Geldpolitik und Bankgeschäft Monatsbericht – August 2025
Veröffentlicht am 21.8.2025
Geldpolitik und Bankgeschäft Monatsbericht – August 2025
1 Geldpolitik und Geldmarktentwicklung
Auf seiner geldpolitischen Sitzung im Juni 2025 senkte der EZB-Rat zum vierten Mal im Jahr 2025 die Leitzinssätze um 25 Basispunkte. Mit dieser Zinssenkung notiert der Zinssatz für die Einlagefazilität, mit dem der EZB-Rat den geldpolitischen Kurs steuert, bei 2 %. Nach dem Basisszenario der Eurosystem-Projektionen aus dem Juni wird die durchschnittliche Gesamtinflation 2025 voraussichtlich bei 2,0 %, 2026 bei 1,6 % und 2027 bei 2,0 % liegen. Auch die meisten Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation deuten darauf hin, dass sich die Inflation nachhaltig im Bereich des mittelfristigen Zielwerts des EZB-Rats von 2 % einpendeln wird. Das Lohnwachstum ist immer noch erhöht, lässt aber weiterhin merklich nach.
Im Juli ließ der EZB-Rat die Leitzinsen zum ersten Mal seit einem Jahr unverändert. Die neu verfügbaren Daten bestätigten weitestgehend die Inflationsaussichten aus der Basisline der Juni-Projektionen: Die Inflation liegt zurzeit weiterhin beim mittelfristigen Zielwert von 2 %, der binnenwirtschaftliche Preisdruck hat weiter nachgelassen, und die Löhne steigen langsamer. Zugleich ist das Umfeld nach wie vor außergewöhnlich unsicher, vor allem aufgrund von Handelskonflikten.
Die Festlegung des weiteren geldpolitischen Kurses wird von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung erfolgen. Zentral bleiben die Beurteilung der Inflationsaussichten und der damit verbundenen Risiken sowie die zugrunde liegende Inflation und die Stärke der geldpolitischen Transmission.
Die kurzfristigen Geldmarktsätze vollzogen die Senkung der Leitzinsen im Juni vollständig nach. Nach der Senkung notierte die Euro-Short Term Rate (€STR) zuletzt bei 1,922 % und damit rund 8 Basispunkte unterhalb des neuen Niveaus des Einlagesatzes.
Laut Umfragen im Vorfeld der Juli-Sitzung erwarteten Marktteilnehmer bis Ende 2025 eine weitere Zinssenkung. Die vor der Sitzung im Juli durchgeführte Umfrage des Eurosystems unter Geldmarktexperten (Survey of Monetary Analysts) zeigte an, dass die Teilnehmer im Median noch eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte im September erwarteten. Aktuell, das heißt nach der Juli-Sitzung, ist dagegen laut den Geldmarktterminsätzen keine weitere Zinssenkung im laufenden Jahr mehr voll eingepreist.
Die geldpolitischen Wertpapierbestände waren seit Mitte Mai weiter rückläufig. Ursache des Rückgangs sind weiterhin die auslaufenden und nicht wieder angelegten Wertpapiere im Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und im Pandemie-Notfallankaufprogramm (Pandemic Emergency Purchase Programme, PEPP). Insgesamt hielt das Eurosystem am 8. August dem APP zugehörige Aktiva in Höhe von 2 444,9 Mrd €. Die im Rahmen des PEPP ausgewiesenen Wertpapierbestände lagen am selben Tag bei 1 482,6 Mrd €.
Die Überschussliquidität nahm weiterhin ab. Ihr Volumen lag zuletzt bei 2 673 Mrd €. Für den Rückgang waren die auslaufenden Wertpapiere im APP und PEPP hauptverantwortlich.
