Zahlungsverkehr im Wandel: aktuelle Entwicklung des Kartenmarkts in Deutschland Monatsbericht – Dezember 2025

Kartenzahlungen sind heute die wichtigste Form elektronischer Zahlungen in Deutschland und haben durch kontaktlose Technologie und verändertes Konsumverhalten, insbesondere während der Pandemie, weiter an Bedeutung gewonnen. Die Debitkarte ist mit einem Marktanteil von 83 % die am weitesten verbreitete Bezahlkarte in Deutschland. Internationale Kartensysteme wie Visa und Mastercard gewinnen in diesem Segment an Bedeutung, da sie grenzüberschreitende Zahlungen ermöglichen und für das Bezahlen im Internethandel sowie mobiles Bezahlen mit Smartphone oder Smartwatch genutzt werden können; außerdem werden sie zunehmend von Direktbanken als Standardkarte ausgegeben. Dabei ist die Anzahl der Debitkarten und der damit getätigten Transaktionen in den letzten Jahren stark gestiegen, während Kreditkarten tendenziell an Bedeutung verlieren. Insgesamt verdeutlicht diese Entwicklung, dass auf Verbraucherseite eine stärkere Nachfrage nach unbaren Zahlungsmitteln im Alltag erkennbar ist. Eine aktuelle Befragung von Bürgerinnen und Bürgern im Auftrag der Bundesbank zeigt, dass die Mehrheit der Bevölkerung eine Annahmepflicht für unbare Zahlungsmittel befürwortet, um die Wahlfreiheit beim Bezahlen zu stärken.

Die Akzeptanz von Kartenzahlungen im Handel ist hoch. Größere Unternehmen bieten grundsätzlich häufiger unbare Zahlungsmethoden an als kleinere. Nach einer Erhebung der Bundesbank aus dem Jahr 2025 wird die Girocard (vormals EC-Karte) unter den unbaren Zahlungsmitteln am häufigsten akzeptiert. Mit der Girocard verfügt Deutschland, anders als viele andere Länder, noch über ein bedeutsames nationales Kartennetzwerk. Trotz der steigenden Akzeptanz unbarer Zahlungsmittel besteht im europäischen Vergleich für Deutschland aber noch Nachholbedarf, insbesondere im Dienstleistungssektor und bei kleinen Unternehmen. 

Nicht nur in Deutschland, sondern im gesamten Euroraum ist der Zahlungsverkehr von einem Spannungsfeld zwischen nationalen und internationalen Kartennetzwerken geprägt. Während internationale Anbieter durch ihre Größe und Vernetzung hohe Skaleneffekte erzielen und Marktanteile hinzugewinnen können, bleibt die Girocard bisher für den stationären Einzelhandel das am stärksten genutzte und gleichzeitig kostengünstigste unbare Zahlungsmittel. Nationale Kartennetzwerke sind aus Gründen der Resilienz und der strategischen Autonomie ein wesentlicher Pfeiler des europäischen Zahlungsverkehrs.

Ein starker Trend ist das Bezahlen mit einem mobilen Endgerät wie dem Smartphone oder der Smartwatch (genannt mobiles Bezahlen), das zunehmend die physische Karte ersetzt. Mobile Zahlungen, meist auf Basis digitalisierter Karten in Wallets, wachsen rasant. Die Integration der Girocard als bislang meistgenutztes unbares Zahlverfahren in Deutschland in mobile Zahlungslösungen könnte dieses Bezahlverfahren auch langfristig attraktiv für Handel und Verbraucherinnen und Verbraucher machen.

Parallel gewinnen Echtzeitüberweisungen an Bedeutung und bieten neue Möglichkeiten für Handel und Verbraucher, insbesondere durch niedrigere Kosten und schnellere Zahlungsabwicklung. Solche Lösungen können die Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern verringern, den Wettbewerb fördern und die Wahlmöglichkeiten für Verbraucher und Händler erweitern. Ergänzend dazu kann ein digitaler Euro das Angebot im Zahlungsverkehr weiter stärken und eine gesamteuropäische Reichweite gewährleisten. Es zeichnet sich bereits heute ab, dass Bezahlen in Deutschland zukünftig vielfältiger, digitaler und mobiler wird.

1 Einleitung

In Deutschland erfolgen die meisten elektronischen Alltagszahlungen mit der Karte. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung steigen die Anforderungen an die Funktionsfähigkeit und operative Resilienz der zugrunde liegenden Infrastrukturen, und die Frage der europäischen strategischen Autonomie im Zahlungsverkehr wird drängender. Der Marktanteil kartenbasierter Bezahlverfahren hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgeweitet; 1 sie kommen dabei sowohl beim Bezahlen im stationären Handel als auch im Onlinehandel zum Einsatz. Maßgebliche Impulse gingen dabei von der verstärkten Nutzung kontaktloser Zahlverfahren sowie von den pandemiebedingten Veränderungen des Konsumentenverhaltens aus. Auch nach der Pandemie zeigt sich eine Präferenz für das Bezahlen mit Karte, was auf eine nachhaltige Veränderung schließen lässt. Die hohe Marktdurchdringung von Kartenzahlungen hat zur Folge, dass Ausfälle oder Störungen Wirtschaft und Gesellschaft merklich beeinträchtigen können. Dies unterstreicht die Relevanz eines robusten und technologisch souveränen europäischen elektronischen Zahlungsverkehrs. Weil immer mehr Kundinnen und Kunden mit kartenbasierten Verfahren bezahlen, rücken zudem die Kosten in den Fokus, welche dem Handel durch die Akzeptanz unbarer Zahlungen entstehen.

