1 Einleitung
Die verteilungsbasierte Vermögensbilanz bietet höherfrequente und zeitnahe Verteilungsinformationen für verschiedene Vermögenspositionen und Verbindlichkeiten der Privathaushalte in Deutschland. Mit der verteilungsbasierten Vermögensbilanz können Analysen auf Ebene einzelner Haushalte im vierteljährlichen Rhythmus durchgeführt werden. Unterschiede in der Entwicklung der Vermögen zwischen den privaten Haushalten werden dadurch schneller sichtbar. Theorie und Empirie deuten darauf hin, dass die Verteilung und die Struktur des Vermögens die Wirkungsweise und -stärke geldpolitischer Maßnahmen beeinflussen können. Zwar ist vorstellbar, dass wegen veränderter Spar- und Finanzierungsmöglichkeiten der privaten Haushalte die geldpolitische Straffung zu einer stärkeren Konsumreaktion als früher führt. Die vorliegende Analyse der Vermögensstrukturen in Deutschland liefert dafür derzeit aber keine Anhaltspunkte.
2 Die verteilungsbasierte Vermögensbilanz
Zur aktuellen Entwicklung der Nettovermögen privater Haushalte
Bei den versicherungstechnischen Rückstellungen der privaten Haushalte wurde ab dem Berichtsjahr 2022 eine methodische Änderung vorgenommen, die zu einem kräftigen Rückgang dieser Position führt. Die neue Methode beruht auf dem Solvency II-Meldewesen, welches zur Ermittlung/Bewertung der versicherungstechnischen Rückstellungen die Discounted-Cashflow-Methode anwendet (vgl. Deutsche Bundesbank (2023b)). Eine Erhöhung des Diskontfaktors im Umfeld steigender Zinsen führt für sich genommen zu einer Verringerung des Barwertes zukünftiger Zahlungsströme. Nach Adam und Tzamourani (2016) üben Preiserhöhungen bei Wohnimmobilien für sich genommen einen leicht ausgleichenden Effekt auf die Nettovermögensverteilung aus. Vor diesem Hintergrund dürften folglich die zuletzt beobachteten Preisrückgänge bei Wohnimmobilien zu einer leichten Erhöhung der Nettovermögensungleichheit beigetragen haben.
3 Eine disaggregierte Betrachtung der Vermögensverhältnisse aus geldpolitischer Perspektive
Vermögensarme liquiditätsbeschränkte Haushalte : Diese Haushalte verfügen nicht über ein nennenswertes Nettovermögen. Ihr Haushaltseinkommen fließt nahezu vollständig in den Konsum. Einkommensschwankungen führen wegen nur geringer liquider Mittel unmittelbar zu Konsumschwankungen. 11 Sie können infolge der Liquiditätsbeschränkung typischerweise ihren Konsum nicht über die Zeit optimieren. Dies wiederum impliziert, dass Substitutionseffekte in diesem Fall irrelevant sind: Unerwartete Einkommensverluste zum Beispiel erfordern einen entsprechenden Konsumverzicht. Da diese Haushalte auch nicht über einen nennenswerten Aktien- und Immobilienbesitz verfügen, sind letztlich auch Vermögenspreiseffekte für sie unbedeutend. Vermögende liquiditätsbeschränkte Haushalte : Diese Haushalte haben kaum Liquiditätspuffer, verfügen aber über ein nennenswertes, wenngleich illiquides Nettovermögen – typischerweise in Form von Immobilien oder Betriebsvermögen. Aufgrund der Liquiditätsbeschränkung sind für diese Haushalte Substitutionseffekte ebenfalls unbedeutend, allerdings sind für sie Vermögenspreiseffekte relevant. Nicht liquiditätsbeschränkte Haushalte : Diese Haushalte sind dadurch gekennzeichnet, dass sie zum einen ein Nettovermögen besitzen und zum anderen über Liquiditätspolster verfügen. Daher sind für sie prinzipiell alle Effekte von Bedeutung, insbesondere auch die Substitutionseffekte. Dieser Haushaltstyp richtet seine Konsumentscheidungen gemäß der ökonomischen Theorie am permanenten Einkommen aus, das heißt, er reagiert nicht sehr stark auf temporäre Einkommensveränderungen, sondern gleicht sie mit seiner Ersparnis aus.