2 Monetäre Entwicklung im Euro-Währungsgebiet
Im zweiten Quartal 2025 schwächte sich das Geldmengenwachstum insgesamt etwas ab. Das breit gefasste Geldmengenaggregat M3 legte in geringerem Umfang zu als im Vorquartal; seine Jahreswachstumsrate sank bis Ende Juni auf 3,3 % (siehe Schaubild 2.2). Anhaltend hohen Zuflüssen in täglich fällige Einlagen stand ein verstärkter Abbau der übrigen kurzfristigen Einlagen gegenüber. Diese Entwicklung steht in Einklang mit den weiter rückläufigen Zinsunterschieden zwischen diesen Einlageformen und einer hohen Präferenz der Nichtbanken für liquide Mittel angesichts eines ungewissen Wirtschaftsausblicks; zugleich gewannen Anlagen außerhalb von M3 aufgrund des Anstiegs der Langfristzinsen zum Teil wieder an Attraktivität. Auf der Entstehungsseite trieben vor allem die Nettoforderungen gegenüber dem Ausland das Geldmengenwachstum an. Auch die Buchkreditvergabe an inländische private Haushalte und nichtfinanzielle Unternehmen nahm weiter zu, wenn auch nur moderat. Der Anstieg der globalen Unsicherheit dürfte die Nachfrage nach Unternehmenskrediten für Investitionszwecke gedämpft haben. Die im Rahmen der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey, BLS) befragten Banken ließen ihre Kreditrichtlinien im Unternehmenskreditgeschäft im zweiten Quartal nahezu unverändert. Für das dritte Quartal erwarten sie einen moderaten Anstieg der Kreditnachfrage.
Unternehmen und private Haushalte bauten ihre Einlagenbestände insgesamt weiter auf. Sowohl Unternehmen als auch private Haushalte schichteten verstärkt kurzfristige Termineinlagen in täglich fällige Einlagen um. Private Haushalte stockten daneben auch kurzfristige Spareinlagen auf. Ursächlich hierfür war die Zinskonstellation: Die Zinssätze für kurzfristige Termineinlagen sanken im Zuge der geldpolitischen Leitzinssenkungen erneut stärker als die der beiden alternativen Einlageformen. Zudem dürfte der zeitweilige Anstieg der Finanzmarktunsicherheit dazu geführt haben, dass sowohl private Haushalte als auch Unternehmen Liquiditätspuffer aufbauten. Per saldo verlangsamte sich der Aufbau von M3-Einlagen gegenüber dem Vorjahr jedoch: Mit Blick auf die Renditen verloren diese Einlagen insgesamt weiter an Attraktivität gegenüber Anlagen außerhalb von M3.
Längerfristige Bankschuldverschreibungen wurden im zweiten Quartal wieder verstärkt von Nichtbanken nachgefragt. Wie bei langfristigen Staats- und Unternehmensanleihen stieg der Renditeabstand langfristiger Anleihen des Finanzsektors zu M3-Einlagen im Quartalsdurchschnitt an. Diese wurden damit für renditesuchende Investoren wieder interessanter, auch im Vergleich zu längerfristigen Bankeinlagen.
Im zweiten Quartal 2025 stützten die Netto-Auslandsforderungen des Sektors der Monetären Finanzinstitute (MFIs) den Geldmengenanstieg im Euroraum kräftig. Dies lag nach den bisherigen Daten der Zahlungsbilanzstatistik insbesondere am gestiegenen Interesse ausländischer Investoren an Wertpapieren, die von Nicht-MFIs im Euroraum begeben wurden. Vor allem Staatsanleihen, aber auch Anleihen des Privatsektors, bei denen das Emissionsvolumen im zweiten Quartal insgesamt hoch war, wurden von Gebietsfremden trotz der Aufwertung des Euro nachgefragt. Gleichzeitig erwarben inländische Nicht-MFIs in geringerem Maße als in den Vorquartalen ausländische Wertpapiere. Der Netto-Kapitalimport dürfte in Zusammenhang mit der Umlenkung globaler Kapitalströme stehen, die sich im Zuge der US-amerikanischen Handelspolitik teilweise von den USA in andere Währungsgebiete verlagerten. Aufseiten des Handels mit Waren und Dienstleistungen dämpfte der starke Wechselkurs des Euro jedoch die Nettoexporte des Euroraums, sodass der Leistungsbilanzsaldo im Berichtsquartal die inländische Geldhaltung nur in geringem Maße stützte.
Tabelle 2.1: Konsolidierte Bilanz des MFI-Sektors im Euroraum1) Veränderung gegenüber Vorquartal in Mrd €, saisonbereinigt
Aktiva
2025 1. Vj.
2025 2. Vj.
Passiva
2025 1. Vj.
2025 2. Vj.
