Was die Bundesbank beschäftigt Geschäftsbericht 2024
Veröffentlicht am 2/25/2025
Was die Bundesbank beschäftigt Geschäftsbericht 2024
1 Konjunktur- und Preisentwicklung
Im Jahr 2024 ist die Inflation weltweit deutlich zurückgegangen. In den Jahren zuvor war es zu den stärksten Preisanstiegen seit Dekaden gekommen. Dies lag an der Covid-19-Pandemie mit ihren wirtschaftlichen Auswirkungen und den wirtschaftspolitischen Reaktionen, aber auch an den Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Nun rückt die Preisstabilität vielerorts wieder in greifbare Nähe. So ließen die Energiepreise ab Sommer 2023 stark nach, die in vielen Ländern die Inflationswelle verstärkt hatten. Aber auch die straffere Geldpolitik vieler Zentralbanken rund um den Globus hat zur stabileren Preisentwicklung beigetragen.
Im Dezember 2024 sind die Verbraucherpreise in den Industrieländern im Vorjahresvergleich um 2,8 % angestiegen. Zwölf Monate zuvor lag die Inflation noch bei 3,3 % und im Oktober 2022 bei 8,6 %. Auch die zugrunde liegende Teuerungsrate ohne Berücksichtigung der Energie- und Nahrungsmittelpreise – die sogenannte Kerninflationsrate – ging zurück. Hier war im vergangenen Dezember eine Rate von 2,9 % zu verzeichnen, nach 4,0 % vor einem Jahr. Laut der jüngsten Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF
IWF : Internationaler Währungsfonds
) dürfte die Inflationsrate in den Industriestaaten im Durchschnitt des laufenden Jahres weiter auf 2,1 % abnehmen.
Die Weltwirtschaft expandierte im Jahr 2024 moderat. Angetrieben wurde das globale Wirtschaftswachstum von der lebhaften Konjunktur in den Vereinigten Staaten. Darüber hinaus belebte sich die weltweite Erzeugung in der Industrie ein Stück weit. Vor diesem Hintergrund expandierte der Welthandel deutlich. Allerdings dürfte dies teilweise auf vorgezogene Geschäfte zurückzuführen sein, denn viele befürchten zunehmende handelspolitische Beschränkungen.
ist die Weltwirtschaft im abgelaufenen Jahr um 3,2 % gewachsen. Für 2025 erwarten die Fachleute des IWF
IWF : Internationaler Währungsfonds
eine Zunahme der weltwirtschaftlichen Aktivität um 3,3 %. Geringer könnte das Wachstum ausfallen, falls sich handelspolitische Auseinandersetzungen verschärfen sollten. Auch ist die Gefahr nach wie vor hoch, dass geopolitische Konflikte sich ausweiten oder zusätzliche entstehen. Solche Entwicklungen können die Fragmentierung der Weltwirtschaft weiter vertiefen.
Die deutsche Wirtschaft verharrte im vergangenen Jahr in einer ausgeprägten Schwächephase. Insgesamt ist die Wirtschaftsaktivität in Deutschland seit nunmehr zweieinhalb Jahren nicht gestiegen. Laut vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes schrumpfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP
BIP : Bruttoinlandsprodukt
) im vergangenen Jahr preis- und kalenderbereinigt um 0,2 %. Die wirtschaftliche Aktivität in der Industrie und in der Baubranche ging stark zurück. Dies war teilweise auf die schwache Nachfrage nach Bauleistungen und Investitionsgütern aufgrund stark gestiegener Finanzierungskosten zurückzuführen. Darüber hinaus wurden die deutschen Industrieerzeugnisse weniger im Ausland nachgefragt, auch wegen der geringeren Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Nicht zuletzt nahmen die privaten Konsumausgaben ungeachtet stark steigender Löhne nur leicht zu.
Die deutsche Konjunktur dürfte vorerst nur wenig an Schwung gewinnen. Die Wirtschaftsleistung in Deutschland wird laut der Dezember-Prognose der Bundesbank
im laufenden Jahr preis- und kalenderbereinigt um 0,2 % zulegen. Sollten sich die handelspolitischen Konflikte spürbar verschärfen, würde die in hohem Maß vom Außenhandel abhängige deutsche Wirtschaft erheblich leiden. Die gegenwärtige Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft ist jedoch nicht nur konjunkturell bedingt. Zu den längerfristigen, strukturellen Ursachen zählt insbesondere die verschlechterte Wettbewerbsfähigkeit, welche unter anderem durch die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine dauerhaft erhöhten Energiepreise gelitten hat. Aber auch der zunehmende Wettbewerbsdruck aus China sowie der demografische Wandel und der Übergang zu einer emissionsfreien Wirtschaft belasten die Wachstumsperspektiven. Um die Wachstumsschwäche zu überwinden, sind strukturelle Reformen zu empfehlen, die den institutionellen und regulatorischen Rahmen in Deutschland verbessern und so neue Wachstumskräfte freisetzen.
Der Preisdruck in Deutschland hat im vergangenen Jahr deutlich nachgelassen. Gemäß dem Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI
HVPI : Harmonisierter Verbraucherpreisindex
) verringerte sich die Teuerungsrate von 3,8 % zum Jahresende 2023 auf 2,8 % im Dezember 2024. Hinter dem Rückgang der Gesamtinflationsrate stand vor allem die Normalisierung der Energiepreise. Gleichzeitig sorgte der damit verbundene Basiseffekt dafür, dass sich die Inflationsrate zum Jahresende vorübergehend wieder etwas erhöhte.
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Im September 2023 hatten die Rohölpreise ihren Höhepunkt erreicht und waren danach wieder deutlich gesunken. Im Berichtsjahr wurden die Energiepreise daher bis September mit den immer höheren Vorjahrespreisen verglichen. Das senkte die Inflationsraten. Nach September nahm der dämpfende Beitrag von Energie auf die Gesamtinflationsrate aufgrund des Rückgangs der Energiepreise im Vorjahr allerdings spürbar ab.
Die Kerninflationsrate blieb hingegen hartnäckig hoch: Mit 3,3 % fiel sie im Dezember 2024 ähnlich hoch aus wie vor einem Jahr.
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Seit Juli 2024 ergänzt die Bundesbank die Berichterstattung über die Inflation in Deutschland um geldpolitisch besonders interessante Aspekte, darunter die Kerninflation samt weiterer Komponenten, siehe dazu eine detaillierte Erläuterung im Abschnitt Finanzmarktdienstleistungen und Statistik.
Die hartnäckigere Dynamik bei der Kerninflation ging vor allem auf hohe Preiszuwächse im Dienstleistungsgewerbe zurück. Auch 2025 könnte die Teuerung bei Dienstleistungen nur langsam zurückgehen, denn die hohen Lohnzuwächse wirken mit einer gewissen Verzögerung. Laut der Dezember-Prognose der Bundesbank
-Gesamtrate von 2,5 % 2024 auf 2,4 % im Durchschnitt des laufenden Jahres abnehmen. Dabei stellen mögliche Zollanhebungen in den Vereinigten Staaten und damit verbundene Gegenzölle ein Aufwärtsrisiko dar.