Während das Bezahlen mit Karte für Konsumentinnen und Konsumenten schnell und einfach ist, verbirgt sich dahinter ein vielschichtiges technisches und wirtschaftliches Gefüge. Zahlungskarten lassen sich in Debit- und Kreditkarten unterteilen. Debitkarten führen zu einer zeitnahen Belastung des Girokontos. Kreditkarten hingegen ermöglichen eine zeitlich verzögerte Begleichung der Umsätze. Dies geschieht in der Regel am Ende eines Monats bei Kreditkarten ohne Kreditfunktion, sogenannten Charge Cards, oder in Raten bei Kreditkarten mit Kreditfunktion, sogenannten Revolving Cards. Zentral für das Funktionieren der Kartenzahlungen sind die Kartennetzwerke (auch Schemes genannt), die die technischen Standards, Verfahrensregeln und Gebührenmodelle festlegen und meist wichtige Funktionen in der technischen Abwicklung der Kartenzahlungen übernehmen. In Deutschland dominiert im nationalen Bereich die Girocard, während internationale Systeme wie Mastercard oder Visa eine grenzüberschreitende Akzeptanz von in Deutschland ausgegebenen Karten ermöglichen. Das Zusammenspiel der beteiligten Akteure erfolgt meist im Rahmen des Vier-Parteien-Modells, das Karteninhaber, Händler, kartenausgebende Institute (Issuer) und Zahlungsabwickler (Acquirer) miteinander verknüpft. Während Karteninhaber und Händler die Transaktion auslösen beziehungsweise entgegennehmen, sorgen Issuer und Acquirer mittels ihrer Anbindung an relevante Kartennetzwerke und Zahlungsverkehrssysteme für die technische und finanzielle Abwicklung einschließlich Autorisierung und Geldverrechnung. Dieses arbeitsteilige Modell gewährleistet Standardisierung und Effizienz, erfordert jedoch zugleich einen präzisen regulatorischen Rahmen und abgestimmte Interoperabilitätsstandards, um reibungslose und sichere Prozesse sicherzustellen. 

Ziel dieses Beitrags ist eine umfassende Betrachtung des deutschen Kartenzahlungsmarktes und wie er sich infolge technologischer Neuerungen und geänderter Verbrauchergewohnheiten wandelt. Untersucht werden sowohl Marktanteile und Nutzungsmuster als auch strukturelle Entwicklungen, um die Transparenz über das Zusammenspiel der beteiligten Akteure und Verfahren zu erhöhen. Die Ergebnisse sollen ein besseres Verständnis der Marktstrukturen und -mechanismen ermöglichen, um aktuelle und zukünftige Entwicklungen im deutschen Zahlungsverkehr fundiert beurteilen zu können.

2 Allgemeiner Überblick über die Entwicklung von Kartenzahlungen in Deutschland

Die Debitkarte ist in Deutschland die mit Abstand am weitesten verbreitete Bezahlkarte. Die Anzahl ausgegebener Debitkarten ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen und erreicht eine hohe Marktdurchdringung, was insbesondere auf die starke Verbreitung der Girocard zurückzuführen ist. Nach den Ergebnissen der Studie der Bundesbank zum Bezahlverhalten 2023 verfügten rund 97 % der Bevölkerung über mindestens eine Debitkarte. 2 Zum Stichtag 31. Dezember 2024 befanden sich insgesamt etwa 196 Millionen Bezahlkarten deutscher Zahlungsdienstleister im Umlauf. Damit entfiel rund ein Viertel (26 % 3 ) aller im Euroraum emittierten Karten auf in Deutschland zugelassene Institute. Im deutschen Kartenmarkt dominieren Debitkarten vor Kreditkarten deutlich: Ihr Anteil lag Ende 2024 bei rund 83 % und ist in den vergangenen Jahren weiter gestiegen. Während 2018 etwa 111 Millionen Debitkarten von inländischen Zahlungsdienstleistern ausgegeben wurden, erhöhte sich dieser Wert bis 2024 auf 162 Millionen – was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 6,5 % entspricht. Der Anteil der Kreditkarten nahm im gleichen Zeitraum von 24 % auf 17 % ab. 4

Debitkarten der internationalen Kartennetzwerke Visa und Mastercard fördern die Verschiebung hin zur Debitkarte. Während das Kerngeschäft von Visa und Mastercard (im Folgenden auch als International Card Schemes (ICS) bezeichnet) lange nur der Kreditkartenmarkt war, bieten die ICS seit 2019 mit Mastercard beziehungsweise Visa Debit eigene Debitkarten auch für den inländischen Einsatz in Deutschland an. Zuvor war hierfür fast ausschließlich die Girocard verwendbar. Um Zahlungen im Ausland zu ermöglichen oder Akzeptanzproblemen vorzubeugen, wurden die Debit-Systeme der ICS schon seit langem über sogenanntes Co-Badging mit der Girocard kombiniert. Zunächst kamen dazu die Co-Badges Maestro (Mastercard) und V-Pay (Visa) zum Einsatz, welche im stationären Handel funktionieren. Inzwischen werden auch Girokarten mit Mastercard oder Visa Debit herausgegeben. Die Girocard ohne Co-Badge kann nach wie vor fast nur im stationären Handel eingesetzt werden, während die Karten der ICS auch im Internethandel Verwendung finden können. 5 Die aufgezeigten Entwicklungen haben sicher dazu beigetragen, dass einige Banken ihren Kunden inzwischen eine Debitkarte von Visa oder Mastercard als Standardkarte zur Verfügung stellen und die Girocard oder eine Kreditkarte nur gegen zusätzliche Gebühren anbieten. Die Tendenz hin zu einer Debitkarte der ICS ist auch in anderen europäischen Ländern mit nationalem Karten-Scheme zu erkennen und wirkt sich entsprechend auf die Marktanteile aus. 

Anzahl sich im Umlauf befindender Karten mit Zahlungsfunktion nach Art der Karte
Anzahl sich im Umlauf befindender Karten mit Zahlungsfunktion nach Art der Karte

Die gestiegene Anzahl der Debitkarten im Umlauf spiegelt sich auch in der Anzahl und im Wert der Debitkarten-Transaktionen wider. Zwischen 2018 und 2024 stieg der wertmäßige Umsatz von Transaktionen mit Debitkarten in Deutschland von knapp 206 Mrd € auf fast 420 Mrd € an. Im gleichen Zeitraum wuchs die Anzahl der jährlichen Transaktionen von 3,9 Mrd € auf 10,9 Mrd €. Damit fiel der durchschnittliche Betrag je Bezahlvorgang deutlich von gut 52 € auf 38 € bei Debitkarten und von 78 € auf 69 € bei Kreditkarten. Die steigende Transaktionsanzahl und der niedrigere Durchschnittsbetrag verdeutlichen, dass Kartenzahlungen vermehrt Einzug in den Alltag gehalten haben und mittlerweile auch für kleinere Beträge immer häufiger zum Einsatz kommen.