Forderungen gegenüber privaten Nicht-MFIs im Euroraum
115,7
98,8
Verbindlichkeiten gegenüber Zentralstaaten3)
− 10,7
44,1
davon:
Buchkredite
112,9
90,7
Geldmenge M3
117,6
99,4
Buchkredite, bereinigt2)
113,4
107,2
davon Komponenten:
Wertpapiere
2,9
8,1
Bargeld und täglich fällige Einlagen (M1)
124,8
143,7
Übrige kurzfristige Einlagen (M2-M1)
− 24,9
− 59,1
Forderungen gegenüber öffentlichen Haushalten im Euroraum
32,1
− 27,8
Marktfähige Finanzinstrumente (M3-M2)
17,8
14,8
davon:
Buchkredite
6,6
11,9
Geldkapital
25,3
27,5
Wertpapierkredite
25,4
− 39,8
davon:
Kapital und Rücklagen
14,5
− 25,4
Nettoforderungen gegenüber Ansässigen außerhalb des Euroraums
7,8
131,3
Sonstige längerfristige Verbindlichkeiten
10,7
52,9
Andere Gegenposten von M3
− 23,4
− 31,3
1 Statistisch bedingte Veränderungen (zum Beispiel statistische Brüche) und Umbewertungen ausgeschaltet. 2 Bereinigt um Kreditverkäufe, Kreditverbriefungen und um Positionen im Zusammenhang mit durch MFIs erbrachten fiktiven Cash-Pooling-Dienstleistungen. 3 Einschließlich Einlagen der Zentralstaaten beim MFI-Sektor sowie der von Zentralstaaten gehaltenen Wertpapiere, die vom MFI- Sektor begeben wurden.
Die Vergabe von Buch- und Wertpapierkrediten an inländische Nichtbanken stärkte das Geldmengenwachstum ebenfalls. Im Vergleich zum Vorquartal war der Zufluss jedoch geringer. Dies lag vor allem daran, dass das Eurosystem seine Bestände an Wertpapieren des öffentlichen Sektors im Zuge des Auslaufens der geldpolitischen Ankaufprogramme wie geplant weiter deutlich reduzierte und der Bankensektor seine Bestände nicht in gleichem Maße aufstockte (siehe Tabelle 2.1). Demgegenüber schwächte sich die Kreditvergabe der Banken an den Privatsektor im Vergleich zu den letzten Quartalen nur leicht ab. Während die Wertpapierkredite wieder stiegen, legten die Buchkredite an nichtfinanzielle Unternehmen und private Haushalte lediglich moderat zu.
Im zweiten Quartal 2025 stabilisierte sich die Erholung des Buchkreditgeschäfts mit nichtfinanziellen Unternehmen. Die Kreditvergabe bewegte sich in diesem Segment auf dem Niveau des Vorquartals (siehe Schaubild 2.3). Die Unternehmen nahmen weniger längerfristige Buchkredite (mit einer Laufzeit von über einem Jahr) auf, die üblicherweise für Investitionszwecke verwendet werden. Stattdessen griffen sie verstärkt auf die alternative Finanzierung über die Emission von Anleihen zurück, da die Renditen mittelfristiger Anleihen nichtfinanzieller Unternehmen deutlicher sanken als vergleichbare Bankkreditzinssätze. Hierzu könnten rückläufige Renditeabstände zu Staatsanleihen sowie erste Anzeichen einer Abkehr der Nachfrage internationaler Investoren nach US-Vermögenswerten beigetragen haben. Anders als im Vorquartal fragten nichtfinanzielle Unternehmen aber stärker kurzfristige Buchkredite nach. Dazu passt, dass die in der Unternehmensumfrage SAFE (Umfrage zum Zugang von Unternehmen im Euroraum zu Finanzmitteln) befragten Unternehmen angaben, im zweiten Quartal vermehrt auf Kreditlinien zurückgegriffen zu haben, was sich üblicherweise in der Zunahme kurzfristiger Kredite widerspiegelt. Zudem waren die Zinssätze für Kredite mit kurzfristiger Zinsbindung, anders als in den übrigen Laufzeitbändern, im zweiten Quartal im Durchschnitt deutlich rückläufig. Dies machte sie zusätzlich attraktiv.