Die Konjunkturlage im Euroraum hellte sich im Berichtsjahr leicht auf. Maßgeblich hierfür war, dass die Belastungen durch die starken Preisanstiege der Vorjahre langsam nachließen. Insbesondere festigte sich der Konsum, auch wenn der private Konsum weniger stark anstieg als die verfügbaren Einkommen. Der Konsum stützte auch die Dienstleistungssektoren, in denen die wirtschaftliche Aktivität kräftig expandierte. Schwach entwickelten sich hingegen das Verarbeitende Gewerbe und der Bau. Unter anderem gingen aufgrund der anhaltenden Wettbewerbsschwäche auf den internationalen Märkten von der moderat wachsenden Weltwirtschaft nur wenig Impulse aus. Dass nur wenig investiert wurde, dürfte auch an erhöhten Finanzierungskosten gelegen haben. Die Lage am Arbeitsmarkt blieb gut, die Arbeitslosenquote fiel auf einen neuen Tiefstand, und die Zahl der Beschäftigten stieg weiter. Kehrseite der Entwicklung ist das anhaltend schwache Produktivitätswachstum. Ein breit angelegter Aufschwung zeichnet sich insgesamt bislang nicht ab.
Die Wachstumsaussichten werden zudem durch die geopolitischen Konflikte, die Unsicherheit über die weltweite Handelspolitik sowie den Reformstau in mehreren europäischen Ländern gedämpft. Laut vorläufigen statistischen Angaben expandierte das reale BIP
BIP : Bruttoinlandsprodukt
im Euroraum im vergangenen Jahr um 0,7 %. Im laufenden Jahr dürfte die Wirtschaft etwas stärker wachsen. Die Dezember-Prognose des Eurosystems sieht eine Wachstumsrate von 1,1 % vor. Getragen werden soll die Belebung durch die steigende Kaufkraft der privaten Haushalte, die Verbesserung der Finanzierungsbedingungen sowie die Erholung der Exporttätigkeit.
Die Teuerungsraten, gemessen am HVPI
HVPI : Harmonisierter Verbraucherpreisindex
, sind im Euroraum im Berichtsjahr merklich gesunken. Der weltweite Rückgang der Energiepreise spielte dabei die ausschlaggebende Rolle. Aber auch die geldpolitische Straffung der letzten zweieinhalb Jahre trug zur Stabilisierung der Preisentwicklung bei. Nach jahresdurchschnittlich 5,4 % im Jahr 2023 betrug die Inflationsrate im vergangenen Jahr 2,4 %. Die Kerninflation lag aufs Jahr gerechnet mit 2,8 % etwas höher. Laut Dezember-Prognose des Eurosystems dürfte die Inflation weiter sinken, im Durchschnitt des laufenden Jahres auf 2,3 % bei der Kerninflation und auf 2,1 % bei der Gesamtinflation. Die Fachleute des Eurosystems erwarten, dass die Gesamtinflation im Verlauf dieses Jahres den Inflationszielwert von 2 % erreicht.
2 Geldpolitik
Vor dem Hintergrund der verbesserten Inflationsaussichten begann der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Rat im vergangenen Jahr, den geldpolitischen Restriktionsgrad schrittweise zurückzuführen. Nachdem der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Rat seit Juli 2022 die Leitzinsen zehnmal angehoben und damit die stärkste geldpolitische Straffung seit Einführung des Euro vollzogen hatte, fand im Juni 2024 die erste Zinssenkung statt. Die drei Leitzinssätze wurden jeweils um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Auf der Grundlage der Inflationsaussichten, der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission hielt der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Rat es für angemessen, den Grad der geldpolitischen Straffung zu reduzieren. Weitere Zinssenkungen folgten im September, Oktober und Dezember, da die Inflationsdaten den Inflationsausblick weitgehend bestätigten. Zudem wurden die Inflationsaussichten durch schwächer als erwartete Konjunkturindikatoren beeinflusst.
Im Dezember erreichte der Zinssatz für die Einlagefazilität, mit dem der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Rat den geldpolitischen Kurs steuert, 3 %. Nach einer weiteren Senkung im Januar 2025 liegt der Einlagesatz inzwischen bei 2,75 %. Der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Rat ist entschlossen, für eine nachhaltige Stabilisierung der Inflation bei ihrem mittelfristigen Zielwert von 2 % zu sorgen. Dabei betont der Rat nach wie vor, dass er sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad festlegen wird. Der angemessene geldpolitische Kurs wird stattdessen von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung festgelegt werden. Die Marktteilnehmer erwarten, dass der geldpolitische Kurs im laufenden Jahr weiter gelockert wird.
Spezifische Zinssenkungen im September 2024 passten zusätzlich den geldpolitischen Handlungsrahmen an. Während die Zinsschritte beim geldpolitisch relevanten Einlagezinssatz bei allen jüngsten Zinssenkungen 0,25 Prozentpunkte betrugen, wurden die Zinssätze für Hauptrefinanzierungsgeschäfte und für die Spitzenrefinanzierungsfazilität in einer technischen Anpassung im September um 0,6 Prozentpunkte gesenkt. Damit schrumpfte der Abstand zwischen den Zinssätzen für die Einlagefazilität und für Hauptrefinanzierungsgeschäfte von 0,5 Prozentpunkten auf 0,15 Prozentpunkte. Mit diesem Schritt setzt der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Rat seine Entscheidung vom 13. März 2024 um. Mit dieser Anpassung des geldpolitischen Handlungsrahmens wirkt der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Rat darauf hin, dass sich die kurzfristigen Geldmarktsätze auch in einem Umfeld abnehmender Überschussliquidität eng an seinen geldpolitischen Beschlüssen orientieren. Der Rat geht davon aus, dass diese Maßnahme die Schwankungen der Geldmarktzinssätze begrenzt. Basierend auf den gesammelten Erfahrungen wird der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Rat die wesentlichen Parameter des Handlungsrahmens im Jahr 2026 überprüfen.
Die Bilanz des Eurosystems hat sich im Jahr 2024 weiter verkleinert. Im Jahresverlauf schrumpfte die Bilanzsumme um fast 500 Mrd €, nachdem sie im Jahr 2023 bereits um rund 1 000 Mrd € gesunken war. Im Berichtsjahr wurden die letzten noch ausstehenden gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (GLRGs
) im Umfang von 392 Mrd € fällig. Außerdem nahm die Geschwindigkeit beim Abbau der geldpolitischen Wertpapierbestände merklich zu. Im Rahmen des Ankaufprogramms APP
APP : asset purchase programme
wurden Reinvestitionen bereits Anfang Juli 2023 eingestellt. Beim Programm PEPP
PEPP : pandemic emergency purchase programme
wurden zwischen Juli und Dezember 2024 nur noch etwa die Hälfte der auslaufenden Mittel reinvestiert, seit dem Jahreswechsel sind auch diese letzten Reinvestitionen eingestellt worden. Daher werden die APP
APP : asset purchase programme
- und PEPP
PEPP : pandemic emergency purchase programme
-Wertpapierbestände im laufenden Jahr weiter schrumpfen. Damit werden auch die verzinslichen Einlagen der Geschäftsbanken beim Eurosystem zurückgehen.