Anzahl und Wert von Zahlungen deutscher Bezahlkarten nach Art der Karte
Anzahl und Wert von Zahlungen deutscher Bezahlkarten nach Art der Karte

Bezogen auf das kartenausgebende Institut wird der Kartenmarkt in Deutschland von Sparkassen dominiert, während Direktbanken in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen haben. Gemessen an der Transaktionszahl entfällt der größte Anteil der Kartenzahlungen auf die Sparkassen-Finanzgruppe mit rund 40 %, gefolgt von Kreditinstituten (ohne Direktbanken) sowie Genossenschaftsbanken. Somit korreliert der Kartenzahlungsmarkt erwartungsgemäß stark mit der Verteilung der Girokonten in Deutschland nach Institutsgruppen. 6 Die Marktanteile bei Kartenzahlungen blieben in den vergangenen sechs Jahren insgesamt weitgehend stabil. Gleichwohl verzeichneten insbesondere Direktbanken einen spürbaren Zuwachs: Ihr Anteil am Kartenzahlungsmarkt stieg von 11 % im Jahr 2018 auf 17 % im Jahr 2024. Direktbanken geben zum Girokonto häufig eine Debitkarte eines der ICS heraus. 

Anzahl von Kartenzahlungen nach Bankengruppe
Anzahl von Kartenzahlungen nach Bankengruppe

Trotz der steigenden Bedeutung der internationalen Kartennetzwerke in Europa ist in Deutschland weiterhin die Girocard das meistgenutzte Kartennetzwerk. Allerdings ist der Marktanteil der Girocard rückläufig. Der umsatzbezogene Marktanteil der Girocard in Deutschland lag Ende 2024 bei knapp 72 % aller Debitkarten-Zahlungen. Auch wenn die Transaktionszahlen der Girocard seit Jahren steigen und insbesondere von Anfang 2023 auf Ende 2024 um 12,8 % in der Anzahl und um 5,3 % im Wert signifikant gestiegen sind, verringerte sich der Marktanteil im gleichen Zeitraum um mehr als 7 Prozentpunkte. 7  Bei einer Betrachtung des europäischen Zahlungsverkehrsraumes ergibt sich ein ähnliches Bild. Im europäischen Währungsraum verfügen nur noch sieben von 20 Mitgliedstaaten über ein eigenes nationales Debitkarten-Scheme. 8 Wie weiter oben ausgeführt, haben in den vergangenen Jahren verschiedene Marktdynamiken die Marktposition internationaler Anbieter weiter gestärkt. Bei einer Betrachtung des Kartenmarkts einschließlich Kreditkarten im gesamten Euroraum, also auch der 13 Euroraumländer ohne nationales Karten-Scheme, zeigt sich hingegen, dass mehr als zwei Drittel der Transaktionsmenge auf außereuropäische Kartenanbieter (neben Mastercard und Visa auch American Express, China Union Pay und Diners Club) entfallen und nur etwa ein Drittel auf nationale Karten-Schemes. Der gemeinsame Marktanteil der ICS im Euroraum stieg seit 2022 von 61 % auf 69 % im Jahr 2024 an. 9

Anzahl und Wert von Zahlungen mit im Euroraum emittierten Bezahlkarten nach Art des prozessierenden Kartennetzwerks
Anzahl und Wert von Zahlungen mit im Euroraum emittierten Bezahlkarten nach Art des prozessierenden Kartennetzwerks

Die Existenz nationaler Kartennetzwerke ist nicht nur aus Gründen der operativen Resilienz und strategischen Autonomie begrüßenswert, sondern kann auch ökonomisch vorteilhaft sein. Netzwerk- sowie Skaleneffekte sind die Grundlage effizienter und kostengünstiger Lösungen im Zahlungsverkehr. Zum einen steigt der Mehrwert für Nutzer einer Zahlungslösung mit dem Grad der Akzeptanz. Zum anderen senken Skaleneffekte die Kosten. Auch wenn das Netzwerk sowie die erzielbaren Skaleneffekte der global agierenden ICS sehr groß sind und diese auch in Europa von ihrer Präsenz in faktisch allen Märkten profitieren, gibt es Gründe, ein nationales Kartennetzwerk in Deutschland zu erhalten: Zum einen ist die Girocard die mit Abstand meistverbreitete sowie meistakzeptierte Bezahlkarte in Deutschland, was ebenso entsprechend hohe Netzwerkeffekte nahelegt. Darüber hinaus ist die Girocard das günstigste unbare Zahlungsmittel für den Einzelhandel, mit deutlichem Unterschied zu den Debit- oder Kreditkarten der ICS. Hierin spiegelt sich vor allem auch die stärker dezentral ausgerichtete Struktur der Girocard wider, die für einen Wettbewerb verschiedener Anbieter von Abwicklungsleistungen sorgt. Zudem weisen Kartenmärkte in Ländern des Euroraums ohne eigenes nationales Kartennetzwerk eine höhere Marktkonzentration auf. Dabei ist es unerheblich, ob man die Konzentration der Anzahl der Transaktionen oder des Wertes der Transaktionen misst. Eine gewisse Marktkonzentration ist zwar aufgrund der Netzwerk- und Skaleneffekte erwartbar und ökonomisch vorteilhaft, kann für sich genommen aber auch zu einer verringerten Wettbewerbsintensität führen. Zuletzt ist die Existenz von nationalen beziehungsweise europäischen Zahlungslösungen auch eine Frage der operativen Resilienz sowie der nationalen oder europäischen Souveränität.

Durchschnittliche Marktkonzentration in den Kartenmärkten im Euroraum
Durchschnittliche Marktkonzentration in den Kartenmärkten im Euroraum

