Vermögen und Finanzen privater Haushalte in Deutschland: Ergebnisse der Vermögensbefragung 2023 Monatsbericht – April 2025

Monatsberichtsaufsatz

Die Bundesbank hat im Jahr 2023 erneut Haushalte in Deutschland zu ihrem Vermögen, ihren Schulden und ihrem Einkommen befragt. Die erhobenen Daten tragen zu einem umfassenden Bild der finanziellen Lage der Haushalte in Deutschland bei und geben wertvolle Einblicke in die Verteilung der Vermögen.

Die durchschnittlichen Vermögensbestände pro Haushalt haben zwischen 2021 und 2023 nominal leicht zugenommen, sind aber inflationsbereinigt zurückgegangen. Allerdings verbleiben die Vermögen nominal sowie inflationsbereinigt weiterhin auf einem höheren Niveau als in der Befragung vor der Corona-Pandemie in 2017.

Die Vermögensungleichheit entwickelte sich ohne eindeutigen Trend: Im Umfeld der hohen Inflationsraten und deutlich gestiegenen Zinsen veränderten sich die unterschiedlichen Maße zur Beschreibung der Verteilung der Nettovermögen zwischen 2021 und 2023 insgesamt nur geringfügig.

Nach wie vor korrelieren Immobilien- und Unternehmensbesitz stark mit hohen Vermögen. Auch riskantere Finanzanlagen, wie Investmentfonds und Aktien, sind eher bei vermögenderen Haushalten zu finden. Vermögensärmere Haushalte besitzen hingegen hauptsächlich Guthaben auf Sparkonten und andere risikoarme Anlageformen. Allerdings steigt der Anteil der Haushalte, die in Fonds oder Aktien investieren, nun schon seit mehreren Jahren an.

Der Anteil der verschuldeten Haushalte ist leicht gesunken. Der Anteil des Einkommens, den diese Haushalte für die Tilgung und Zinszahlungen von Krediten aufwenden, hat sich nicht wesentlich verändert.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Vermögensstrukturen sowie die Struktur der Verschuldung der Haushalte in Deutschland recht stabil sind. Wie sich die gestiegenen Zinsen mittelfristig auf die Vermögen und deren Verteilung auswirken, lässt sich mit den aktuell vorliegenden Daten noch nicht abschätzen. Die nächste Erhebung ist für 2026 geplant.

1 Die Vermögensverteilung im Jahr 2023 im Vergleich zu den Vorjahren

Die Studie der Bundesbank zu den Finanzen der privaten Haushalte in Deutschland wurde 2023 mit einer weiteren Befragung fortgesetzt. Diese fand in einem Umfeld statt, das durch hohe Inflationsraten, steigende Zinsen, nur geringfügig steigende oder gar fallende Immobilienpreise und nur moderat steigende Aktienkurse gekennzeichnet war.

Die Vermögensbestände, gemessen als durchschnittliches Nettovermögen pro Haushalt, haben sich, nach einem deutlichen Anstieg zwischen 2017 und 2021, zwischen 2021 und 2023 nominal nur leicht erhöht. 1 Im Mittel verfügten die Haushalte in Deutschland im Jahr 2023 über ein Nettovermögen von rund 324 800 € und damit etwa 3 % mehr als noch 2021 (316 500 €). Inflationsbereinigt ergibt sich ein Rückgang von 268 700 € auf 239 200 €. 2 Auch der Median der Nettovermögen, der die Mitte der Vermögensverteilung markiert und die Haushalte in eine vermögensärmere und vermögensreichere Hälfte teilt, ging inflationsbereinigt deutlich von 90 500 € im Jahr 2021 auf 76 000 € im Jahr 2023 zurück. Nominal verringerte er sich um etwa 3 400 € auf 103 200 €. 

Auf längere Sicht gesehen sind die Nettovermögen der privaten Haushalte sowohl nominal als auch inflationsbereinigt gestiegen. Der Mittelwert erhöhte sich zwischen 2017, der letzten Befragung vor der Corona-Pandemie, und 2023 nominal um 40 % und inflationsbereinigt um 13 %. Der Median der Nettovermögen stieg im gleichen Zeitraum nominal um 46 % und inflationsbereinigt um 18 %.

Mittelwert und Median der Nettovermögensverteilung der privaten Haushalte in Deutschland
Mittelwert und Median der Nettovermögensverteilung der privaten Haushalte in Deutschland
Exkurs

Vermögenskonzept der PHF-Studie

Ziel der PHF-Studie ist es, das Vermögen der privaten Haushalte in Deutschland im Detail zu erfassen und darzustellen. 1 Das Vermögenskonzept der PHF-Studie sieht daher vor, sowohl Aktiva als auch Passiva der Haushaltsbilanz zu erheben. Die Aktivseite (Bruttovermögen) besteht dabei aus Sach- und Finanzvermögen. Auf der Passivseite stehen den Vermögenswerten Verbindlichkeiten gegenüber, das heißt mit Immobilien besicherte und unbesicherte Kredite. Als Differenz aus Bruttovermögen und Verschuldung ergibt sich das Nettovermögen. 

Der Detailgrad der im PHF erfassten Vermögensarten geht über den anderer Studien zum Thema Vermögen hinaus. Beispielsweise wird im Sachvermögen neben Immobilien- und Unternehmensbesitz auch der Wert von Fahrzeugen, Sammlungen oder Schmuck erfasst. Auch das Finanzvermögen wird umfassend abgedeckt. Es setzt sich aus Guthaben bei Banken, Sparkassen und Bausparkassen, aus Wertpapieren, Beteiligungen und verwaltetem Vermögen zusammen. Zudem zählen die Guthaben bei privaten Renten- und Lebensversicherungen dazu. 2

Nicht eingerechnet werden etwaige in der Zukunft liegende Ansprüche auf eine gesetzliche Rente oder Pension. Aufgrund des in Deutschland existierenden Umlageverfahrens handelt es sich nur um Ansprüche, jedoch nicht um angespartes Vermögen. Mit einer Reihe von Annahmen über die Lebenserwartung, die Zinsentwicklung und das Renteneintrittsalter wäre es aber möglich, die künftigen Ansprüche für einzelne Arten von gesetzlicher Altersvorsorge in Vermögen umzurechnen (zu kapitalisieren). Derartige Simulationsrechnungen zeigen, dass die Vermögensungleichheit für das Vermögen inklusive der gesetzlichen Altersvorsorge geringer ist als ohne Einbeziehung. 3

Die Bewertung der Vermögensgegenstände nehmen die Haushalte selbst vor. Dies ist vor allem für Immobilien- und Unternehmensbesitz relevant. In beiden Fällen werden die Haushalte gefragt, welcher Preis für die Immobilie beziehungsweise das Unternehmen bei einem Verkauf zu erzielen wäre. 

In die Berechnung des gesamten Vermögens eines Haushalts fließen auch die Vermögensgegenstände im Ausland mit ein, soweit die Befragten dies angeben.

Vermögensbilanz eines Haushalts – Schematische Übersicht
Vermögensbilanz eines Haushalts – Schematische Übersicht

Die zu Beginn erwähnten Entwicklungen der Zinsen und Vermögenspreise zwischen 2021 und 2023 haben zu keinen substanziellen Veränderungen hinsichtlich der Vermögensverteilung geführt. Für die relativen Ungleichheitsmaße lässt sich kein klarer Trend erkennen. 3 Der Anteil, den die vermögendsten 10 % der Haushalte am gesamten Nettovermögen besitzen, summierte sich für 2023 zum Beispiel auf über 50 % wie in allen anderen Erhebungsjahren seit 2010 auch. Mit 54 % lag der Wert leicht unter den Werten für 2017 (55 %) und 2021 (56 %). 4

Anteil am gesamten Nettovermögen der privaten Haushalte
Anteil am gesamten Nettovermögen der privaten Haushalte

Das Verhältnis aus Mittelwert und Median, ein weiteres Maß für die Ungleichheit, ist gegenüber 2021 geringfügig von 3,0 auf nun 3,1 gestiegen. Auch andere Kennzahlen, die bestimmte Teile der Vermögensverteilung ins Verhältnis setzen, sind angestiegen. So erhöhte sich das Verhältnis aus der Grenze ab der ein Haushalt zu den vermögendsten 10 % der Haushalte in Deutschland zu rechnen ist (sogenanntes „neunzigstes Perzentil“) und dem Median von 6,8 auf 7,6. Das Verhältnis lag 2023 damit aber leicht unter dem Niveau von vor der Corona-Pandemie (2017: 7,8). Je höher dieser Wert ist, desto stärker müsste das Nettovermögen des Haushalts in der Mitte der Verteilung ansteigen, damit dieser zu den 10 % der vermögendsten Haushalte gehört. 