Finanzstabilitätsanalyse mit der verteilungsbasierten Vermögensbilanz
Vgl. hierzu: Deutsche Bundesbank (2023c). Immobilieneigentümer mit Immobilienschulden sind alle Haushalte, die mit Immobilien besicherte Kredite haben, inklusive Haushalte mit und ohne weitere Kredite. Nichtimmobilieneigentümer mit Schulden sind alle Haushalte ohne Immobilieneigentum, die einen Kredit haben. Betrachtet wird bei beiden Gruppen jeweils die gesamte Verschuldung des Haushaltes. Datenstand ist das dritte Quartal 2023. Vgl. Deutsche Bundesbank (2022a), S. 21. Die Sparquote wird approximiert berechnet mit den Angaben der Haushalte zur absoluten monatlichen Ersparnisbildung und zum monatlichen Nettoeinkommen. Das Nettoeinkommen liegt nur in Form von gruppierten Daten vor. Insbesondere Haushalte mit hohem Vermögen haben hohe pandemiebedingte liquide Ersparnisse gebildet. Vgl. : Deutsche Bundesbank (2022a), S. 36 f. Vgl. : Deutsche Bundesbank (2022b), S. 36.
4 Die Bedeutung der individuellen Vermögensverhältnisse aus dem Blickwinkel der geldpolitischen Transmission
5 Schlussbemerkungen
Zur Quantifizierung der Effekte einer geldpolitisch induzierten Zinserhöhung auf den Konsum der privaten Haushalte
Bei den direkten Effekten ist zunächst der Substitutionseffekt zu nennen: Private Haushalte reagieren auf einen geldpolitisch induzierten Zinsanstieg, indem sie Konsum in die Zukunft verschieben und in der Gegenwart mehr sparen. Dahinter steht die Vorstellung, dass Zinsänderungen die relative Attraktivität des Gegenwartskonsums beeinflussen. Dabei hängt das Ausmaß der Substitution davon ab, inwieweit ein Haushalt bereit und in der Lage ist, sein Konsumverhalten solchermaßen zu ändern. Als weiterer direkter Effekt ist der Zinseinkommenseffekt über veränderte Zinseinnahmen und ‑ausgaben zu nennen. So dürften Haushalte, die zum Beispiel in einem großen Umfang zinstragende, kurzfristige Aktiva halten, zunächst von einem Zinsanstieg profitieren: Ihr Nettozinseinkommen steigt. Private Haushalte, deren Bilanz jedoch ein großvolumiger, variabel verzinster Kredit dominiert, würden für sich genommen hingegen Verluste erleiden: Ihr Nettozinseinkommen sinkt. In beiden Fällen wird hierdurch letztlich das Haushaltseinkommen beeinflusst, das für Konsumzwecke zur Verfügung steht. 1 Während die direkten Effekte eine unmittelbare Konsumreaktion der privaten Haushalte zur Folge haben, handelt es sich bei den indirekten Effekten um allgemeine Gleichgewichtseffekte. Hier löst der geldpolitische Impuls nur mittelbar eine Konsumreaktion aus. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn das Lohneinkommen über eine geldpolitisch induzierte Abschwächung der gesamtwirtschaftlichen Aktivität sinkt und damit die Einkommen und schließlich auch die Konsumausgaben dämpft. Ein weiterer indirekter Effekt resultiert beispielsweise aus Veränderungen des Realwerts des nominalen Vermögens. Haushalte mit einem positiven Netto-Nominalvermögen, das heißt, die nominalen Aktiva übersteigen die nominalen Verbindlichkeiten, erleiden Verluste in realer Rechnung bei unerwarteten Preisniveauerhöhungen; Haushalte mit einem negativen Netto-Nominalvermögen, also klassische Schuldner-Haushalte, profitieren hingegen von einer realen Entwertung ihrer nominalen Schulden. Während im ersten Fall in realer Betrachtung weniger konsumiert werden kann, stehen im letztgenannten Fall schließlich mehr Konsummöglichkeiten zur Verfügung. Zusätzlich zu den bisher genannten indirekten Übertragungswegen sind abschließend noch Bewertungseffekte anzuführen, die im Zusammenhang mit Vermögenspreisen wie Aktien und Immobilien stehen. Demnach bedeuten steigende Vermögenspreise zum Beispiel ein Mehr an Kreditsicherheiten, die zur Finanzierung zusätzlicher Konsumausgaben eingebracht werden können.