Die im BLS befragten Banken berichteten von einer weitgehend konstanten Kreditnachfrage der nichtfinanziellen Unternehmen. Zwar förderte der Rückgang des allgemeinen Zinsniveaus nach Angaben der BLS-Banken die Nachfrage. Einige Banken sahen jedoch einen bremsenden Einfluss der globalen Unsicherheit, zu der auch die erratische US-Handelspolitik beitrug, der zu einem Aufschub von Investitionsentscheidungen geführt haben könnte. Für das dritte Quartal 2025 rechnen die BLS-Banken mit einem Anstieg der Kreditnachfrage. Hierzu dürfte auch die Hoffnung beitragen, dass die jüngst erzielte Handelsvereinbarung zwischen der Europäischen Union und den USA die Wahrscheinlichkeit für ein Aufflammen der Unsicherheit im dritten Quartal 2025 dämpfen sollte.
Die Richtlinien für Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen ließen die BLS-Banken nahezu unverändert. Einerseits hatte nach Angaben der Banken die Wettbewerbssituation einen lockernden Einfluss auf die Kreditrichtlinien. Andererseits wirkte sich die Einschätzung der Banken, dass sich das Kreditrisiko erhöht habe, straffend aus. Die Bankmanager berichteten zwar nicht davon, dass die erhöhte geopolitische Unsicherheit oder Handelskonflikte ihre Richtlinien zusätzlich beeinflusst hätten. Sie gaben aber an, die Kreditrisiken in den betroffenen Sektoren genauer zu beobachten. Für das dritte Quartal 2025 planen die im BLS befragten Banken keine Änderungen ihrer Kreditrichtlinien.
Die Buchkredite an private Haushalte setzten ihren moderaten Aufwärtstrend fort, insbesondere im Bereich der Wohnungsbaukredite. Zwar blieb der Kreditzufluss im Berichtsquartal leicht hinter dem kräftigen Anstieg des Vorquartals zurück. Er übertraf die Zuflüsse der davor liegenden Quartale aber deutlich. Den größten Anteil machten erneut die Wohnungsbaukredite aus. Nach Angaben der im BLS befragten Banken stieg die Nachfrage der privaten Haushalte nach diesen Krediten abermals deutlich. Ursächlich hierfür waren nach Einschätzung der BLS-Banken insbesondere der Rückgang des allgemeinen Zinsniveaus und die positiver eingeschätzten Aussichten am Wohnimmobilienmarkt sowie bei den Wohnimmobilienpreisen. Dies passt zu den Ergebnissen der EZB-Umfrage zu den Verbrauchererwartungen (Consumer Expectations Survey) im Juni, laut der die Befragten in den nächsten zwölf Monaten mit weiter steigenden Immobilienpreisen rechnen. Die BLS-Banken ließen die Vergaberichtlinien für Wohnungsbaukredite nach der Lockerung im Vorquartal nahezu unverändert. Für das dritte Quartal 2025 planen sie marginale Lockerungen der Richtlinien.
Auch Konsumentenkredite und sonstige Kredite nahmen im zweiten Quartal weiter zu. Die im BLS befragten Banken sahen einen marginalen Nachfrageanstieg gegenüber dem Vorquartal. Sie führten ihn unter anderem auf sinkende Zinsen zurück, während die Entwicklung des Verbrauchervertrauens und der Ausgaben für Gebrauchsgüter die Nachfrage nach Konsumentenkrediten aus ihrer Sicht dämpfte. Die BLS-Banken gestalteten ihre Vergaberichtlinien spürbar restriktiver und planen, diese im dritten Quartal 2025 weiter zu straffen. Als Gründe für die aktuelle Straffung nannten sie eine geringere Risikotoleranz und ein gestiegenes Kreditrisiko.
3 Einlagen- und Kreditgeschäft deutscher Banken mit inländischen Kunden
Inländische Nichtbanken bauten ihre Einlagenbestände bei deutschen Banken im zweiten Quartal 2025 in spürbarem Umfang auf. Insbesondere private Haushalte und nichtfinanzielle Unternehmen schichteten dabei – ähnlich wie im Euroraum – kurzfristige Termin- und Spareinlagen in täglich fällige Einlagen um. Sie reagierten damit auf die weiter fallenden Zinsunterschiede zwischen diesen Einlageformen (siehe Schaubild 2.4). In der Summe blieb der Aufbau täglich fälliger Einlagen durch private Haushalte jedoch hinter dem der beiden Vorquartale zurück, insbesondere auch, da diese ihre Ersparnisse verstärkt in längerfristigen Termin- und Spareinlagen anlegten.
