Kurzberichte: Konjunkturlage und Öffentliche Finanzen Monatsbericht – März 2025

1 Konjunkturlage

1.1 Deutsche Wirtschaft startet verhalten positiv ins neue Quartal  

Die deutsche Wirtschaft könnte im ersten Quartal 2025 geringfügig zulegen. Im Januar steigerten sowohl die Industrie als auch der Bau die Produktion. Dabei dürften auch Sondereffekte von Bedeutung gewesen sein. Der Anstieg der Industrieproduktion folgte auf einen schwachen Jahresabschluss. Hierfür spielte wohl die Kalenderkonstellation der Feiertage im Dezember im Zusammenwirken mit der schwachen Industriekonjunktur eine Rolle. In der Baubranche stützte die günstige Witterung im Januar etwas. 1 Insbesondere in der Industrie bleibt die Grundtendenz im ersten Vierteljahr aber weiterhin schwach. Die leichte Erholung der Auslandsnachfrage nach deutschen Industrieerzeugnissen setzte sich zu Jahresanfang vorerst nicht fort. Dies weist auf die anhaltend schwierige Wettbewerbsposition hin. Gegenwind besteht zurzeit zudem weiterhin für die Investitionen. Die hohe Unsicherheit über wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen dämpft die Investitionsneigung. Zusätzlich belastet die niedrige Kapazitätsauslastung in der Industrie die Investitionen. Vom privaten Konsum kamen zu Jahresbeginn keine Wachstumsimpulse. Unter anderem durch den sich abkühlenden Arbeitsmarkt und die Sorge vor Arbeitsplatzverlust zeigten sich die Verbraucherinnen und Verbraucher verunsichert. Sie zögerten, die zusätzlichen Ausgabenspielräume, die durch die im vergangenen Jahr kräftig gestiegenen Löhne entstanden waren, für den Konsum zu nutzen. Der Dienstleistungssektor insgesamt dürfte allerdings auch ohne Impulse vom privaten Konsum einen leicht positiven Wachstumsbeitrag im ersten Quartal leisten. In der Gesamtbetrachtung könnte die Wirtschaftsleistung damit im ersten Quartal geringfügig zulegen, wenngleich die konjunkturelle Grundtendenz weiterhin schwach bleibt.

Die weiteren Aussichten für die deutsche Wirtschaft sind derzeit besonders unsicher. Im Vergleich zu den Erwartungen aus der letzten Deutschland-Prognose 2 könnte die restriktive und ungewisse Handelspolitik der USA die Exporte stärker dämpfen, insbesondere falls weitreichendere Zölle gegenüber der EU umgesetzt würden. Indes könnte der im Sondierungsergebnis der über die Regierungsbildung verhandelnden Parteien angelegte, erheblich expansivere Kurs der deutschen Fiskalpolitik der Wirtschaftsleistung in den kommenden Jahren stärkeren Auftrieb verleihen. 

Schaubild Bruttoinlandsprodukt in Deutschland
Schaubild Bruttoinlandsprodukt in Deutschland

1.2 Industrie bleibt in der Grundtendenz schwach

Die deutsche Industrieproduktion setzt bei kurzfristigen positiven Sondereffekten ihre schwache Grundtendenz fort. Nach einem sehr schwachen Dezember ist die Industrieproduktion saisonbereinigt 3 im Januar wieder angestiegen. Sie lag auch gegenüber dem Vorquartal im Plus. Mitverantwortlich für die schwache Produktion im Dezember könnte auch mehr Urlaub in den Betrieben gewesen sein, der sich auch aufgrund der Lage der Feiertage anbot. Im Januar löste dies eine positive Gegenbewegung aus. Dafür spricht, dass der Rückpralleffekt über die Sektoren hinweg zu beobachten war. Der Anstieg der Produktion betraf alle Gütergruppen, dabei profitierten die Investitionsgüter aber am wenigsten. Insbesondere in der Kraftfahrzeugindustrie zeichnet sich ein fortgesetzter Abwärtstrend ab. Die Produktion im Januar übertraf trotz des Anstiegs den Stand des vierten Quartals 2024 nicht. Für den Februar gab der Verband der Deutschen Automobilindustrie zudem wieder fallende Stückzahlen der produzierten Personenkraftwagen an. 