Inwiefern die hohen Marktanteile es außereuropäischen Anbietern erlauben, ihre Marktposition auszunutzen, wird kontrovers debattiert. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung verfügen die großen internationalen Netzwerke über eine hohe Verhandlungsmacht gegenüber den anderen Teilnehmenden im Vier-Parteien-Modell – insbesondere gegenüber Händlern und deren Zahlungsabwicklern (Acquirer). So sehen sich Händler häufig in einer asymmetrischen Position: Da Karten der ICS von einer breiten Kundengruppe genutzt werden, riskieren Händler Umsatzverluste, wenn sie diese Zahlungsmittel nicht akzeptieren. In vielen Fällen übersteigen die potenziellen Einbußen durch geringere Akzeptanz die zusätzlichen Kosten infolge höherer Gebühren. In den vergangenen Jahren sind insbesondere bei internationalen Kartensystemen die sogenannten Scheme Fees – also Entgelte für die Nutzung der Karteninfrastruktur – spürbar angestiegen. 10 Händlerverbände kritisieren in diesem Zusammenhang eine unzureichende Transparenz der Gebührenstrukturen und bezweifeln die Berechtigung und Angemessenheit der Erhöhungen. 11 Die Kartensysteme verweisen demgegenüber unter anderem auf gestiegene Aufwendungen im Zusammenhang mit regulatorischen Anforderungen, technologischen Weiterentwicklungen und neuen Marktteilnehmern. 12 Unabhängig von der Bewertung dieser Argumente zählen die großen außereuropäischen Kartennetzwerke seit Jahren zu den profitabelsten Akteuren im Zahlungsverkehr – sowohl im globalen als auch im europäischen Geschäft. 13 Dieser Umstand ist einerseits nicht überraschend, da ihre internationale Reichweite und dichte Vernetzung erhebliche Skaleneffekte und Verbundvorteile ermöglichen. Andererseits dürften durch ihre starke Marktstellung die bestehenden Markteintrittsbarrieren 14 zusätzlich gefestigt werden. Hinzu kommt, dass die bestehende Regulierung Händlern in vielen Fällen untersagt, Verbrauchern aufgrund ihrer Zahlungswahl zusätzliche Kosten in Rechnung zu stellen. Dadurch ist es für neue, kostengünstigere Zahlungsoptionen schwer, Marktanteile zu gewinnen.

Exkurs

Nutzung von in Deutschland ausgegebenen Karten nach Branche

Die Kartennutzung am stationären Point-of-Sale (POS) wird vor allem vom Einzelhandel dominiert. Bei einer Auswertung der Kartenzahlungen nach der offiziellen Branchenklassifizierung des Merchant Category Codes (MCC) am POS zeigt sich, dass stückzahlbezogen rund 60 % aller Kartenzahlungen vor Ort im Einzelhandel stattfinden, gefolgt von den Dienstleistungen mit einem Anteil von 8 % (stückzahlbezogen) und 10 % (wertbezogen) sowie dem Gastgewerbe mit Anteilen jeweils um die 7 %. Des Weiteren entfällt im Inland mit 5 % (Anzahl) beziehungsweise 4 % (Wert) ein relevanter Anteil auf das Gesundheitswesen. Die übrigen eindeutig zuordenbaren Branchen weisen hingegen nur noch vernachlässigbare Anteile auf. Damit werden die POS-Zahlungen im Inland insgesamt stark vom Einzelhandel dominiert. 

Bei Fernzahlungen zeigt sich hingegen ein homogeneres Bild hinsichtlich der Verteilung zwischen den Branchen sowie zwischen Inland und Ausland. Auch bei Fernzahlungen (zum Beispiel im Internethandel) stellt der Einzelhandel mit stückzahl- beziehungsweise wertbezogenen Anteilen von jeweils rund 33 % weiterhin die größte Position dar, jedoch deutlich dichter gefolgt von den Dienstleistungen mit 22 % (Anzahl) beziehungsweise 10 % (Wert) sowie dem Verkehr- und Transportgewerbe (stückzahlbezogen 20 % und wertbezogen 27 %). Darüber hinaus stellen das Gastgewerbe sowie Kultur und Unterhaltung mit Anteilen nahe 5 % weitere relevante Branchen dar. Bei der Kartennutzung im Ausland fallen die Unterschiede in der branchenmäßigen Nutzung deutlich geringer aus. Einzelhandel und Dienstleistungen weisen stückbezogen jeweils Werte von 30 % auf. Wertbezogen liegt der Einzelhandel mit 37 % weiterhin vor den Dienstleistungen mit 15 %. Verkehr und Transport liegt bei 14 % nach Stück und 18 % nach Wert.

Kartennutzung im Ausland

In Deutschland emittierte Karten werden im europäischen Ausland vor allem in klassischen Urlaubsländern eingesetzt. Frankreich führt die Liste mit 14,2 % aller Zahlungen an, gefolgt von Spanien mit 12,8 %, Italien mit 12,4 % und Österreich mit 12 %. Allerdings ist Frankreichs Anteil seit 2022 (17 %) rückläufig. Die Niederlande sind mit 12 % ebenfalls stark vertreten, was aufgrund der geografischen Nähe zum bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen nicht überrascht. Diese Daten legen nahe, dass sowohl die geografische Nähe zu einem Land als auch dessen Attraktivität für deutsche Touristen die Nutzung deutscher Debitkarten im Ausland erklärt. 

Nutzung deutscher Bezahlkarten an der Ladenkasse im europäischen Ausland
Nutzung deutscher Bezahlkarten an der Ladenkasse im europäischen Ausland

Wertbetrachtet wird die Kreditkarte im Ausland mehr genutzt als die Debitkarte. Auch hier holt die Debitkarte aber auf. Bei einer Betrachtung der Kartennutzung im Ausland liegt der Wert von Kreditkartentransaktionen im Euroraum über dem der Debitkarte – was durch die verstärke Nutzung der Kreditkarte im Urlaubskontext, zum Beispiel für die Reservierung und das Bezahlen von Mietwagen und Hotels, zu erklären ist. Die Anzahl der Transaktionen, die mit einer Debitkarte getätigt wurden, ist aber merklich gestiegen und hat die Zahlungen mit Kreditkarte deutlich überflügelt. Auch hier scheint sich – wie im Inland – die Debitkarte einer stärkeren Nutzerpräferenz zu erfreuen. 