Vor dem Hintergrund weiterhin niedriger Zinseinnahmen werden die Zinsausgaben für die Einlagen der Banken zwar voraussichtlich weiter ein hohes Niveau erreichen, dürften aber im weiteren Verlauf abnehmen. Dieser Effekt hat sich in der Gewinn- und Verlustrechnung der Bundesbank in den Jahren 2022 und 2023 bereits niedergeschlagen. Auch im Berichtsjahr halten diese Belastungen an, siehe dazu eine detaillierte Erläuterung im nachfolgenden Exkurs.
Exkurs
Zinsänderungsrisiken in der Zentralbankbilanz
Seit Mitte des letzten Jahrzehnts erwarb das Eurosystem – ähnlich anderen bedeutenden Zentralbanken großer Industrienationen – in großem Umfang Anleihen, nachdem Leitzinsen auf Tiefstände gesenkt worden waren. Damit wirkte es im Interesse der Preisstabilität historisch niedrigen Inflationsraten entgegen. In der Folge sanken neben den kurzfristigen auch die längerfristigen Marktzinssätze. Dies belebte die Wirtschaftsaktivität und trug zur Annäherung an das Preisstabilitätsziel des Eurosystems bei.
Die Wertpapierkäufe des Eurosystems im Rahmen verschiedener geldpolitischer Programme weiteten die Bilanz des Eurosystems und der Bundesbank stark aus. Insbesondere zu nennen sind hier das im Jahr 2015 beschlossene Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP
APP : asset purchase programme
) sowie das im Jahr 2020 zusätzlich aufgelegte Pandemie-Notfallankaufprogramm (Pandemic Emergency Purchase Programme, PEPP
PEPP : pandemic emergency purchase programme
). Der Bestand an Wertpapieren, die das Eurosystem für geldpolitische Zwecke erworben hatte, belief sich zum 31. Dezember 2024 auf 4,3 Billionen €, davon entfallen auf die Bundesbank 0,9 Billionen €.
Mit den umfangreichen Wertpapierbeständen sind auch die finanziellen Risiken des Eurosystems erheblich gestiegen. Die Bundesbank hat bereits frühzeitig auf diese Risiken hingewiesen.
Zwar fließen Risikoüberlegungen in die geldpolitische Entscheidungsfindung ein. Allerdings kann es erforderlich sein, dass die Geldpolitik bei der mandatsgemäßen Aufgabenerfüllung gegebenenfalls auch größere Risiken eingeht. Nach umfangreichen geldpolitischen Wertpapierankaufprogrammen (wie APP
APP : asset purchase programme
und PEPP
PEPP : pandemic emergency purchase programme
) sind Ausfallrisiken und insbesondere Zinsänderungsrisiken entstanden.
Vor den geldpolitischen Wertpapierankäufen wies die Bilanz der Bundesbank kaum Zinsänderungsrisiken auf. Der Löwenanteil der zinstragenden Posten auf der Aktivseite der Bilanz war kurzfristiger Natur und stand insbesondere dem unverzinslichen Banknotenumlauf gegenüber. Mit den geldpolitischen Wertpapierankäufen hat die Bundesbank jedoch in großem Umfang längerfristige festverzinsliche Positionen auf der Aktivseite aufgebaut. Zugleich bildeten sich als bilanzielle Gegenposten kurzfristige Passiva, also variabel verzinsliche Einlagen der Banken und der sonstigen Einleger bei der Bundesbank.
Aus den unterschiedlichen Fristigkeiten ergibt sich eine offene Euro-Zinsposition, das heißt ein Zinsänderungsrisiko – dieses materialisiert sich nun. Nach dem die Inflation im Sommer 2021 deutlich über 2 % anstieg, erhöhte der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Rat in den Jahren 2022 und 2023 die Leitzinsen. Während aus den mit niedrigen Einstandsrenditen erworbenen APP
APP : asset purchase programme
- und PEPP
PEPP : pandemic emergency purchase programme
-Beständen weiterhin nur geringe Zinserträge entstehen, führen die höheren Leitzinsen nun bei den kurzfristigen Einlagen zu erheblich gestiegenen Zinsaufwendungen, welche die Zinserträge deutlich übersteigen. So lag die Effektivverzinsung der geldpolitischen Wertpapiere in der Bundesbankbilanz im Jahr 2024 im Mittel bei 0,5 %, die Verzinsung der Einlagen hingegen im Jahresdurchschnitt bei 3,8 %.
Die Kombination von langfristigen geldpolitischen Wertpapierbeständen mit niedriger Effektivverzinsung und kurzfristigen höher verzinslichen Einlagen führt zu erheblichen Belastungen in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV
GuV : Gewinn- und Verlustrechnung
) der Bundesbank. Diese Belastungen schlagen sich in der GuV
GuV : Gewinn- und Verlustrechnung
-Position 1 "Nettozinsertrag" und anteilig in der GuV
GuV : Gewinn- und Verlustrechnung
-Position 3 „Nettoergebnis aus Monetären Einkünften“ nieder.
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Bei verschiedenen geldpolitischen Wertpapierbeständen werden Erträge und Risiken innerhalb des Eurosystems im Rahmen der monetären Einkünfte geteilt.
Auch die anteiligen (Gewinne und) Verluste der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
wirken sich auf die Bundesbank aus. Im aktuellen Zinsumfeld laufen auch bei der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
Verluste auf. Allerdings hat der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Rat wie im Vorjahr beschlossen, dass diese Verluste zunächst in der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Bilanz verbleiben und nicht im selben Jahr von den nationalen Zentralbanken übernommen werden. Aber auch diese Verluste werden längerfristig betrachtet die GuV
GuV : Gewinn- und Verlustrechnung
der Bundesbank anteilig belasten. So könnten auch zukünftig Gewinnausschüttungen der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
ausbleiben, solange der Verlustvortrag in der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Bilanz zunächst mit EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Gewinnen ausgeglichen werden muss. Oder es könnten in späteren Jahren die monetären Einkünfte der nationalen Zentralbanken zur Deckung späterer Verluste der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
herangezogen werden.
Die Bundesbank hatte in der Vergangenheit vor dem Hintergrund steigender finanzieller Risiken Vorsorge getroffen. Bereits seit 2010 hatte sie die Wagnisrückstellung sukzessive aufgestockt, um mögliche Verluste abzufedern. Der Aufbau der Risikovorsorge war auch der Grund dafür, weshalb die Bundesbank für die Geschäftsjahre 2020 und 2021 keine Gewinnausschüttungen vornehmen konnte. Gegen Ende des Jahres 2022 fingen die Zinsänderungsrisiken an, sich zu materialisieren. Durch eine Teilauflösung der Wagnisrückstellung von 1 Mrd € konnte der Jahresfehlbetrag 2022 ausgeglichen werden. Im Jahr 2023 wurde die verbliebene Wagnisrückstellung von 19,2 Mrd € zum anteiligen Verlustausgleich vollständig aufgelöst. Der danach verbliebene Jahresfehlbetrag von 2,4 Mrd € wurde durch entsprechende Entnahmen aus den Rücklagen ausgeglichen, sodass ebenfalls ein Bilanzergebnis von null erreicht wurde. Für das Jahr 2024 stehen nunmehr nur noch Rücklagen von 0,7 Mrd € zur Verfügung. Nach deren vollständiger Auflösung wird das Jahr 2024 mit einem Bilanzverlust von 19,2 Mrd € abschließen.