Die Erholungstendenz der Auslandsnachfrage nach deutschen Industriegütern erlitt einen Rücksetzer. Der Auftragseingang in der Industrie verzeichnete im Januar einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vormonat und dem Vorquartal. Dabei spielte nicht nur eine Rolle, dass es vergleichsweise wenige Großaufträge gab. Auch der Auftragseingang ohne die volatilen Großaufträge ging zurück und lag unterhalb des vierten Quartals 2024. Hierfür war die rückläufige Nachfrage aus dem Ausland, die zuvor drei Quartale in Folge gestiegen war, ausschlaggebend. Bislang gibt es auch wenig Anzeichen für stärkere Vorzieheffekte aufgrund angedrohter US-Zölle auf Waren aus der EU. 4 Die Binnennachfrage stützte dagegen mit einem leichten Plus gegenüber dem Vorquartal etwas. Die insgesamt nach wie vor schwache Auftragslage prägt weiterhin die kurzfristigen Aussichten der Unternehmen. Zwar verbesserten sich laut ifo Institut die Produktionspläne des Verarbeitenden Gewerbes im Februar leicht, sie blieben jedoch weiterhin pessimistisch. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global für das Verarbeitende Gewerbe konnte zwar im Januar und Februar aufholen. Er lag aber weiterhin unter der Expansionsschwelle. 

Schaubild Deutsche Industrieproduktion und industrieller Auftragseingang
Schaubild Deutsche Industrieproduktion und industrieller Auftragseingang

1.3 Privater Konsum ohne Impulse, Dienstleister könnten dennoch leicht stützen

Die Verbraucherinnen und Verbraucher bleiben zögerlich. Darauf weisen unter anderem die realen Einzelhandelsumsätze zu Jahresbeginn hin. Sie stiegen im Januar zwar leicht an, blieben jedoch unter dem Niveau des Vorquartals. Im Februar verbesserten sich zwar laut der ifo Umfrage sowohl die Lageeinschätzung als auch die Erwartungen im Einzelhandel. Sie blieben jedoch weiterhin pessimistisch. Die realen Umsätze im Gastgewerbe legten im Januar zwar zu, die beiden ifo Indikatoren für das Gastgewerbe verschlechterten sich aber im Februar. Zudem kauften die privaten Haushalte zu Jahresbeginn auch wieder weniger Personenkraftwagen. Laut Angaben des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie sanken die privaten Zulassungen von Neuwagen im Mittel von Januar und Februar gegenüber dem Vorquartal. Ein weiterer Anstieg des privaten Konsums bleibt demnach wohl zunächst aus, obwohl sich die Ausgabenspielräume für die privaten Haushalte im vergangenen Jahr durch die kräftig gestiegenen Löhne vergrößert hatten. 

Auch ohne Impulse vom privaten Konsum könnten die Dienstleister das laufende Quartal leicht stützen. Laut Umfragen des ifo Instituts sahen Unternehmen in den meisten Dienstleistungssektoren die Lage im Mittel von Januar und Februar etwas günstiger als im vierten Quartal 2024. Dies gilt vor allem für Unternehmen aus dem Grundstücks- und Wohnungswesen sowie aus dem Bereich der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen. Auch der Einkaufsmanagerindex von S&P Global für den gesamten Dienstleistungssektor stieg im Mittel der Monate Januar und Februar gegenüber dem Vorquartal an. Er lag dabei auch über der Expansionsschwelle, jedoch unterhalb seines langfristigen Durchschnitts, was zwar auf positives aber verhaltenes Wachstum hindeutet. 