Kartenzahlungen im Euroraum-Ausland nach Art der Karte
Kartenzahlungen im Euroraum-Ausland nach Art der Karte

3 Akzeptanz von Kartenzahlungen

Auf der Seite der kartenakzeptierenden Stellen beeinflussen neben Kostenaspekten auch politische und regulatorische Maßnahmen die Akzeptanz von Kartenzahlungen. Ein Bezahlvorgang ist für den Endkunden zwar meist kostenfrei, allerdings fallen für die annehmende Stelle verschiedene Kosten an, die – wie andere Kosten auch – in die Preisgestaltung mit einfließen. Während beim Bargeld beispielsweise eingenommene Geldbestände verwaltet oder in manchen Fällen ein Werttransport finanziert werden muss, erheben Zahlungsdienstleister gegenüber den Händlern Entgelte für unbare Transaktionen. Darüber hinaus gibt es gewisse Fixkosten für die Annahme von Zahlungen, wie zum Beispiel die Anschaffung von Kassensystemen oder Kartenterminals. Um einen Überblick über die Kosten der Annahme verschiedener Zahlungsmittel zu geben, hat die Bundesbank im November 2025 eine Studie zu den Kosten und der Akzeptanz von Zahlungsmitteln im Einzelhandel veröffentlicht (siehe den Exkurs „Studie der Deutschen Bundesbank zu Kosten von Zahlungsmitteln im Handel“). 15 Allerdings greift eine reine Kostenbetrachtung bei der Analyse der Entscheidung für oder gegen die Akzeptanz eines Zahlungsmittels zu kurz. Denn Unternehmen entscheiden sich unter Umständen dafür, auch aus ihrer Sicht teurere Zahlungsmittel zu akzeptieren, wenn viele Kundinnen und Kunden diese nachfragen. Neben Kosten- und Nachfrageüberlegungen beeinflussen auch politische, regulatorische oder marktgetriebene Initiativen das Angebot an Zahlungsmitteln. So sind Euro-Banknoten und Euro-Münzen im Euroraum gesetzliche Zahlungsmittel und der Handel ist damit grundsätzlich dazu verpflichtet, Euro-Bargeld für die Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen anzunehmen. 16 Im Rahmen der möglichen Einführung eines digitalen Euro ist ebenfalls vorgesehen, dass dieser mit einer Akzeptanzpflicht für Teile des Handels versehen sein soll. 17 Hinzu kommen Initiativen privater Akteure zur Förderung unbarer Zahlungen. 18 Zur Akzeptanz von unbaren Zahlungsmitteln existieren keine zentralen Statistiken, sodass unterschiedliche Datenquellen und Erhebungsansätze zusammengebracht werden müssen, um ein Bild über die Annahme von Kartenzahlungen zu erhalten.

Exkurs

Studie der Deutschen Bundesbank zu Kosten von Zahlungsmitteln im Handel

Die Bundesbank hat in einer Studie die Kosten untersucht, die durch die Nutzung verschiedener Zahlungsmittel unter anderem im stationären Einzelhandel in Deutschland entstehen. Die Studie betrachtet Bargeld, Girocard, Debit- und Kreditkarten der ICS sowie mobile Zahlungen und basiert auf einer Befragung von über 500 Handelsunternehmen unterschiedlicher Größe und Branchen. Die Datenerhebung erfolgte anonymisiert und wurde durch das Marktforschungsunternehmen Forsa durchgeführt. Im Rahmen der Studie wurden die mit der Annahme verschiedener Zahlungsmittel verbundenen Kostenarten erfasst. Dazu zählten Gerätekosten, Gebühren, Verluste durch Diebstahl und Kosten für Versicherungen sowie der mit der Abwicklung von Zahlungen verbundene Zeitaufwand. Letzterer wurde über in der Befragung erhobene Stundenlöhne in monetäre Einheiten übersetzt. Berücksichtigt wurden außerdem sowohl direkte Kosten (wie zahlungsmittelspezifische Gebühren und Gerätekosten) als auch indirekte Kosten (zum Beispiel allgemeine, zahlungsmittelübergreifende Gerätekosten). Hierdurch sollte ein möglichst ganzheitliches Bild der mit der Annahme der verschiedenen Zahlungsmittel verbundenen Kosten gewonnen werden. Die Kosten wurden anschließend in das Verhältnis zur Anzahl der angenommenen Zahlungen (Kosten je Transaktion) sowie zu den eingenommenen Umsatzbeträgen (Kosten je Umsatz) gesetzt.

Die Girocard ist das günstigste unbare Zahlungsmittel für den Einzelhandel in Deutschland. Die Studie zeigt, dass die Girocard aus Sicht der untersuchten Unternehmen mit Kosten von durchschnittlich knapp 1 % des Umsatzes in der Betrachtung nach Umsatz am kosteneffizientesten ist. Auch in der Betrachtung pro Transaktion stellt die Girocard mit Kosten von durchschnittlich 0,60 € das günstigste der untersuchten unbaren Zahlungsmittel dar. Bargeld ist in der Betrachtung je Transaktion günstiger, in der Betrachtung nach Umsatz teurer. Debit- sowie Kreditkarten der ICS sind in beiden Dimensionen teurer, wobei Kreditkarten die höchsten Kosten verursachen. Mobile Zahlungen basieren meist auf bestehenden Kartensystemen und verursachen aus Sicht der befragten Handelsunternehmen überwiegend ähnliche Kosten wie die der jeweils hinterlegten Karten. Bezogen auf die Unternehmensgröße zeigte die Studie, dass kleinere Unternehmen tendenziell höhere durchschnittliche Kosten beim unbaren Bezahlen tragen. Dies deutet darauf hin, dass größere Unternehmen sowohl von größeren Skaleneffekten als auch einer besseren Verhandlungsposition profitieren. Insgesamt zeigte die Untersuchung, dass das für den Händler jeweils günstigste Zahlungsmittel stark vom Betrachtungswinkel (pro Transaktion oder auf den Umsatz gerechnet) sowie den spezifischen Prozessen und Strukturen der Unternehmen abhängt.

Kosten der Zahlungsmittel im stationären Handel
Kosten der Zahlungsmittel im stationären Handel

Gemäß der von der Bundesbank durchgeführten Studie zu Kosten und Akzeptanz von Zahlungsmitteln im Einzelhandel ist die Girocard das meistakzeptierte unbare Zahlungsmittel im Handel. Demgegenüber werden internationale Debit- und Kreditkarten insgesamt tendenziell weniger häufig akzeptiert. 19 Laut der Studie wurde Bargeld von nahezu allen befragten Unternehmen akzeptiert (98 %) 20 und die Girocard von 73 % der Unternehmen. Visa- und Mastercard-Debitkarten sowie Kreditkarten wurden dagegen von rund der Hälfte der Unternehmen akzeptiert. Größere Unternehmen nehmen tendenziell häufiger neben Bargeld auch unbare Zahlungsmittel an. So akzeptierten mehr als 90 % der Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten die Girocard, während der entsprechende Anteil bei kleinen Unternehmen (unter zehn Beschäftigten) nur bei 70 % lag. Ein ähnliches Muster zeigte sich bei Visa- und Mastercard-Debitkarten sowie Kreditkarten, die insgesamt seltener akzeptiert wurden als die Girocard. Auch hier bestanden klare Unterschiede nach Unternehmensgröße: Weniger als die Hälfte der kleinen Unternehmen akzeptierte diese Kartentypen, während der Anteil bei größeren Unternehmen erheblich höher lag.