Die Unternehmen reagierten mit dem Aufbau ihrer täglich fälligen Einlagen zudem auf die gestiegene wirtschaftliche Unsicherheit. Neben den nichtfinanziellen Unternehmen stockten auch finanzielle Unternehmen – vor allem Investmentvermögen (ohne Geldmarktfonds) – ihre täglich fälligen Einlagen auf, spürbar stärker als in den Vorquartalen. Angesichts der gesunkenen Opportunitätskosten der Geldhaltung zogen es diese renditebewussteren Marktakteure offenbar vor, ihre Mittel zunächst in täglich fälligen Einlagen zu parken. Darüber hinaus ist gerade bei den finanziellen Unternehmen der im Berichtsquartal erfolgte starke Anstieg ihrer hoch liquiden Einlagen in Zusammenhang mit der zeitweise deutlich erhöhten Finanzmarktvolatilität zu sehen.
Das Kreditgeschäft deutscher Banken mit inländischen Kunden hat sich im zweiten Quartal 2025 merklich verlangsamt. So blieb zum einen die Kreditvergabe an den inländischen Privatsektor hinter der Entwicklung der letzten drei Quartale zurück. Sie konzentrierte sich im Berichtsquartal allein auf die Vergabe von Buchkrediten. Zum anderen verlangsamte sich auch die Kreditvergabe an den öffentlichen Sektor, nach einem ungewöhnlich kräftigen Zufluss im Vorquartal (siehe Tabelle 2.2).
Tabelle 2.2: Banken in Deutschland: Kredit- und Einlagenentwicklung1) Veränderung gegenüber Vorquartal in Mrd €, saisonbereinigt
Position
2025
1. Vj.
2. Vj.
Einlagen von inländischen Nicht-MFIs2)
täglich fällig
16,6
47,7
mit vereinbarter Laufzeit
bis zu 2 Jahren
− 22,0
− 15,9
über 2 Jahre
3,7
3,8
mit vereinbarter Kündigungsfrist
bis zu 3 Monaten
− 5,8
− 4,2
über 3 Monate
− 0,6
3,3
Kredite
Kredite an inländische öffentliche Haushalte
Buchkredite
6,9
2,3
Wertpapierkredite
14,3
6,2
Kredite an inländische Unternehmen und Privatpersonen
Buchkredite3)
7,4
8,3
darunter:
an private Haushalte4)
10,3
8,9
an nichtfinanzielle Unternehmen5)
0,4
− 6,2
Wertpapierkredite
3,5
− 0,2
1 Banken einschließlich Geldmarktfonds. Quartalsendstände, statistisch bedingte Veränderungen (zum Beispiel statistische Brüche) und Umbewertungen ausgeschaltet. 2 Unternehmen, private Haushalte (sowie private Organisationen ohne Erwerbszweck) und öffentliche Haushalte (ohne Bund). 3 Bereinigt um Kreditverkäufe und -verbriefungen.4 Und private Organisationen ohne Erwerbszweck. 5 Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften und Quasi-Kapitalgesellschaften.
Das Buchkreditgeschäft mit privaten Haushalten setzte seine Erholung fort, insbesondere auch im Bereich der Wohnungsbaukredite. Zwar fielen die Zuflüsse zu den Wohnungsbaukrediten – dem treibenden Faktor bei den Krediten an private Haushalte – im zweiten Quartal 2025 etwas schwächer aus als im Vorquartal. Ihre Entwicklung über die letzten Quartale deutet aber insgesamt auf eine sich weiter verfestigende Erholung hin. Die Erholung der Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten spiegelt mehrere Faktoren wider. Zum einen waren die Zinssätze für diese Kredite im Berichtsquartal niedriger als in den beiden Vorjahren (siehe Schaubild 2.9). Zum anderen ist der Bedarf an Wohnraum nach wie vor hoch, und die Preise für Bestandsimmobilien sind gegenüber den im Jahr 2022 erreichten Höchstständen noch vergleichsweise günstig (siehe hierzu den Exkurs “Der aktuelle Anstieg der Wohnungsbaukredite dient vor allem Käufen von Bestandsimmobilien“). Die Angaben der im BLS befragten Banken bestätigen diese Einschätzung grundsätzlich: Die BLS-Banken beobachteten im zweiten Quartal einen Anstieg der Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten, den sie vor allem auf die nach Ansicht der privaten Haushalte verbesserten Aussichten am Wohnimmobilienmarkt sowie das gesunkene Zinsniveau zurückführten. Für das dritte Quartal 2025 rechnen die BLS-Banken mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten.
