Zugang zu Bargeld in Deutschland Monatsbericht – März 2025

Damit die Menschen in Deutschland Bargeld als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel verwenden können, muss es über Bargeldbezugspunkte wie Geldautomaten und Bankschalter verfügbar sein. Seit einigen Jahren geht die Anzahl der Geldautomaten und Bankstellen in Deutschland jedoch deutlich zurück. Und auch wenn einer Bevölkerungsbefragung der Bundesbank zufolge die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland den Weg zum Geldautomaten oder Bankschalter insgesamt weiterhin als einfach bewertet, stieg der Anteil der Personen mit einem erhöhten Aufwand für die Bargeldversorgung zuletzt deutlich an. Vor diesem Hintergrund wird die räumliche Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von Abhebeorten in Deutschland analysiert. Wie ist es um die Ausstattung der Gemeinden mit Bargeldbezugspunkten bestellt? Wie weit wohnen Bürgerinnen und Bürger im Durchschnitt von dem nächstgelegenen Abhebeort entfernt? Und ist der Zugang zu Bargeld sowohl in der Stadt als auch auf dem Land gewährleistet?

Rund 6 000 Gemeinden mit zusammen 80,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern sind mit mindestens einem Geldautomaten oder Bankschalter ausgestattet. 3,6 Millionen Menschen in Deutschland müssen jedoch die eigene Gemeinde verlassen, um sich bei einem Kreditinstitut mit Bargeld zu versorgen. Auswertungen der Verkehrswege zwischen Wohnorten und den nächstgelegenen Abhebeorten ergeben, dass die Menschen im Durchschnitt 1,4 Kilometer vom nächsten Bargeldbezugspunkt der Kreditwirtschaft entfernt leben. 95,3 % der Bevölkerung findet einen Geldautomaten oder Bankschalter im Umkreis von 5 Kilometern um den eigenen Wohnort vor, und lediglich 0,3 % der Gesamtbevölkerung muss mehr als 10 Kilometer zurücklegen, um sich über ein Angebot der Kreditinstitute in Deutschland mit Bargeld zu versorgen.

In der Stadt sind die durchschnittlichen Entfernungen zum nächsten Abhebeort kürzer als auf dem Land. Während der nächste Bankschalter oder Geldautomat in Stadtregionen durchschnittlich 1,1 Kilometer entfernt ist, müssen Bürgerinnen und Bürger auf dem Land durchschnittlich 1,9 Kilometer zurücklegen. Insgesamt haben 90,3 % der Bevölkerung auf dem Land Zugang zu einem Geldautomaten oder Bankschalter im Umkreis von 5 Kilometern. In Stadtregionen hingegen sind es 98,1 % ihrer Bevölkerung.

Das Angebot des Handels zum Abheben von Bargeld ergänzt die Infrastruktur der Kreditinstitute. Zusätzlich zu Geldautomaten und Bankfilialen können sich Bürgerinnen und Bürger an ausgewählten Ladenkassen mit Bargeld versorgen. Die durchschnittliche Entfernung zum nächstgelegenen Abhebeort verkürzt sich von 1,4 Kilometer auf 1,2 Kilometer, wenn zusätzlich zu Geldautomaten und Bankschaltern auch Ladenkassen berücksichtigt werden.

Ungeachtet des beobachteten Abbaus von Geldautomaten und Bankstellen und der sich verschlechternden Wahrnehmung der Bargeldverfügbarkeit in der Bevölkerung zeichnen diese Ergebnisse das Bild eines insgesamt dichten Netzes an Abhebeorten in Deutschland. Der Zugang zu Bargeld scheint somit für die deutsche Bevölkerung gegenwärtig gewährleistet zu sein. Damit die Wahlfreiheit zwischen Bargeld und digitalen Zahlungsmitteln weiterhin besteht, muss auch zukünftig eine intakte Infrastruktur für die Bargeldversorgung vorhanden sein. Die Bundesbank setzt sich im Rahmen der Bargeldstrategie des Eurosystems dafür ein, dass Bargeld als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel verfügbar bleibt.

1 Zugang zu Bargeld

Damit Bargeld als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel genutzt werden kann, wird eine gut ausgebaute Bargeldinfrastruktur benötigt. Die Bundesbank hat einen gesetzlichen Auftrag für die Bargeldversorgung in Deutschland. Ihr Aufgabenbereich umfasst die Versorgung der Kreditinstitute mit Banknoten und Münzen, welche dann Verbraucherinnen und Verbraucher über Bankfilialen und Geldautomaten mit Bargeld versorgen.

Über diese Bargeldinfrastruktur der Kreditwirtschaft decken Bürgerinnen und Bürger den Großteil ihres Bargeldbedarfs. Geldautomaten stellen dabei die mit Abstand wichtigsten Abhebeorte in Deutschland dar. 1 Einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung der Bundesbank zufolge nutzen 96 % der Befragten für Bargeldabhebungen den Geldautomaten und beziehen dort 78 % des insgesamt abgehobenen Bargelds. 2 Abhebungen an Bankschaltern haben nach einem Rückgang während der Coronavirus-Pandemie in der jüngsten Vergangenheit wieder an Bedeutung gewonnen. Ihr Anteil stieg von 11 % im Jahr 2021 auf 13 % im Jahr 2023. Daneben hat sich in den letzten Jahren die Ladenkasse als Ergänzung etabliert. Verbraucherinnen und Verbraucher beziehen dort 9 % ihrer insgesamt abgehobenen Beträge. 3

Anteile einzelner Abhebeorte an der Summe der jährlichen Gesamtabhebungen
Anteile einzelner Abhebeorte an der Summe der jährlichen Gesamtabhebungen

Kreditinstitute schließen zunehmend Bankfilialen und Geldautomaten. Die Anzahl der Bankstellen hat sich von circa 53 000 im Jahr 2002 auf rund 21 000 im Jahr 2023 mehr als halbiert. Die Anzahl der Geldautomaten hingegen stieg zunächst bis zum Jahr 2018 auf rund 59 000 an. Seitdem ist jedoch auch hier ein stetiger Rückgang auf aktuell etwa 51 000 Geldautomaten zu beobachten. Der Rückbau der Bargeldinfrastruktur hängt mit verschiedenen Entwicklungen zusammen. Der schon länger anhaltende Trend zur Schließung von Bankfilialen dürfte unter anderem auf den Kostendruck im Bankensektor sowie eine zunehmende Verbreitung des Onlinebanking zurückzuführen sein. 4 Auch das Phänomen der Geldautomatensprengungen dürfte den Rückbau der Bargeldinfrastruktur beschleunigt haben, sofern beschädigte Geldautomaten wegen des Risikos sich wiederholender Attacken und deshalb erforderlicher kostspieliger Sicherheitsmaßnamen nicht wieder in Betrieb genommen werden. 5