Vgl. hierzu auch: Auclert (2019). Vgl. : Kaplan et al. (2014) sowie Kaplan und Violante (2018). Vgl. hierzu unter anderem: Bayer et al. (2019), Kaplan und Violante (2022) sowie Slacalek et al. (2020). Slacalek et al. (2020) betrachten in ihrer Untersuchung die vier großen Länder des Euroraums und bestimmen auf Grundlage der länderspezifischen Ergebnisse entsprechende Resultate für den Euroraum insgesamt. Die Parametrisierung der Verhaltensgleichungen für die verschiedenen Haushaltstypen erfolgt dabei für jedes Land individuell. Die Konsumsensitivität wird ausgedrückt durch die marginale Konsumneigung. Diese gibt an, wie hoch der Anteil eines zusätzlichen Einkommens beziehungsweise einer unerwarteten Wertsteigerung bei Immobilien oder Anteilsrechten ist, der für zusätzlichen Konsum (von Verbrauchsgütern) verwendet wird. Vgl. : Slacalek et al. (2020) und die darin angegebenen Quellen. Vgl. hierzu: Bernard et al. (2020). Vgl. hierzu: Guerrieri und Mendicino (2018) sowie de Bondt et al. (2020). Vgl. hierzu: Slacalek et al. (2020). Die gesamtwirtschaftlichen Reaktionen basieren auf einem von Slacalek et al. (2020) geschätzten vektorautoregressiven ( VAR ) Modell. Der Datensatz erstreckt sich über den Zeitraum vom ersten Quartal 2000 bis zum vierten Quartal 2014. Er umfasst die Länder Deutschland, Spanien, Frankreich und Italien. Die Identifikation der geldpolitischen Impulse erfolgt mithilfe hochfrequenter Finanzmarktdaten und fokussiert auf das kurze Ende der Zinsstruktur. Die für die Identifikation der geldpolitischen Impulse benötigten Informationen entstammen der Euro Area Monetary Policy Event Database. Vgl. hierzu: Altavilla et al. (2019). Für weitere Details zur Schockidentifikation und zur Spezifikation der Schätzgleichung vgl. : Slacalek et al. (2020). Unter Berücksichtigung der Schätzunsicherheit erscheinen die Schätzresultate von Slacalek et al. (2020) insgesamt plausibel ( vgl. hierzu exemplarisch: Alessi und Kerssenfischer (2019), Corsetti (2021) oder Mandler et al. (2022)). An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass Slacalek et al. (2020) in ihrer Analyse die Reaktionen auf einen expansiven geldpolitischen Impuls darstellen. Die Autoren verwenden jedoch ein lineares Modell, so dass die Resultate (mit umgekehrten Vorzeichen) auch für einen restriktiven geldpolitischen Impuls gelten. Gemäß den Resultaten von Slacalek et al. (2020) reagieren Immobilienpreise in Deutschland nicht auf einen geldpolitischen Impuls. Werden jedoch beispielsweise die Ergebnisse von Nocera und Roma (2017) auf einen quantitativ äquivalenten geldpolitischen Impuls übertragen, so deuten die Resultate näherungsweise auf einen Rückgang der Immobilienpreise in Deutschland im Jahresverlauf im Bereich von 0,5 % bis 0,8 % hin. Eigene Überschlagsrechnungen legen mit einem Rückgang von 0,4 % eine ähnliche Größenordnung nahe. Vor dem Hintergrund der aktuellen geldpolitischen Straffung und den dabei zu beobachtenden deutlichen Immobilienpreisrückgängen wird daher an dieser Stelle explizit von Slacalek et al. (2020) abgewichen und ein geringfügiger Rückgang der Immobilienpreise um ‑ 0,4 % infolge einer geldpolitisch induzierten Zinserhöhung um 100 Basispunkte unterstellt. Zusätzlich sei darauf hingewiesen, dass die Substitutionselastizität auf 0,5 festgelegt wird. Vgl. hierzu: Slacalek et al. (2020).
