Geldpolitik und Bankgeschäft Monatsbericht – November 2025
Veröffentlicht am 20.11.2025
Geldpolitik und Bankgeschäft Monatsbericht – November 2025
Monatsbericht
1 Geldpolitik und Geldmarktentwicklung
Auf seiner geldpolitischen Sitzung im September 2025 ließ der EZB-Rat die Leitzinssätze unverändert. Die Beurteilung der Inflationsaussichten blieb weitgehend unverändert, und die neuen EZB-Projektionen unterscheiden sich nur geringfügig von den Juni-Projektionen: Es wird für 2025 eine durchschnittliche Gesamtinflation von 2,1 %, für 2026 von 1,7 % und für 2027 von 1,9 % erwartet.
Auch im Oktober ließ der EZB-Rat die Leitzinsen unverändert. Die Beurteilung der Inflationsaussichten durch den EZB-Rat ist erneut weitgehend unverändert. Die Wirtschaft ist trotz des schwierigen weltweiten Umfelds weiter gewachsen. Der Ausblick ist jedoch weiterhin von Unsicherheit geprägt, was insbesondere auf die anhaltenden globalen Handelskonflikte und geopolitischen Spannungen zurückzuführen ist.
Der EZB-Rat betont, dass sein geldpolitischer Kurs klar auf Preisstabilität ausgerichtet bleibt. Die Festlegung des angemessenen geldpolitischen Kurses wird weiterhin von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung erfolgen. So werden die Zinsbeschlüsse des EZB-Rats auf seiner Beurteilung der Inflationsaussichten und der damit verbundenen Risiken, vor dem Hintergrund aktueller Wirtschafts- und Finanzdaten sowie der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission basieren. Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest.
Die kurzfristigen Geldmarktsätze blieben seit der letzten Senkung im Juni weitgehend unverändert. Die Euro-Short Term Rate(€STR) notierte zuletzt bei 1,93 % und damit rund 7 Basispunkte unterhalb des Niveaus des Einlagesatzes.
Laut Umfragen kurz vor der Oktober-Sitzung erwarten Marktteilnehmer bis Ende 2025 keine weitere Zinssenkung. Die Teilnehmer an der vor der Sitzung im Oktober durchgeführten Eurosystem-Umfrage unter Geldmarktexperten (Survey of Monetary Analysts) erwarteten im Median keine weitere Leitzinssenkung im laufenden Jahr. In Geldmarktterminsätzen ist aktuell ebenfalls keine weitere Zinsanpassung im laufenden Jahr eingepreist.
Die geldpolitischen Wertpapierbestände sind weiter rückläufig. Die Rückzahlungsbeträge und Zinserträge der Wertpapierbestände im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und des Pandemie-Notfallankaufprogramms (Pandemic Emergency Purchase Programme, PEPP) werden weiterhin nicht wiederangelegt. Insgesamt hielt das Eurosystem am 7. November dem APP zugehörige Aktiva in Höhe von 2.359,8 Mrd €. Die im Rahmen des PEPP ausgewiesenen Wertpapierbestände lagen am selben Tag bei 1 441,8 Mrd €.
Die Überschussliquidität nahm weiterhin ab. Ihr Volumen lag zuletzt bei 2 513,8 Mrd €. Für den Rückgang waren die auslaufenden Wertpapiere im APP und PEPP hauptverantwortlich.
2 Monetäre Entwicklung im Euro-Währungsgebiet
Im dritten Quartal 2025 verlor die monetäre Dynamik im Euroraum weiter an Schwung. Das breit gefasste Geldmengenaggregat M3 stieg in geringerem Umfang an als im Vorquartal; seine Jahreswachstumsrate sank bis Ende September auf 2,8 % (siehe Schaubild 2.2). Vor allem bei den täglich fälligen Einlagen fielen die Zuflüsse geringer aus. Dies lag insbesondere daran, dass die Unsicherheit an den Finanzmärkten nach der Einigung im Handelskonflikt zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten abflaute. Vor diesem Hintergrund reduzierten vor allem institutionelle Anleger ihre zuvor aufgebauten Liquiditätspuffer. Auf der Entstehungsseite leistete die Vergabe von Buch- und Wertpapierkrediten an inländische Nichtbanken den größten Beitrag zum Geldmengenwachstum.Allerdings blieb die Buchkreditvergabe an nichtfinanzielle Unternehmen trotz weiter gesunkener Kreditzinsen und allmählicher Belebung der Investitionsdynamik auch im dritten Quartal verhalten. Dies betraf insbesondere auch die Kreditnachfrage der Industrie im Euroraum, für die das globale Umfeld trotz der Einigung im Handelskonflikt mit den USA schwierig blieb. Die im Rahmen der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey,BLS)befragten Banken strafften aufgrund des ihrer Einschätzung nach gestiegenen Kreditrisikos dieRichtlinien im Unternehmenskreditgeschäft im dritten Quartal leicht; für das vierte Quartal beabsichtigen sie aber keine Änderung der Richtlinien.