Anzahl von Bankstellen und Geldautomaten
Anzahl von Bankstellen und Geldautomaten

Zugleich wird der Zugang zu Bargeld zunehmend als schwierig angesehen. Die Bundesbank führte im Jahr 2023 erneut eine repräsentative Bevölkerungsbefragung zum Zahlungsverhalten durch. Den Ergebnissen dieser Zahlungsverhaltensstudie zufolge hat sich der wahrgenommene Aufwand für die Bargeldversorgung zuletzt erhöht. Der Anteil der Befragten, die es als ziemlich schwierig oder sehr schwierig empfinden, zu einem Geldautomaten oder Bankschalter zu gelangen, hat sich von 6 % im Jahr 2021 auf 15 % im Jahr 2023 mehr als verdoppelt. Diese Entwicklung betrifft Bürgerinnen und Bürger städtischer sowie ländlicher Regionen gleichermaßen. 6

Zugang zu Geldautomat oder Bankschalter
Zugang zu Geldautomat oder Bankschalter

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen soll die räumliche Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von Bargeldbezugspunkten analysiert werden. Betrachtet wird zunächst die Verfügbarkeit von Bankstellen, Geldautomaten und Ladenkassen mit Bargeldbezugsmöglichkeit in den Gemeinden. Im Anschluss werden die Standortdaten der Bargeldbezugspunkte mit Bevölkerungsinformationen zu Rasterzellen der Größe 100 x 100 Meter kombiniert. Für jede der rund 3,6 Millionen bewohnten Rasterzellen in Deutschland werden die Verkehrswege und Reisedauern zu den nächstgelegenen Bargeldbezugspunkten berechnet, wodurch ein Verständnis der Erreichbarkeit von Abhebeorten mittels motorisiertem Individualverkehr entsteht. Um die Situation in städtischen und ländlichen Gebieten zu vergleichen, wird der Zugang zu Bargeld in beiden Regionen betrachtet.

2 Ausstattung der Gemeinden mit Bargeldbezugspunkten

In Deutschland leben 63,8 % der Bevölkerung in Stadtregionen, die nur 30,7 % aller Gemeinden ausmachen. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland wohnen in städtischen Gebieten bestehend aus 3 374 Gemeinden. Allein die 16 Metropolen beherbergen rund 15,1 Millionen Menschen, was 17,9 % der Gesamtbevölkerung entspricht. Die Mittelstädte und ihr Umland stellen mit rund 21,4 Millionen Einwohnern den bevölkerungsreichsten Raumtyp innerhalb der Stadtregionen dar. Im Gegensatz dazu werden von den insgesamt 10 990 Gemeinden 7 616 Kommunen zu ländlichen Regionen gezählt, in denen zusammen etwa 30,5 Millionen Menschen leben. Etwa vier von fünf ländlichen Gemeinden werden dabei als kleinstädtisch, dörflich klassifiziert, was die vorherrschende Raumstruktur innerhalb der ländlichen Region verdeutlicht.

Stadtregionen und ländliche Regionen in Deutschland
Stadtregionen und ländliche Regionen in Deutschland

Bundesweit können Bürgerinnen und Bürger an insgesamt 64 458 unterschiedlichen Abhebeorten Bargeld beziehen. 33 169 der Standorte werden von Kreditinstituten oder unabhängigen Automatenanbietern betrieben. 7 Davon sind 19 133 Abhebeorte Bankstellen. An sämtlichen erfassten Standorten der Kreditwirtschaft ist mindestens ein Geldautomat vorhanden. 8 Überdies stehen 31 289 Standorte zur Verfügung, an denen der Bargeldbezug an der Ladenkasse möglich ist. An rund einem Drittel der Standorte ist sowohl die Nutzung von Cashback als auch von Cash-in-Shop möglich. 9 Insgesamt besteht an 29 481 Standorten die Möglichkeit zur Nutzung von Cashback, während Cash-in-Shop an 12 319 Standorten angeboten wird.

Exkurs

Datengrundlage

Zur Analyse der Verteilung und Erreichbarkeit der Bargeldbezugspunkte in Stadt- und Landregionen werden Gemeinden anhand einer regionalstatistischen Raumtypologie klassifiziert. Herangezogen wird die regionalstatistische Raumtypologie (RegioStaR) des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) sowie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). 1 Die Gemeinden werden dabei anhand von Strukturmerkmalen und Lagekriterien den verschiedenen Raumtypen zugeordnet. Die Typologie unterscheidet grundlegend Stadtregionen und ländliche Regionen sowie untergeordnete Raumtypen innerhalb dieser beiden Kategorien.

Zur Stadtregion zählen Großstädte sowie ihr Einzugsbereich. Großstädte sind Städte mit mindestens 100 000 Einwohnern, wobei zwischen Metropolen und sonstigen Großstädten unterschieden wird. 2 Metropolen sind besonders einwohnerstarke Großstädte, die gemeinsam mit der zugehörigen Metropolregion eine herausgehobene Bedeutung etwa im Bereich Politik, Wirtschaft, Wissenschaft oder Kultur entfalten. Der Einzugsbereich einer Großstadt wird auf Grundlage der Fahrzeiten sowie der regionalen Pendlerstrukturen definiert. Im Einzugsbereich um Großstädte wird zwischen Mittelstädten samt umliegendem städtischen Raum und dem kleinstädtischen, dörflichen Raum unterschieden. Mittelstädte sind Gemeinden mit mindestens 25 000 Einwohnern, welche bestimmte zentralörtliche Funktionen etwa im Bereich der medizinischen Versorgung wahrnehmen. Angrenzende Gemeinden mit dichter Besiedlung werden dem städtischen Raum zugeordnet, während dünn besiedelte Gemeinden im Einzugsgebiet als kleinstädtischer, dörflicher Raum klassifiziert werden.