Ein klassisches Maß für die Ungleichheit, der sogenannte „Gini-Koeffizient“, blieb für das Nettovermögen hingegen nahezu konstant bei 72,4 % (2021: 72,8 %). 5 Ein Vergleich der relativen Ungleichheitsmaße mit denen anderer Länder aus dem Euroraum zeigt, dass Deutschland weiterhin durch eine im internationalen Vergleich hohe Vermögensungleichheit gekennzeichnet ist. In Spanien lagen 2022 etwa der Gini-Koeffizient bei 69 % und das Verhältnis aus Median und Mittelwert bei 2,2. 6 Für Italien ergaben sich im Jahr 2022 ein Gini-Koeffizient von 66 % und ein Verhältnis von Mittelwert zu Median von 1,9. 7

Tabelle 2.1: Indikatoren zur Verteilung der Nettovermögen
Position20102014201720212023
Mittelwert/Median

3,8

3,6

3,3

3,0

3,1

P90/Median

8,6

7,7

7,8

6,8

7,6

Gini-Koeffizient

75,8

76,2

73,9

72,8

72,4

Anteil vermögendste 10 % am gesamten Nettovermögen in %

59

60

55

56

54

Interquartilsabstand in € (nominal)

203 000

221 000

262 000

338 000

390 000

Interquartilsabstand in € (in Preisen von 2010)

203 000

207 000

238 000

287 000

287 000

Abstand zwischen P90 und P10 in € (nominal)

442 000

468 000

555 000

725 000

779 000

Abstand zwischen P90 und P10 in € (in Preisen von 2010)

442 000

437 000

504 000

615 000

574 000

Quellen: PHF 2010/11, PHF 2014, PHF 2017, PHF 2021, PHF 2023.
Exkurs

Ansprüche an die gesetzlichen Rentensysteme als zusätzliche Vermögenskomponente

Das Vermögenskonzept der PHF-Studie enthält keine etwaigen in der Zukunft liegenden Ansprüche auf eine gesetzliche Rente oder Pension. 1 Ein Grund hierfür ist, dass diese Ansprüche einen anderen Charakter haben als Sach- oder Finanzvermögen, die im PHF zum Vermögen gezählt werden. Da es sich um Ansprüche und nicht um Vermögensbestände handelt, sind sie illiquide und lassen sich in der Regel nicht beleihen. Während die Befragten den Wert ihres Finanz- und Sachvermögens direkt angeben können, können sie in der Regel zwar Auskunft zu ihren gesetzlichen Renten geben, zum Beispiel hinsichtlich der Beitragsjahre, der Art der Versicherung oder der (laut Renteninformation) prognostizierten Altersrente. Den Wert des Anspruchs insgesamt können sie aber nicht benennen. Um die Ansprüche an gesetzliche Rentenversicherungen dem im PHF erfassten Vermögen hinzurechnen zu können, müsste folglich deren Wert zunächst ermittelt werden, das heißt, der zukünftige Einkommensstrom aus Renten und Pensionen müsste kapitalisiert werden. Dafür ist eine Reihe von Annahmen, zum Beispiel zur Lebenserwartung, der Zinsentwicklung und dem Renteneintrittsalter erforderlich. In den PHF-Befragungen wird ein Teil der Informationen erhoben, die eine näherungsweise Bestimmung des Gegenwartswerts der Ansprüche erlauben, wie etwa die Art der gesetzlichen Altersvorsorge, auf die Anspruch besteht. 

Wie eine Hinzunahme der Ansprüche an gesetzliche Altersvorsorgesysteme zum Nettovermögen die Vermögensverteilung beeinflusst, lässt sich mit einer überschlägigen Simulationsrechnung illustrieren. Diese basiert unter anderem auf den folgenden Annahmen:

  1. Für die Abschätzung der Dauer, für die Renten bezogen werden, spielt die Lebenserwartung eine wichtige Rolle. Die Lebenserwartung entspricht den vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Sterbetafeln. Unterschiede hinsichtlich der Lebenserwartung von Frauen und Männern werden berücksichtigt.

  2. Der unterstellte Zinssatz für die Abzinsung der zukünftigen Ansprüche beträgt 2 %, wie in Bönke et al. (2020).

  3. Für Personen, die noch keine Renten beziehen, beginnt der Rentenbezug mit dem Erreichen der Regelaltersgrenze. 

  4. Witwenrenten werden nicht berücksichtigt. Zu dieser Rentenart fehlen im PHF ausreichend Informationen, um diese adäquat berücksichtigen zu können.

Die Simulationsrechnungen zeigen wie andere ähnliche Studien auch, 2 dass das Einbeziehen der Ansprüche die Vermögensungleichheit verringert. Der Gini-Koeffizient für das um die kapitalisierten Ansprüche ergänzte Nettovermögen liegt in der überschlägigen Simulation bei rund 58 % im Vergleich zu circa 72 % für das Vermögen ohne die Ansprüche. Der Anteil des gesamten ergänzten Vermögens, der auf die vermögendsten 10 % der Haushalte entfällt, liegt bei 39 %. Zum Vergleich: Für das nicht angepasste Nettovermögen ergibt sich ein Anteil von rund 54 %. Entsprechend steigt der Anteil, der auf die untere Hälfte der Nettovermögensverteilung entfällt, von rund 3 % auf gut 10 %. 3

Das Einbeziehen der Ansprüche an das gesetzliche Alterssicherungssystem mindert die Vermögensungleichheit vor allem deshalb, weil diese Ansprüche für Haushalte mit wenig Vermögen in Relation zum Finanz- und Sachvermögen bedeutender sind als für Haushalte mit hohem Vermögen. Bei den 10 % vermögensärmeren Haushalten sind zum Beispiel die durchschnittlichen ergänzten Nettovermögen positiv, während sie ohne die Rentenansprüche negativ ausfallen. 

Anteil der Ansprüche an gesetzliche Rentensysteme am gesamten ergänzten Nettovermögen
Anteil der Ansprüche an gesetzliche Rentensysteme am gesamten ergänzten Nettovermögen

Neben den relativen Ungleichheitsmaßen wird auch der absolute Abstand zwischen bestimmten Abschnitten einer Verteilung herangezogen, um die Ungleichheit zu beschreiben. 8 Nominal ist der Abstand zwischen dem vermögensärmeren Viertel der Nettovermögensverteilung und dem vermögenderen Viertel auf rund 390 000 € gestiegen (2021: 338 000 €). Berücksichtigt man allerdings die Inflation, hat sich der Abstand von 2021 bis 2023 inflationsbereinigt nicht vergrößert, sondern lag jeweils bei 287 000 €. Der Abstand zwischen den nach dem Nettovermögen vermögendsten 10 % der Haushalte und den 10 % vermögensärmsten Haushalten ging inflationsbereinigt sogar zurück. 9

Die Daten der PHF-Studie erlauben es nicht nur, die genannten Ungleichheitsmaße zu berechnen, sondern ermöglichen auch einen Blick auf die gesamte Verteilung. Auch hier ist die Unterscheidung zwischen nominalen und inflationsbereinigten Werten wichtig. 

Nominal sind die Werte, welche die Nettovermögensverteilung in zehn gleich große Abschnitte teilen (sogenannte „Dezile“), über fast die ganze Verteilung gestiegen, inflationsbereinigt ergibt sich aber jeweils ein merklicher Rückgang. Der Median reduzierte sich 2023, wie oben bereits erwähnt, auf nominal 103 200 € beziehungsweise 76 000 € in Preisen von 2010. Wie in den Vorwellen war der größte absolute Anstieg nominal bei der Grenze zwischen den 10 % der vermögendsten Haushalte und dem Rest der Nettovermögensverteilung zu beobachten (+ 7 %). In Preisen von 2010 ausgedrückt reduzierte er sich dagegen um rund 7 %. Ein genauerer Blick auf die Haushalte mit einem Nettovermögen unterhalb des Medians zeigt, dass sich lediglich die Grenze zwischen den vermögensärmeren 10 % der Verteilung und dem Rest der Verteilung nominal geringfügig reduzierte. 10 Sie liegt mit 800 € aber weiterhin deutlich über dem Wert von 2017 (100 €).

Verteilung der Nettovermögen der privaten Haushalte in Deutschland
Verteilung der Nettovermögen der privaten Haushalte in Deutschland
Exkurs

Methodik der PHF-Studie 2023

Die fünfte PHF-Befragung wurde zwischen Mai 2023 und Februar 2024 durchgeführt und ist mit den Vorwellen vergleichbar. Wie bei den Erhebungen in den Jahren 2010/11, 2014 und 2017 konnte auch 2023 das Haushaltsinterview vor Ort bei den Befragten durchgeführt werden (Face-to-Face). Für die Erhebung 2021 waren aufgrund von Kontaktbeschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie auch telefonische Haushaltsinterviews möglich. Gegenüber den Vorwellen wurde der Fragebogen kaum angepasst, und die Befragung ist daher sowohl in den Fragen als auch konzeptionell mit vorangehenden Erhebungen vergleichbar.