Mit dem negativen Ergebnis 2024 weist die Bundesbank erstmals seit dem Jahr 1979 wieder einen Bilanzverlust aus. Allerdings unterscheidet sich die heutige Situation deutlich hinsichtlich der maßgeblichen Einflussfaktoren. Damals waren die Verluste auf Abschreibungen bei den Devisenreserven zurückzuführen: Denn nach dem Ende des Systems fester Wechselkurse von Bretton Woods wertete die D-Mark stark auf. Dies schmälerte den Wert der von der Bundesbank gehaltenen Währungsreserven. Die damit verbundenen Neubewertungen schlugen sich mit Abschreibungen in der GuV
Wie im laufenden Jahr werden auch in den kommenden Jahren die Zinsaufwendungen für die kurzfristigen Einlagen die vergleichsweise niedrigeren Zinserträge aus den APP
APP : asset purchase programme
- und PEPP
PEPP : pandemic emergency purchase programme
-Beständen voraussichtlich weiterhin übersteigen. Auf Grundlage der bestehenden Markterwartungen für die Entwicklung der kurzfristigen Zinsen ist deshalb aus heutiger Sicht auch in den kommenden Jahren mit weiteren, erheblichen Zinsbelastungen in der GuV
GuV : Gewinn- und Verlustrechnung
der Bundesbank zu rechnen. Die Verluste werden jeweils auf die Folgejahre vorgetragen werden.
Die jährlichen Zinsbelastungen sollten auf Sicht zurückgehen. Zum einen zeigt sich ein Mengeneffekt: Die aus geldpolitischen Gründen erworbenen Wertpapiere werden mit der Zeit fällig. Mit den rückläufigen APP
APP : asset purchase programme
- und PEPP
PEPP : pandemic emergency purchase programme
-Beständen nehmen dann auch die kurzfristigen verzinslichen Einlagen beim Eurosystem ab. Zum anderen wird ein Zinseffekt wirksam, wenn die Leitzinsen im Jahresdurchschnitt – wie derzeit vom Markt erwartet – niedriger ausfallen und kurzfristige Einlagen damit niedriger verzinst werden. Die konkrete Höhe der künftig anfallenden Belastungen hängt von verschiedenen Faktoren ab, deren Entwicklung mit erheblicher Unsicherheit behaftet ist. Dazu zählen die künftigen Entwicklungen der Leitzinsen, des Umfangs und der Struktur der Bilanz sowie der sonstigen Erträge der Bundesbank. Bei weiteren Belastungen in den kommenden Jahren wird die Bundesbank weitere Verluste und insgesamt einen steigenden Bilanzverlust ausweisen. Spätere Jahresüberschüsse sind dann zunächst für den Abbau des Bilanzverlusts zu verwenden.
Die Bilanz der Bundesbank ist solide. So besitzt die Bundesbank beträchtliche Vermögenswerte, die erheblich größer sind als ihre Verbindlichkeiten. Wie solide die Bilanz der Bundesbank ist, zeigen unter anderem unsere umfangreichen Bewertungsreserven. Sie belaufen sich Ende 2024 auf 267 Mrd €, siehe hierzu auch Erläuterungen "Ausgleichsposten aus Neubewertung
. Zudem erwartet die Bundesbank, dass ihre finanziellen Belastungen vorübergehen und sie wieder Jahresüberschüsse erzielen wird.
Auch mit einem Bilanzverlust kann die Bundesbank ihre Aufgaben uneingeschränkt erfüllen. Sie ist ihrem vorrangigen Ziel verpflichtet, Preisstabilität zu gewährleisten. Aus dieser Zielsetzung heraus lassen sich das Handeln und die Bilanz einer Zentralbank nicht mit dem Handeln oder einer Bilanz eines privatwirtschaftlichen Kreditinstituts vergleichen. Das Eurosystem und die Bundesbank müssen und werden alles Erforderliche tun, um Preisstabilität zu gewährleisten, auch wenn dadurch die eigene Ertragslage vorübergehend belastet wird.
3 Fiskalpolitik
Bei den deutschen Staatsfinanzen ist die Defizitquote im vergangenen Jahr mit 2,6 % unverändert geblieben. Einerseits endeten die Gas- und Strompreisbremsen im Jahr 2023, was die Budgets im Vorjahresvergleich deutlich entlastete. Da die Energiepreise in der Zwischenzeit deutlich gefallen sind, dürfte dies die Konjunktur nicht wesentlich belastet haben. Auch sind die staatlichen Einnahmen noch recht dynamisch gewachsen, was unter anderem aus steigenden Beitragssätzen zur Sozialversicherung resultierte. Andererseits haben stark gewachsene Ausgaben die Staatsfinanzen belastet, insbesondere die Ausgaben des Bundeswehr- und des Klimafonds, für Personal und Zinsen sowie für Renten, Pflege und Gesundheit.
Die staatliche Schuldenquote könnte im Jahr 2024 leicht gesunken sein. Die Schuldenquote erreichte im dritten Vierteljahr 2024 62,4 %, nach 62,9 % zum Jahresende 2023. Die Schuldenquote ging vor allem deshalb langsamer als zuvor zurück, weil das nominale BIP
BIP : Bruttoinlandsprodukt
im Nenner im Vergleich zum Vorjahr schwächer gewachsen ist.
Im laufenden Jahr ist ebenfalls wenig Bewegung bei den Staatsfinanzen zu erwarten. Auf der einen Seite entstehen deutliche Mehreinnahmen durch das Ende der abgabenfreien Inflationsausgleichsprämien. Auf der anderen Seite dürfte sich die schwache Konjunktur stärker bemerkbar machen, und die Ausgaben dürften nach wie vor dynamisch zulegen. Nach der Bundestagswahl wird eine neue Regierung die Weichen für die künftige Wirtschafts- und Fiskalpolitik stellen.
Die hartnäckige Wachstumsschwäche in Deutschland macht es dringlicher, die strukturellen Herausforderungen anzugehen. Dem Staat kommt in der sozialen Marktwirtschaft insbesondere die Aufgabe zu, für adäquate Rahmenbedingungen zu sorgen. Solide Staatsfinanzen und bindende Fiskalregeln sind ein wichtiger Grundstein, um die aktuellen Herausforderungen glaubwürdig und nachhaltig zu bewältigen. Ein weiterer, solider Grundstein ist gelegt, wenn staatliche Leistungen effizient erbracht werden. Wenn bestehende Aufgaben und steuerliche Sonderregeln regelmäßig kritisch überprüft werden, lassen sich Freiräume schaffen, um neue Herausforderungen anzugehen.