Tabelle 3.1: Regionalstatistische Raumtypologie
Gemäß regionalstatistischen Raumtyp RegioStaR 7
StadtregionLändliche Region
MetropolenZentrale Städte
Sonstige Großstädte 
Mittelstädte, städtischer RaumMittelstädte, städtischer Raum
Kleinstädtischer, dörflicher RaumKleinstädtischer, dörflicher Raum
Quelle: Regionalstatistische Raumtypologie (RegioStaR), BBSR.

Gemeinden außerhalb von Stadtregionen bilden den ländlichen Raum. Hier übernehmen zentrale Städte wesentliche Arbeits- und Versorgungsfunktionen. Zentrale Städte sind Gemeinden mit mindestens 40 000 Einwohnern und einer dichten Besiedelung, die darüber hinaus wichtige regionale Funktionen wahrnehmen. Die verbleibenden Gemeinden im ländlichen Raum werden analog zu dem zuvor beschriebenen Vorgehen in Mittelstädte und ihren städtischen Raum sowie den kleinstädtischen, dörflichen Raum eingeteilt. 3

Die geografischen Auswertungen zur regionalen Verfügbarkeit von Abhebeorten in Deutschland basieren auf einem Forschungsdatensatz. Der Bundesbank stehen keine amtlichen Statistiken über die Standorte von Geldautomaten, Bankfilialen sowie Ladenkassen mit Bargeldbezugsmöglichkeit zur Verfügung. Daher werden die benötigten Standortdaten mit Referenzjahr 2023 aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Den überwiegenden Teil der Standortdaten von Bankstellen und Geldautomaten stellen Kreditinstitute direkt bereit. Standortdaten zu Ladenkassen mit Bargeldbezugsmöglichkeit entstammen größtenteils dem Datensatz "Points of Interest Bund (POI-Bund)" des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie (BKG). Zudem werden Cash-in-Shop-Lokationen von der viafintech GmbH bereitgestellt. In Einzelfällen werden Standortdaten mittels OpenStreetMap vervollständigt. 4 Datenquelle für Gemeindeinformationen ist das BKG. 5 Für die Analysen werden mehrere Abhebemöglichkeiten an einem Standort zu einem Abhebeort zusammengefasst. Insgesamt dürfte der so erstellte Forschungsdatensatz die Abhebeorte in Deutschland nahezu vollständig erfassen.

Die meisten Bürgerinnen und Bürger können sich innerhalb der eigenen Gemeindegrenze mit Bargeld versorgen. Rund 80,7 Millionen Bürgerinnen und Bürger oder 95,7 % der Gesamtbevölkerung leben in Gemeinden mit einem Bankschalter oder Geldautomaten. 10 Umgekehrt steht jedoch in 4 947 Gemeinden mit insgesamt 3,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern kein bankgestützter Bargeldbezugspunkt zur Verfügung. Ein Angebot für die Bargeldversorgung an der Ladenkasse besteht in 44,5 % der Gemeinden mit zusammen 78,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Lediglich in 166 Gemeinden mit rund 317 000 Einwohnerinnen und Einwohnern können sich Bürgerinnen und Bürger an einer Ladenkasse, nicht aber an einem Bankschalter oder Geldautomaten mit Bargeld versorgen. Somit ergänzt die Ladenkasse als Abhebemöglichkeit in der Regel ein Angebot der Kreditwirtschaft und stellt nur in Ausnahmefällen die einzige Abhebemöglichkeit innerhalb der Gemeinden dar. 11 Aus Sicht der Bundesbank kann das Angebot des Einzelhandels zur Bargeldversorgung das Angebot der Kreditwirtschaft zwar sinnvoll ergänzen, aber nicht ersetzen. Denn die Bundesbank zahlt Banknoten und Münzen an Kreditinstitute aus, sodass nur über die Kreditwirtschaft frische Banknoten und Münzen in den Umlauf gelangen können. Darüber hinaus ist das Angebot der Handelsunternehmen etwa hinsichtlich Öffnungszeiten sowie verfügbarer Beträge und Stückelungen nicht voll mit dem Angebot der Kreditwirtschaft vergleichbar. 12

Tabelle 3.2: Ausstattung der Gemeinden mit Bargeldbezugspunkten1)
Anzahl Gemeinden (jeweils obere Zelle) sowie ihre Gesamtbevölkerung (untere Zelle)
TerritoriumGesamtBankgestütztLadenkasseBeidesOhne
Anzahlin %Anzahlin %Anzahlin %Anzahlin %Anzahlin %
Bundesweit