Um eine ausreichend große Zahl von Interviews zu realisieren, wurde der Zeitraum, in dem Interviews möglich waren, verlängert. Die ursprünglich für Mai bis Oktober 2023 vorgesehene Umfrage fand schließlich zwischen Mai 2023 und Mitte Februar 2024 statt. Trotz der Verlängerung der Feldphase blieben die Fallzahlen hinter den Erwartungen zurück. Es gelang erneut nur bedingt, neue, bisher noch nicht interviewte Haushalte in die Befragung einzubeziehen. Die realisierte Stichprobe besteht daher für das Jahr 2023 zu 78 % aus bereits in mindestens einer der Befragungen 2010/11, 2014, 2017 oder 2021 teilnehmenden Haushalten. Dies ist ein ähnlich hoher Wert wie während der Corona-Pandemie, als es aufgrund von Kontaktbeschränkungen schwierig war, neue Haushalte persönlich auf die Studie anzusprechen. In den Wellen vor der Pandemie lag der Anteil der mehrmalig befragten Haushalte mit rund zwei Dritteln deutlich niedriger. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Zusammensetzung der realisierten Stichproben in den einzelnen Jahren und die Teilnahmequoten einzelner Gruppen.

Tabelle 2.2: Zusammensetzung der realisierten Stichproben nach Befragungswellen
GruppeAnzahl Teilnehmer
2010/112014201720212023
Haushalte (insgesamt)

3 565

4 461

4 942

4 119

3 985

Personen ab 16 Jahren (insgesamt) 1)

6 661

8 349

9 165

6 852

6 621

Wiederholt befragte Haushalte 
(„Panel“- und „Split“-Haushalte)

2 191

3 335

3 434

3 112

Erstmalig befragte Haushalte 
(„Refresher“)

2 270

1 607

685

873

Teilnahmequoten in % 2)
Insgesamt

17,3

27,9

30,8

25,9

27,7

„Panel“- und „Split“-Haushalte

68,4

66,6

56,8

56,8

„Refresher“

17,7

14,5

6,9

10,0

1 Die angegebenen Werte entsprechen der Zahl der realisierten Personeninterviews. Da nicht in allen Haushalten auch alle Personen zu einem Interview bereitstehen, ist die Zahl der Haushaltsmitglieder höher. 2 Anteil realisierter und auswertbarer Interviews an der Brutto-Stichprobe.

Wie für die Befragung 2021 kam auch im Jahr 2023 wieder ein Stichprobenkonzept zum Einsatz, bei dem Haushalte mit Wohnsitz in den östlichen Bundesländern in der gezogenen Stichprobe (brutto) überrepräsentiert wurden (sogenanntes Oversampling). Dafür fiel das Oversampling vermögender Haushalte geringer aus als in den Wellen bis 2017. 1 Dies bedeutet allerdings nicht, dass nur noch wenige vermögende Haushalte in der realisierten Stichprobe enthalten wären. In der Gruppe der mehrfach befragten Haushalte war der Anteil der vermögenden an allen Haushalten im Zeitablauf immer weiter gestiegen, sodass ein erneutes starkes Oversampling vermögender Haushalte für die vierte und fünfte Welle verzichtbar erschien. Die höheren Ziehungswahrscheinlichkeiten für vermögende Haushalte und Haushalte in Ostdeutschland in den aktuellen Wellen und für vermögende Haushalte in den Wellen 2010/11, 2014 und 2017 wurden in der Gewichtung berücksichtigt. Die dargestellten Ergebnisse können daher als repräsentativ für die privaten Haushalte in Deutschland gelten. 

Hinsichtlich anderer methodischer Aspekte gab es keine Anpassungen. Zur Grundgesamtheit gehörten auch im Jahr 2023 wieder private Haushalte mit mindestens einer Person ab 18 Jahren, aber keine Haushalte in Gemeinschaftsunterkünften (zum Beispiel Seniorenheime, Studentenwohnheime und Flüchtlingsheime) oder Anstaltshaushalte (zum Beispiel Klöster oder Gefängnisse). Die Adressen der erstmalig angeschriebenen Haushalte wurden erneut nach einem Zufallsverfahren aus den Registern der Einwohnermeldeämter gezogen. Die Daten wurden mithilfe von elektronischen Fragebögen erhoben. Die knapp 250 geschulten Interviewer benötigten im Durchschnitt etwas mehr als eine Stunde, um ein Interview abzuschließen. Weitere Informationen zur Methodik und den Hintergründen der PHF-Studie sind unter bundesbank.de/phf verfügbar.

Die durchschnittlichen Vermögensbestände in unterschiedlichen Abschnitten der Nettovermögensverteilung entwickelten sich heterogen. Während die durchschnittlichen Vermögen sowohl nominal als auch inflationsbereinigt für Haushalte mit Nettovermögen unterhalb des Medians gesunken sind, 11 sind sie in der Mitte nominal gestiegen und im oberen Bereich nahezu konstant geblieben. Inflationsbereinigt ergibt sich über die gesamte Verteilung ein Rückgang. Für die geringe Dynamik und die leicht rückläufigen Nettovermögen (circa - 1 %) am oberen Rand der Verteilung dürfte der beobachtete Rückgang bei den Unternehmenswerten gepaart mit nur leicht gestiegenen Aktienkursen und rückläufigen Immobilienpreisen für Bestandsimmobilien von Bedeutung sein. Diese drei Vermögensgegenstände sind tendenziell eher bei vermögenderen Haushalten zu finden. 

Bei der Interpretation der Entwicklung am oberen Rand der Vermögensverteilung spielt auch die Untererfassung der sehr vermögenden Haushalte in den PHF-Befragungen eine Rolle. Haushalte mit sehr großen Vermögen, die unterschiedlich stark in den einzelnen Erhebungswellen vertreten sind, können den gemessenen Mittelwert für die vermögendsten Haushalte auch nach Gewichtung beeinflussen. Laut der verteilungsbasierten Vermögensbilanz der Bundesbank, die versucht diese Untererfassung auszugleichen, ergibt sich für das oberste Dezil der Nettovermögensverteilung ein Zuwachs der Nettovermögen von rund 12 % 12 zwischen 2021 und 2023. Inflationsbereinigt würden aber auch hier die Nettovermögen in diesem Zeitraum noch geringfügig sinken. 

Veränderung der durchschnittlichen Nettovermögen zwischen 2021 und 2023
Veränderung der durchschnittlichen Nettovermögen zwischen 2021 und 2023
Exkurs

Eine verteilungsbasierte Vermögensbilanz

Einzeldaten und gesamtwirtschaftliche Statistiken offenbaren Datenlücken bei der Betrachtung der Vermögenssituation der privaten Haushalte in Deutschland. Mit Blick auf die Vermögenssituation der privaten Haushalte in Deutschland gibt es zwei zentrale Statistiken der Bundesbank, die entsprechende Informationen bereitstellen: Zum einen gibt es die Haushaltsbefragung „Private Haushalte und ihre Finanzen“ (PHF) mit detaillierten Informationen zur individuellen Vermögens- und Schuldensituation der befragten Haushalte. Zum anderen gibt es die gesamtwirtschaftliche Vermögensbilanz, die im Rahmen einer Vollerhebung aggregierte Informationen zur Vermögenshöhe und zur Vermögensstruktur des Haushaltssektors bereitstellt. Obwohl beide Statistiken die Vermögenssituation der Haushalte beschreiben, existiert eine erhebliche Lücke in der Vermögenserfassung zwischen den aggregierten und hochgerechneten Einzelangaben der PHF-Studie und den gesamtwirtschaftlichen Angaben. Um die aufgedeckten Datenlücken so gut wie möglich zu schließen, beschäftigen sich seit dem Jahr 2015 Expertinnen und Experten des Europäischen Systems der Zentralbanken in verschiedenen Arbeitsgruppen damit, die Angaben der Haushaltsbefragungen innerhalb eines konsistenten Analyserahmens sinnvoll mit den gesamtwirtschaftlichen Vermögensbilanzen des Haushaltssektors zu kombinieren. 1

Ein angepasstes Vermögenskonzept ist notwendig, um konzeptionelle und definitorische Unterschiede zwischen der Vermögensbefragung und der gesamtwirtschaftlichen Vermögensbilanz angemessen zu berücksichtigen. Ein Faktor zur Erklärung der abweichenden Vermögenssituation zwischen beiden Statistiken betrifft zum einen konzeptionelle und methodische Unterschiede. Hierzu zählen Unterschiede in der Abgrenzung der Bevölkerungsdefinition oder Abweichungen in den Zeitpunkten der Vermögenserfassung. Aber auch unterschiedliche Bewertungskonzepte der beiden Statistiken können entscheidend sein. 2 Zum anderen spielen abweichende Definitionen einzelner Anlageformen und Verbindlichkeiten eine Rolle. Um diesen Unterschieden insgesamt Rechnung zu tragen, erfasst die verteilungsbasierte Vermögensbilanz nur jene Vermögenskomponenten, die eine hinreichend hohe Vergleichbarkeit zwischen den beiden Statistiken aufweisen. 3 Letztlich resultiert aus dieser Betrachtungsweise eine Vermögensabgrenzung, die – gemessen an der gesamtwirtschaftlichen Vermögensbilanz des Haushaltssektors – das ausstehende Gesamtvermögen zu etwa 90 % abdeckt.