Vielerorts ist derzeit davon zu lesen, die Schuldenbremse hindere den Staat daran, nötige Schritte zu unternehmen, damit Deutschland die Wachstumsschwäche überwinden kann. Wichtig ist, dass der Staat beispielsweise die Infrastruktur nicht vernachlässigt. Hier hat es in den letzten Jahren an der Umsetzung gemangelt, fiskalische Spielräume waren durchaus vorhanden. Es kommt letztlich darauf an, die richtigen Prioritäten und Vorhaben erfolgreich umzusetzen. Gleichwohl sind aus Sicht der Bundesbank bei einer niedrigen staatlichen Schuldenquote moderat höhere Defizitspielräume gut vertretbar. Und wenn Zusatzspielräume teils in staatliche Investitionen gelenkt werden, kann dies wichtige Impulse geben. Hierzu hat die Bundesbank Vorschläge gemacht.
Im Euroraum hat sich die Lage der öffentlichen Finanzen im vergangenen Jahr kaum entspannt. Einige Mitgliedstaaten stehen weiterhin vor erheblichen fiskalischen Herausforderungen. Zwar dürfte sich das staatliche Defizit im Vorjahresvergleich laut Dezember-Projektion des Eurosystems auf 3,2 % etwas verringert haben. Im Jahr 2023 war insgesamt noch ein Fehlbetrag von 3,6 % zu verzeichnen. Dennoch nahm die staatliche Schuldenquote wieder zu. Nach 87,4 % zum Jahresende 2023 erreichte sie 88,2 % im dritten Vierteljahr 2024. Mehr als jede zweite Person im Euroraum lebt in einem Mitgliedstaat mit einer Schuldenquote von über 100 %. Die alten EU
EU : Europäische Union
-Fiskalregeln haben nicht gewährleistet, dass die staatlichen Schuldenquoten nachhaltig sinken. Im Frühjahr wurde beschlossen, die Regeln zu ändern. Allerdings lässt auch der neue fiskalische Rahmen umfangreiche Entscheidungs- und Verhandlungsspielräume zu. Nach den ersten Erfahrungen stellen sich die Regeln und die Ermittlung der Vorgaben als kompliziert und wenig transparent dar. Es zeichnet sich ab, dass hohe Schuldenquoten in den nächsten Jahren kaum sinken, auch wenn die Regeln eingehalten werden.
4 Geld
Während die Menschen in Deutschland noch immer etwa die Hälfte aller Zahlungen mit Bargeld begleichen, hat sich der Trend zum bargeldlosen Bezahlen fortgesetzt. Dies zeigt eine Studie zum Zahlungsverhalten in Deutschland 2023
, die die Bundesbank im Jahr 2024 veröffentlicht hat. Gegenüber 2021 sank der Anteil der Barzahlungen von 58 % auf 51 %. Gemessen am Umsatz wurde rund ein Viertel bar bezahlt. Zwar werden bei freier Auswahl unbare Zahlungsmittel von den meisten Befragten bevorzugt. Gleichzeitig gibt es aber den Wunsch, Bargeld auch zukünftig nutzen zu können. Wie dies möglichst kostengünstig und effizient erfolgen kann, wird im Rahmen des 2024 ins Leben gerufenen Nationalen Bargeldforums lösungsorientiert diskutiert. Die Bundesbank hat dabei den Vorsitz. In der Studie „Bargeld der Zukunft“ hatte sie zu Beginn des Jahres 2024 dazu drei Szenarien vorgestellt, wie stark Bargeld in der Zukunft genutzt werden könnte.
Die Studie der Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland zeigte auch, dass die Debitkarte das meistgenutzte unbare Zahlungsmittel ist, denn mit ihr wurde gut ein Drittel der Gesamtausgaben gezahlt. Es folgen Überweisungen und Lastschriften mit 20 % sowie Kreditkarten mit 10 % der Gesamtausgaben. Insbesondere unter jüngeren Befragten sind mobile Bezahlverfahren verbreitet. Sie weisen hohe Wachstumsraten auf: Im Vergleich zu 2021 verdreifachte sich ihr Anteil an allen Zahlungen von 2 % auf 6 %. Bei den Zahlungsempfängern ist die Akzeptanz unbarer Zahlungsmittel deutlich gestiegen. Sie lag 2023 bei 81 %, ein Anstieg von 20 Prozentpunkten gegenüber 2021.
Dabei sind Bargeld und die Debitkarte die aus Verbrauchersicht günstigsten Zahlungsmittel in Deutschland. Bargeld verursacht pro Bezahlvorgang für die Verbraucher die geringsten Kosten, im Verhältnis zum ausgegebenen Geldbetrag ist die Debitkarte hingegen am günstigsten. Eine Zahlung mit der Kreditkarte wäre in jedem Fall deutlich teurer. Zu diesen Ergebnissen kommt die im Berichtsjahr veröffentlichte Studie „Kosten von Bargeld und Kartenzahlungen aus Verbrauchersicht“, die im Auftrag der Bundesbank erstellt wurde.
Verbraucherinnen und Verbraucher werden sich auch künftig jederzeit für ein Zahlungsmittel ihrer Wahl entscheiden können. Hierfür sorgt die Bundesbank gemeinsam mit der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
und den anderen Zentralbanken in Europa. Gemeinsame Aufgabe ist es ebenfalls, für den unbaren Zahlungsverkehr eine sichere und effiziente Infrastruktur bereitzustellen. Hierzu gehören auch Echtzeit-Überweisungen in Euro, sogenannte Instant Payments. Sie werden nahezu sofort ausgeführt und können innerhalb der EU
EU : Europäische Union
und des Europäischen Wirtschaftsraumes rund um die Uhr angestoßen werden. Insbesondere Händler könnten zukünftig an physischen Kassen und im E-Commerce von schnellerer Verfügbarkeit des Geldes, geringeren Kosten und einer klaren Kostenstruktur profitieren.
Im April 2024 trat die EU
EU : Europäische Union
-Verordnung zu Instant Payments in Kraft. Alle Kreditinstitute, die SEPA
SEPA : Single Euro Payments Area
-Überweisungen anbieten, sind verpflichtet, für ihre Kunden ab dem 9. Januar 2025 Echtzeit-Überweisungen anzunehmen und ab dem 9. Oktober 2025 auch auszuführen. Zudem dürfen die Gebühren hierfür nicht höher sein als für klassische SEPA
SEPA : Single Euro Payments Area
-Überweisungen. Ein ab dem 9. Oktober 2025 verpflichtender IBAN
IBAN : International Bank Account Number
-Namensabgleich soll vor Fehlüberweisungen schützen und Betrug erschweren.
Echtzeit-Überweisungen können grundsätzlich auch von innovativen Konto-zu-Konto-Bezahldiensten angeboten werden, beispielsweise von der Wero-Wallet. Diese wurde im Juli 2024 von 16 Banken aus fünf europäischen Ländern im Rahmen der European Payments Initiative(EPI
EPI : European Payments Initiative
) gestartet. Sie ermöglicht Zahlungen zwischen Privatpersonen und soll bald auch im E-Commerce eingesetzt werden.
. 2024 ist sowohl die Zahl der teilnehmenden Institute als auch die Zahl der über TIPS
TIPS : TARGET Instant Payment Settlement
abgewickelten Zahlungen signifikant gestiegen. Zurückzuführen ist dies auch darauf, dass die schwedische Zentralbank sich TIPS
TIPS : TARGET Instant Payment Settlement
angeschlossen hat und der schwedische Markt seit Februar 2024 Echtzeit-Zahlungen in schwedischer Krone über TIPS
TIPS : TARGET Instant Payment Settlement
abwickelt. Bereits 2025 sollen auch Zahlungen in dänischer Krone in TIPS
TIPS : TARGET Instant Payment Settlement
abgewickelt werden. Zukünftig sollen zudem währungsübergreifende Zahlungen ermöglicht werden.