Exkurs
Der aktuelle Anstieg der Wohnungsbaukredite dient vor allem Käufen von Bestandsimmobilien
Das Neugeschäft der Wohnungsbaukredite mit privaten Haushalten in Deutschland ist seit Anfang 2024 insgesamt spürbar gestiegen. Dabei nahm der Anteil der beim gleichen Kreditinstitut neu verhandelten Kreditverträge in Bezug auf bereits bestehende Wohnungsbaukredite am gesamten Neugeschäft leicht zu; der überwiegende Teil des Anstiegs im Neugeschäft stammte jedoch vom echten Neugeschäft, also tatsächlichen Kreditneuzusagen (siehe Schaubild 2.5 links). Zugleich erholte sich die Netto-Kreditvergabe von Wohnungsbaukrediten an private Haushalte, das heißt der Saldo aus tatsächlich ausgezahlten und getilgten Krediten, seit Sommer 2024 erkennbar. Wie das Schaubild 2.5 zeigt, stieg das Jahreswachstum der Netto-Kreditvergabe der Banken auf zuletzt 1,9 %, nach 0,9 % im Frühling 2024. Obwohl das Niveau der Netto-Kreditvergabe noch vergleichsweise moderat ist, lässt ihre Dynamik eine sich verfestigende Erholung erkennen.
Zugleich blieb der Wohnungsbau ohne nennenswerten Schwung. So deuten die in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ausgewiesenen Bauinvestitionen des Privatsektors auf eine verhaltene Bauaktivität hin: Das Wachstum der nominalen Wohnungsbauinvestitionen lag trotz leichtem Anstieg seit Mitte 2024 zuletzt nur knapp über dem Vorjahresquartal; das Wachstum der realen Wohnungsbauinvestitionen blieb sogar bis zuletzt im negativen Bereich (siehe Schaubild 2.5 rechts). 1
Zudem war die Kreditvergabe der Banken an das Baugewerbe laut Kreditnehmerstatistik schwach. Die Kreditnehmerstatistik untergliedert die in Anspruch genommenen Kredite nach Wirtschaftszweigen, darunter auch die Kredite an das Baugewerbe sowie an Wohnungsunternehmen und Unternehmen des sonstigen Grundstückswesens. Diese drei Wirtschaftszweige finanzieren sich vergleichsweise stark über Bankkredite, weil ihr Geschäftsmodell darauf abzielt, hohe Vorfinanzierungen sowohl bei den Bauleistungen als auch beim Kauf und der Modernisierung bestehender Immobilien zu übernehmen (siehe Schaubild 2.6). 2 Laut Kreditnehmerstatistik erfolgte die Kreditvergabe an Unternehmen aus dem Bau- und Immobiliengewerbe seit Anfang 2024 vor allem an Wohnungsunternehmen, das heißt an Unternehmen, die den Kauf und Verkauf, die Vermietung und Verpachtung sowie die Vermittlung und Verwaltung von Wohnungen übernehmen. Die Beiträge der Kreditvergabe an Unternehmen des sonstigen Grundstückswesens 3 , vor allem aber an das Baugewerbe, waren dagegen gering. 4
Die schwache Kreditvergabe an das Baugewerbe sowie die verhaltenen Bauinvestitionen sprechen dafür, dass die privaten Haushalte die aufgenommenen Mittel weniger für Bauaktivitäten (Neubau und Sanierungen) als für den Kauf von Bestandsimmobilien verwendeten. Im September 2023 kam es mit dem Ende der geldpolitischen Straffungsphase zu einem Rückgang der Kapitalmarktzinsen, der sich ab Dezember 2023 auch in den Bankzinssätzen für Wohnungsbaukredite in Deutschland niederschlug und dadurch die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten förderte (siehe Schaubild 2.7 links). Darüber hinaus stabilisierten sich die Preise für Wohnimmobilien (siehe Schaubild 2.7 rechts), und die Überbewertungen bei den Wohnimmobilienpreisen bauten sich größtenteils ab. Allerdings waren die seit dem Höhepunkt des Wohnimmobilienpreisanstiegs