Trotz eines angepassten Vermögenskonzeptes verbleibt beim Nettovermögen eine nicht unerhebliche Lücke zwischen dem Aggregat der Haushaltsbefragung und der korrespondierenden Angabe der gesamtwirtschaftlichen Vermögensbilanz. Im Durchschnitt liegt das in der Haushaltsbefragung erfasste Nettovermögen über die ersten vier Befragungswellen des PHF um etwa 2 000 Mrd € (20 %) unterhalb des Niveaus der gesamtwirtschaftlichen Vermögensbilanz. 4 Ein wesentlicher Faktor hierbei ist, dass die PHF-Studie sehr vermögende Haushalte nur unzureichend erfasst. Während die gesamtwirtschaftliche Vermögensbilanz im Rahmen einer Vollerhebung aggregierte Informationen zu Vermögenshöhe und -struktur des Haushaltssektors bereitstellt, sind die sehr reichen Haushalte in den realisierten Stichproben der Vermögensbefragung typischerweise nicht hinreichend repräsentiert. 5

Die verteilungsbasierte Vermögensbilanz verknüpft Einzeldaten mit gesamtwirtschaftlichen Statistiken. Ein zentraler Baustein bei der Erstellung der verteilungsbasierten Vermögensbilanz ist es, dem ursprünglichen Datensatz der Haushaltsbefragung die fehlenden sehr vermögenden Haushalte mithilfe einer sogenannten Reichenliste hinzuzufügen. Die Beobachtungen aus dieser Liste zum Nettovermögen ergänzen den PHF-Datensatz. Da diese Angaben lediglich das obere Ende der Nettovermögensverteilung berücksichtigen, werden zusätzlich weitere synthetische vermögende Haushalte geschätzt, die dann ebenfalls den ursprünglichen PHF-Datensatz ergänzen. Diese synthetischen Haushalte weisen ein Nettovermögen auf, das zwischen den Mitgliedern der Reichenliste und den reichsten in der Vermögensbefragung erfassten Haushalten liegt. 6 Der aus den Anpassungen insgesamt resultierende Datensatz bietet schließlich wertvolle Informationen aus der Kombination beider Statistiken: Er berücksichtigt die Verteilungsinformationen aus der Vermögensbefragung auf Ebene der einzelnen Haushalte sowie die vierteljährliche Dynamik und die Niveauangaben der gesamtwirtschaftlichen Vermögensbilanzen für den Zeitraum seit 2011. Dabei ordnet die verteilungsbasierte Vermögensbilanz Haushalte nach der Höhe ihres Nettovermögens und schlüsselt für diese jeweils die Bestandsangaben folgender Anlageformen und Verbindlichkeiten auf: Einlagen, Schuldverschreibungen, börsennotierte Aktien, Anteile an Investmentfonds, Versicherungsansprüche, finanzielles und nichtfinanzielles Betriebsvermögen, Immobilien sowie Verbindlichkeiten in Form von Wohnungsbaukrediten und übrigen Krediten. Zudem wird schließlich das Nettovermögen eines Haushalts als Differenz zwischen der Summe aller Anlageformen und den Verbindlichkeiten abgebildet. Zu beachten ist dabei insbesondere, dass Ansprüche an gesetzliche Alterssicherungssysteme unberücksichtigt im Standardansatz bleiben. Diese Vermögensformen werden bis dato weder in der Finanzierungsrechnung noch in der Vermögensbefragung umfassend abgebildet.

Anteile am gesamten Nettovermögen
Anteile am gesamten Nettovermögen

Die verteilungsbasierte Vermögensbilanz des Haushaltssektors verdeutlicht eine insgesamt hohe Vermögensungleichheit in Deutschland. Über die Laufzeit des Datensatzes, das heißt ab 2011, hielten die obersten 10 % der Vermögensverteilung im Schnitt mehr als 60 % des gesamten Nettovermögens der Haushalte in Deutschland. Im gleichen Zeitraum entfiel auf die vermögensärmere Hälfte der Vermögensverteilung mit durchschnittlich 2,1 % ein äußerst geringer Anteil. Allerdings verschob sich im Beobachtungszeitraum die Verteilung leicht zugunsten der vermögensärmeren Haushalte. Der Anteil der vermögensärmeren 50 % der Haushalte am gesamten Nettovermögen stieg von etwa 2 % im Jahr 2011 auf mehr als 2,4 % im Jahr 2023. 7 Ebenso deutet der zeitliche Verlauf des Gini-Koeffizienten – ein Maß für die Ungleichverteilung der Nettovermögen – auf einen leichten Rückgang insbesondere seit dem Jahr 2014 hin.

Auch im internationalen Vergleich bleibt die Vermögensungleichheit in Deutschland recht hoch. Gemäß der verteilungsbasierten Vermögensbilanz für den Euroraum bewegen sich die Gini-Koeffizienten der einzelnen Mitgliedsländer in einem Bereich von 57 % bis 77 %. Dabei rangiert Deutschland mit einem Wert von gut 76 % am oberen Rand (siehe Schaubild 2.8). Bei einem Ländervergleich ist allerdings zu beachten, dass das zugrunde liegende Vermögenskonzept der verteilungsbasierten Vermögensbilanz die Ansprüche an gesetzliche Alterssicherungssysteme nicht berücksichtigt. Entsprechende Berechnungen für Deutschland zeigen, dass die Nettovermögensungleichheit bei Berücksichtigung der gesetzlichen Altersvorsorge deutlich geringer ausfällt als ohne Einbeziehung. 8

Vermögensungleichheiten in Deutschland und im Euroraum
Vermögensungleichheiten in Deutschland und im Euroraum

Der Rückgang der durchschnittlichen Nettovermögensbestände im unteren Bereich der Verteilung ist unter anderem auf einen Anstieg der ausstehenden Beträge für Hypothekenkredite zurückzuführen, denen keine entsprechend hohen Immobilienwerte gegenüberstehen. 13 Hierfür könnten teilweise die rückläufigen Immobilienpreise für Bestandsimmobilien verantwortlich sein. Betrachtet man nur den Bestand an Finanzvermögen abzüglich unbesicherter Kredite, zeigen sich für die Gruppe der 20 % vermögensärmeren Haushalte kaum Unterschiede zwischen 2021 und 2023. 14 Die während der Corona-Pandemie auch von vermögensärmeren Haushalten aufgebauten zusätzlichen Sparguthaben 15 scheinen noch nicht vollständig aufgebraucht worden zu sein, und auch die ausstehenden Beträge an unbesicherten Krediten sind bei den vermögensärmeren Haushalten nur leicht gestiegen. 16

Tabelle 2.3: Vermögensbestände und Verschuldung – 20 % vermögensärmere Haushalte, nominal
Position201720212023
Prävalenzrate
in %
Mittelwert (bedingt)
in €
Prävalenzrate 
in %
Mittelwert (bedingt)
in €
Prävalenzrate 
in %
Mittelwert (bedingt)
in €
Nettovermögen

100

- 6 800

100

- 3 100

100

- 10 700

Finanzvermögen

98

2 700

99

3 400

99

3 200

Spar- und Girokonten

98

1 300

98

2 200

99

1 800

Sachvermögen

45

15 500

49

17 700

55

22 200

Selbstgenutzter Immobilienbesitz

4

105 500

2

109 400

3

221 500

Verschuldung

54

29 700

54

28 000

47

55 700

Mit dem Hauptwohnsitz besicherte Kredite

3

147 900

3

283 900

Unbesicherte Kredite

53

11 300

52

10 400

45

13 400

Quellen: PHF 2017, PHF 2021, PHF 2023.
Exkurs

Vermögensmobilität

Neben der Vermögensverteilung zu einem bestimmten Zeitpunkt ist auch der Grad der Mobilität von Haushalten innerhalb der Verteilung über die Zeit – die sogenannte „Vermögensmobilität“ – ein wichtiger Aspekt für die Analyse der finanziellen Situation privater Haushalte. Die Vermögensmobilität gibt Aufschluss darüber, inwiefern Haushalte sich im Zeitablauf in der Vermögensverteilung nach oben oder unten bewegen, das heißt auch, wie stark sich die Zusammensetzung der Haushaltstypen in den einzelnen Abschnitten der Verteilung über die Zeit verändert. Veränderungen der Position innerhalb der Verteilung über den Lebenszyklus können unter anderem durch Faktoren wie Bildungsentscheidungen, das Arbeitseinkommen, unternehmerische Aktivitäten und Änderungen in der Haushaltszusammensetzung beeinflusst sein (siehe hierzu auch Schaubild 2.13).

