Kurzbericht: Konjunkturlage Monatsbericht – Oktober 2025
Veröffentlicht am 16.10.2025
Kurzbericht: Konjunkturlage Monatsbericht – Oktober 2025
Monatsbericht
1 Deutsche Wirtschaft kann sich nicht aus der Schwächephase lösen
Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte im dritten Quartal 2025 allenfalls stagniert haben. Die Industrie leidet weiterhin nicht nur unter strukturellen Problemen, sondern auch unter den angehobenen US-Zöllen. Produktion, reale Umsätze und reale Warenexporte gingen zuletzt zurück. Das gilt nun zusätzlich auch für die Auftragseingänge in der Industrie. Die nach wie vor niedrige Kapazitätsauslastung in der Industrie und die schwache Wettbewerbsfähigkeit dürften zudem die Investitionstätigkeit und damit die Nachfrage nach Investitionsgütern weiterhin belastet haben. In einem gewissen Gegensatz dazu stehen allerdings die laut ifo Institut im September verbesserten kurzfristigen Produktions- und vor allem Exporterwartungen. Im Baugewerbe lässt eine durchgreifende Erholung ebenfalls noch auf sich warten. Zwar legte die Bauproduktion im Durchschnitt der Monate Juli und August leicht zu. Aber der Anstieg ging allein auf das Ausbaugewerbe zurück, während die Produktion im Hoch- und Tiefbau sank. Dabei stellt sich die Lage im Tiefbau weiterhin deutlich besser dar als im Hochbau. Der private Konsum dürfte allenfalls leicht zugelegt haben. Auch der Dienstleistungssektor zeigte sich schwunglos. Die Produktion der Dienstleister ging im Juli leicht zurück, und die Geschäftslage der konsumnahen Dienstleister verschlechterte sich gemäß Umfragen des ifo Instituts im dritten Quartal. Jedoch blieb der Einkaufsmanagerindex von S&P Global für die Dienstleister knapp über der Expansionsschwelle.
2 Industrieproduktion erleidet Dämpfer
Der überraschend starke Einstieg der deutschen Industrie in das dritte Quartal im Juli wurde im August deutlich ausgebremst. Die Industrieproduktion blieb im August saisonbereinigt 1 erheblich hinter dem starken Vormonat zurück. Der Rückgang der Industrieproduktion im August betraf alle Branchen, besonders aber die Hersteller von Investitions- und Konsumgütern. Dazu trug zwar bei, dass die Werksferien der Kraftfahrzeughersteller in diesem Jahr vermehrt im August, anstatt wie üblich vor allem im Juli, lagen. 2 Aber auch im Durchschnitt beider Monate blieb die Industrieproduktion insgesamt unter dem Wert des Vorquartals. Besonders ausgeprägt war der Rückgang neben der Automobilindustrie in der Herstellung von elektrischen und elektronischen Ausrüstungen. Im Maschinenbau normalisierte sich die Produktion nach dem überraschend starken Juli im August dagegen zwar etwas, lag aber im Durchschnitt beider Monate weiterhin deutlich über dem Vorquartal. Innerhalb der Konsumgüterbranche war vor allem die Produktion pharmazeutischer Erzeugnisse schwach. Auch die preisbereinigten Industrieumsätze sanken im August. Sie wurden zudem für den Juli abwärtsrevidiert. Damit fielen sie im Mittel von Juli und August schlechter aus als im Vorquartal. Die vom Verband der Automobilindustrie (VDA) gemeldeten Stückzahlen von Personenkraftwagen – welche bereits bis September vorliegen – deuten ebenfalls auf ein schwaches Quartal für den Sektor hin. Ein Teil des Produktionsrückgangs dürfte auf schwächere Exporte infolge negativer Auswirkungen der stark angehobenen US-Zölle auf Einfuhren aus der EU zurückzuführen sein. Diese belasten die exportorientierte deutsche Wirtschaft besonders stark. So sind die preisbereinigten Exporte im August stärker zurückgegangen als im Juli und liegen im Durchschnitt leicht unter dem Niveau des Vorquartals. Besonders stark sanken die nominalen Exporte in die USA. Die Umfrageergebnisse unter Unternehmen zeichnen dagegen ein etwas freundlicheres Bild. Das ifo Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe ging zwar im September erneut zurück, der Durchschnittswert im dritten Quartal lag allerdings weiterhin höher als zuvor. Auch der Einkaufsmanagerindex für die Industrie blieb klar über der Expansionsschwelle.
Die zuvor leicht aufwärtsgerichtete Nachfrage nach deutschen Industrieerzeugnissen ließ zuletzt deutlich nach. Der Auftragseingang in der Industrie ging saisonbereinigt im August etwas zurück und lag im Mittel von Juli und August klar unter dem Niveau des Vorquartals. Auch ohne die stärker schwankenden Großaufträge zeigte sich der Auftragseingang im August deutlich schwächer als im Juli. Damit unterschritt dieser im Durchschnitt der Monate Juli und August das Vorquartalsniveau spürbar. Dabei erlitt vor allem die bislang aufwärtsgerichtete Auslandsnachfrage einen deutlichen Dämpfer. Besonders der Auftragseingang von Drittstaaten außerhalb der EU (einschließlich der USA) ist zuletzt stark eingebrochen. Der schwache Anstieg der Inlandsnachfrage konnte diesen Rückgang nicht ausgleichen. Vor allem die Nachfrage nach Investitionsgütern ließ nach. Die laut ifo Institut verbesserten Produktionspläne sowie Geschäfts- und Exporterwartungen im dritten Quartal deuten dagegen auf eine zum Jahresende etwas robustere Industriekonjunktur hin.