Stabilität und Abwicklungsvolumina in den TARGET
TARGET : Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Transfer System
-Services des Eurosystems bewegen sich auf einem hohen Niveau. TARGET2
TARGET2 : Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Transfer System 2
-Securities, der TARGET
TARGET : Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Transfer System
-Service für die Wertpapierabwicklung, erfreut sich neuer Allzeithochs bei den Volumina, nachdem im Herbst 2023 weitere Zentralverwahrer hinzugestoßen sind. Mit dem Eurosystem Collateral Management System (ECMS)
TARGET : Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Transfer System
-Service hinzukommen. Auf ECMS
ECMS : Eurosystem Collateral Management System
werden die geldpolitischen Sicherheiten verwaltet werden. Im Oktober 2024 hat der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Rat beschlossen, ECMS
ECMS : Eurosystem Collateral Management System
erst am 16. Juni 2025 in Betrieb zu nehmen, um allen Beteiligten mehr Zeit zur Vorbereitung zu geben.
Das Eurosystem unterstützt das von den G20
G20 : Gruppe der Zwanzig
verfolgte Ziel, den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr preiswerter, schneller und transparenter zu machen. Hierzu sollen international vereinheitlichte Nachrichtenstandards im Zahlungsverkehr beitragen. Bei der globalen Harmonisierung von ISO
ISO : International Organization for Standardization
20022-Nachrichten wurden hier bereits Fortschritte erzielt. Zudem wurden im G20
G20 : Gruppe der Zwanzig
-Kontext erste Richtlinien entworfen, um Programmierschnittstellen (API
API : Application Programming Interface
) zu harmonisieren und damit einen modernen, standardisierten Zugang zu den internen Verarbeitungssystemen der Banken zu ermöglichen. Schließlich wurde im G20
G20 : Gruppe der Zwanzig
-Kontext an der Verbindung von Echtzeit-Zahlungssystemen gearbeitet. So hat das Eurosystem Experimente zur grenzüberschreitenden Verknüpfung von TIPS
TIPS : TARGET Instant Payment Settlement
mit verschiedenen Systemen durchgeführt, unter anderem im Rahmen des BIZ
Haushalten und Unternehmen als zusätzliches Zahlungsmittel zur Verfügung gestellt werden. Er würde – wie die Euro-Banknoten – von den Zentralbanken des Euroraums ausgegeben. Haushalte und Unternehmen würden ihn von Banken und anderen Zahlungsdienstleistern erhalten. Neben einem solchen Zentralbankgeld für jedermann (Retail-CBDC
CBDC : central bank digital currency
) könnte ein Wholesale-CBDC
CBDC : central bank digital currency
für Transaktionen zwischen Geschäftsbanken genutzt werden.
Mit der möglichen Einführung eines digitalen Euro befasst sich das Eurosystem seit Oktober 2021. Das Projekt befindet sich gegenwärtig in der Vorbereitungsphase und verlief 2024 planmäßig. Der Fokus lag darauf, einheitliche Regeln zu entwerfen, wie der digitale Euro genutzt werden soll. Zudem wurden mögliche Anbieter identifiziert, die technische Komponenten wie die Offline-Lösung oder die App für den digitalen Euro bereitstellen könnten. Zentrale Funktionen der Infrastruktur sollen aber vom Eurosystem selbst entwickelt werden. Die Bundesbank möchte hierbei eine wichtige Rolle einnehmen und hat dafür 2024 den neuen Zentralbereich "Digitaler Euro" eingerichtet.
Einen Beschluss über die Einführung eines digitalen Euro kann der EZB
EZB : Europäische Zentralbank
-Rat erst dann fassen, wenn der Gesetzgebungsprozess der Europäischen Union abgeschlossen ist. Ein Entwurf für eine entsprechende Verordnung wird derzeit im Rat der Europäischen Union und im Europäischen Parlament beraten. Das Eurosystem wird etwaige zusätzliche Anforderungen des Gesetzgebers bei der Ausgestaltung des digitalen Euro berücksichtigen.
Tokenisierung und die Distributed-Ledger-Technologie (DLT
DLT : distributed ledger technology
) könnten den gesamten Finanzsektor verändern. Das gilt insbesondere für die Emission, Verwahrung, Abwicklung und Abrechnung von tokenisierten Wertpapieren. Um die Vorteile der DLT
DLT : distributed ledger technology
voll auszuschöpfen und gleichzeitig die Finanzstabilität zu sichern, wird die geldseitige Abwicklung dieser Wholesale-Transaktionen in sicherem Zentralbankgeld, in Wholesale-CBDC
CBDC : central bank digital currency
, geprüft.
Im Eurosystem wurden von Mai bis November 2024 verschiedene Arten der Abwicklung von DLT
-Welt mit dem konventionellen Zahlungsverkehr des Eurosystems verbinden. Jeweils eine von ihnen wurde von der Bundesbank, der Banca d’Italia sowie der Banque de France entwickelt. Erprobt haben insgesamt mehr als 60 Institute die Abwicklung von Transaktionen in Testumgebungen (Experimente) und in Produktivsystemen (Trials).
TARGET : Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Transfer System
-Services. Sie basiert auf der bereits im Jahr 2021 gemeinsam mit der Deutschen Börse und der Finanzagentur entwickelten und erfolgreich getesteten ersten Trigger Solution; diese wurde nach dem Übergang von TARGET2
TARGET2 : Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Transfer System 2
auf T2 an die neuen Rahmenbedingungen angepasst. In acht Experimenten und 15 Trials wurde die Trigger Solution der Bundesbank erprobt und hat dabei positives Marktfeedback erhalten. Die Ergebnisse werden nun vom Eurosystem ausgewertet.
Für den Dialog und den Austausch mit Marktteilnehmern hat die Bundesbank eine nationale Marktkontaktgruppe ins Leben gerufen; sie ist das nationale Pendant zur europäischen Marktkontaktgruppe NTW
NTW : new technologies for wholesale settlement
-CG
CG : contact group
(New Technologies for Wholesale settlement – Contact Group). In den Gruppen kommen jeweils Vertreterinnen und Vertreter unter anderem von Banken, Marktinfrastrukturen, innovativen Finanzdienstleistern und Notenbanken zusammen.
5 Finanzaufsicht und -stabilität
Das deutsche Finanzsystem hat die Phase des außergewöhnlich starken Zinsanstiegs insgesamt gut verkraftet; das makrofinanzielle Umfeld bleibt jedoch herausfordernd. Sowohl die deutschen Banken als auch die anderen Finanzintermediäre wie Versicherer und Investmentfonds haben die Zinswende gut bewältigt und zeigen sich stabil. Die hohen Verwundbarkeiten aus der Niedrigzinsphase bauen sich bislang geordnet ab, wenngleich nur allmählich.