Literaturverzeichnis
Insgesamt stehen die Resultate von vier Haushaltsbefragungen zur Verfügung und decken die Jahre 2011, 2014, 2017 und 2021 ab. Vgl. hierzu: Deutsche Bundesbank (2023a). Vgl. hierzu: Deutsche Bundesbank (2024). Vergleichbare Statistiken werden zudem auch für andere Länder des Euroraums angeboten. Vgl. hierzu: Europäische Zentralbank (2024). Instrumente bezeichnen hier die verschiedenen Anlageformen und Verbindlichkeiten, zum Beispiel Einlagen oder Wohnungsbaukredite. Für weiterführende Details zur Konzeption und Methodik vgl. : Deutsche Bundesbank (2022a), Engel et al. (2022) sowie Europäische Zentralbank (2020). Die unterschiedlichen Vermögensentwicklungen entlang der Nettovermögensverteilung sind auf ungleich verteilte Vermögensformen zurückzuführen. Während das Vermögenswachstum der vermögensärmeren Hälfte von ihrem Finanzportfolio dominiert wurde, profitierte das Vermögenswachstum der oberen Mitte der Verteilung vergleichsweise stark von einem gestiegenen Wert des Immobilienvermögens. Der Vermögensanstieg des obersten Prozents der Verteilung war schließlich neben dem Immobilienvermögen vor allem auf Zuwächse beim Betriebsvermögen zurückzuführen. Vgl. hierzu unter anderem: Adam und Tzamourani (2016) sowie Deutsche Bundesbank (2022a, 2023a). Der Gini-Koeffizient misst, inwieweit die Vermögensverteilung innerhalb eines Landes von einer Gleichverteilung des Vermögens abweicht. Konkret drückt ein Koeffizient von 0 % eine vollkommene Gleichverteilung des Nettovermögens aus. Demnach würden alle Haushalte über ein gleich hohes Nettovermögen verfügen. Ein Koeffizient von 100 % bezeichnet hingegen die höchstmögliche Ungleichheit. Hier befände sich das gesamte Vermögen in den Händen eines einzigen Haushalts. Vgl. hierzu: Bartels et al. (2023). Hierbei handelt es sich um eine in der Literatur etablierte Modellklasse, die unter anderem eine regelmäßige Anwendung im Rahmen geldpolitischer Analysen findet ( vgl. hierzu: Deutsche Bundesbank (2023d), Dobrew et al. (2021, 2023) sowie Gerke et al. (2024)). Die Beschreibung der entsprechenden Konsumeffekte sowie deren Klassifizierung in direkte und indirekte Effekte folgt Slacalek et al. (2020) und den darin angegebenen Quellen. Vgl. hierzu unter anderem: Kaplan et al. (2014) sowie Slacalek et al. (2020). Vgl. hierzu: Bayer et al. (2019), Kaplan und Violante (2022) sowie Slacalek et al. (2020). In Anlehnung an Slacalek et al. (2020) bestehen liquide Aktiva aus Einlagen, Schuldverschreibungen, börsennotierten Aktien und Investmentfondsanteilen. Illiquide Aktiva umfassen Immobilienvermögen und Betriebsvermögen. Im Gegensatz zu Slacalek et al. (2020) werden Versicherungsansprüche ebenfalls den illiquiden Aktiva zugeordnet. Zwar sind Versicherungsansprüche grundsätzlich einfach zu liquidieren, allerdings müssen Versicherungsnehmer in aller Regel dabei sehr hohe Abschläge akzeptieren. Somit ist das Liquiditätsrisiko im Vergleich zu den zuvor genannten liquiden Aktiva de facto deutlich höher einzuschätzen ( vgl. hierzu: Deutsche Bundesbank (2020)). Illiquide Verbindlichkeiten bestehen aus Wohnungsbaukrediten; liquide Verbindlichkeiten aus übrigen Krediten. Die Position übrige Kredite in der