10 990

100,0

6 043

55,0

4 890

44,5

4 724

43,0

4 781

43,5

84 358 845

100,0

80 734 396

95,7

78 370 412

92,9

78 052 978

92,5

3 307 015

3,9

Stadtregion

3 374

30,7

2 181

64,6

1 914

56,7

1 856

55,0

1 135

33,6

53 852 697

63,8

52 767 142

98,0

52 161 360

96,9

52 020 494

96,6

944 689

1,8

Metropolen

16

0,1

16

100,0

16

100,0

16

100,0

0

0,0

15 092 208

17,9

15 092 208

100,0

15 092 208

100,0

15 092 208

100,0

0

0,0

Sonstige 
Großstädte

66

0,6

66

100,0

66

100,0

66

100,0

0

0,0

12 090 717

14,3

12 090 717

100,0

12 090 717

100,0

12 090 717

100,0

0

0,0

Mittelstädte, 
städtischer Raum

1 395

12,7

1 240

88,9

1 177

84,4

1 163

83,4

141

10,1

21 402 599

25,4

21 195 695

99,0

21 032 963

98,3

20 990 629

98,1

164 570

0,8

Kleinstädtischer, 
dörflicher Raum

1 897

17,3

859

45,3

655

34,5

611

32,2

994

52,4

5 267 173

6,2

4 388 522

83,3

3 945 472

74,9

3 846 940

73,0

780 119

14,8

Ländliche Region

7 616

69,3

3 862

50,7

2 976

39,1

2 868

37,7

3 646

47,9

30 506 148

36,2

27 967 254

91,7

26 209 052

85,9

26 032 484

85,3

2 362 326

7,7

Zentrale Städte

108

1,0

108

100,0

104

96,3

104

96,3

0

0,0

5 135 208

6,1

5 135 208

100,0

5 120 796

99,7

5 120 796

99,7

0

0,0

Mittelstädte, 
städtischer Raum

1 152

10,5

999

86,7

906

78,6

896

77,8

143

12,4

12 129 307

14,4

11 944 623

98,5

11 697 043

96,4

11 672 447

96,2

160 088

1,3

Kleinstädtischer, 
dörflicher Raum

6 356

57,8

2 755

43,3

1 966

30,9

1 868

29,4

3 503

55,1

13 241 633

15,7

10 887 423

82,2

9 391 213

70,9

9 239 241

69,8

2 202 238

16,6

1 Angaben in % beziehen sich auf Gesamtdeutschland bzw. die Gesamtanzahl des jeweiligen Raumtyps.

In Stadtregionen und ländlichen Regionen lebt der Großteil der Bevölkerung in Gemeinden mit einem Bankschalter oder Geldautomaten. Innerhalb der Stadtregion leben 98,0 % der Bevölkerung in Gemeinden mit einer bankgestützten Abhebemöglichkeit. In ländlichen Regionen sind es 91,7 % der Einwohner. Eine Ladenkasse für die Versorgung mit Bargeld steht 96,9 % der Bevölkerung in der Stadtregion und 85,9 % der Bevölkerung in der ländlichen Region zur Verfügung. Somit sind die Angebote der Kreditwirtschaft für die Bargeldversorgung in der ländlichen Region deutlich verbreiteter als die Angebote des Einzelhandels. Rund 0,9 Millionen Bürgerinnen und Bürgern der Stadtregion stehen keine Abhebemöglichkeiten innerhalb ihrer Kommune zur Verfügung. In ländlichen Regionen leben mit etwa 2,4 Millionen Einwohnern mehr als doppelt so viele ohne Abhebeort in der eigenen Gemeinde.

Insbesondere in kleinstädtischen, dörflichen Regionen steht keine Abhebemöglichkeit zur Verfügung. Von den rund 0,9 Millionen Bürgerinnen und Bürgern der Stadtregion ohne einen Bargeldbezugspunkt innerhalb der eigenen Gemeinde leben alleine etwa 0,8 Millionen in kleinstädtisch, dörflich geprägten Gemeinden. Von den bundesweit 4 781 Gemeinden ohne einen Abhebeort werden alleine 3 503 dem kleinstädtischen, dörflichen Raum in ländlichen Regionen zugeordnet. Mit rund 2,2 Millionen Einwohnern leben dort 93,2 % der 3,3 Millionen Bürgerinnen und Bürger ohne Bargeldbezugspunkt innerhalb der eigenen Gemeinde.

Ausstattung der Gemeinden mit Bargeldbezugspunkten
Ausstattung der Gemeinden mit Bargeldbezugspunkten

3 Erreichbarkeit von Bargeldbezugspunkten

Die Auswertungen zur Erreichbarkeit von Bargeldbezugspunkten basieren auf feinmaschigen Rasterzellen und Routenberechnungen. Die bewohnten Gebiete in Deutschland können in rund 3,6 Millionen Rasterzellen der Größe 100 x 100 Meter eingeteilt werden. Zu jeder Zelle liegen Koordinaten des Rastermittelpunkts sowie Informationen über die Anzahl der Einwohner vor. 13   Zur Analyse der Erreichbarkeit von Bargeldbezugspunkten werden die Wege von jeder Rasterzelle zu den zeitlich betrachtet nächstgelegenen Abhebeorten ermittelt. Dazu werden für jede Zelle, ausgehend von ihrem Zentrum, Routen zu jeweils mindestens fünf nahegelegenen Bargeldbezugspunkten der Kreditwirtschaft sowie Ladenkassen berechnet. 14 Unter diesen Kandidaten wird die Wegstrecke mit der kürzesten Reisezeit ausgewählt. Beim Streckenprofil werden ausschließlich Wege berücksichtigt, die für den motorisierten Individualverkehr freigegeben sind, da einer repräsentativen Befragung der Bundesbank zufolge die Bürgerinnen und Bürger bevorzugt mit dem Auto, Motorrad oder Motorroller zum Abhebeort fahren. 15

Wahl des Verkehrsmittels zu Bankschalter oder Geldautomat
Wahl des Verkehrsmittels zu Bankschalter oder Geldautomat

Die durchschnittliche Entfernung zwischen Wohnort und nächstgelegenem Abhebeort innerhalb einer Region berücksichtigt die Verteilung der Bevölkerung auf die Rasterzellen. Die Einwohnerzahlen variieren teilweise sehr deutlich zwischen den Rasterzellen. Daher werden sämtliche Entfernungen sowie Reisedauern zwischen Rasterzelle und Abhebeort mit dem Bevölkerungsanteil einer Rasterzelle an der Gesamtbevölkerung der jeweiligen Region gewichtet. Die nach Einwohnern gewichteten durchschnittlichen Distanzen und Reisedauern stellen dann eine repräsentative Abbildung der durchschnittlichen Entfernung zwischen Wohnort und nächstgelegenem Abhebeort und somit der regionalen Erreichbarkeit von Bargeldbezugspunkten dar. 16

Bundesweit wohnen Bürgerinnen und Bürger im Schnitt 1,4 Kilometer vom nächstgelegenen Geldautomaten oder Bankschalter entfernt. 17 Der durchschnittliche Zeitaufwand für die einfache Wegstrecke mit dem Auto beläuft sich dabei auf etwa drei Minuten. Für den Hin- und Rückweg zu einem Bargeldbezugspunkt der Kreditwirtschaft werden demnach etwa sechs Minuten reiner Reisezeit benötigt. Dies steht mit Ergebnissen einer repräsentativen Befragung im Einklang, wonach Befragte ihren benötigten Zeitaufwand für eine Abhebung an Geldautomat oder Bankschalter auf durchschnittlich neun Minuten beziffern. 18 Bis zur nächstgelegenen Ladenkasse mit Cashback oder Cash-in-Shop müssen Bürgerinnen und Bürger durchschnittlich 1,7 Kilometer fahren.