Die Preise für Gewerbeimmobilien sind im Jahresverlauf wohl nicht weiter gesunken. Aber angesichts nur weniger Transaktionen bleibt das Risiko weiterer Preisrückgänge erhöht. Die Liquiditätsrisiken bei offenen Immobilienfonds könnten die Entwicklungen am Gewerbeimmobilienmarkt verstärken. Kündigungs- und Mindesthaltefristen begrenzen die Liquiditätsrisiken von offenen Immobilien-Publikumsfonds.
Die schwache Wirtschaftsentwicklung belastet den Unternehmenssektor. Kreditrisiken materialisieren sich zunehmend, das Niveau der Kreditrisiko-Indikatoren ist im historischen Vergleich aber nicht besorgniserregend. Geopolitische Spannungen erhöhen die gesamtwirtschaftliche Unsicherheit und bergen deutliches Rückschlagpotenzial für die makroökonomische Entwicklung in Deutschland. Darüber hinaus stehen Unternehmen vor der Herausforderung, längerfristige strukturelle Veränderungen zu meistern, wie etwa den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft und die Alterung der Gesellschaft.
Die Ertragslage der deutschen Banken entwickelte sich weiter positiv. Das lag auf der Passivseite der Bilanz an weiterhin relativ niedrigen Zinsen im Einlagengeschäft und entsprechend niedrigen Refinanzierungskosten – auch wegen der gesunkenen Leitzinsen. Auf der Aktivseite der Bilanz liefen niedrig verzinste Kredite und Anleihen aus und wurden durch höher verzinste ersetzt. Die stillen Lasten bei Banken und Versicherern verringerten sich, sind zum Teil aber noch substanziell.
Die Kapitalausstattung des deutschen Bankensystems ist weiterhin solide. Dank ihrer Kapitalreserven können die meisten Banken auch größere Verluste verkraften, ohne die regulatorischen Mindestanforderungen zu unterschreiten. Dies bestätigte der LSI
Seit dem 30. Juni 2024 sind die Regelungen zu vermögenswertreferenzierten Token und E-Geld Token anzuwenden. Regelungen zur Zulassung und zur laufenden Aufsicht über Kryptowerte-Dienstleister sind seit dem 30. Dezember 2024 anzuwenden.
Seit 2009 der erste Bitcoin geschaffen wurde, sind weltweit tausende unterschiedlicher Kryptowerte entstanden. Eine Reihe von Skandalen, Pleiten und Krisen haben das System als Quelle potenzieller Risiken offenbart. Mit MiCAR
MiCAR : Markets in Crypto-Assets Regulation
hat die EU
EU : Europäische Union
eine Vorreiterrolle in der Regulierung von Kryptomärkten eingenommen. MiCAR
MiCAR : Markets in Crypto-Assets Regulation
soll den Schutz der Anlegerinnen und Anleger erhöhen, zur Funktionsfähigkeit der Märkte beitragen und die Finanzstabilität wahren. Die Verordnung schafft auch Rechtssicherheit für Innovationen im Zusammenhang mit der Distributed-Ledger-Technologie.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine haben Cyberangriffe auf den Finanzsektor deutlich zugenommen. Diese Cyberangriffe haben bisher nur moderate Schäden verursacht. Allerdings wird die Angriffsfläche durch die fortschreitende Digitalisierung und die hohe operationelle Vernetzung sowohl innerhalb des Finanzsektors als auch zwischen Finanzunternehmen und IT
IT : Informationstechnologie
-Dienstleistern tendenziell größer. Damit wird der Finanzsektor auch jenseits von gezielten Angriffen anfälliger für systemweite Störungen. Ein prägnantes Beispiel war die globale Großstörung, die im Juli 2024 durch eine fehlerhafte Aktualisierung einer weit verbreiteten Software verursacht wurde.
Auch die Bundesbank selbst war im vergangenen Jahr wieder Cyberangriffen ausgesetzt. So gab es mehr und mehr Distributed-Denial-of-Service-Angriffe. Bei diesen Angriffen wird ein Server gezielt mit so vielen Anfragen konfrontiert, dass er die Menge der Anfragen nicht mehr bewältigen kann und im schlimmsten Fall zusammenbricht. Ebenso wurden Drittanbieter angegriffen, deren Systeme eng mit den Daten der Bundesbank verknüpft sind. Auch wenn diese Angriffe erfolgreich abgewehrt wurden, unterstreichen diese Entwicklungen die Notwendigkeit, die IT
IT : Informationstechnologie
-Infrastruktur noch widerstandsfähiger zu machen und Angriffsflächen konsequent zu minimieren. Die Bundesbank wird ihre historisch gewachsene IT
IT : Informationstechnologie
-Landschaft noch gezielter absichern, um auch in einem zunehmend global vernetzten Umfeld ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten.
Die europäische Antwort auf Cyberrisiken liegt in der Verordnung über die digitale operationale Resilienz im Finanzsektor (Digital Operational Resilience Act, DORA
DORA : Digital Operational Resilience Act
).
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Der Digital Operational Resilience Act (Verordnung (EU
EU : Europäische Union
) 2022/2554) ist am 16. Januar 2023 in Kraft getreten und seit dem 17. Januar 2025 verbindlich vom EU
EU : Europäische Union
-Finanzsektor anzuwenden.
Sie soll die Widerstandsfähigkeit des Finanzsektors stärken und ein einheitliches Schutzniveau im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT
IKT : Informationstechnologie und Telekommunikation
) etablieren. DORA
DORA : Digital Operational Resilience Act
harmonisiert die Anforderungen an das IKT
IKT : Informationstechnologie und Telekommunikation
-Risikomanagement EU
EU : Europäische Union
-weit und für den gesamten Finanzsektor. Damit ersetzt sie bestehende nationale und sektorspezifische Vorgaben. Finanzunternehmen müssen durch technisch-organisatorische Maßnahmen sicherstellen, dass sie auch bei Eintritt eines schwerwiegenden IT
IT : Informationstechnologie
-Vorfalls arbeitsfähig bleiben und den Normalbetrieb wiederaufnehmen können. Auch müssen sich große Unternehmen nun regelmäßig ethischen Hacking-Übungen unterziehen, die nach der DORA
DORA : Digital Operational Resilience Act
-Verordnung beziehungsweise dem hierzu erlassenen Regulierungsstandard durchgeführt werden. Dabei soll auch auf das TIBER
TIBER : Threat Intelligence-Based Ethical Red Teaming
-Rahmenwerk zurückgegriffen werden. Die Bundesbank kann bei der laufenden Überwachung der Einhaltung der DORA
DORA : Digital Operational Resilience Act
-Anforderungen in Finanzinstituten auf langjährige Erfahrungen aufbauen und bringt ihre Expertise gezielt ein.
BaFin : Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
und die Bundesbank im Rahmen des Nationalen Aufsichtsprogramms 2025 bis 2027 vier aufsichtliche Schwerpunkte für das laufende Jahr festgelegt: erstens das wirtschaftliche Umfeld einschließlich des Gewerbeimmobilienmarkts, zweitens die IT
IT : Informationstechnologie
-Sicherheit, drittens die Governance einschließlich der Geschäftsmodelle und viertens die Zinsentwicklungen. Diese Schwerpunkte sind eng verzahnt mit den Prioritäten des einheitlichen europäischen Aufsichtsmechanismus SSM. Als mittelfristige Prioritäten der Aufsicht bis 2027 sollen darüber hinaus die Themen Klimawandel, Nachhaltigkeit und ökonomische Transformation, digitale Transformation sowie demografischer Wandel verfolgt werden.