3 Privater Konsum weiter ohne Schwung
Der private Konsum dürfte der Konjunktur auch im dritten Quartal keinen großen Schub verliehen haben.Die Indikatoren zeigen ein gemischtes Bild. Einerseits stiegen die privaten Kraftfahrzeugzulassungen laut Angaben des VDA kräftig gegenüber dem Vorquartal. Außerdem verbesserten sich die Einkommenserwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher laut GfK-Umfragen im Sommerhalbjahr spürbar, wenngleich sie auf niedrigem Niveau blieben. Andererseits sank die Anschaffungsneigung, und spiegelbildlich nahm die Sparneigung deutlich zu. Hinzu kamen konjunkturelle Sorgen, denn die Konjunkturerwartungen gingen zurück. Diese Zurückhaltung spiegelt sich auch in den realen Einzelhandelsumsätzen wider, die im August erneut leicht sanken und im Durchschnitt der ersten zwei Monate des dritten Quartals schwach blieben. Die preisbereinigten Umsätze im Gastgewerbe gingen den bis Juli verfügbaren Angaben zufolge ebenfalls gegenüber dem Vorquartal zurück. Zusätzliche Hinweise auf eine schwache Entwicklung des privaten Konsums im abgelaufenen Quartal liefert die vom ifo Institut erhobene Beurteilung der Geschäftslage bei Einzelhandelsunternehmen und konsumnahen Dienstleistern, die sich etwas verschlechterte.
4 Arbeitsmarkt mit wenig Bewegung
Die anhaltenden Beschäftigungsverluste der Industrie werden weiterhin durch den Zuwachs in den Dienstleistungen aufgewogen. Die gesamte Erwerbstätigkeit in Deutschland ging im August mit saisonbereinigt 8 000 Personen nur wenig auf 45,98 Millionen Personen zurück. Dieser marginale Rückgang ist der im Trend sinkenden Zahl an Selbstständigen und marginal Beschäftigten zuzuschreiben. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung – hier liegen erste Abschätzungen erst für Juli vor – nahm hingegen im Vormonatsvergleich leicht um 7 000 Personen zu. Im Verarbeitenden Gewerbe ging sie zwar weiterhin deutlich – allerdings nicht beschleunigt – zurück. Demgegenüber nahm die Beschäftigung in verschiedenen Dienstleistungsbereichen aber zu. Dies sind in erster Linie und seit längerem das Gesundheits- und Sozialwesen, aber auch die öffentliche Verwaltung, Erziehung und Bildung sowie die Energieversorgung. Im Baugewerbe ist die Zahl der Stellen stabil. Die Inanspruchnahme wirtschaftlich bedingter Kurzarbeit hat sich seit Jahresbeginn spürbar verringert.
Die Vorlaufindikatoren der Beschäftigung zeichnen ein zweigeteiltes Bild. Das ifo Beschäftigungsbarometer, welches die Personalplanungen der gewerblichen Wirtschaft für die nächsten drei Monate abbildet, sank im September noch einmal deutlich. Demnach überwiegen im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel die kurzfristigen Personalabbaupläne bereits seit längerem, wobei dort jeweils eine Bodenbildung erreicht scheint. Zudem gaben die Einstellungspläne in den gewerblichen Dienstleistungen nach. Das Bauhauptgewerbe verharrte im neutralen Bereich. Einen deutlichen Kontrast dazu bildet das IAB-Barometer Beschäftigung, welches auch die öffentlich finanzierten Branchen mit in den Blick nimmt. Dieses blieb nahezu unverändert im leicht expansiven Bereich. Demnach sollte die gesamte Beschäftigung bald wieder leicht zunehmen. Die Zahl der bei der BA gemeldeten offenen Stellen sank nach erheblichen Rückgängen zuvor im Lauf der Sommermonate kaum noch. Allerdings ist der Zugang neuer gemeldeter Stellenofferten weiterhin sehr niedrig.