Tabelle 3.3: Distanzen & Reisedauern1)
Einwohnergewichtete Distanzen in Kilometern und Reisedauern in Minuten zwischen bewohntem Gittermittelpunkt und nächstgelegenem Bargeldbezugspunkt
TerritoriumBevölkerungGemeindenEntfernung
Gesamt BankgestütztLadenkasse
Anzahlin %Anzahlin %in kmin Min.in kmin Min.in kmin Min.
Bundesweit

84 358 845

100,0

10 990

100,0

1,2

02:39

1,4

03:05

1,7

03:22

Stadtregion

53 852 697

63,8

3 374

30,7

0,9

02:18

1,1

02:45

1,2

02:52

Metropolen

15 092 208

17,9

16

0,1

0,6

01:43

0,8

02:11

0,7

02:01

Sonstige 
Großstädte

12 090 717

14,3

66

0,6

0,7

02:04

0,9

02:32

0,9

02:32

Mittelstädte, 
städtischer Raum

21 402 599

25,4

1 395

12,7

1,0

02:30

1,2

02:56

1,3

03:08

Kleinstädtischer, 
dörflicher Raum

5 267 173

6,2

1 897

17,3

2,1

03:43

2,4

04:08

3,0

04:56

Ländliche Region

30 506 148

36,2

7 617

69,3

1,7

03:14

1,9

03:40

2,4

04:15

Zentrale Städte

5 135 208

6,1

108

1,0

0,9

02:18

1,1

02:46

1,1

02:51

Mittelstädte, 
städtischer Raum

12 129 307

14,4

1 152

10,5

1,3

02:50

1,5

03:17

1,8

03:38

Kleinstädtischer,
dörflicher Raum

13 241 633

15,7

6 356

57,8

2,4

03:57

2,7

04:20

3,5

05:19

1 Gemeindestruktur und Bevölkerungszahlen mit Referenzjahr 2022. Bargeldbezugspunkte mit Referenzjahr 2023. Anteile beziehen sich auf die Gesamtbevölkerung beziehungsweise Anzahl Gemeinden insgesamt. 

Die Mehrheit der Bevölkerung lebt nicht weiter als einen Kilometer von einem Geldautomaten oder einer Bankfiliale entfernt. Für 95,3 % der Gesamtbevölkerung ist der eigene Wohnort höchstens fünf Kilometer vom nächsten Abhebeort der Kreditwirtschaft entfernt. Lediglich etwa 0,3 % der Gesamtbevölkerung müssen im motorisierten Individualverkehr mehr als zehn Kilometer zurücklegen, um zu einem Bargeldbezugspunkt der Banken oder Sparkassen zu gelangen.

Tabelle 3.4: Bevölkerungsanteile1)
Bevölkerungsanteil in % mit nächstgelegenem Bankschalter oder Geldautomaten nicht weiter als … Kilometer
TerritoriumBevölkerungMaximale Entfernung in Kilometer:
123451015
Bundesweit

84 358 845

57,7

80,7

87,8

92,2

95,3

99,7

100,0

Stadtregion

53 852 697

63,5

87,6

93,5

96,4

98,1

99,9

100,0

Metropolen

15 092 208

74,4

96,6

99,3

99,8

99,9

100,0

100,0

Sonstige 
Großstädte

12 090 717

68,6

94,1

98,4

99,5

99,8

100,0

100,0

Mittelstädte, 
städtischer Raum

21 402 599

58,9

85,4

93,1

96,7

98,5

100,0

100,0

Kleinstädtischer, 
dörflicher Raum

5 267 173

39,3

56,7

68,2

78,6

87,1

99,5

100,0

Ländliche Region

30 506 148

47,7

68,7

77,8

84,9

90,3

99,2

100,0

Zentrale Städte

5 135 208

63,4

88,9

94,9

97,6

98,9

100,0

100,0

Mittelstädte, 
städtischer Raum

12 129 307

51,8

76,9

86,1

91,8

95,4

99,8

100,0

Kleinstädtischer, 
dörflicher Raum

13 241 633

38,0

53,7

63,9

74,0

82,5

98,4

99,9

1 Gemeindestruktur und Bevölkerungszahlen mit Referenzjahr 2022. Standortdaten mit Referenzjahr 2023. Anteile beziehen sich auf die Gesamtbevölkerung der jeweiligen Region.

 

Maximale Distanz bis zum nächstgelegenen Bankschalter oder Geldautomat
Maximale Distanz bis zum nächstgelegenen Bankschalter oder Geldautomat

Die Erreichbarkeit von Geldautomaten in Deutschland ist mit der in anderen Ländern vergleichbar. Die für die Analyse verwendete Methodik zur Berücksichtigung der Verkehrswege und der räumlichen Verteilung der Bevölkerung etabliert sich international zunehmend als Standard. 19 Für Österreich wird eine durchschnittliche Wegstrecke zwischen Wohnort und nächstgelegenem Geldautomaten von 1,2 Kilometern ermittelt, wobei 66,6 % der Gesamtbevölkerung nicht weiter als einen Kilometer und 97,1 % nicht weiter als fünf Kilometer von einem Geldautomaten entfernt wohnen. 20 Auch in der Schweiz wohnen die Bürgerinnen und Bürger im Schnitt 1,2 Kilometer von einem Geldautomaten entfernt. 21 In Kanada müssen für Bargeldabhebungen am Geldautomaten durchschnittlich zwei Kilometer zurückgelegt werden. 91 % der Bevölkerung wohnen nicht weiter als fünf Kilometer von einem Geldautomaten entfernt. 22

In Deutschland wohnen in städtisch geprägten Gebieten die meisten Bürgerinnen und Bürger rund einen Kilometer vom nächsten Abhebeort der Kreditwirtschaft entfernt. So beträgt die Distanz zum nächstgelegenen Bankschalter oder Geldautomaten in Großstädten, die nicht den Status einer Metropole haben, durchschnittlich 0,9 Kilometer. Rund zwei Drittel ihrer Bevölkerung wohnen nicht weiter als einen Kilometer von einem Abhebeort entfernt. In zentralen Städten der ländlichen Regionen leben die Bewohnerinnen und Bewohner mit durchschnittlich 1,1 Kilometern nur geringfügig weiter von einem Bargeldbezugspunkt der Kreditwirtschaft entfernt. Hier müssen rund drei von fünf Bewohnern nicht weiter als einen Kilometer fahren, um zum nächstgelegenen Bankschalter oder Geldautomaten zu gelangen. In Mittelstädten betragen die Entfernungen zu einem Abhebeort der Kreditwirtschaft durchschnittlich 1,2 Kilometer in städtischen und 1,5 Kilometer in ländlichen Regionen.