Die folgende Analyse der Vermögensmobilität basiert auf Haushalten, deren Referenzperson in der ersten Befragungswelle in den Jahren 2010/2011 zwischen 20 und 69 Jahre alt war. Die Haushalte werden, basierend auf dem Alter der Referenzperson in der ersten Welle, in Zehn-Jahres-Kohorten eingruppiert (Alter 20 bis 29, 30 bis 39, 40 bis 49, 50 bis 59, 60 bis 69). Anschließend wird die relative Vermögensposition der Haushalte innerhalb dieser Alterskohorten in den jeweiligen Wellen, das heißt die altersspezifische Vermögensposition, berechnet. Damit wird für den natürlichen Lebenszyklus kontrolliert, also den Effekt, dass jüngere Haushalte im Durchschnitt von einem niedrigen Niveau starten und danach einen Anstieg ihres Vermögens verzeichnen. 

Vermögensmobilität lässt sich mit verschiedenen Methoden messen. Ein Ansatz ist es, abhängig von der Position eines Haushalts in der Nettovermögensverteilung in einem Basisjahr (2010/11) dessen Übergangswahrscheinlichkeiten in andere Positionen zu einem späteren Zeitpunkt (2023) zu bestimmen. Dafür wird die altersspezifische Vermögensverteilung für die beiden Jahre in fünf gleich große Abschnitte unterteilt, die jeweils 20 % der Haushalte enthalten (sogenannte Quintile). Bei dieser Analyse werden nur solche Haushalte einbezogen, die sowohl 2010/11 als auch 2023 an der Befragung teilgenommen haben. Nur für diese Haushalte ist es möglich, die Position in der Vermögensverteilung im Zeitablauf nachzuvollziehen.

Haushalte in Vermögensquintilen: Übergänge zwischen den Befragungen 2010/11 und 2023
Haushalte in Vermögensquintilen: Übergänge zwischen den Befragungen 2010/11 und 2023

Der Großteil der Mobilität findet in der Mitte der Vermögensverteilung statt. 1 Das Schaubild 2.9 zeigt den Anteil der Haushalte, die von einem bestimmten Vermögensquintil in der Befragung 2010/11 (x-Achse) nach zwölf Jahren in einen anderen Abschnitt gewechselt oder im selbigen verblieben sind (y-Achse). Für alle Ausgangsquintile 2010/11 ist die Wahrscheinlichkeit für Haushalte im gleichen Quintil zu bleiben, größer als für den Wechsel in ein spezifisches anderes Quintil. Gleichzeitig lassen sich aber auch Unterschiede entlang der Vermögensverteilung beobachten. Während für das oberste und das unterste Quintil 2010/11 die Wahrscheinlichkeit, in diesem Quintil zu verharren, bei über 50 % liegt, ist die Mobilität für Haushalte in der Mitte der Vermögensverteilung höher. Für diese Haushalte ist es also wahrscheinlicher, dass sie in der Vermögensverteilung auf- oder absteigen, als dass sie in ihrem ursprünglichen Quintil verbleiben. Zudem sind entlang der gesamten Verteilung Wechsel in Nachbarquintile deutlich häufiger zu beobachten als Sprünge in Quintile, die weiter entfernt sind, obwohl mehr als zehn Jahre zwischen den beiden Zeitpunkten liegen. Besonders gering ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Haushalt aus den untersten 40 % der Verteilung in die obersten 20 % wechselt oder andersherum einen Wechsel aus den obersten 40 % in die untersten 20 % erlebt. 

Vermögensmobilität nach Altersgruppen: Rank-Rank-Korrelation
Vermögensmobilität nach Altersgruppen: Rank-Rank-Korrelation

Eine weitere gängige Methode zur Messung der Mobilität ist, die Vermögensposition der Haushalte in den Wellen eins bis fünf des PHF zu berechnen und dann die Korrelation der altersspezifischen Vermögensposition der Haushalte zwischen den einzelnen Wellen zu ermitteln („Rank-Rank-Korrelation“). Eine Korrelation von null bedeutet, dass das Vermögen der letzten Welle für das heutige Vermögen keine Rolle spielt (perfekte Mobilität). Ein Wert von eins dagegen bedeutet, dass es keine Veränderungen in den Vermögenspositionen gab (vollständige Immobilität – dies entspricht der 45-Grad-Linie im Schaubild 2.10). Das Schaubild fasst alle fünf Wellen zusammen und differenziert nach Altersgruppen. Es zeigt sich, dass die Vermögensmobilität für die jüngste Altersgruppe (20 bis 29 Jahre) am höchsten ist (die Gerade ist am flachsten) und die Mobilität dann mit dem Alter abnimmt (die Geraden nähern sich der 45-Grad-Linie an). Neben der Betrachtung der Mobilität über den Lebenszyklus ermöglicht es die Datenverfügbarkeit von inzwischen fünf Wellen, die Vermögensmobilität über die Zeit zu analysieren. Dafür werden die Daten nach Befragungswellen differenziert. Die Auswertung zeigt, dass die Mobilität über die Zeit stabil geblieben ist. Für die Zeiträume 2010/11 bis 2014, 2014 bis 2017, 2017 bis 2021 und 2021 bis 2023 ergibt sich jeweils eine Rank-Rank-Korrelation von 0,82.

2 Die Vermögen bestimmter Gruppen von Haushalten

Im vorherigen Abschnitt wurden die Entwicklungen für Haushalte in den einzelnen Abschnitten der Vermögensverteilung thematisiert. Die PHF-Daten ermöglichen zudem die Betrachtung der Vermögen für unterschiedliche Typen von Haushalten. 17

Aus den vergangenen Erhebungen ist bereits bekannt, dass Immobilien und Unternehmensbesitz ein guter Indikator für die Höhe des Vermögens eines Haushaltes sind. Dies ist auch weiterhin der Fall. Haushalte mit Immobilienbesitz haben deutlich höhere Nettovermögen als Mieterhaushalte und sind entsprechend häufiger ab der Mitte der Vermögensverteilung zu finden. Dies gilt für Haushalte, die noch Hypothekenkredite bedienen, und für solche, die diese bereits abbezahlt haben. 18

Anteil der Eigentümer- und Mieterhaushalte nach dem Nettovermögen
Anteil der Eigentümer- und Mieterhaushalte nach dem Nettovermögen

Im Jahr 2023 lagen die Medianwerte für das Nettovermögen der Haushalte mit Immobilieneigentum deutlich höher als der Median für Mieterhaushalte. Für Immobilienbesitzer mit bereits abbezahlten Hypotheken ergibt sich im Median ein Nettovermögen von 450 200 €, für Haushalte mit Immobilieneigentum und noch nicht vollständig getilgten Hypothekenkrediten ein Nettovermögen (Median) von 379 900 €. Dieser Wert lag bei Mieterhaushalten hingegen bei 18 300 €. Alle Werte sind gegenüber 2021 nominal gestiegen. Besitzer von Unternehmen 19 verfügten ebenfalls über deutlich höhere Nettovermögen als Haushalte ohne Unternehmensbesitz. Im Mittel verfügten Haushalte mit Unternehmensbesitz über 1 Mio € an Nettovermögen, der Median lag bei rund 585 000 €. Ein Großteil des Vermögens dieser Haushalte geht auch direkt auf den Unternehmensbesitz zurück. 

Bei der Betrachtung der Aufgliederung der Haushalte nach nur einem Merkmal ist zu beachten, dass mit diesem Merkmal häufig auch andere für das Vermögen relevante Charakteristika verbunden sein können. So unterscheiden sich Eigentümer und Mieterhaushalte in der Regel nicht nur im Immobilienbesitz, sondern zum Beispiel auch hinsichtlich der Haushaltsgröße, dem Einkommen, dem Alter oder dem Familienstand. Dies ist auch zu beachten, wenn die Vermögen einzelner Regionen betrachtet werden. 

Nach wie vor lassen sich deutliche Unterschiede hinsichtlich des Nettovermögens zwischen den Bundesländern im Osten und im Westen erkennen. Aber auch innerhalb der westlichen Bundesländer gibt es merkliche Unterschiede. Obwohl die durchschnittlichen Vermögen im Osten zwischen 2021 und 2023 nominal im Vergleich zu den anderen Regionen besonders stark gestiegen sind, liegen sie auch 2023 mit 170 100 € noch deutlich unter den Werten für den Westen (364 900 €). Der Median bleibt mit 35 900 € ebenfalls deutlich unter dem Median für den Westen von 143 200 €. Die unterschiedlichen Eigentümerquoten bei Wohneigentum (West: 45 %, Ost: 29 %) spielen dabei sicherlich eine wichtige Rolle. Unter den westdeutschen Bundesländern sticht der Süden heraus. Für die Gruppe der Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Hessen liegt der Mittelwert der Nettovermögen bei 442 800 € und der Median bei 188 800 €. 