6 Finanzmarktdienstleistungen und Statistik
Im Bereich Finanzmarktdienstleistungen unterstützt die Bundesbank öffentliche Institutionen von Bund und Ländern mit einem breiten Service- und Anlagespektrum. Sie verwaltet die Wertpapierportfolios zahlreicher Sondervermögen von Bund und Ländern, die sich über eine große Anzahl von Anleihen, Aktien und über bestimmte Fondsanteile erstrecken. Die Bundesbank übernimmt mit dem Portfoliomanagement einhergehende Handelstätigkeiten, die Depotführung und Wertpapierabwicklung. Sie kümmert sich auch um die Risikoüberwachung sowie das Reporting und hilft ihren Kundinnen und Kunden bei der Analyse. Außerdem unterstützt sie bei Wertpapieremissionen und bietet Dienstleistungen für ausländische Zentralbanken an. Die Bundesbank verfolgt dabei keine Gewinnabsichten. Sie bietet ihre Dienste als Fiskalagent (Bank des Staates) an, ohne eigene Gebühren zu erheben.
Im vergangenen Jahr hat die Bundesbank beschlossen, ihre Finanzmarktdienstleistungen auszuweiten. So hat sie die Verwaltung zusätzlicher Portfolios von Bundesländern übernommen. Damit ihre Kunden den gestiegenen Transparenzanforderungen beim Thema Nachhaltigkeit besser gerecht werden können, wurde das Reporting um eine Nachhaltigkeitsberichterstattung ergänzt. Zudem hat die Bundesbank 2024 mit der Entwicklung eines "mandantenfähigen Bietungssystems" begonnen, um auch weiteren öffentlichen Emittenten Emissionsdienstleistungen anbieten zu können, die bislang dem Bund, dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM
ESM : Europäischer Stabilitätsmechanismus
) und der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF
EFSF : European Financial Stability Facility
) vorbehalten waren. Im zurückliegenden Jahr hat die Bundesbank außerdem erstmals ein Kundenforum für Zentralbanken und internationale Organisationen ausgerichtet. Gemeinsam mit anderen großen Zentralbanken hat sie dort über Anlagemöglichkeiten und weitere Bankdienstleistungen in den jeweiligen Währungen informiert.
Neu im Bereich Statistik ist seit Juli 2024 das „Inflationsupdate
“ auf der Bundesbank-Website:eine Kurzberichterstattung mit Übersichtstabelle zur aktuellen Inflationsentwicklung in Deutschland, gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex. Dieses Inflationsmaß wird vom Statistischen Bundesamt zusätzlich zum nationalen Verbraucherpreisindex (VPI
VPI : Verbraucherpreisindex
) berechnet und fließt in die von Eurostat
Eurostat : European statistical office
veröffentlichte europäische Inflationsrate ein. Ergänzend zu der vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten HVPI
HVPI : Harmonisierter Verbraucherpreisindex
-Rate für den gesamten Warenkorb weist die Bundesbank auch eine Kernrate aus. Dazu werden die üblicherweise stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise ausgeklammert. Außerdem beinhaltet die Übersichtstabelle die jährlichen Veränderungsraten des HVPI
HVPI : Harmonisierter Verbraucherpreisindex
für Energie, für Nahrungsmittel, für Industrieerzeugnisse ohne Energie und für Dienstleistungen. Mit dem Inflationsupdate ergänzt die Bundesbank die Berichterstattung über die Inflation in Deutschland um diese gerade für geldpolitische Fragen wichtigen Aspekte.
7 Was die Bundesbank noch beschäftigt
Regelmäßig suchte die Bundesbank den Kontakt zu Bürgerinnen und Bürgern. Unter anderem hat sie im Jahr 2024 bundesweit 1 771 Veranstaltungen zur ökonomischen Bildung durchgeführt. Daneben hat sie ihre digitalen Angebote weiter ausgebaut. Das E-Book „Geld verstehen digital
“ hat inzwischen bereits zwei Auszeichnungen erhalten. Die jüngste ist der MEDEA Award, ein europäischer Preis für digitale Bildungsmedien. Ein neues digitales Bildungsangebot für Schulen ist die virtuelle Ausstellung „Von Inflation und Stabilität
“. Hier werden wichtige historische Epochen der deutschen Währungsgeschichte eingängig dargestellt. Im Jahr 2024 haben zudem 49 243 Gäste das Geldmuseum in Frankfurt am Main besucht. Dazu trug nicht zuletzt die Sonderausstellung „GELD in Karikatur und Satire
“ bei, die aufgrund des großen Erfolges bis Mai 2024 verlängert wurde.
In guter Tradition hat die Bundesbank auch 2024 den regelmäßigen Austausch mit namhaften internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gesucht. So diskutierte Bundesbankpräsident Joachim Nagel im Rahmen der „Bundesbank Invited Speaker Series
“ mit Markus Brunnermeier (Princeton University) über ökonomische Resilienz, mit Peter Bofinger (Universität Würzburg) über den digitalen Euro und mit Beatrice Weder Di Mauro (CEPR
CEPR : Center for Economic and Policy Research
) über das Thema „Too-big-to-fail“. Gemeinsam mit der niederländischen und der schwedischen Zentralbank veranstaltete das Forschungszentrum der Bundesbank 2024 zudem eine internationale Konferenz rund um Fragen der Stabilität des Finanzsystems mit renommierten Fachleuten. Dabei ging es unter anderem um den Umgang mit Zinsänderungsrisiken für den Bankensektor, die Ausgestaltung antizyklischer Kapitalpuffer für Banken sowie unkonventionelle Geldpolitik und deren Wechselwirkungen mit der Finanzstabilität.
hat die Bundesbank die Weichen für ihre Zukunftsfähigkeit gestellt. Wie die Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt, muss auch die Bundesbank auf Herausforderungen durch technologischen Wandel, Umweltveränderungen oder zunehmende geopolitische Spannungen reagieren. Mit ihrer neuen Strategie steuert die Bundesbank zukünftig zielgerichtet und wirkungsorientiert entlang von definierten Leistungen. Auch die internen Analysekapazitäten sollen mit modernen Technologien und einem erweiterten Methodenset zukunftsorientiert weiterentwickelt werden.
Im Rahmen ihres umfassenden Modernisierungsprogramms „Wandel“ hat die Bundesbank Strategieentwicklung, Steuerungsfähigkeit, Prozessmanagement und den organisatorischen Aufbau verbessert. Erste Fachbereiche haben im Sommer 2024 mit der Umsetzung begonnen, weitere Bereiche folgen in den kommenden Monaten. Die angestrebten Veränderungen sollen bis Ende 2027 in allen Teilen der Bank verwirklicht sein. Ziel ist es, künftig noch schneller auf komplexe, sich wandelnde Anforderungen reagieren zu können. Damit die Bundesbank auch in Zukunft ein wichtiger und prägender Bestandteil des Eurosystems und der europäischen Bankenaufsicht bleibt.