erfolgten Preisrückgänge bei Bestandsimmobilien insgesamt größer als bei Neubauten (siehe Schaubild 2.8 links und Mitte). Dies dürfte die Nachfrage nach ersteren gestärkt haben. Ursächlich für den stärkeren Anstieg der Preise für Neubauten waren insbesondere die stark gestiegenen und historisch hohen Baukosten (siehe Schaubild 2.8 rechts). Ihr Anstieg hat mehrere Gründe: Zu nennen sind vor allem die während der Corona-Pandemie aufgetretenen Material- und Rohstoffengpässe, die gestiegenen Kreditzinsen für Bau- und Wohnungsunternehmen, der Lohnanstieg infolge von Inflation und Fachkräftemangel sowie die strengeren Vorgaben für die Energieeffizienz. 5
Der aktuell zu beobachtende Anstieg der Wohnungsbaukredite dürfte somit widerspiegeln, dass Bestandsimmobilien aus Sicht der privaten Haushalte aktuell die erschwinglichere Wohnform darstellen. Ein Anstieg der Kreditaufnahme für Neubauten und Sanierungen ist erst graduell zu erwarten. So dürften die Wohnungsbauinvestitionen ihre leichte Erholungstendenz fortsetzen. Dafür sprechen unter anderem der große Bedarf an neuem Wohnraum und Modernisierungen sowie Verbesserungen in der Erschwinglichkeit von Wohnraum für die privaten Haushalte. 6
Die Banken setzten die Straffungen der Kreditrichtlinien bei den Wohnungsbaukrediten fort. Unterbrochen worden war die Straffungsphase nur im ersten Quartal 2025, als die Banken die Richtlinien für Wohnungsbaukredite vorübergehend etwas lockerten. Die Banken begründeten die aktuelle Straffung vor allem mit ihrer gesunkenen Risikotoleranz. Daneben wirkten auch eine sinkende Kreditwürdigkeit der privaten Haushalte und eine verschlechterte Kreditqualität restriktiv auf die Kreditrichtlinien.
Auch die Vergabe von Konsumenten- und sonstigen Krediten verzeichnete per saldo einen leichten Zuwachs. Zwar strafften die im BLS befragten Banken die Kreditrichtlinien für Konsumenten- und sonstige Kredite abermals – insbesondere, weil ihre Risikotoleranz gesunken sei und sich die Kreditwürdigkeit der privaten Haushalte verschlechtert habe. Gleichzeitig meldeten die BLS-Banken aber auch eine gestiegene Nachfrage, die sie darauf zurückführten, dass das Verbrauchervertrauen gestiegen sei und die privaten Haushalte mehr langlebige Konsumgüter anschafften.
Die Netto-Kreditvergabe an nichtfinanzielle Unternehmen war schwach, was vor allem den unsicheren Wirtschaftsausblick widerspiegelt. Per saldo verzeichneten die Unternehmenskredite im zweiten Quartal 2025 einen merklichen Abbau, nachdem sie bereits in den Vorquartalen ohne Impuls geblieben waren. Der Abbau der kurz- und mittelfristigen Buchkredite verstärkte sich im Berichtsquartal. Die langfristigen Ausleihungen, die üblicherweise zu Investitionszwecken nachgefragt werden, nahmen zwar erneut zu. Ihr aktueller Aufbau fiel jedoch erkennbar schwächer aus als im Vorquartal (siehe Schaubild2.10). Dazu dürfte die hohe handels- und geopolitische Unsicherheit beigetragen haben. Sie dämpfte die Investitionsbereitschaft vieler Unternehmen in Deutschland und somit ihre Kreditnachfrage insgesamt spürbar. Anders als in den Vorquartalen wiesen die unwiderruflichen Kreditzusagen an nichtfinanzielle Unternehmen im zweiten Quartal aber einen deutlichen Anstieg auf. Sollten diese Zusagen im dritten Quartal in Anspruch genommen werden, könnte die Netto-Kreditvergabe – auf niedrigem Niveau – ebenfalls anziehen.