Nettovermögen der privaten Haushalte nach Regionen
Nettovermögen der privaten Haushalte nach Regionen

Die PHF-Befragung betrachtet das Vermögen eines Haushalts und nicht das Vermögen einer einzelnen Person innerhalb des Haushalts. Die Zusammensetzung des Haushaltes und seine Größe stehen daher in der Regel in einem engen Zusammenhang mit dem Vermögen des Haushalts. So sind etwa das durchschnittliche und das Median-Nettovermögen von Einpersonenhaushalten (221 800 €/37 700 €) deutlich geringer als das von Haushalten mit mehreren Personen. Betrachtet man die Mehrpersonenhaushalte etwas genauer, zeigt sich, dass Paarhaushalte mit und ohne Kinder ähnlich hohe Vermögen aufweisen (409 700 € ohne Kinder, 453 500 € mit Kindern). Im Vergleich zu Paarhaushalten und alleinlebenden Personen ist das Vermögen von Alleinerziehenden mit einem oder mehreren Kindern mit 96 900 € deutlich geringer.

Trotz der Fokussierung auf das Vermögen eines Haushalts in der PHF-Studie können auch Strukturen untersucht werden, die auf Merkmale von Personen bezogen sind. Um die Haushalte entsprechend zu klassifizieren wird dabei auf die Referenzperson abgestellt. Diese wird als die Person im Haushalt definiert, die das höchste Einkommen bezieht. 20

Eine Aufgliederung des Nettovermögens der Haushalte nach dem Alter der so definierten Referenzpersonen ergibt das typische Lebenszyklus-Muster:Das Vermögen baut sich mit den Jahren auf und nimmt dann im Alter wieder ab. Im Schaubild 2.13 wird auch der Zusammenhang mit dem Einkommen deutlich. In den Jahren, in denen die Mehrzahl der Personen erwerbstätig ist und die Einkommen tendenziell steigen, bauen sie Vermögen auf, das dann im Alter bei rückläufigen Einkommen verbraucht wird. Mit dem Alter verändern sich gegebenenfalls aber auch die Zusammensetzung der Haushalte und andere mit dem Vermögen korrelierte Haushaltsmerkmale.

Nettovermögen und Einkommen der privaten Haushalte nach dem Alter der Referenzperson
Nettovermögen und Einkommen der privaten Haushalte nach dem Alter der Referenzperson

Eine weitere Möglichkeit, die Nettovermögen aufzugliedern, ist die Betrachtung der Charakteristika der Haushalte in bestimmten Abschnitten der Vermögensverteilung. Exemplarisch ist diese für drei Abschnitte der Vermögensverteilung und für die Eigentümerquote, den Unternehmensbesitz, das Alter und Geschlecht der Referenzpersonen in der folgenden Tabelle dargestellt. Hier zeigt sich eine hohe Stabilität der Strukturen im Zeitverlauf. Wie oben erwähnt, korreliert hohes Vermögen in allen Jahren stark mit Immobilien- und Unternehmensbesitz. Zudem leben ältere Referenzpersonen eher in Haushalten mit hohem Vermögen. Mit zunehmenden Vermögen sinkt der Anteil der Haushalte, für die Frauen Referenzpersonen sind, also die Personen mit dem höchsten Einkommen im Haushalt. 

Tabelle 2.4: Ausgewählte Merkmale von Haushalten in unterschiedlichen Teilen der Nettovermögensverteilung
GruppeAnteil Immobilienbesitzer in %Anteil Unternehmer in %
2010201420172021202320102014201720212023
Untere 20 %

4

6

4

2

3

1

2

2

1

3

Mittlere 60 %

42

42

42

42

38

7

7

7

6

5

Obere 20 %

92

88

90

93

91

23

24

22

22

22

Gesamt

44

44

44

45

42

9

9

9

8

8

GruppeAlter der Referenzperson in Jahren (Mittelwert)Anteil weiblicher Referenzpersonen in %
2010201420172021202320102014201720212023
Untere 20 %

45

48

47

49

47

46

46

47

47

43

Mittlere 60 %

53

53

53

53

54

33

35

34

37

35

Obere 20 %

59

59

59

60

59

23

28

24

27

25

Gesamt

53

53

53

54

54

34

36

35

37

35

Quellen: PHF 2010/11, PHF 2014, PHF 2017, PHF 2021, PHF 2023.

3 Struktur der Vermögen

Die Zusammensetzung des Nettovermögens in einzelnen Abschnitten der Vermögensverteilung kann die Entwicklung der Vermögen und Ungleichheitsmaße beeinflussen. Die Struktur des Vermögens und der Verschuldung ist für die Analyse der geldpolitischen Transmission und für Fragen aus dem Bereich Finanzstabilität von Bedeutung. Zudem weisen unterschiedliche Anlageformen unterschiedliche Renditen auf, die sich auf die Entwicklung der Vermögensbestände auswirken können.

Der Anteil der Haushalte, die bestimmte Anlageformen nutzen und Sachvermögen besitzen, verändert sich insgesamt nur langsam. Der leichte Trend hin zu mehr Wertpapierbesitz, der während der Corona-Pandemie zu beobachten war, setzte sich zwischen 2021 und 2023 fort. Der Anteil der Haushalte mit Aktienbesitz und der Anteil der Haushalte mit Fondsbesitz stieg jeweils um 3 Prozentpunkte, von 15 % auf 18 % für den Aktienbesitz 21 und von 21 % auf 24 % beim Fondsbesitz (ohne private Altersvorsorge). Gleichzeitig verringerte sich der Anteil der Haushalte, die Geld auf Sparkonten anlegen, von 71 % auf 67 %. Ebenfalls rückläufig ist der Anteil der Haushalte, die mindestens einen Vertrag zur privaten Altersvorsorge (inklusive kapitalbildender Lebensversicherungen) abgeschlossen haben (- 3 Prozentpunkte), aus dem sie noch keine Auszahlungen erhalten. Nach dem erneuten Rückgang liegt der Anteil mit 39 % nun etwa 8 Prozentpunkte unter dem Wert aus der ersten PHF-Erhebung 2010/11 (47 %). 22

Der Anteil an Eigentümern des Hauptwohnsitzes ist zwischen 2021 und 2023 von 45 % auf 42 % zurückgegangen. 23 Gleichzeitig sind der durchschnittliche Wert der Immobilien und der Medianwert nur geringfügig gestiegen. Die Eigentümerhaushalte haben den im Aggregat beobachteten Rückgang der Immobilienpreise für Bestandsimmobilien 24 in ihrer Einschätzung hinsichtlich des Wertes der eigenen Immobilie vermutlich noch nicht vollständig nachvollzogen. 

Tabelle 2.5: Portfoliostruktur der privaten Haushalte in Deutschland
PositionAnteile der Haushalte, in %Mittelwert (bedingt), in €Median (bedingt), in €
201020142017202120232010201420172021202320102014201720212023
Sachvermögen

80

81

83

83

84

218 600

229 500

232 800

323 400

323 200

89 200

90 900

106 900

135 300

147 700

darunter: Eigentum am Hauptwohnsitz

44

44

44

45

42

205 800

231 400

258 800

343 200

376 300

168 000

162 000

199 200

278 800

299 500

Fahrzeuge und Wertgegenstände

73

75

78

78

79

13 000

13 300

13 600

15 300

19 100

7 780

7 000

8 000

8 900

10 800

Betriebsvermögen

10

10

10

8

8

333 600

338 800

309 900

502 800

359 400

20 000

21 600

26 600

48 700

45 700

Finanzvermögen

99

99

99

100

100

47 400

54 200

56 800

77 900

87 400

17 100

16 450

16 900

25 900

27 400

darunter: Girokonten

99

99

99

99

100

3 400

4 300

7 100

12 700

12 200

1 200

1 100

1 800

3 000

3 000

Sparkonten (ohne private Altersvorsorge)

78

72

70

71

67

22 500

29 400

27 600

30 900

35 500

9 700

8 900

9 900

11 800

13 300

Private Altersvorsorge insgesamt (inklusive Lebensversicherungen)

47

46

43

42

39

27 200

28 300

33 200

42 100

44 500

11 400

13 500

15 400

20 000

20 300

Fondsanteile (ohne private Altersvorsorge)

17

13

16

21

24

29 000

39 800

37 500

44 600

58 000

10 000

14 800

12 900

15 900

19 300

Aktien

11

10

11

15

18

29 100

38 700

43 700

65 100

62 400

8 600

9 800

9 900

14 400

14 500

Verschuldung

47

45

45

41

39

56 900

57 000

65 200

72 400

83 600

12 620

15 200

19 800

17 800

19 700

Hypothekenschulden

21

20

21

18

18

110 200

111 100

125 100

148 400

166 100

80 000

76 400

81 000

84 500

93 600

Unbesicherte Kredite

35

33

33

29

26

9 600

9 500

10 800

11 300

12 700

3 170

3 500

4 900

5 500

6 000

Quellen: PHF 2010/11, PHF 2014, PHF 2017, PHF 2021, PHF 2023.