Bewohnerinnen und Bewohner des kleinstädtischen, dörflichen Raums müssen für ihre Bargeldversorgung die weitesten Wege fahren. Die insgesamt rund 18,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner müssen im Schnitt über zwei Kilometer bis zum nächstgelegenen Bargeldbezugspunkt der Sparkassen oder Banken fahren. Von den 5,3 Millionen Bewohnern der städtischen Randgebiete wohnen 39,3 % nicht weiter als einen Kilometer von einer Bankfiliale oder einem Geldautomaten entfernt. Rund 68,2 % ihrer Bürgerinnen und Bürger wohnen nicht weiter als drei Kilometer entfernt. Im kleinstädtischen, dörflichen Raum der ländlichen Regionen finden hingegen 63,9 % der Bewohner einen bankgestützten Bargeldbezugspunkt in einem Umkreis von drei Kilometern vor. 23 In diesen dünn besiedelten Gebieten ist die durchschnittliche Entfernung zur nächsten Ladenkasse mit Abhebemöglichkeit länger als zur Bargeldinfrastruktur der Kreditwirtschaft. Dies ist ein Indiz dafür, dass diese Gebiete insgesamt eine schwierigere Erreichbarkeit wichtiger Infrastruktur aufweisen. Das betrifft nicht nur den Zugang zu Bargeld, sondern auch andere Alltagsgeschäfte.

Beim Zugang zu Bargeld ist die Ladenkasse eine Ergänzung für das Angebot der Kreditwirtschaft, aber kein Ersatz. Bundesweit wohnen 57,7 % der Bürgerinnen und Bürger höchstens einen Kilometer von einem Bankschalter oder Geldautomaten entfernt. In manchen Regionen verkürzen Ladenkassen den Weg zum nächstgelegenen Bargeldbezugspunkt, sodass Cashback und Cash-in-Shop positiv zum Zugang zu Bargeld beitragen. So erhöht sich der Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu einem Bargeldbezugspunkt im Umkreis von einem Kilometer um 9,9 Prozentpunkte auf 67,6 %, wenn zusätzlich zu den Bargeldbezugspunkten der Kreditwirtschaft noch die Abhebemöglichkeiten des Einzelhandels berücksichtigt werden. Einen Ersatz für Bankschalter und Geldautomaten stellt die Ladenkasse jedoch nicht dar. So muss ein Großteil der Bargeldauszahlungen an der Ladenkasse zuvor nicht geprüft werden, wodurch nicht mehr umlauffähiges Bargeld ungeprüft weiter zirkulieren kann. Demgegenüber können und müssen Kreditinstitute die Qualität und Echtheit von Bargeld verlässlich prüfen. Die starke Einbindung der Kreditinstitute in den Bargeldkreislauf bleibt somit unerlässlich, zumal das Angebot des Einzelhandels den Zugang zu Bargeld zuvorderst in der Stadtregion und bei ohnehin kürzeren Distanzen erleichtert. 24 Für die verbleibenden Gebiete verbessern komplementäre Abhebemöglichkeiten die Erreichbarkeit von Bargeldbezugspunkten nur geringfügig.

Marginaler Beitrag der Ladenkasse zur Erreichbarkeit von Bargeldbezugspunkten
Marginaler Beitrag der Ladenkasse zur Erreichbarkeit von Bargeldbezugspunkten

Obwohl die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland einen Bargeldbezugspunkt in der Nähe vorfindet, empfinden viele den Zugang zu Bargeld als zunehmend schwierig. Den vorgestellten Ergebnissen zufolge scheint in Deutschland insgesamt ein dichtes Netz an Abhebeorten zur Verfügung zu stehen. Trotzdem stieg der Anteil der Bevölkerung, der es als ziemlich schwierig oder sehr schwierig empfindet, zu einem Geldautomaten oder Bankschalter zu gelangen, zuletzt deutlich von 6 % im Jahr 2021 auf 15 % im Jahr 2023 an. 25 Es ist vorstellbar, dass die subjektive Einschätzung des Aufwands für die Bargeldversorgung von Faktoren beeinflusst wird, die in der geografischen Analyse nicht abgebildet werden. So deutet anekdotische Evidenz darauf hin, dass Geldautomaten zum Schutz vor Sprengungen in Randzeiten zunehmend verschlossen werden und somit weniger verfügbar sind. Zudem könnte die Schließung von Bankfilialen und der Abbau von Geldautomaten in einigen Fällen zu längeren Wegen geführt haben. Die verschlechterte Wahrnehmung des Zugangs zu Bargeld in der Bevölkerung bietet Anlass, die Verfügbarkeit von Bargeld in Deutschland auch zukünftig mit verschiedenen Ansätzen zu analysieren.

Die geografische Verfügbarkeit von Abhebeorten hat sich zuletzt ebenfalls moderat verschlechtert. Die Bundesbank hat bereits in einer früheren Auswertung die geografische Verfügbarkeit von Abhebeorten in Deutschland analysiert, allerdings sind diese Ergebnisse wegen der seitdem verbesserten Methode nicht direkt mit den in diesem Aufsatz vorgestellten Ergebnissen vergleichbar. Die folgenden Ausführungen thematisieren die Entwicklung der Bargeldinfrastruktur zwischen den Referenzjahren 2021 und 2023, wobei deutlich wird, dass sich die Ausstattung der Gemeinden mit Abhebeorten sowie ihre Erreichbarkeit zwischen diesen beiden Referenzjahren, ausgehend von einem hohen Niveau, moderat verschlechtert haben.