1.4 Arbeitsmarkt weiterhin stabil, Aussichten nochmals eingetrübt

Die Beschäftigung entwickelte sich zuletzt weniger ungünstig als in der Deutschland-Prognose vom Dezember 2024 erwartet. Nach einer geringfügigen Erholung in den Herbstmonaten ist die gesamte Erwerbstätigkeit zwar zu Jahresbeginn wieder zurückgegangen, jedoch nur in geringem Umfang. Das Statistische Bundesamt vermeldete für Januar ein Minus von 11 000 Beschäftigten in saisonbereinigter Rechnung. Der Rückgang ist im Wesentlichen auf die im Trend sinkende Selbstständigkeit, aber auch auf weniger ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte zurückzuführen. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung blieb dagegen bis zuletzt stabil bis leicht positiv. Hier reicht die aktuelle Hochrechnung allerdings erst bis Dezember 2024. Danach setzte sich die ungünstige Beschäftigungsentwicklung in der Arbeitnehmerüberlassung, die oft als Anpassungsreserve in der Industrie dient, sowie im Verarbeitenden Gewerbe selbst fort. Auch im Handel gab es weniger besetzte Arbeitsstellen. Kompensiert wird dies in erster Linie durch den Aufwuchs an Stellen in mehreren Dienstleistungsbereichen. Hier sind neben einigen überwiegend öffentlich finanzierten Bereichen die unternehmensnahen Dienstleistungen, Verkehr und Logistik sowie die Energie- und Wasserversorgung zu nennen. Die Kurzarbeit hat sich nach dem Anstieg zu Herbstbeginn wieder stabilisiert. Die BA hat ihre aktuellen Hochrechnungen dabei etwas nach unten korrigiert.

Schaubild Arbeitsmarkt in Deutschland
Schaubild Arbeitsmarkt in Deutschland

Die Aussichten trübten sich gleichwohl nochmals ein, sodass sich der Arbeitsmarkt in nächster Zeit weiter abkühlen dürfte. Das ifo Beschäftigungsbarometer, welches die Personalplanungen der gewerblichen Wirtschaft für die nächsten drei Monate ermittelt, fiel im Februar erneut und enttäuschte damit die Hoffnung auf eine Bodenbildung. Insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel überwogen weiter Pläne für Stellenkürzungen. Auch das Baugewerbe sank nunmehr stärker in den negativen Bereich. Das IAB-Barometer Beschäftigung – mit seinem Blick auf die gesamte Branchenpalette – verließ mit der jüngsten Auswertung den positiven Vorhersagebereich. Demnach dürfte die Beschäftigung jedoch zunächst weitgehend stabil bleiben. Der schon zuvor schwache Zugang neuer, bei der BA gemeldeter offener Stellen sank erneut. Der Bestand der bei der BA gemeldeten Vakanzen ist dagegen trotz langer Talfahrt im historischen Vergleich weiter erhöht. Dahinter stehen der erhebliche Ersatzbedarf durch die Abgänge in Rente und sehr lange Stellenbesetzungsprozesse.

Die Arbeitslosigkeit stieg im Februar minimal. Saisonbereinigt waren rund 2,89 Millionen Personen registriert, 5 000 mehr als im Januar. Die Arbeitslosenquote verharrte rundungsbedingt bei 6,2 %. Die Abgangsrate aus Arbeitslosigkeit in Beschäftigung ist weiterhin sehr niedrig. Gleichzeitig erhöht sich das Risiko, aus Beschäftigung heraus arbeitslos zu werden, seit einiger Zeit immer weiter. Allerdings ist das Niveau der Entlassungswahrscheinlichkeit im langfristigen Vergleich weiter niedrig. In den nächsten Monaten könnte sich die registrierte Arbeitslosigkeit wieder deutlicher erhöhen. Das IAB-Barometer Arbeitslosigkeit ging auch im Februar weiter zurück und befindet sich auf dem tiefsten Stand seit Mitte 2020. 