Akzeptanzraten von Zahlungsmitteln im stationären Handel
Akzeptanzraten von Zahlungsmitteln im stationären Handel
Akzeptanzraten von Zahlungsmitteln im stationären Handel nach Unternehmensgröße
Akzeptanzraten von Zahlungsmitteln im stationären Handel nach Unternehmensgröße

Konsumentenerhebungen legen nahe, dass die Akzeptanz unbarer Zahlungsmittel in den letzten Jahren gestiegen ist. In den regelmäßigen Erhebungen der Bundesbank zum Zahlungsverhalten 21 wurde auch die Akzeptanz von Zahlungsmitteln auf der Konsumentenseite erhoben. In 81 % der aufgezeichneten Transaktionen der Studie für das Jahr 2023 war eine unbare Zahlung möglich. Dies bedeutet einen starken Anstieg im Vergleich zu 2021, welcher insbesondere auf die gestiegenen Werte in der Gastronomie sowie im Dienstleistungssektor zurückzuführen ist und damit zusammenhängen könnte, dass sich durch die Pandemie das Zahlungsverhalten dauerhaft geändert hat. Dennoch ist die Akzeptanz weiter ausbaufähig, denn in anderen europäischen Ländern, wie zum Beispiel den Niederlanden, Finnland oder Luxemburg, liegt die Akzeptanz bei 95 % oder höher. 22

Die Bundesbank setzt sich für das Bargeld und für Wahlfreiheit beim Bezahlen ein. Bürgerinnen und Bürger sollten stets gemäß ihren Präferenzen bezahlen können. Auch die Bundesregierung setzt sich für Wahlfreiheit beim Bezahlen ein. So sieht der aktuelle Koalitionsvertrag vor, dass künftig neben Bargeld auch stets eine digitale Bezahloption angeboten werden soll. 23 Vor dem Hintergrund der Initiative der Bundesregierung hat die Bundesbank eine Befragung zu den Erfahrungen der Bürgerinnen und Bürger hinsichtlich der Akzeptanz unbarer Zahlungsmittel sowie der Einstellung gegenüber einer Annahmepflicht unbarer Zahlungsmittel durchgeführt. 24 Die repräsentative Befragung von 4 048 zufällig ausgewählten Personen im Juni 2025 ergab, dass trotz des Anstiegs in der Akzeptanz gut die Hälfte der befragten Bürgerinnen und Bürger in den vergangenen Monaten die Erfahrung gemacht hat, einmal oder mehrmals nicht wie gewünscht unbar bezahlen zu können. In Anlehnung an den Vorschlag im Koalitionsvertrag wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch gefragt, ob es eine Annahmepflicht unbarer Zahlungsmittel geben solle, was knapp drei Viertel der Befragten „ausdrücklich“ oder „eher“ befürworteten. Die Hälfte dieser Befragten würde ebenso eine generelle Annahmepflicht begrüßen, während diese aus Sicht der anderen Befragten erst ab einem bestimmten Rechnungsbetrag und/oder einer bestimmten Unternehmensgröße gelten sollte. Gemäß den verschiedenen Studienergebnissen ist die Akzeptanz unbarer Zahlungsmittel in Deutschland also noch nicht in allen Situationen vollständig etabliert.

Einschätzungen zu einer möglichen generellen Annahmepflicht für bargeldlose Zahlungsmittel
Einschätzungen zu einer möglichen generellen Annahmepflicht für bargeldlose Zahlungsmittel

4 Einfluss neuer Bezahlmethoden auf den Kartenmarkt

Der Trend zum mobilen Bezahlen ist bereits heute im Alltag angekommen und könnte in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen. Karten dominieren heute das elektronische Bezahlen. Allerdings verändert sich der Markt schnell. Ein gutes Beispiel für die Dynamik des Marktes ist das mobile Bezahlen. Der Anteil der mobil initiierten Kartenzahlungen in Deutschland steigt an der Ladenkasse stark, von rund 5 % im ersten Halbjahr 2022 auf knapp 16 % im zweiten Halbjahr 2024. Ein möglicher Grund ist die Geschwindigkeit: In Deutschland bezahlen Kundinnen und Kunden im Einzelhandel am schnellsten mit dem Smartphone oder der Smartwatch. Eine Zahlung dauert damit durchschnittlich 14 Sekunden. 25 Damit gibt es beim Bezahlverhalten nicht nur eine Tendenz vom baren hin zum unbaren Bezahlen, sondern auch von der physischen Karte hin zum mobilen Endgerät. Rein technisch gesehen findet derzeit bei den meisten mobilen Bezahlvorgängen jedoch eine Kartenzahlung statt. Denn Karten können als digitales Abbild in digitalen Brieftaschen, den sogenannten Wallets, auf dem mobilen Gerät hinterlegt werden. Die technische Kommunikation der digitalen Karte zum Kartenlesegerät wird über die Kontaktlos (NFC)-Schnittstelle des Endgeräts ermöglicht. Somit wird die Zahlung durch das Mobilgerät initiiert, die zugrunde liegende Infrastruktur zur Abwicklung der Zahlung ist jedoch praktisch dieselbe wie bei einer Zahlung mit physischer Karte. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich auch in anderen Ländern; der Anteil des mobilen Bezahlens ist zum Beispiel in den Niederlanden von 9 % im Jahr 2020 auf mittlerweile 34 % im Jahr 2024 angestiegen. 26

Anteil an Kartenzahlungen von mobilen Endgeräten
Anteil an Kartenzahlungen von mobilen Endgeräten