verteilungsbasierten Vermögensbilanz umfasst alle Kredite außer Wohnungsbaukredite, wie zum Beispiel Konsumentenkredite. Die operative Abgrenzung der drei Haushaltstypen basiert auf Kaplan et al. (2014) sowie Slacalek et al. (2020). Hierfür werden neben den Bestandsangaben der verteilungsbasierten Vermögensbilanz auch Informationen zum Haushaltseinkommen benötigt. Die Einkommensinformationen liegen jedoch im Rahmen der verteilungsbasierten Vermögensbilanz originär nicht vor. Um dennoch approximativ auf Einkommensinformationen zurückgreifen zu können, werden zunächst für die Haushalte, die ursprünglich aus dem Datensatz der Vermögensbefragung entstammen, die zugehörigen Einkommensinformationen der Vermögensbefragung übernommen. Für die synthetisch erzeugten sehr vermögenden Haushalte in der verteilungsbasierten Vermögensbilanz ( vgl. hierzu: Deutsche Bundesbank (2022)) wird mittels des Verhältnisses Einkommen zu Vermögen – abgeleitet aus den Informationen der vermögenden Haushalte in der Vermögensbefragung – ein entsprechendes Haushaltseinkommen geschätzt. Das Haushaltseinkommen kann hierbei grob untergliedert werden in Bruttolöhne und -gehälter, generierte Einkommen aus dem Besitz verschiedener Vermögensobjekte (Immobilien, Finanzportfolio, Unternehmensbeteiligungen) sowie monetäre Sozialleistungen. Weitere Unterpositionen wie zum Beispiel Zinseinnahmen, Kapitalerträge und Mieteinnahmen werden auf Basis der individuellen Bestandsangaben in Verbindung mit entsprechenden Zins- und Renditeinformationen ( vgl. hierzu: Deutsche Bundesbank (2022)) ermittelt. Schließlich werden die individuellen Haushaltsangaben in Anlehnung an Ederer et al. (2022) mit den korrespondierenden Werten der VGR abgeglichen, sodass die aggregierten und hochgerechneten individuellen Haushaltseinkommen im Einklang mit den Niveauangaben und Entwicklungen der gesamtwirtschaftlichen Statistik stehen. Unter der zusätzlichen Annahme, dass das Einkommen der liquiditätsbeschränkten Haushalte vollständig in den Konsum fließt und die nicht liquiditätsbeschränkten Haushalte anteilig vom Haushaltseinkommen so viel sparen, dass das hochgerechnete Sparvolumen der einzelnen Haushalte der gesamtwirtschaftlichen Sparquote entspricht, können schließlich für jeden Haushalt entsprechende Konsumausgaben bestimmt werden ( vgl. hierzu: Slacalek et al. (2020)). Slacalek et al. (2020) folgend bedeutet dies, dass im Falle eines positiven liquiden Nettovermögens dieses weniger als die Hälfte des monatlich verfügbaren Haushaltseinkommens beträgt. Im Falle eines finanziell verschuldeten Haushalts (negatives liquides Nettovermögen) befindet sich das liquide Nettovermögen des Haushalts in der Nähe des individuellen Kreditlimits. Die Höhe des Kreditlimits entspricht dabei der Höhe eines Monatseinkommens. Bezüglich der Herleitung dieser Schwellenwerte sei verwiesen auf: Kaplan et al. (2014). Basierend auf Auclert (2019) sowie Tzamourani (2021) wird das Zinsänderungsrisiko eines Haushalts in Analogie zu Slacalek et al. (2020) bestimmt. Hierbei ist das Volumen der fällig werdenden Aktiva definiert als Einlagen zuzüglich jeweils 25 % des gehaltenen Bestandes an börsennotierten Aktien, Investmentfondsanteilen