Die globale Durchschnittstemperatur lag 2024 erstmals über 1,5°C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. 1 Gemäß dem Pariser Klimaabkommen sollte diese Marke nicht dauerhaft überschritten werden. Verursacht wird die Erwärmung der Atmosphäre, der Böden und der Meere durch die zunehmende Konzentration von THG in der Atmosphäre. Diese entstehen vor allem durch die Verbrennung fossiler Energieträger wie Öl, Gas und Kohle sowie durch die Landwirtschaft. Die Folgen sind weltweit spürbar: Eine Zunahme akuter Risiken durch das vermehrte und verstärkte Auftreten von Hitzewellen, Dürren, Waldbränden und Hochwassern können erhebliche gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden verursachen. Aber auch die Materialisierung chronischer Risiken wie der steigende Meeresspiegel stellen eine zunehmende Bedrohung dar. Hinzu kommt, dass der Klimawandel und der Verlust von Natur und Biodiversität sich wechselseitig verstärken.
Daraus ergeben sich zunehmend auch Risiken für das Wirtschafts- und Finanzsystem. Dies zeigt beispielsweise eine Analyse des NGFS. 2 Demnach läuft das aktuelle Ambitionsniveau klimapolitischer Maßnahmen auf Klimaveränderungen hinaus, die eine über 15 Prozent niedrigere globale Wirtschaftsleistung bis 2050 zur Folge hätten als in einem hypothetischen Szenario ohne Klimawandel.
Gleichzeitig erfordert die notwendige Transformation zu einer treibhausgasneutralen und nachhaltigeren Wirtschaft strukturelle und langfristige Veränderungen, die ebenfalls erhebliche finanzielle Risiken für Real- und Finanzwirtschaft bedeuten können.
Wirtschaftliche und ökologische Herausforderungen sind eng miteinander verwoben. Extremwettereignisse und der Natur- und Biodiversitätsverlust können zu einer Verknappung von Lebensmitteln, Ressourcen und Rohstoffen führen. 3 Bereits heute erhöhen sie das Preisniveau von Lebensmitteln, wie eine gemeinsame Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der EZB aufzeigt. 4 Auch die Transmissionskanäle der Geldpolitik können beeinträchtigt werden: Beispielsweise können Klimaveränderungen Produktivitätseinbußen oder die Zerstörung von Vermögenswerten zur Folge haben, die sich wiederum auf das Spar- und Investitionsverhalten von privaten Haushalten und Unternehmen auswirken. 5 Darüber hinaus birgt der Klimawandel systemische Risiken, die die Stabilität des Finanzsystems gefährden können. Solch ein Szenario könnte beispielsweise eintreten, wenn viele Finanzmarktteilnehmende von extremen Wetterereignissen oder Veränderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen betroffen wären. 6 Nicht zuletzt können sich diese Klimarisiken auch auf den Wert und das Risikoprofil der Vermögenswerte in Bankbilanzen auswirken. Dies gilt auch für die Bilanz der Bundesbank.
Klimabezogene Transparenz und Datenverfügbarkeit sind entscheidend, um finanzielle Klimarisiken zu erkennen und zu steuern. Die Messbarkeit und die Nachverfolgbarkeit von Emissionen sind Voraussetzungen für fundierte Investitionsentscheidungen und möglichst (risiko-)effiziente Kapitalallokationen unter Berücksichtigung von Klimarisiken. Transparenz und verlässliche Daten sind also die Grundlage für die Transformation zu einer treibhausgasneutralen Wirtschaft. Das Eurosystem – und damit auch die Bundesbank – setzt sich seit Längerem für die Förderung klimabezogener Transparenz im Wirtschafts- und Finanzsystem ein. Bereits im Jahr 2021 hat es sich auf einen gemeinsamen Rahmen verständigt, um die nachhaltige Ausrichtung der nicht-geldpolitischen Portfolios zu fördern und die eigene klimabezogene Transparenz zu erhöhen.
Die vorliegende vierte jährliche klimabezogene Berichterstattung der Bundesbank umfasst erstmalig auch THG-Kennzahlen zu den Anteilen der Bundesbank an den geldpolitischen Beständen des Eurosystems an Unternehmensanleihen und Covered Bonds. Diese waren zuvor ausschließlich von der EZB stellvertretend für das gesamte Eurosystem berichtet worden. Zudem werden neue strategische und thematische Entwicklungen innerhalb der Bundesbank in Bezug auf Green Finance aufgezeigt.