traf sowohl auf Energie als auch andere Güter zu. Im gewerblichen Inlandsabsatz verlief die Preisentwicklung dagegen insgesamt und in den Teilkomponenten recht ruhig. Erstmals seit rund eineinhalb Jahren überschritten die Preise ihren Vorjahresstand wieder sichtbar. Sie lagen bei den Einfuhren gut ½ % höher und im gewerblichen Inlandsabsatz rund ¾ %. 

Die Inflationsrate erhöhte sich im Dezember auch aufgrund eines Basiseffekts wieder deutlich. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI

) stieg saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 0,3 %, nachdem die Preise im Vormonat noch leicht gesunken waren.
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Die Erhebung der Preise erfolgt ab Dezember 2024 nach einem neuen Katalog. Dadurch sind die Ergebnisse gegenüber dem Vormonat teilweise nur eingeschränkt vergleichbar. Der Vorjahresvergleich dürfte allerdings nur geringfügig gestört sein. Vgl. dazu: Statistisches Bundesamt (2025b).
Die Preise für Energie blieben zwar gegenüber dem Vormonat nahezu unverändert, und auch Nahrungsmittel verteuerten sich nur schwach. Dienstleistungen verteuerten sich aber wieder merklich. Darüber hinaus stiegen die Preise für Industriegüter ohne Energie kräftig, nachdem die Preisentwicklung in den Vormonaten hier eher ruhig verlaufen war. In der Vorjahresbetrachtung erhöhte sich die Gesamtrate deutlich, von 2,4 % auf 2,8 %.
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Die Vorjahresrate des nationalen Verbraucherpreisindex (VPI) erhöhte sich von 2,2 % auf 2,6 %.
Grund hierfür waren aber auch die relativ niedrigen Energiepreise Ende 2023. Auch die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel zog leicht an, von 3,1 % auf 3,3 %.

Nichtsdestotrotz setzte sich der Disinflationsprozess 2024 fort. Im Durchschnitt des abgelaufenen Jahres ging die zuvor immer noch außergewöhnlich hohe Inflationsrate deutlich zurück. Gemessen am HVPI

ermäßigte sie sich von 6,0 % auf 2,5 %.
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Beim VPI waren es 2,2 %, nach 5,9 %.
Grund dafür waren die sinkenden Preise bei Energie, aber auch die rückläufige Teuerung bei anderen Industriegütern ohne Energie. Bei Dienstleistungen blieb die Teuerung dagegen auch wegen des kräftigen Lohnwachstums weit überdurchschnittlich.

Zum Jahresanfang dürfte die Teuerung zunächst hoch bleiben. Dazu tragen die weitere Anhebung des CO₂-Preises auf fossile Brennstoffe sowie Verteuerungen beim Deutschlandticket und im Bereich der privaten Krankenversicherungen bei.

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Vgl.: Deutsche Bundesbank (2024).
In den nachfolgenden Monaten dürfte sich die Inflationsrate wieder ermäßigen. Dabei geht die zuletzt noch sehr kräftige Verteuerung bei Dienstleistungen zwar spürbar zurück. Sie verbleibt aber trotzdem deutlich über ihrem längerfristigen Durchschnitt. 

Gesamt- und Kerninflation in Deutschland

Literaturverzeichnis

Bundesgesetzblatt (2024), Dritte Verordnung über die Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld vom 20. Dezember 2024.

Deutsche Bundesbank (2024), Deutschland-Prognose: Wachstumsausblick deutlich eingetrübt – Inflation geht zurück auf 2 %, Monatsbericht, Dezember 2024.

GfK

(2024), Konsumklima: Leichte Erholung zum Jahresende, verhaltene Aussichten für 2025, Pressemitteilung vom 19. Dezember 2024

Statistisches Bundesamt (2025a), Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2024 um 0,2 % gesunken, Pressemitteilung vom 15. Januar 2025

Statistisches Bundesamt (2025b), Inflationsrate im Jahr 2024 bei + 2,2 %, Pressemitteilung vom 16. Januar 2025.

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