Neben kartenbasierten Wallets gewinnen zunehmend kontobasierte Verfahren an Bedeutung, die auf Echtzeitüberweisungen basieren. Sogenannte Instant Payments ermöglichen die Ausführung von Überweisungen zwischen Girokonten (Account-to-Account, A2A) praktisch in Echtzeit, sodass Zahlungen innerhalb weniger Sekunden auf dem Empfängerkonto gutgeschrieben werden. Mit dem Inkrafttreten der Instant-Payment-Verordnung 27 sind nunmehr sämtliche Zahlungskonten im SEPA-Raum für Echtzeitüberweisungen erreichbar, und Zahlungsdienstleister müssen diese ihren Kundinnen und Kunden ohne Mehrkosten anbieten. Aufgrund der flächendeckenden Verbreitung bieten sich für Echtzeitüberweisungen neue Anwendungsfelder. Diese liegen insbesondere im Bereich des mobilen Bezahlens – sowohl bei Zahlungen von Person zu Person (P2P) als auch am Point-of-Sale(POS) oder im Internethandel. Oft kommen dabei QR-Codes zum Einsatz. In mehreren europäischen Ländern haben sich entsprechende privatwirtschaftliche Verfahren für P2P-Zahlungen bereits etabliert und streben eine zunehmende Nutzung auch im Internet- sowie im stationären Handel an. Beispiele hierfür sind Bizum in Spanien oder Swish in Schweden. Zudem ermöglichen Systeme, die auf Echtzeitüberweisungen basieren, meist niedrigere Gebühren für den Handel, etwa weil die unmittelbare Gutschrift Zahlungsgarantien durch den Herausgeber der Karte überflüssig macht. Außerhalb Europas ist das Bezahlen auf Basis von Instant-Payment-Systemen, häufig in Kombination mit QR-Codes, bereits fester Bestandteil des Alltags (siehe Exkurs zum globalen Markt für Echtzeitzahlungen).

Ein Beispiel für eine paneuropäische Bezahllösung auf Basis von Instant Payment-Infrastrukturen ist die Bezahl-App Wero. Die von der European Payments Initiative(EPI) – einem Zusammenschluss von Banken und Zahlungsdienstleistern aus mehreren europäischen Ländern – entwickelte Anwendung wurde im Juli 2024 eingeführt. Wie bei vielen Lösungen, die auf Echtzeitzahlungen basieren, lag anfänglich der Schwerpunkt auf Zahlungen zwischen Privatpersonen. Der Funktionsumfang wird derzeit schrittweise erweitert, auf Zahlungen zunächst im Internet- und später im stationären Handel. Eine aktuelle gemeinsame Initiative von EPI mit der European Payments Alliance (EuroPA 28 ) hat die Stärkung der Interoperabilität zwischen nationalen europäischen Bezahlverfahren zum Ziel. Aus Sicht der Bundesbank ist die Entwicklung insbesondere paneuropäischer Bezahllösungen durch den privaten Sektor grundsätzlich zu begrüßen. Sie erhöht die Auswahl an Bezahlmethoden, vermindert die Abhängigkeit von den ICS und verstärkt so den Wettbewerb in einem Markt, der auch künftig wachsen wird.

Mit Zugang zu sicherem Zentralbankgeld für jedermann auch in einer digitalisierten Welt könnte der digitale Euro künftig das Angebot an Bezahloptionen erweitern. Er ist als eine europäische All-in-One-Bezahllösung konzipiert, die es Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen wird, einfach, jederzeit und überall im Euroraum zu bezahlen. Die digitale Version des Bargeldes soll, sofern die gesetzlichen Grundlagen rechtzeitig geschaffen werden, ab 2029 ausgegeben werden. 29 Ähnlich wie Bargeld würde den digitalen Euro ein hohes Maß an Privatsphäre auszeichnen, er würde europäische Infrastruktur nutzen und wäre offline einsetzbar. Der digitale Euro könnte zudem privatwirtschaftliche Initiativen ergänzen, die beispielsweise von der europäischen Reichweite und der durch den Gesetzesentwurf vorgesehenen flächendeckenden Akzeptanz profitieren können.

Exkurs

A2A-Apps International – Beispiel Indien und Brasilien

Echtzeitüberweisungen (Instant Payments) sind global etabliert. Weltweit verfügen inzwischen über 100 Jurisdiktionen über ein sogenanntes Faster Payment System. 1 Viele dieser Systeme bilden zugleich die Grundlage für mobile Anwendungen, die direkte Konto-zu-Konto-Zahlungen (Account-to-Account, A2A) in Echtzeit ermöglichen. Besonders in Schwellen- und Entwicklungsländern sind die Motive für die Einführung solcher Zahlungssysteme finanzielle Inklusion oder die Verringerung des informellen Sektors. In einigen Ländern haben A2A-Apps bereits heute sehr hohe Marktdurchdringungsquoten erreicht. Exemplarisch lassen sich die Entwicklungen in Indien und Brasilien hervorheben.

Das indische Unified Payments Interface (UPI) ist ein wesentlicher Baustein, um den Zugang der Bevölkerung zu finanziellen Leistungen zu verbessern.UPI wurde 2016 von der National Payments Corporation of India (NCPI) eingeführt. Diese wurde wiederum auf Initiative der Reserve Bank of India und der Indian Banks' Association gegründet. Es ist Teil des „India Stack“, einem Bündel offener, staatlich bereitgestellter Infrastrukturen, auf dem Staat und Privatsektor Dienste aufbauen können. Dazu gehört neben UPI auch Aadhaar, eine elektronische Identität. Nach der Veröffentlichung des ersten Konzepts im Jahr 2012 dauerte die Entwicklung von UPI vier Jahre. Ziel war es, einen offenen, interoperablen Standard zu schaffen, der Anwendungen von Banken und Fintechs miteinander verbindet und so den Zugang zu und die Abwicklung von digitalen Zahlungen erleichtert. Die staatliche Förderung und die klar regulierte Gebührenstruktur ermöglichten niedrige Nutzungskosten und eine schnelle Verbreitung. Heute greifen über 80 A2A-Anwendungen auf die UPI-Infrastruktur zu. 2 Die Nutzung wächst dynamisch: Im September 2025 wurden knapp 20 Milliarden Transaktionen in einem Monat über UPI abgewickelt – gegenüber rund einer Milliarde Transaktionen im gesamten Jahr 2018. 3 Das entspricht heutzutage etwa 14 Transaktionen pro Einwohner und Monat. Neben Person-zu-Person-Zahlungen ist UPI inzwischen auch im stationären Handel und im Internethandel eine verbreitete Bezahlmethode. Die indische Zentralbank betont in ihrer National Strategy for Financial Inclusion (2019 bis 2024) ausdrücklich, dass digitale Zahlverfahren wie UPI den Zugang zum Finanzsystem erweitern und zur Inklusion beitragen sollen. 4