Schließlich fällt noch der deutliche Rückgang beim mittleren Betriebsvermögen auf. Das durchschnittliche Betriebsvermögen liegt nun nominal wieder in etwa auf dem Vor-Corona-Niveau. Es war zwischen 2017 und 2021 deutlich gestiegen. Der Rückgang des durchschnittlichen Betriebsvermögens zwischen 2021 und 2023 bremste die Entwicklung der Nettovermögen am oberen Rand der Verteilung und war überwiegend dafür verantwortlich, dass sich das Sachvermögen insgesamt nominal zwischen 2021 und 2023 nicht erhöhte, trotz des Anstiegs beim Immobilienvermögen. Der Median für das Betriebsvermögen blieb mit 45 700 € hingegen ähnlich hoch wie während der Pandemie und damit weiterhin deutlich höher als vor der Pandemie. 25

Das Finanzvermögen der Haushalte stieg nominal betrachtet sowohl im Mittel als auch im Median. Die zwischen 2017 und 2021 aufgelaufenen hohen Guthaben auf Girokonten wurden also noch nicht wieder vollständig abgebaut. Auch auf Sparkonten verblieben bei den Haushalten, die diese Anlageform nutzen, etwas höhere Guthaben, wenngleich der Anteil der Haushalte mit Sparkonten rückläufig war. Die seit 2021 deutlich gestiegen Zinsen könnten dazu einen Beitrag geleistet haben. Der Wert der Aktienportfolios der Haushalte hat sich nominal kaum merklich verringert, während die Haushalte im Mittel nominal höhere Guthaben bei Investmentfonds besitzen als noch 2021.

Wie bedeutend das Immobilienvermögen und der Unternehmensbesitz für die Entwicklung der Vermögensbestände in der oberen Hälfte der Vermögensverteilung sind, zeigen die folgenden beiden Abbildungen. Bewegt man sich entlang der Vermögensverteilung von den Haushalten mit geringeren Vermögen zu denen mit hohen Vermögen, steigt die Bedeutung des Immobilienbesitzes. Erst bei den 10 % vermögensreicheren Haushalten sind dann auch Betriebsvermögen für einen nennenswerten Teil des Nettovermögens verantwortlich. Für die Haushalte in der unteren Hälfte der Nettovermögensverteilung ist das Sachvermögen (ohne Immobilien) ebenfalls von Bedeutung, allerdings setzt sich dieses dort vor allem aus Fahrzeugen und Wertgegenständen zusammen und nicht aus Betriebsvermögen.

Zusammensetzung des Vermögens der privaten Haushalte nach seiner Höhe
Zusammensetzung des Vermögens der privaten Haushalte nach seiner Höhe
Zusammensetzung des Bruttovermögens der privaten Haushalte entlang der Nettovermögensverteilung
Zusammensetzung des Bruttovermögens der privaten Haushalte entlang der Nettovermögensverteilung

Entlang der Nettovermögensverteilung zeigen sich deutliche Unterschiede hinsichtlich des Anlageverhaltens. Bei den vermögensärmeren Haushalten dominieren Anlagen mit niedrigen Renditen und geringem Risiko wie Guthaben auf Spar- und Girokonten oder Festgeld. Zu diesen kommen dann mit zunehmenden Vermögen risikoreichere Anlageformen wie Wertpapiere und stille Beteiligungen an Unternehmen hinzu. Mit diesen lassen sich in der Regel höhere Renditen erzielen. Allerdings summiert sich der Wert an Wertpapieren und stillen Beteiligungen selbst bei den oberen 10 % der Haushalte auf nur etwa 43 % des gesamten Finanzvermögens. Generell legen die Haushalte in Deutschland also einen Großteil Ihres Finanzvermögens liquide und risikoarm an.

Exkurs

Inflation und Vermögen

Um abzuschätzen, wie stark Haushalte aufgrund ihrer Vermögens- und Verschuldungsstruktur von Inflation betroffen sein können, wird in der wissenschaftlichen Literatur häufig die sogenannte „Netto-Nominalposition“ herangezogen. 1  Dafür werden zunächst Guthaben auf Spar- und Girokonten sowie der Wert von Anleihen addiert und die ausstehenden Schulden abgezogen (direkte Nominalposition). Dieser Summe werden entsprechende Guthaben hinzugerechnet, die indirekt über Wertpapierbesitz gehalten werden (indirekte Nominalposition). Das Verhältnis aus Netto-Nominalposition und Nettovermögen (NNP/NV) dient dann als Maß für das „Inflationsrisiko“, dem sich die Haushalte gegenübersehen. 2 Dieses Vorgehen wird auch von Adam und Zhu (2016) verwendet, deren Ansatz für die erste PHF-Welle 2010/11 hier auf die Daten der Erhebung 2023 angewendet wird.

Insgesamt betrachtet zeigt sich für 2023, dass nur rund 9 % der Haushalte aufgrund ihrer Portfoliostrukturen keinem oder nur einem geringen Inflationsrisiko ausgesetzt sind. Ein geringes Inflationsrisiko wird unterstellt, wenn der Quotient (NNP/NV) zwischen - 0,05 und 0,05 liegt. Ungefähr 15 % der Haushalte weisen eine negative Netto-Nominalposition auf (NNP/NV kleiner als - 0,05) oder haben negative Nettovermögen, das heißt, sie würden potenziell von Inflation profitieren. Die Mehrzahl der Haushalte (76 %) verfügt hingegen über positive Netto-Nominalpositionen (NNP/NV größer als 0,05). Für rund 16 % aller Haushalte bestehen die Vermögenswerte im Jahr 2023 sogar nahezu ausschließlich aus Vermögenswerten, die einem Inflationsrisiko ausgesetzt sind (NNP/NV zwischen 0,95 und 1). 

Entlang der Vermögensverteilung zeigen sich Unterschiede hinsichtlich des Inflationsrisikos, das sich aus der Vermögensstruktur der Haushalte ergibt. Für Haushalte in der unteren Hälfte der Nettovermögensverteilung lässt sich im Jahr 2023 ein Anteil der Netto-Nominalposition am Nettovermögen von rund 25 % errechnen. Der Anteil ist damit höher als für Haushalte, die im fünften bis neunten Dezil angesiedelt sind (18 %). Das geringere Inflationsrisiko für letztgenannte Haushalte dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass ein großer Teil ihres Vermögens in Immobilien gebunden ist, dem Hypothekenschulden gegenüberstehen. Das Inflationsrisiko der 10 % vermögendsten Haushalte (NNP/NV: 22 %) liegt zwischen dem der unteren Hälfte und den Haushalten im fünften bis neunten Dezil der Vermögensverteilung.

Tabelle 2.6: Netto-Nominalposition relativ zum durchschnittlichen Nettovermögen im Jahr 2023, nach der Position in der Nettovermögensverteilung
Perzentile der NettovermögensverteilungAnteil in %
Obere 10 %

22,3

50 bis 90 %

17,7

Untere Hälfte

24,7

Gesamt

21,7

Quellen: PHF 2010/11, PHF 2023, eigene Berechnungen.

 4 Sparen

Die Entwicklung der Vermögensbestände wird sowohl durch Wertzuwächse oder -verluste bei bestimmten Vermögensarten als auch durch das Spar- und Verschuldungsverhalten der Haushalte beeinflusst. 

Die Mehrheit der Haushalte in Deutschland gab im Jahr 2023 an, zumindest ab und zu etwas zu sparen. Mit 83 % liegt der Anteil nur knapp unter dem Wert von 2021. Während der Corona-Pandemie war der Anteil Haushalte, welche zumindest ab und zu sparen, auf 85 % gestiegen. Vor der Pandemie (2017) lag dieser Anteil noch bei 80 %. Insbesondere war für 2021 ein Rückgang bei den Haushalten zu beobachten, die angaben, aufgrund eines beschränkten finanziellen Spielraums nicht sparen zu können. Dieser Anteil ist nun wieder etwas gestiegen, von 11 % im Jahr 2021 auf 13 % im Jahr 2023. 

Sparverhalten der privaten Haushalte in Deutschland
Sparverhalten der privaten Haushalte in Deutschland

Die wichtigsten Sparmotive der Haushalte in Deutschland blieben sowohl gegenüber 2021 als auch auf lange Sicht insgesamt recht stabil. Die drei bedeutendsten Sparmotive waren in allen Jahren die „Vorsorge für Notsituationen“, „Größere Anschaffungen“ und die „Altersvorsorge“. Für 2023 nannten 68 % der Haushalte eines dieser drei Sparmotive. 