und Schuldverschreibungen. Die zufließenden Haushaltsersparnisse ergeben sich als Differenz zwischen Haushaltseinkommen und Konsumausgaben. Fällig werdende Verbindlichkeiten umfassen die sonstigen Verbindlichkeiten sowie variabel verzinste Wohnungsbaukredite. Da es sich um eine annualisierte Betrachtung handelt, wird implizit eine Laufzeit von einem Jahr unterstellt. Das Volumen der variabel verzinsten Wohnungsbaukredite bestimmt sich für die Haushalte, die originär aus dem Datensatz der Vermögensbefragung entstammen, nach dem individuellen, in der Vermögensbefragung zu beobachtenden Anteil der variabel verzinsten Wohnungsbaukredite am Gesamtvolumen der vom Haushalt in Anspruch genommenen Wohnungsbaukredite. Für die synthetisch erzeugten sehr vermögenden Haushalte in der verteilungsbasierten Vermögensbilanz wird dieser Anteil auf den durchschnittlichen Wert der vermögenden Haushalte des obersten Perzentils der Vermögensbefragung festgesetzt. Nach Slacalek et al. (2020) wird das Netto-Nominalvermögen nach Doepke und Schneider (2006) sowie Adam und Zhu (2016) berechnet. Konkret ergibt sich die Netto-Nominalposition eines Haushalts, indem zunächst von den direkt gehaltenen nominalen finanziellen Aktiva die nominalen Verbindlichkeiten abgezogen werden. Anschließend wird das über Anteilsrechte in Form von börsennotierten Aktien, Investmentfonds und finanziellem Betriebsvermögen indirekt gehaltene Netto-Nominalvermögen hinzugefügt. Für weiterführende Details bezüglich der Bestimmung des indirekt gehaltenen Netto-Nominalvermögens siehe insbesondere: Adam und Zhu (2016). Demnach betragen aktuell bei den vermögenden liquiditätsbeschränkten Haushalten die kurzfristigen und variabel verzinsten Kredite zusammen im Mittel 52 100 €. Die vermögensarmen liquiditätsbeschränkten Haushalte (nicht liquiditätsbeschränkten Haushalte) weisen hingegen aktuell 10 400 € (14 400 €) aus. Insgesamt betrachtet werden variabel verzinste Kredite in Deutschland im Gegensatz zum übrigen Euroraum von den Haushalten jedoch deutlich seltener in Anspruch genommen ( vgl. hierzu: Tzamourani (2021)). Vgl. hierzu unter anderem: Europäische Zentralbank (2023). Vgl. zur Renditeentwicklung dieser Anlageform: Deutsche Bundesbank (2022a). Vgl. hierzu: Bauluz et al. (2022) sowie Mian et al. (2020). Da allerdings die Renditeentwicklung des Betriebsvermögens insgesamt betrachtet eine deutlich geringere Volatilität als die Rendite von Aktien aufweist ( vgl. hierzu: Deutsche Bundesbank (2022a)), wird die Reaktion des Betriebsvermögens auf einen geldpolitisch induzierten Zinsanstieg im Vergleich zu Aktien etwas nach unten skaliert. Der Skalierungsfaktor richtet sich dabei nach dem Verhältnis der Standardabweichungen zueinander (Betriebsvermögen zu Aktien). Konkret beträgt der Faktor 0,4. Vgl. hierzu: Deutsche Bundesbank (2020). Die in den Schaubildern dargestellten Konsumwirkungen von geldpolitisch induzierten Bewertungsänderungen beim Betriebsvermögen sollen diesbezüglich lediglich die theoretisch möglichen Konsumeffekte abbilden im Sinne einer vollständigen Betrachtung aller in der verteilungsbasierten Vermögensbilanz erfassten Vermögenskomponenten. Vgl. hierzu: Deutsche Bundesbank (2022a).