Zum Anstieg der Kreditzusagen passt, dass die im BLS befragten Banken für den gleichen Zeitraum von einem spürbaren Anstieg der Nachfrage nach Unternehmenskrediten gegenüber dem Vorquartal berichteten. Sie beobachteten zum ersten Mal seit einem Jahr wieder einen moderaten Zuwachs des Finanzierungsbedarfs der Unternehmen für Anlageinvestitionen sowie für Lagerhaltung und Betriebsmittel. Außerdem trug nach Ansicht der BLS-Banken auch das allgemeine Zinsniveau zum Nachfrageanstieg bei. Für das dritte Quartal rechnen diese Banken mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage, nicht zuletzt wegen positiver Impulse aus der heimischen Wirtschaftspolitik. Dämpfende Einflüsse der weltpolitischen Lage werden zwar gesehen; in der Einschätzung der BLS-Banken überwiegen sie aber nicht. Anders als die oben kommentierte schwache Netto-Kreditvergabe laut Bankbilanzen, die sich als Saldo aus Kreditauszahlungen und Tilgungen ergibt, beziehen sich die BLS-Banken nur auf die Kreditanträge, die den Auszahlungen zeitlich vorgelagert sind. So lässt sich erklären, dass die Bilanzstatistik für das zweite Quartal eine schwache Kreditentwicklung ausweist, während der BLS eine gestiegene Nachfrage konstatiert.
Zugleich haben die BLS-Banken im zweiten Quartal 2025 ihre Kreditrichtlinien im Firmenkundengeschäft per saldo marginal gestrafft. Diese Straffung fiel ähnlich gering aus wie im Vorquartal und betraf ausschließlich kleine und mittlere Unternehmen. Die Straffungen fielen im ersten Halbjahr 2025 gegenüber dem Verarbeitenden Gewerbe und dem Immobiliensektor (Gewerbeimmobilien) am stärksten aus. Aber auch für alle übrigen erfragten Sektoren – mit Ausnahme der Dienstleistungen – kam es zu restriktiven Anpassungen. Gleichzeitig stieg die Kreditablehnungsquote bei Unternehmenskrediten erneut an. Die insgesamt restriktivere Gestaltung ihrer Angebotspolitik begründeten die Banken mit dem gestiegenen Kreditrisiko. Diese Einschätzung bezieht sich zum einen auf die gedämpfte allgemeine Wirtschaftslage und die Konjunkturaussichten, zum anderen auf branchen- und firmenspezifische Faktoren. Die BLS-Banken berichteten zudem, dass die Quote notleidender Kredite sowie weitere Indikatoren für die Kreditqualität im zweiten Quartal 2025 restriktiv auf die Richtlinien für Unternehmenskredite gewirkt haben.
Laut den Antworten auf die Zusatzfragen im BLS wirkten sich klimabedingte Risiken und Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels in den vergangenen zwölf Monaten restriktiv auf die Richtlinien für Unternehmens- und Wohnungsbaukredite aus. Zudem hatten die Auswirkungen des Klimawandels einen restriktiven Einfluss besonders auf die Bedingungen für Kredite an „braune“ Unternehmen. Für Kredite an „grüne“ Unternehmen war der Einfluss dagegen expansiv. Gleichzeitig stimulierten die Auswirkungen des Klimawandels für sich genommen die Kreditnachfrage vonseiten „grüner“ Unternehmen und Unternehmen im Übergangsprozess. Dagegen beeinflussten Klimawandel und Klimapolitik die Kreditnachfrage von „braunen“ Unternehmen nicht.
In der privaten Baufinanzierung wurden die Richtlinien für Kredite gestrafft, die für Gebäude mit schlechter Energieeffizienz aufgenommen wurden. Bei Krediten für Gebäude mit hoher oder relativ guter Energieeffizienz hatten klimabezogene Risiken und Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels dagegen keine nennenswerten Effekte auf die Kreditrichtlinien. Gleichzeitig stimulierten klimabezogene Faktoren, vor allem wohl Investitionen in die Energieeffizienz von Gebäuden, für sich genommen die Nachfrage nach Krediten für Gebäude mit hoher oder relativ guter Energieeffizienz. Die Nachfrage nach Krediten für Gebäude mit schlechter Energieeffizienz blieb dagegen von den klimabezogenen Faktoren unberührt.