Von Brückenbauern und Wegbereitern Das Eurosystem geht mit Pontes und Appia in Richtung DLT-Abwicklung

Am 20. Februar 2025 verkündete das Eurosystem die Ausweitung seiner Initiative zur Abwicklung DLT-basierter Transaktionen in Zentralbankgeld. Nach dem großen Erfolg der Erprobungsphase im vergangenen Jahr wurde dieser Schritt von den Marktteilnehmern erwartungsvoll begrüßt. Nun gab die Europäische Zentralbank Anfang Juli weitere Details zu ihrem im Februar angekündigten zweigleisigen Ansatz bekannt:

In einem ersten Schritt arbeitet das Eurosystem unter dem Projektnamen „Pontes“ an einer kurzfristig zur Verfügung stehenden Interoperabilitätslösung zur Verbindung von DLT-Plattformen mit den bestehenden TARGET-Services. Bereits zum Ende des 3. Quartals im kommenden Jahr soll hier ein erster Pilot zur Verfügung stehen. Damit bekommen Marktteilnehmer die Möglichkeit, DLT-basierte Transaktionen unmittelbar in Zentralbankgeld abzuwickeln. 

Das Projekt Pontes baut auf der erfolgreichen und von den Marktteilnehmern sehr gut angenommenen Erprobungsphase des Eurosystems im vergangenen Jahr auf. Von Mai bis November 2024 hatten Marktteilnehmer die Möglichkeit, die Abwicklung DLT-basierter Transaktionen in Zentralbankgeld als Experiment in den Testumgebungen oder als echte Transaktion im Produktivsystem („Trial“) zu erproben. Insgesamt 64 Teilnehmer haben davon Gebrauch gemacht und zusammen über 200 Transaktionen im Gegenwert von knapp 1,6 Milliarden Euro abgewickelt. Erst kürzlich hat das Eurosystem seinen umfangreichen Bericht zur Rückschau auf die Exploratory Work veröffentlicht, in dem unter anderem alle erprobten Use Cases im Detail nachgelesen werden können. Die Bundesbank hatte sich mit ihrer Trigger Solution an der Erprobungsphase beteiligt und mit insgesamt elf Betreibern einer DLT-Infrastruktur und 20 Marktteilnehmern 15 Trials und 8 Experimente durchgeführt.

Die nun im Eurosystem angestrebte Pontes-Lösung baut auf den Erfahrungen und den im Rahmen der Exploratory Work bereitgestellten Lösungen auf. Bis zum Start des Pontes-Piloten sind grundsätzlich nach individueller Rücksprache mit der jeweiligen Solution-Providing Central Bank der drei während der Explorationsarbeiten zur Verfügung gestellten Lösungen weitere Trials und/oder Experimente möglich. Und auch während des Pilotbetriebs wird das Eurosystem weiter an Pontes arbeiten im Sinne einer (noch) engeren Verzahnung mit den TARGET-Services. Ziel ist es, den europäischen Finanzmärkten mit Pontes ein in die Strukturlandschaft der TARGET-Services eingebettetes Leistungsangebot zur Abwicklung DLT-basierter Transaktionen in Zentralbankgeld anzubieten. 

Der zweite Projektstrang unter dem Namen „Appia“ zielt auf einen langfristigen Ansatz für ein innovatives und integriertes Ökosystem in Europa, das auch einen sicheren und effizienten Betrieb auf globaler Ebene ermöglicht. 

Die Zusammenarbeit mit dem Markt, also den Nutzern einer zukünftigen Eurosystem-Lösung zur Abwicklung DLT-basierter Transaktionen in Zentralbankgeld, ist für das Eurosystem von besonderer Bedeutung – sowohl für die Kurzfristlösung „Pontes“ als auch für den langfristigen Ansatz „Appia“. Daher plant das Eurosystem die Etablierung von Marktkontaktgruppen für beide Projektstränge. Das Interessenbekundungsverfahren für die Pontes Market Contact Group wurde bereits Mitte Juli gestartet und läuft noch bis zum 29. August 2025. Auch auf nationaler Ebene werden wir unsere Marktteilnehmer wie gewohnt eng in die Projektarbeiten einbeziehen und entsprechende Arbeitsgruppen errichten. 

Weiterführende Informationen

Call for expressions of interest: participation in the ECB Pontes market contact group
MIP NEWS der Europäischen Zentralbank (in englischer Sprache)

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