1.5 Energierohstoffpreise zuletzt merklich gesunken

Die Energierohstoffpreise gaben zuletzt merklich nach. Insbesondere Gas verbilligte sich in den letzten Wochen deutlich. Eine Megawattstunde kostete in Europa zum Abschluss dieses Berichts 41 € und damit rund 15 % weniger als noch im Januar. Maßgeblich dafür waren eine gewisse Aufweichung der europäischen Gasspeichervorgaben, Spekulationen über höhere russische Gaslieferungen und verbesserte Witterungsbedingungen. Auch die Rohölnotierungen gaben im gleichen Zeitraum merklich nach. Entscheidend waren hierfür vor allem Nachfragesorgen im Zusammenhang mit den globalen Handelsauseinandersetzungen sowie der Beschluss einiger OPEC-Staaten und ihrer Partner, ihre Förderung ab April auszuweiten.

1.6 Inflationsrate sank im Februar etwas auf 2,6 %

Auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen entwickelten sich die Preise uneinheitlich. Bei den Einfuhren zogen die Preise im Januar gegenüber dem Vormonat sehr deutlich an. Dies traf sowohl auf Energie als auch andere Güter zu. Im gewerblichen Inlandsabsatz sanken die Preise dagegen leicht. Ohne Energie blieben die Erzeugerpreise weiterhin unverändert. Gegenüber dem Vorjahr lagen die Preise bei den Einfuhren um rund 3,1 % und im gewerblichen Inlandsabsatz um ½ % höher.

Die Inflationsrate sank im Februar etwas. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) stieg im Februar saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 0,2 %, nach 0,3 % im Januar. Im Vergleich zum Vormonat zogen bei den Dienstleistungen die Preise im staatlichen Sektor weniger stark an, da der ungewöhnlich starke Preisanstieg bei Krankenhausdienstleistungen im Januar jüngst wegfiel. Die Preise derjenigen Dienstleistungen, die stärker marktbasiert sind, stiegen jedoch unverändert leicht an. Nahrungsmittel verteuerten sich spürbar, nachdem sie im Januar deutlich günstiger geworden waren. Die Preise für Energie stiegen moderat an. Andere Industriegüter ohne Energie wurden dagegen etwas günstiger. Dies lag nur teilweise an Bekleidung, deren Preise üblicherweise stark schwanken. In der Vorjahresbetrachtung sank die Gesamtrate etwas auf 2,6 %. 5 Die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel sank ebenfalls etwas von 3,6 % auf 3,1 %. 6

In den kommenden Monaten ist eine leichte Ermäßigung der Teuerung zu erwarten. Dies geht vor allem auf die Dienstleistungen zurück. Dort lässt die Teuerung von hohem Niveau aus langsam nach, denn die Anpassung der Preise an die zuvor stark gestiegenen Kosten dürfte allmählich abgeschlossen sein. Ebenfalls entlastend dürfte der Rückgang der Preise für Energierohstoffe wirken. Aufwärtsdruck kommt dagegen von eingeführten nicht-energetischen Gütern. 

Schaubild Gesamt- und Kerninflation in Deutschland
Schaubild Gesamt- und Kerninflation in Deutschland

2 Öffentliche Finanzen

2.1 Gesetzliche Krankenversicherung

2.1.1 Ergebnis im Jahr 2024

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV: Krankenkassen und Gesundheitsfonds zusammen) verbuchte im Jahr 2024 nach ersten Angaben ein hohes Defizit von 10 Mrd €. Es fiel 2½ Mrd € höher aus, als mit den Annahmen des GKV-Schätzerkreises vom Herbst 2024 zu erwarten war. Ursächlich waren höhere Leistungsausgaben (insgesamt + 8 % gegenüber 2023). Gegenüber dem Vorjahr verdoppelte sich das Defizit nahezu. Damit übertraf der Rücklagenverzehr den politisch beabsichtigten Wert deutlich.

Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung
Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung

Auf die Krankenkassen entfiel mit gut 6 Mrd € der größere Teil des Defizits. Die Rücklagen der Kassen lagen damit zum Jahresende mit 2 Mrd € deutlich unter ihrem gesetzlichen Minimum (gut 5 Mrd €). Der Gesundheitsfonds schloss mit einem Defizit von fast 4 Mrd € ab: Hier war ein Defizit angelegt, weil Rücklagen von gut 3 Mrd € eingesetzt werden sollten, um den Beitragssatzanstieg zu begrenzen. Zum Jahresende errechnete sich eine Rücklage des Fonds von gut 5½ Mrd € (Untergrenze: gut 4½ Mrd €).