Betrachtet man die Sparmotive einzeln, zeigen sich leichte Veränderungen gegenüber 2021. Konsistent mit dem Rückgang beim Anteil der Haushalte mit privater Altersvorsorge ist auch der Anteil der Haushalte etwas zurückgegangen, die Altersvorsorge als wichtigstes Motiv nannten (2021: 22 %, 2023: 20 %). Für die weiteren Sparmotive ergeben sich ebenfalls kleinere Veränderungen. Erwartungsgemäß ist der Anteil der Haushalte, die das Sparen für Reisen und Urlaub als wichtigstes Sparmotiv nennen, nach der Pandemie wieder gestiegen. Im Jahr 2021 hatten rund 7 % dieses Motiv genannt, im Jahr 2023 fast 10 % und damit wieder so viele wie 2017. 

Wichtigstes Sparmotiv
Wichtigstes Sparmotiv

5 Verschuldungssituation der Haushalte

Die wesentlichen Kennzahlen und Strukturen hinsichtlich der Verschuldung der privaten Haushalte in Deutschland haben sich zwischen 2021 und 2023 nicht verändert. Ähnlich wie die Entwicklung bei den nominalen Vermögen ist auch die Entwicklung der Verschuldung eher durch eine geringe Dynamik geprägt.

Der Anteil der Haushalte, die ausstehende Schulden haben, hat sich zwischen 2021 und 2023 um gut 2 Prozentpunkte reduziert. Mit 39 % lag er 2023 damit erstmalig seit Beginn der PHF-Erhebungen knapp unter der 40 %-Marke. Im Jahr 2021 hatten noch 41 % der Haushalte ausstehende Schulden, im Jahr 2017 waren es 45 % gewesen. Der Rückgang zwischen 2021 und 2023 ist hauptsächlich auf Haushalte mit unbesicherten Krediten zurückzuführen. Rund 26 % der Haushalte besaßen im Jahr 2023 unbesicherte Kredite, im Jahr 2021 waren es noch 29 %. Die Entwicklung könnte eine Folge der Corona-Pandemie sein, im Zuge derer auch vermögensärmere Haushalte Guthaben auf Spar- und Girokonten aufgebaut haben. Vermutlich greifen die Haushalte daher zunächst auf diese Guthaben zurück, statt Konsumentenkredite und andere unbesicherte Kredite aufzunehmen. Auch das gestiegene Zinsniveau dürfte die Attraktivität zusätzlicher Kredite verringert haben.

Die ausstehenden Beträge für unbesicherte Kredite haben sich kaum verändert. Durchschnittlich belief sich der noch ausstehende Betrag für diese Kredite nominal im Jahr 2023 auf 12 700 € (2021: 11 300 €) und der Median auf 6 000 € (2021: 5 500 €). Die durchschnittlichen ausstehenden Beträge von 2023 belaufen sich in Preisen von 2021 auf etwa 11 000 €. Ähnliches gilt für Hypothekenkredite. Nominal sind sowohl der Mittelwert als auch der Median zwischen 2021 und 2023 gestiegen, inflationsbereinigt aber leicht gesunken. Weiterhin haben weniger Haushalte besicherte als unbesicherte Kredite. Die durchschnittlich ausstehenden Beträge für Hypothekenkredite übertreffen jedoch diejenigen von unbesicherten Krediten deutlich.

Bei der Verschuldung ist nicht nur die Betrachtung entlang der Vermögensverteilung relevant, sondern auch entlang der Einkommensverteilung. So ist es etwa für die Beurteilung der Finanzstabilität wichtig zu wissen, ob die Haushalte ihre ausstehenden Kredite zuverlässig bedienen können. Andernfalls werden bei den Kreditgebern zusätzliche Rückstellungen oder gar Wertberichtigungen nötig. Wenn solche Fälle zunehmen und viele Banken betreffen, kann dies die Finanzstabilität beeinträchtigen.

Der Anteil der Haushalte mit Schulden steigt mit dem Brutto-Haushaltseinkommen an. Im Jahr 2023 hatte rund ein Viertel der Haushalte im unteren Fünftel der Einkommensverteilung ausstehende Kreditschulden, im oberen Fünftel sogar über die Hälfte (55 %). Entlang der Nettovermögensverteilung sind die Unterschiede nicht so deutlich ausgeprägt. Hier sind vermögensärmere Haushalte geringfügig häufiger verschuldet (46 %) als vermögendere (41 %). Während die Anteile sehr ähnlich sind, unterscheidet sich die Struktur der Kredite deutlich. Bei einkommens- und vermögensärmeren Haushalten dominieren unbesicherte Kredite, zu denen etwa Konsumenten- oder Dispokredite zählen. Bei den einkommens- und vermögensreicheren Haushalten überwiegen hingegen Hypothekenkredite. Bei den Haushalten mit höheren Einkommen und höheren Nettovermögen sind in der Regel entsprechend auch höhere ausstehende Kreditbeträge zu finden. Zusammengenommen deuten diese Strukturen darauf hin, dass höheren Krediten auch höhere Vermögenswerte gegenüberstehen und dass Haushalte mit hohen ausstehenden Schulden in der Regel über entsprechende finanzielle Mittel verfügen, um die damit verbundenen Zins- und Tilgungsleistungen zu leisten. 

Der Anteil der Zins- und Tilgungsleistungen am Netto-Haushaltseinkommen bewegt sich für verschuldete Haushalte seit Beginn der PHF-Erhebungen 2010 im Mittel zwischen 17 % und 23 %. Im Jahr 2023 lag er bei 18 %, 2021 bei 17 %. Nicht nur der Mittelwert, sondern auch die gesamte Verteilung des Anteils des Schuldendienstes am Nettoeinkommen ist sehr stabil, wie das Schaubild unten zeigt. Lediglich am oberen Rand gab es seit 2021 einen leichten Rückgang. Reduziert hat sich auch der Anteil der Haushalte, die mehr als 30 % ihres Einkommens für Zins- und Tilgungsleistungen ausgeben müssen, von 15 % aller verschuldeten Haushalte auf 13 %. Zu der skizzierten Entwicklung hat sicherlich der Anstieg der nominalen Einkommen beigetragen. Bei deutlich gestiegenen Zinsen wäre es – zumindest für Kredite ohne längerfristige Zinsbindung – sonst zu einem Anstieg des Schuldendienstes am Nettoeinkommen gekommen. Zudem erhöhten sich vor allem die Hypothekenzinsen im Neugeschäft, während die Haushalte mit bestehenden Hypothekenkrediten und laufender Zinsbindung noch von den niedrigen Zinsen der 2010er Jahre profitieren dürften. 

Verteilung des Schuldendienstes als Anteil am Nettoeinkommen für verschuldete Haushalte
Verteilung des Schuldendienstes als Anteil am Nettoeinkommen für verschuldete Haushalte

6 Zusammenfassung und Ausblick

Die Ergebnisse für das Jahr 2023 bestätigen viele Erkenntnisse über die Verteilung der Nettovermögen in Deutschland aus den Vorjahren. Insgesamt zeigt sich die Verteilung sehr stabil, und die Ungleichheit bleibt, auch im innereuropäischen Vergleich, hoch. Zwar haben sich Höhe und Zusammensetzung des Vermögens in einzelnen Abschnitten der Verteilung verändert. Diese unterschiedlichen Entwicklungen haben sich bei Betrachtung der gesamten Verteilung aber mehr oder weniger ausgeglichen. 

In der Summe und auf längere Frist betrachtet zeigen sich das Anlage- und Investitionsverhalten und die Struktur der Verschuldung der Haushalte in Deutschland recht stabil. Selbst unerwartete Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder hohe Inflationsraten haben (zumindest bisher) die Vermögensverteilung und die Portfoliostrukturen nicht grundlegend verändert. Auf lange Sicht ist ein kontinuierlicher Anstieg des Anteils der Haushalte mit Aktien- und Fondsbesitz zu beobachten. Wie diese Ereignisse und Entwicklungen sich mittel- und langfristig auswirken, bleibt abzuwarten. Die Effekte der hohen Inflationsraten und der damit einhergehenden inflationsbereinigt gesunkenen Vermögensbestände auf das Konsumverhalten unterschiedlicher Haushalte sind ebenfalls noch offen. Die PHF-Befragungen sollen auch deshalb 2026 mit einer weiteren Befragung fortgesetzt werden. 

Die PHF-Studie trägt mit ihren Ergebnissen zu einem besseren Verständnis der finanziellen Lage privater Haushalte in Deutschland bei. Für eine umfassendere Analyse der finanziellen Lage oder des (finanziellen) Wohlergehens der Haushalte in Deutschland spielen aber auch andere Faktoren eine Rolle, wie etwa das Einkommen, die Ausgestaltung und Leistungsfähigkeit der Systeme sozialer Sicherung oder das Bildungssystem.

Weiterführende Informationen finden Sie im Tabellenanhang .

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