Die Arbeitslosigkeit erhöhte sich im September etwas. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen stieg gegenüber dem August saisonbereinigt um 14 000 Personen auf 2,98 Millionen. Die Arbeitslosenquote betrug rundungsbedingt unverändert 6,3 %. Demnach setzte sich der im Juli verzeichnete erste Rückgang der registrierten Arbeitslosigkeit im Vormonatsvergleich seit 2022 zunächst nicht fort. Zwar verminderte sich wiederum die Zahl der Arbeitslosen im Grundsicherungssystem des SGB II. Hier ist der Anteil der Zuwanderer überproportional groß, und deren allmähliche Integration in Beschäftigung, vorwiegend in die wachsenden Dienstleistungsbereiche, schreitet voran. Die stärker konjunkturellen Einflüssen ausgesetzte Arbeitslosigkeit im Versicherungssystem des SGB III erhöhte sich dagegen. Ein weiterer Grund für die steigende Arbeitslosigkeit liegt im Rückgang arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen. Personen in diesen Maßnahmen zählen nicht in der Arbeitslosenstatistik, sind de facto aber unterbeschäftigt. Die von der BA ausgewiesene Zahl aller Unterbeschäftigten, welche neben den Arbeitslosen auch Personen in diesen Maßnahmen einschließt, sank im September jedoch bereits den vierten Monat in Folge. Gleichwohl ist dieser Rückgang noch klein. Die Aussichten, dass auch die registrierte Arbeitslosigkeit wieder zurückgeht, sind jedoch gut. Das IAB-Barometer Arbeitslosigkeit erholte sich in den letzten Monaten deutlich und liegt im positiven Bereich, der für eine sinkende Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten steht.
5 Energierohstoffpreise zuletzt wenig verändert
Die Energierohstoffpreise veränderten sich zuletzt wenig. Im September bewegten sich die Rohölnotierungen seitwärts. Preisdämpfende Faktoren wie die Ankündigungen der OPEC-Staaten, ihre Ölförderung auszuweiten, standen preisstützenden Einflüssen wie Sorgen um eine mögliche Verknappung des russischen Ölangebots gegenüber. Insgesamt hielten sich diese gegenläufigen Faktoren die Waage. Im Oktober gerieten die Rohölnotierungen infolge erneuter handelspolitischer Spannungen zwischen den USA und China unter Druck, und der Preis für ein Fass Rohöl der Sorte Brent sank zuletzt auf 63 US-$. Die europäischen Gaspreise verharrten hingegen auf dem Niveau der Vormonate. Dazu trugen gestiegene US-Flüssiggasexporte sowie eine zuletzt schwächere chinesische Gasnachfrage bei. Preisstützend wirkten hingegen die vor Beginn der Heizperiode niedriger als im Vorjahr befüllten europäischen Gasspeicher. Ähnlich wie die Rohölpreise notieren die Gaspreise aktuell rund 19 % unter ihrem Vorjahresniveau.
6 Inflationsrate stieg im September auf 2,4 %
Auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen gingen die Preise im August gegenüber dem Vormonat zurück. Dies gilt sowohl für die Einfuhren als auch für die gewerblichen Erzeugnisse im Inlandsabsatz. Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren vor allem die gesunkenen Preise für Energierohstoffe. Aber auch die inländischen Erzeugerpreise ohne Energie sanken leicht, während die Einfuhrpreise ohne Energie moderat stiegen. Im Vergleich zum Vorjahr fielen die Einfuhrpreise um 1,5 % und die gewerblichen Erzeugerpreise um 2,2 %. Dazu trugen sowohl die niedrigeren Energiepreise als auch die Wechselkursaufwertung des Euro bei.
Die Inflationsrate zog im September erneut etwas an. In der Vorjahresbetrachtung erhöhte sich die Gesamtteuerungsrate gemäß dem Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) von 2,1 % im August auf 2,4 % im September. 3 Dies war unter anderem auf den Rückgang der Energiepreise im Vorjahresmonat und den daraus resultierenden positiven Basiseffekt zurückzuführen. Aber auch die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) stieg voraussichtlich an, von 2,4 % auf 2,6 %. Ausschlaggebend für diesen Anstieg waren vor allem volatile Komponenten. Ohne Reisen und Bekleidung verharrte die Kernrate bei 2,9 %. Im Vormonatsvergleich erhöhte sich der HVPI saisonbereinigt erneut um 0,2 %. Vor allem die Dienstleistungspreise stiegen weiter an. Dies lag zwar vor allem an den höheren Preisen für Reisen, aber auch bei den weniger volatilen Dienstleistungskomponenten blieb der Preisauftrieb spürbar. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich ebenfalls, was insbesondere auf die volatilen Preise für Bekleidung zurückzuführen war. Die Preise für Nahrungsmittel veränderten sich hingegen kaum gegenüber dem Vormonat, während die Energiepreise leicht zurückgingen.
Die Inflationsrate dürfte in den kommenden Monaten um das zuletzt erreichte Niveau schwanken. Ursache dafür ist vor allem die volatile Entwicklung der Dienstleistungspreise gegen Ende des vergangenen Jahres und die daraus entstehenden Basiseffekte, insbesondere im Bereich Reisen. Anders als in den Vorquartalen dürfte Energie im vierten Quartal kaum noch dämpfend auf die Gesamtinflation wirken. Die Senkung der Übertragungsnetzentgelte für Strom sowie die Abschaffung der Gasspeicherumlage im Januar 2026 dürften die Inflationsrate wieder etwas stärker dämpfen, auch wenn die Strompreissenkung für private Haushalte erheblich niedriger ausfällt als ursprünglich geplant und obwohl der nationale CO₂-Preis für Wärme und Verkehr zum Jahreswechsel erneut ansteigt. 4