Tabelle 1.1: Gesetzliche Krankenversicherung: Finanzierungsübersicht des Gesamtsystems
in Mrd €
EinnahmenseiteAusgabenseite
Position20231)20242)Position20231)20242)
Gesundheitsfonds (GF)
Beiträge 3)

252,3

266,5

Zuweisungen an KK4)

299,6

314,9

Zusatzbeiträge

25,3

30,5

Verwaltung

0,1

0,1

Bundeszuschüsse inklusive krisenbezogener Mittel

21,8

15,4

krisenbezogene Maßnahmen

5,3

0,9

Vermögensabgabe

2,5

-

Sonstige Ausgaben 5)

0,4

0,4

Sonstige Einnahmen

0,1

0,1

 
Defizit

3,3

3,7

Überschuss

-

-

Insgesamt

305,3

316,2

Insgesamt

305,3

316,2

Krankenkassen (KK)
Zuweisungen des GF4)

299,6

314,9

Leistungsausgaben

287,9

311,1

Sonstige Beiträge

1,1

1,2

Verwaltung

12,6

12,7

Bundeszuschuss an LKK6)

0,1

0,1

Sonstige Ausgaben 5)

3,4

3,1

Sonstige Einnahmen7)

3,7

4,5

Vermögensabgabe

2,5

-

Defizit

1,9

6,2

Überschuss

-

-

Insgesamt

306,4

326,8

Insgesamt

306,4

326,8

GKV-System insgesamt
Beiträge 8)

278,7

298,2

Leistungsausgaben

287,9

311,1

Bundeszuschüsse inklusive krisenbezogener Mittel

21,9

15,5

Verwaltung

12,7

12,7

Sonstige Einnahmen

3,8

4,5

krisenbezogene Maßnahmen

5,3

0,9

Vermögensabgabe

2,5

-

Sonstige Ausgaben

3,8

3,4

 Vermögensabgabe

2,5

-

Defizit

5,2

10,0

Überschuss

-

-

Insgesamt

312,1

328,2

Insgesamt

312,1

328,2

1 Endgültige Jahresergebnisse (KJ 1). 2 Vorläufige Vierteljahresergebnisse (KV 45). 3 Ohne LKK Beiträge 4 Einschließlich der zusätzlichen Mittel aus der Vermögensabgabe im Jahr 2023, die über den Gesundheitsfonds an die Kassen zurückfließen. 5 Einschließlich Zuweisungen an Innovations- und Strukturfonds. 6 Landwirtschaftliche Krankenversicherung. 7 Einschließlich Differenz zu den vom Gesundheitsfonds ausgewiesenen Zuweisungen sowie der Differenz aus Forderungen und Verbindlichkeiten. 8 Einschließlich Zuweisungen an Innovationsfonds. 9 Inklusive LKK Beiträgen.

Die GKV-Einnahmen stiegen gegenüber 2023 um 4½ %. Dabei wuchsen die Beitragseinnahmen mit 6½ % kräftig. Etwa 1 Prozentpunkt des Anstiegs geht darauf zurück, dass die Zusatzbeitragssätze im Jahres- und Kassendurchschnitt um fast 0,3 Prozentpunkte auf knapp 1,8 % stiegen. Dämpfend wirkte, dass der Bund insgesamt gut 6 Mrd € weniger an den Gesundheitsfonds zahlte: 

  • Die an die Kassen weitergeleiteten Sondermittel des Bundes zur Beitragssatzstabilisierung von 2 Mrd € entfielen.

  • Testungen auf das Coronavirus wurden nicht mehr vom Bund erstattet (gut - 1 Mrd €).

  • Die Erstattungen des Bundes für gestiegene Energiekosten der Krankenhäuser reduzierten sich um 3 Mrd € auf 1 Mrd €.

