Grußwort Geschäftsbericht 2024

Portrait von Joachim Nagel; im Hintergrund die Europa- und die Deutschlandflagge
Portrait von Joachim Nagel; im Hintergrund die Europa- und die Deutschlandflagge
Handschriftliche Anrede: „Liebe Leserinnen und Leser“
Handschriftliche Anrede: „Liebe Leserinnen und Leser“

2024 sind wir bei unserer Hauptaufgabe, für Preisstabilität zu sorgen, ein großes Stück vorangekommen. Im Jahresdurchschnitt betrug die Inflationsrate im Euroraum 2,4 %. Damit hat sie sich gegenüber 2023 mehr als halbiert. Dieser Rückgang der Inflation hat die Kaufkraft der privaten Haushalte wesentlich gestützt. Die von der Inflationswelle verursachten Kaufkraftverluste sind im Durchschnitt des Euroraums inzwischen mehr als wettgemacht, auch aufgrund eines kräftigen Lohnwachstums.

Der EZB

-Rat hat entschlossen gehandelt, um die hohe Inflation zu überwinden und die Inflationserwartungen verankert zu halten. Dies hat auch Folgen für die Bilanzen der Zentralbanken des Euroraums. Denn die finanziellen Belastungen aus den umfangreichen geldpolitischen Wertpapierkäufen der Vergangenheit und dem anschließenden Zinsanstieg schlagen sich dort nieder. Deshalb hatte die Bundesbank ihre Risikovorsorge über mehrere Jahre aufgestockt. Die Wagnisrückstellung wurde 2023 zum Verlustausgleich vollständig aufgelöst. Für das Geschäftsjahr 2024 weist die Bundesbank nun erstmals seit 1979 einen Bilanzverlust aus. Sie besitzt jedoch erhebliche Vermögenswerte, ihre Bilanz ist solide. Und ich versichere Ihnen: Der Bilanzverlust ändert nichts daran, dass sich die Bundesbank nach wie vor mit aller Kraft für Preisstabilität einsetzen wird.

Im Laufe des vergangenen Jahres zeichnete sich immer deutlicher ab, dass der allgemeine Preisanstieg unseren mittelfristigen Zielwert von 2 % im Jahr 2025 wieder erreichen würde, auch wenn die Geldpolitik schwächer auf die Bremse tritt. Deshalb hat der EZB

-Rat den maßgeblichen Leitzins ab Juni bis Jahresende in vier Schritten um insgesamt einen Prozentpunkt gesenkt. 

Für die deutsche Wirtschaft war 2024 kein gutes Jahr. Sie tritt nun schon seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 auf der Stelle. Und zunehmend zeigt sich, dass die Schwächephase hierzulande neben konjunkturellen auch erhebliche strukturelle Ursachen hat. Höhere Energiepreise, zunehmende Konkurrenz auf internationalen Märkten und der demografische Wandel setzen Deutschland unter Druck, sich anzupassen. Außerdem gilt es, den Übergang zu CO2-neutralem Wirtschaften und die digitale Transformation zu meistern und darin liegende Chancen zu nutzen.

Wachstumskräfte fördern, das ist derzeit in Deutschland besonders wichtig. Es ist auch in ganz Europa eine zentrale Aufgabe. Denn gemeinsam stehen wir vor Herausforderungen, und gemeinsam miteinander lösen wir sie am besten. Angesichts wachsender geopolitischer Spannungen brauchen wir an entscheidenden Stellen mehr Europa. Dazu zählt, Hürden in unserem Europäischen Binnenmarkt weiter abzubauen und eine Spar- und Investitionsunion zu schaffen. Auch ein digitaler Euro würde helfen, die europäische Souveränität zu stärken und zusätzliche Innovationen anzustoßen. An dessen möglicher Einführung hat die Deutsche Bundesbank im zurückliegenden Jahr weiter intensiv mitgearbeitet.

Gemeinsam miteinander arbeiten wir auch im neu zusammengesetzten Vorstand der Bundesbank. Mit Dr. Fritzi Köhler-Geib, Lutz Lienenkämper und Michael Theurer sind wir nun endlich wieder vollzählig. Darüber hinaus hat Dr. Sabine Mauderer im September das Amt der Vizepräsidentin übernommen. 

Mit großer Freude bedanke ich mich im Namen des gesamten Vorstands ganz herzlich bei allen Kolleginnen und Kollegen für ihre engagierte Arbeit. Gemeinsam werden wir uns auch im Jahr 2025 dafür einsetzen, die begonnenen Veränderungen hin zu einer innovativeren, agileren und zunehmend digitalen Bundesbank zum Erfolg zu führen. Damit wir auch in Zukunft unseren Stabilitätsauftrag bestmöglich erfüllen können.

Handschriftliche Grußformel: „Ihr Joachim Nagel“
Handschriftliche Grußformel: „Ihr Joachim Nagel“

Dr. Joachim Nagel
Präsident der Deutschen Bundesbank

 

 

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