Exkurs

Vergleich mit früheren Auswertungen

Der Vergleich mit früheren Ergebnissen bietet einen Eindruck von der Entwicklung der Bargeldinfrastruktur. Die Bundesbank hat die räumliche Verfügbarkeit von Bargeldbezugspunkten in Deutschland zuletzt für das Referenzjahr 2021 analysiert. 1 Im Folgenden werden Veränderungen in der Ausstattung der Gemeinden mit Bargeldbezugspunkten sowie ihrer Erreichbarkeit betrachtet. Dabei können Veränderungen in der Gemeindestruktur, wie beispielsweise die Auflösung oder Zusammenlegung von Gemeinden, die Vergleichbarkeit der Ergebnisse beeinträchtigen. 2 Der Datensatz für das Referenzjahr 2023 enthält zudem knapp 3 500 Standorte von Handelsunternehmen mehr als der zum Referenzjahr 2021. Da die Standortdaten der Handelsunternehmen in der Regel aus Sekundärquellen zusammengetragen werden, dürfte dieser Anstieg in Teilen auf eine vollständigere Erfassung zurückzuführen sein. Die Standortdaten für Bankfilialen und Geldautomaten hingegen werden überwiegend direkt von der Kreditwirtschaft bereitgestellt und werden sowohl für das Referenzjahr 2021 als auch das Referenzjahr 2023 als vollständig erachtet.

Die Ausstattung der Gemeinden mit Bankschaltern und Geldautomaten hat sich geringfügig verschlechtert. Während im Jahr 2021 noch 96,0 % aller Bürgerinnen und Bürger eine Filiale oder einen Geldautomaten in der eigenen Kommune vorfanden, sind es aktuell 95,7 % der Gesamtbevölkerung. Die Anzahl der Gemeinden mit der Möglichkeit zum Bezug von Bargeld bei einer Bank oder Sparkasse innerhalb der eigenen Gemeindegrenzen sank um 154. Deutlich gestiegen ist hingegen die erfasste Anzahl der Gemeinden mit einer Bargeldbezugsmöglichkeit an der Ladenkasse.

Tabelle 3.5: Ausstattung der Gemeinden mit Bargeldbezugspunkten1)
AusstattungLadenkasse (Cashback oder Cash-in-Shop)
VorhandenNicht vorhandenGesamt
AnzahlVeränderung
zu 2021
in %Veränderung
 zu 2021
AnzahlVeränderung 
zu 2021
in %Veränderung 
zu 2021
AnzahlVeränderung 
zu 2021
in %Veränderung 
zu 2021
Bankgestützte
Bargeld-
infrastruktur
Vorhanden

4 724

306

43,0

2,9

1 319

− 460

12,0

− 4,2

6 043

− 154

55,0

− 1,3

78 052 978

1 943 062

92,5

1,0

2 681 418

− 1 032 228

3,2

− 1,3

80 734 396

910 834

95,7

− 0,3

Nicht 
vorhanden

166

42

1,5

0,4

4 781

95

43,5

0,9

4 947

137

45,0

1,3

317 434

82 715

0,4

0,1

3 307 015

198 585

3,9

0,2

3 624 449

281 300

4,3

0,3

Gesamt

4 890

348

44,5

3,3

6 100

− 365

55,5

− 3,3

10 990

− 17

100,0

0,0

78 370 412

2 025 777

92,9

1,1

5 988 433

− 833 643

7,1

− 1,1

84 358 845

1 192 134

100,0

0,0

1 Bargeldbezugspunkte mit Referenzjahr 2023. Gemeindestruktur und Bevölkerungszahlen mit Referenzjahr 2022. Ausstattung der Gemeinden mit Bargeldbezugspunkten. Anzahl Kommunen mit jeweiliger Ausstattung sowie ihre Gesamtbevölkerung.

Die früheren Auswertungen zur Erreichbarkeit von Abhebeorten basieren auf der Länge der Luftlinie zwischen den Gemeindemittelpunkten und ihren nächstgelegenen Bargeldbezugspunkten. Vor dem Hintergrund der methodischen Umstellungen auf Rasterdaten für die räumliche Verteilung der Bevölkerung sowie die Entfernungsberechnung für Verkehrswege können die in diesem Aufsatz vorgestellten Auswertungen nicht mit den früheren Ergebnissen verglichen werden. Daher wird die frühere Methode auf die aktuellen Gemeinde- und Standortinformationen angewendet.

Der Aufwand für die Bargeldversorgung in Deutschland hat sich moderat erhöht. Im Vergleich zum Jahr 2021 hat sich die durchschnittliche Distanz zwischen Gemeindezentrum und dem nächstgelegenen Bargeldbezugspunkt um 100 Meter auf 1,7 Kilometer verlängert. Die durchschnittliche Entfernung zum nächstgelegenen Bankschalter stieg um 200 Meter, zum nächstgelegenen Geldautomat um 100 Meter. Hingegen sank die berechnete durchschnittliche Entfernung zur nächstgelegenen Ladenkasse mit einer Abhebemöglichkeit. Ferner stehen im Umkreis von einem Kilometer um das Gemeindezentrum nun seltener Bargeldbezugspunkte zur Verfügung. So sank der Anteil der Bevölkerung, der weniger als einen Kilometer vom nächsten Bankschalter beziehungsweise Geldautomaten entfernt lebt, um 0,6 Prozentpunkte beziehungsweise 0,3 Prozentpunkte. Mit 0,7 % der Gesamtbevölkerung lebt aber weiterhin nur ein kleiner Teil der Menschen in Gemeinden, deren Gemeindemittelpunkt mehr als fünf Kilometer vom nächstgelegenen Bargeldbezugspunkt entfernt ist.