Mit 6 % nahmen die GKV-Ausgaben deutlich stärker zu als die Einnahmen. Dabei sanken die Sonderzahlungen des Gesundheitsfonds stark: Pandemiebezogene Zahlungen liefen aus, und energiekrisenbezogene Mittel, die der Fonds an Krankenhäuser weiterleitete, reduzierten sich deutlich. Die Ausgaben der Krankenkassen stiegen dagegen mit 7½ % stark. Die Leistungsausgaben nahmen mit 8 % noch kräftiger zu. Dabei stiegen vor allem die gewichtigen Ausgaben für Krankenhausbehandlungen (+ 9 %) und für Arzneimittel (+ 10 %), aber auch für Heil- und Hilfsmittel (+ 8 %) stark. Die Verwaltungsausgaben wuchsen um ½ %. Entlastend wirkten entfallene Altersrückstellungen von gut ½ Mrd €. Darum bereinigt legten die Verwaltungsausgaben um fast 5½ % zu.

2.1.2 Ausblick auf das Jahr 2025

Für das Jahr 2025 zielten die Regierungsplanungen mit einem starken Anstieg der Zusatzbeitragssätze auf ein grob ausgeglichenes Ergebnis der GKV. Mit den Annahmen des GKV-Schätzerkreises vom Herbst 2024 würden die Beitragseinnahmen mit 5 % kräftig zulegen. Dabei wachsen die beitragspflichtigen Entgelte wegen der ausgelaufenen Inflationsausgleichsprämie stärker als die Löhne. Die Zuweisungen des Gesundheitsfonds an die Kassen nehmen um 4 % zu. Die Leistungsausgaben der Krankenkassen sollen um 7 % gegenüber dem geschätzten Jahresergebnis 2024 steigen. Auf dieser Basis ermittelte das Bundesgesundheitsministerium einen ausgabendeckenden rechnerischen Zusatzbeitragssatz von 2,5 %. Dies war ein Anstieg gegenüber dem tatsächlichen jahresdurchschnittlichen Satz 2024 von 0,7 Prozentpunkten. Beim daraus abgeleiteten Gesamtergebnis kommt allerdings noch belastend hinzu, dass der Gesundheitsfonds außerhalb der Ansätze des GKV-Schätzerkreises etwa 1 Mrd € aus seiner Liquiditätsreserve an den Innovations- und Krankenhausstrukturfonds zahlt.

Aus heutiger Sicht dürfte das Ergebnis 2025 günstiger ausfallen und im GKV-System ein kleiner Überschuss entstehen. Zwar dürfte das Defizit des Gesundheitsfonds höher ausfallen, wenn die beitragspflichtigen Entgelte – wie in der Prognose der Bundesbank – etwas schwächer zulegen als unterstellt. Allerdings ist bei den Krankenkassen ein deutlicher Überschuss angelegt, mit dem die Rücklagen wieder auf ihr Minimum steigen sollen. Dort entstand zum Jahresende 2024 eine Lücke von 3 Mrd €. Die Entwicklung im laufenden Jahr setzt zwar auf die höher als geschätzten Kassenausgaben des Vorjahres auf. Wird dieser Basiseffekt fortgeschrieben, ergibt sich ein Kassendefizit von 2 Mrd €. Allerdings hoben die Kassen im Durchschnitt den Zusatzbeitragssatz auf 2,9 % und damit 0,4 Prozentpunkte stärker an als vom Bundesgesundheitsministerium ermittelt. Dadurch resultieren Mehreinnahmen von 5½ Mrd € gegenüber dem Regierungswert.

2.2 Soziale Pflegeversicherung 7

2.2.1 Ergebnis im Jahr 2024

Die soziale Pflegeversicherung verbuchte im Jahr 2024 ein Defizit von 1½ Mrd €. Im Jahr davor war noch ein Überschuss von 2 Mrd € angefallen. Das gegenüber 2023 verschlechterte Ergebnis lässt sich allein den Zahlungsbeziehungen zum Pflegevorsorgefonds und zum Bund zuschreiben. 

