5.1 Finanzpolitik wird expansiv ausgerichtet
Die deutsche Finanzpolitik steht vor einer expansiven Phase, nachdem der Gesetzgeber die Schuldenbremse erheblich gelockert hat. Im laufenden Jahr könnte die Defizitquote zwar nochmals moderat zurückgehen, weil die fiskalischen Vorhaben zunächst wenig belasten. Ab 2026 dürfte sie aber deutlich zunehmen, und sie könnte 2027 strukturell etwa 4 % erreichen (2024: 2,7 %). Hierin schlagen sich Mehrausgaben für Verteidigung, nicht militärische Investitionen und Subventionen nieder. Aber auch die Ausgaben für Gesundheit, Pflege und Renten werden dynamisch wachsen. Auf der Einnahmenseite steigen zur Gegenfinanzierung die Beitragssätze der Sozialversicherungen. Gleichzeitig sind Steuerentlastungen angelegt. Die strukturelle Abgabenquote (aus Sozialbeiträgen und Steuern) könnte bis 2027 mehr oder weniger stabil bei rund 42 % bleiben. Die Ausgabenquote könnte bis dahin auf hohe 52 % steigen. Die Schuldenquote wird Schritt für Schritt zulegen und sich weiter von der 60 %-Grenze entfernen (2024: 62,5 %).
Ein höheres Defizit ist für ein paar Jahre gut verkraftbar. Dauerhaft hohe Defizite und steigende Schuldenquoten wären aber problematisch. Dies würde die künftigen Fiskalspielräume noch stärker einschränken und wäre nicht kompatibel mit den EU-Regeln.
Bisher zeichnet sich nicht ab, dass die Defizit- und die Schuldenquote zukünftig wieder sinken werden. Und die Ausgabenquote dürfte sich eher weiter erhöhen. So plant der Bund mit erheblich steigenden Ausgaben für Verteidigung und höheren Zuschüssen an die Rentenversicherung. Auch die Zinsausgaben wachsen stark. Konkret ist für den Bund (Kernhaushalt und Extrahaushalte zusammen) für das Jahr 2029 eine strukturelle Defizitquote von fast 4 % und für 2025 bis 2029 eine kumulierte Neuverschuldung von rund 850 Mrd € eingeplant. Dabei sind ab 2027 noch nicht konkretisierte Konsolidierungsmaßnahmen veranschlagt, um die geplante Neuverschuldung nicht zu überschreiten. Dieser „Handlungsbedarf“ steigt kontinuierlich und beläuft sich allein im Jahr 2029 auf 1½ % des BIP (74 Mrd €).
Die Bundesregierung ist folglich gefordert, ihren Haushaltskurs im weiteren Verlauf deutlich anzupassen. Dabei scheint es kaum vorstellbar, den veranschlagten Handlungsbedarf auch nur annähernd durch ein beschleunigtes Wachstum des BIP-Potenzials aufzufangen. Angesichts bereits hoher Defizite ist ohnehin eine vorsichtige Finanzplanung empfehlenswert, die nicht auf optimistischen Wachstumsannahmen basiert.