In Brasilien verfolgt die Banco Central do Brasil einen ähnlichen Ansatz mit dem System PIX, das 2020 nach einer zweieinhalbjährigen Entwicklungsphase startete. Es wurde als nationale All-in-One-Lösung konzipiert, um kostengünstige Echtzeitüberweisungen zwischen Konten zu ermöglichen und den bislang stark bargeldorientierten Zahlungsverkehr so in Einklang mit der digitalisierten Wirtschaft zu bringen. Für Zahlungsdienstleister mit mehr als 500 000 Konten war die Teilnahme von Beginn an verpflichtend, um rasch von Netzwerkeffekten profitieren zu können. 5 Als weiterer Erfolgsfaktor erwies sich die Entwicklung und Durchsetzung einheitlicher Verfahrensregeln. Auch hat PIX von der Bereitstellung einer öffentlichen Infrastruktur durch die Notenbank profitiert. 6 Die Nutzung von PIX hat sich seither rasant ausgeweitet: Im September 2025 wurden über sieben Milliarden Transaktionen abgewickelt – knapp 30 Transaktionen pro Einwohner und Monat. 7 Bereits 2024 akzeptierten rund 80 % der Geschäfte Zahlungen per PIX, gegenüber etwa 16 % im Jahr 2021. 8 PIX ist damit zum wichtigsten Zahlverfahren im brasilianischen Zahlungsverkehr geworden. Mit zusätzlichen Funktionen – etwa Ratenzahlungen, Bargeldabhebungen und Rechnungsstellung – entwickelt sich das System zunehmend zu einer vollwertigen digitalen Bezahlinfrastruktur.

Nutzung der Bezahlverfahren UPI (Indien) und PIX (Brasilien)
Nutzung der Bezahlverfahren UPI (Indien) und PIX (Brasilien)

Die Entwicklung und Verbreitung paneuropäischer Bezahlverfahren leisten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der strategischen Autonomie und operativen Resilienz des europäischen Zahlungsverkehrs. Aus Sicht der europäischen Souveränität ist es grundsätzlich begrüßenswert, wenn einheitliche, europäische Bezahlverfahren mit breiter Marktabdeckung in ganz Europa zur Verfügung stehen. Privatwirtschaftliche europäische Lösungen und der digitale Euro können dazu beitragen, Abhängigkeiten von internationalen Anbietern zu verringern und damit die Handlungsfähigkeit Europas im Zahlungsverkehr zu sichern. Auch unter dem Gesichtspunkt der operativen Resilienz stellen der digitale Euro und europäische Bezahlverfahren, die über eigene, in Europa verankerte technische Infrastrukturen abgewickelt werden, eine sinnvolle Ergänzung dar. Sie bieten im Fall von Störungen oder Ausfällen der bestehenden Karteninfrastruktur Alternativen und tragen so zur Aufrechterhaltung kritischer Zahlungsströme bei. Der digitale Euro wäre zudem dank Offline-Funktionalität auch bei Strom- oder Internetausfällen nutzbar. Darüber hinaus kann die Nutzung alternativer Verfahren über den P2P-Bereich hinaus – etwa durch den Einsatz im Internethandel oder im Ladengeschäft – den Wettbewerb unter den Anbietern von Zahlungslösungen verstärken. Dies könnte mittelfristig zu günstigeren Konditionen für Händler sowie zu einer größeren Wahlfreiheit für Verbraucherinnen und Verbraucher beitragen. Insgesamt können paneuropäische Bezahlverfahren damit sowohl die operative Widerstandsfähigkeit als auch die strategische Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit im europäischen Zahlungsverkehr stärken. 

5 Zukunft des Bezahlens

Bezahlen wird vielfältiger, eingebettet und mobiler. Mobile Anwendungen werden perspektivisch wichtiger – Akteure im Zahlungsverkehr müssen ihre Angebote den Anforderungen von Verbraucherseite anpassen, um relevant zu bleiben. Das mobile Endgerät rückt immer stärker in den Mittelpunkt des digitalen Alltags vieler Menschen und kommt immer öfter auch bei Bezahlvorgängen zum Einsatz. Mobiles Bezahlen deckt alle Bezahlsituationen ab: Bezahlen an Freunde und Bekannte (P2P), im Internet (E-Commerce) und an der Ladenkasse (POS). Zudem ist es möglich, die Bezahlfunktion in mobile Anwendungen zu integrieren, etwa in die App eines Handelsunternehmens. Die zugrunde liegende Infrastruktur zur Abwicklung der Zahlungen rückt dabei für den Kunden immer mehr in den Hintergrund. Denn egal, ob eine Zahlung über die Infrastrukturen von Kartennetzwerken, als Echtzeitüberweisung oder in digitalen Euro abgewickelt würde, die Kundenschnittstelle ist das mobile Endgerät. Werbeplakate großer Anbieter im öffentlichen Raum zeigen: Der „War on Wallets“, der Kampf darum, welche digitale Geldbörse Kundinnen und Kunden am meisten nutzen, ist längst im Gange. Der hohe Wettbewerb zwischen den Zahlverfahren mag aber auch eine bedeutende Chance für Finanzdienstleister und Banken bieten. Zum einen könnten beliebte und etablierte Kartenzahlverfahren wie die Girocard zukünftig in Bezahl-Apps wie zum Beispiel Wero integriert werden. Das würde diese aktuell meistgenutzte Debitkarte in Deutschland auch längerfristig für Verbraucherinnen und Verbraucher sowie den Handel attraktiv machen. Zum anderen könnte das Bezahlen so wieder stärker mit dem Kernprodukt Girokonto verknüpft werden. Auch aus Händlersicht sind gemeinsame Akzeptanzstandards, die sowohl von privaten Lösungen als auch vom digitalen Euro genutzt werden können, unverzichtbar, um mehrfache Investitionen zu vermeiden. Losgelöst von der Frage, wer die Gewinner oder Verlierer dieser neuen Marktdynamik sind, ist sicher, dass das Bezahlen vielfältiger, individueller und vor allem digitaler werden wird. Alle diese Aspekte tragen zur Wahlfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher bei. Sind die Lösungen „Made in Europe“, so dienen sie auch der strategischen Autonomie Europas.

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