  • Die Pflegeversicherung leistete wieder Zuführungen an den Pflegevorsorgefonds: Für das Jahr 2023 holte sie die damals aufgeschobenen Zuführungen nach (1½ Mrd €). Für das Jahr 2024 fielen die Zuführungen aufgrund gesetzlicher Neuregelungen aber knapp 1 Mrd € niedriger aus. 

  • Gleichzeitig strich der Bund seinen jährlichen Zuschuss von 1 Mrd €. Per saldo ergab sich im Vorjahresvergleich eine Belastung des Finanzergebnisses um 3½ Mrd €. 

Finanzen der sozialen Pflegeversicherung
Finanzen der sozialen Pflegeversicherung

Mit dem Defizit sanken die liquiden Mittel zum Jahresende 2024 auf 5½ Mrd €. Dies entsprach etwa einer Monatsausgabe und damit fast der Untergrenze. Um die Zahlungsfähigkeit der Pflegeversicherung zu sichern, stieg zu Jahresbeginn 2025 der allgemeine Beitragssatz um 0,2 Prozentpunkte auf 3,6 % (4,0 % für Kinderlose).

Die Einnahmen der Pflegeversicherung wuchsen mit 8½ % kräftig. Die Zunahme der beitragspflichtigen Entgelte und im Jahresdurchschnitt höhere Beitragssätze trugen in etwa zu gleichen Teilen dazu bei. Weil die Beitragssätze im Jahr 2023 erst zur Jahresmitte gestiegen waren, fielen im Jahr 2024 nochmals Mehreinnahmen von 3½ Mrd € an. Dämpfend wirkte, dass der erst mit der Pflegereform 2022 eingeführte jährliche Bundeszuschuss von 1 Mrd € wieder gestrichen wurde. 

Die Ausgaben der Pflegeversicherung wuchsen mit 15½ % noch deutlich stärker als die Einnahmen. Zu den erwähnten höheren Zahlungen an den Vorsorgefonds kam hinzu, dass im Jahr 2024 die Leistungssätze beim Pflegegeld und für Pflegesachleistungen um 5 % stiegen. Auch wurden die Eigenanteile in der stationären Pflege nochmals reduziert, wodurch die Belastungen bei der Pflegeversicherung zunahmen. Insgesamt dürften mit den Leistungsausweitungen für sich genommen Mehrausgaben von gut 2 Mrd € verbunden gewesen sein. Aber auch bereinigt um die Anpassungen stiegen die Leistungsausgaben mit 7½ % noch weitaus stärker als die beitragspflichtigen Einkommen.

2.2.2 Ausblick auf das Jahr 2025

Im laufenden Jahr 2025 dürfte sich die Finanzlage etwas verbessern: Die Pflegeversicherung könnte mit einem kleinen Überschuss abschließen. Die Ausgaben dürften zwar weiter kräftig wachsen. Zur demografiebedingten Ausgabendynamik tritt hinzu, dass die Leistungssätze beim Pflegegeld und den Pflegesachleistungen erneut um 5 % angehoben wurden. Allerdings entfällt die Nachzahlung an den Vorsorgefonds. Zudem dürfte die Beitragsbasis immer noch deutlich zulegen – nicht zuletzt, weil beitragspflichtige Einkommen an die Stelle der ausgelaufenen Inflationsprämie treten. Noch bedeutsamer ist allerdings, dass der Beitragssatz zu Jahresbeginn um 0,2 Prozentpunkte angehoben wurde, womit Mehreinnahmen von 6 % beziehungsweise 4 Mrd € verbunden sind.

In diesem Beitrag wurden Daten bis zum 19. März 2025, 11:00 Uhr berücksichtigt.

Literaturverzeichnis

Deutsche Bundesbank (2025), Konjunktur in Deutschland, Exkurs „Einfluss des Wetters auf die sektorale Wertschöpfung“, Monatsbericht, Februar 2025.

Deutsche Bundesbank (2024), Deutschland-Prognose: Wachstumsausblick deutlich eingetrübt – Inflation geht zurück auf 2 %, Monatsbericht, Dezember 2024. 

Deutscher Wetterdienst (2025), Deutschlandwetter im Januar 2025.

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