Tabelle 3.6: Erreichbarkeit von Bargeldbezugspunkten1)
AbhebeorteSchalterGeldautomatLadenkasseGesamt
Referenzjahr Gemeindestruktur

2022

2021

2022

2021

2022

2021

2022

2021

Referenzjahr Standortdaten

2023

2021

2023

2021

2023

2021

2023

2021

Mittlere Distanz (in km)

2,3

2,1

1,9

1,8

2,6

2,9

1,7

1,6

Kumulierte Bevölkerungszahlen und -anteile mit nächstgelegenem Abhebeort im Umkreis …
bis 1 kmAnzahl

78 133 937

77 534 014

79 619 244

78 786 632

75 995 688

73 996 562

80 292 320

79 303 341

%

92,6

93,2

94,4

94,7

90,1

89,0

95,2

95,4

bis 5 kmAnzahl

82 888 997

81 941 979

83 472 487

82 400 091

82 648 409

80 932 652

83 744 505

82 588 255

%

98,3

98,5

98,9

99,1

98,0

97,3

99,3

99,3

bis 10 kmAnzahl

84 274 169

83 104 617

84 330 331

83 145 065

84 276 621

83 057 408

84 347 495

83 154 368

%

99,9

99,9

2) 100,0

2) 100,0

99,9

99,9

2) 100,0

2) 100,0

bis 15 kmAnzahl

84 358 670

83 165 563

84 358 845

83 166 711

84 358 845

83 162 779

84 358 845

83 166 711

%

2) 100,0

2) 100,0

100,0

100,0

100,0

2) 100,0

100,0

100,0

mehr als 
15 km
Anzahl

175

1 148

0

0

0

3 932

0

0

%

0,0002

0,0014

0,0

0,0

0,0

0,005

0,0

0,0

1 Berechnung auf Grundlage der Länge der Luftlinien zwischen Gemeindezentren und nächstgelegenem Bargeldbezugspunkt. 2 Rundungsfehler.

Die neue Methodik mit Bevölkerungsraster sowie Routenberechnung führt zu realistischeren Ergebnissen hinsichtlich der Erreichbarkeit von Abhebeorten. Durch die Betrachtung der Luftlinie sowie die implizite Annahme, dass sämtliche Bewohner konzentriert im Zentrum einer Gemeinde leben, wird die Erreichbarkeit von Bargeldbezugspunkten überschätzt. So legt die Anwendung der früheren Methodik nahe, dass rund 80,3 Millionen Bürgerinnen und Bürger (95,2 % der Gesamtbevölkerung) nicht weiter als einen Kilometer vom nächsten Abhebeort entfernt wohnen. Demgegenüber ergeben die in diesem Aufsatz dargestellten Auswertungen mit der neuen Methodik, dass etwa 57,0 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner (67,6 % der Gesamtbevölkerung) einen Abhebeort nicht weiter als einen Kilometer vom Wohnort entfernt vorfinden. Nicht weiter als fünf Kilometer vom nächsten Abhebeort entfernt wohnen nach der neuen Methode 96,0 % statt 99,3 % der Gesamtbevölkerung.

4 Fazit

Bargeld wird in Deutschland als Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel geschätzt. Auch wenn Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland immer häufiger bargeldlos bezahlen, ist Bargeld nach wie vor das meistgenutzte Zahlungsmittel. Rund 51 % der Transaktionen im Alltag begleichen Menschen in Deutschland mit Bargeld. 26 Als Wertaufbewahrungsmittel wird Bargeld unter anderem in Krisenzeiten nachgefragt, wie es beispielsweise der deutliche Anstieg des Euro-Banknotenumlaufs in der Coronavirus-Pandemie nahelegt. 27 Mit einer Bargeldreserve können Bürgerinnen und Bürger auch für Ausfälle des bargeldlosen Zahlungsverkehrs infolge von technischen Störungen oder anderen Krisensituationen vorsorgen.

Damit Wahlfreiheit zwischen Bargeld und anderen Zahlungsmitteln besteht und Bargeld in Krisenzeiten verwendet werden kann, benötigen die Menschen in Deutschland einen verlässlichen Zugang zu Bargeld. Die Bundesbank setzt sich im Rahmen der Bargeldstrategie des Eurosystems dafür ein, die Wahlfreiheit zwischen Bargeld und digitalen Bezahlverfahren zu erhalten. 28 Bei der Bargeldversorgung verlassen sich Verbraucherinnen und Verbraucher insbesondere auf die von Kreditinstituten betriebene Bargeldinfrastruktur, an der sie über 90 % ihres gesamten Bargeldbedarfs decken.

Bürgerinnen und Bürger in Deutschland können sich gegenwärtig über ein dichtes Netz an Bargeldbezugspunkten mit Bargeld versorgen. Geldautomaten oder Bankschalter sind in 6 043 von 10 990 Gemeinden verfügbar. Rund 96 % der Gesamtbevölkerung lebt in diesen Gemeinden. Etwa 3,6 Millionen Menschen in Deutschland müssen jedoch die eigenen Gemeindegrenzen verlassen, um sich bei einem Kreditinstitut mit Bargeld zu versorgen. Im Schnitt wohnen Bürgerinnen und Bürger 1,4 Kilometer vom nächstgelegenen Bargeldbezugspunkt der Kreditwirtschaft entfernt. 95,3 % der Gesamtbevölkerung finden einen Bankschalter oder einen Geldautomaten im Umkreis von fünf Kilometern um den eigenen Wohnort. Die Ausstattung der Gemeinden mit Bankschaltern und Geldautomaten sowie ihre Erreichbarkeit ist in ländlichen Regionen schlechter als in den Stadtregionen. So müssen Bürgerinnen und Bürger im kleinstädtischen, dörflichen Raum in ländlichen Regionen im Schnitt rund 2,7 Kilometer bis zum Abhebeort der Kreditwirtschaft zurücklegen, im Vergleich zu durchschnittlich 0,8 Kilometer in Metropolen. Die Möglichkeit, Bargeld an der Ladenkasse zu beziehen, ist in Deutschland ebenfalls weit verbreitet und ergänzt das Angebot der Kreditwirtschaft. Bundesweit ist die nächste Ladenkasse mit Bargeldbezugsmöglichkeit durchschnittlich 1,7 Kilometer entfernt.

Abwärtstendenzen bei der Verfügbarkeit von Bargeld sind erkennbar. Die Bundesbank hat eine Studie "Bargeld der Zukunft" in Auftrag gegeben, um einen systematischen Blick auf die Zukunft des Bargelds zu werfen. In der Studie wurden drei mögliche Zukunftsszenarien entwickelt. In sämtlichen Szenarien verschlechtert sich der Zugang zu Bargeld, und seine Akzeptanz und Nutzung nehmen ab. 29 Die sinkende Anzahl der Bankfilialen und Geldautomaten sowie der steigende Anteil von Bürgerinnen und Bürgern, die von einem erhöhten Aufwand für die Bargeldversorgung berichten, unterstreichen die Perspektive, dass eine auch zukünftig gute Bargeldverfügbarkeit in Deutschland nicht weiter selbstverständlich ist. 30

Literaturverzeichnis

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