Private Nichtbanken bauten weiter Einlagen auf, jedoch in geringerem Umfang als im Vorquartal. Verantwortlich dafür war der Einlagenabfluss aufseiten der finanziellen Unternehmen, nach deutlichen Zuflüssen in den beiden Vorquartalen. Das Abflauen der Unsicherheit an den Finanzmärkten nach der Einigung im Handelskonflikt zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten veranlasste diese renditebewussten Anleger dazu, ihre Liquiditätspuffer zumindest teilweise in rentablere Anlageformen umzuschichten. Nichtfinanzielle Unternehmen hingegen verstärkten ihren Einlagenaufbau etwas, überwiegend in Form von täglich fälligen Einlagen. Auch private Haushalte stockten ihre Einlagen weiter auf; sie setzten dabei auch die Umschichtung von kurzfristigen Termineinlagen in täglich fällige Einlagen sowie kurzfristige Spareinlagen fort. Dies spiegelt die anhaltend hohe Präferenz dieser beiden eher risikoscheuen Sektoren für hoch liquide Mittel wider.
Tabelle 2.1: Konsolidierte Bilanz des MFI-Sektors im Euroraum1) Veränderung gegenüber Vorquartal in Mrd €, saisonbereinigt
Aktiva
2025 2. Vj.
2025 3. Vj.
Passiva
2025 2. Vj.
2025 3. Vj.
Kredite an private Nicht-MFIs im Euroraum
97,2
75,2
Von Zentralstaaten gehaltene Bestände3)
44,2
20,2
davon:
Buchkredite
92,4
50,6
Geldmenge M3
104,4
69,7
Buchkredite, bereinigt2)
107,8
31,6
davon Komponenten:
Wertpapierkredite
4,8
24,5
Bargeld und täglich fällige Einlagen (M1)
147,6
77,5
Übrige kurzfristige Einlagen (M2-M1)
− 58,9
3,2
Kredite an öffentliche Haushalte im Euroraum
− 27,7
26,7
Marktfähige Finanzinstrumente (M3-M2)
15,7
− 11,1
davon:
Buchkredite
11,7
7,6
Geldkapital
26,9
37,4
Wertpapierkredite
− 39,4
19,0
davon:
Kapital und Rücklagen
− 26,7
− 10,2
Nettoforderungen gegenüber Ansässigen außerhalb des Euroraums
129,6
62,0
Sonstige längerfristige Verbindlichkeiten
53,6
47,6
Andere Gegenposten von M3
− 23,6
− 36,6
1 Statistisch bedingte Veränderungen (zum Beispiel statistische Brüche) und Umbewertungen ausgeschaltet. 2 Bereinigt um Effekte aus Übertragungen aus beziehungsweise in MFI-Bilanzen sowie um durch MFIs erbrachte fiktive Cash-Pooling-Dienstleistungen. 3 Einschließlich Einlagen der Zentralstaaten beim MFI-Sektor sowie der von Zentralstaaten gehaltenen Wertpapiere, die vom MFI- Sektor begeben wurden.
Auf der Entstehungsseite stützte vor allem die Vergabe von Buch- und Wertpapierkrediten an inländische Nichtbanken das Geldmengenwachstum. Die höchsten Beiträge kamen von den Buchkrediten an private Haushalte und nichtfinanzielle Unternehmen, während die volatiler verlaufende Buchkreditvergabe an finanzielle Unternehmen im Berichtsquartal kräftig zurückging. Darüber hinaus stockte der MFI-Sektor seine Bestände an Wertpapieren aus dem Euroraum auf, vor allem durch Käufe von Aktien und Staatsanleihen (siehe Tabelle 2.1). So erwarben die Banken im dritten Quartal per saldo erkennbar mehr staatliche Anleihen als das Eurosystem im Zuge des Auslaufens der geldpolitischen Ankaufprogramme abbaute. Die erneut leicht gestiegenen Renditen stärkten das Interesse der Banken, aber auch gebietsfremder Investoren, am Kauf dieser Wertpapiere.
Eine weitere Belebung der Buchkredite an nichtfinanzielle Unternehmen blieb auch im dritten Quartal aus. Trotz des fortgesetzten Rückgangs der Kreditzinsen und der allmählichen Belebung der Investitionsdynamik haben die üblicherweise für Investitionen verwendeten mittel- und langfristigen Kredite im Jahresverlauf nicht weiter an Schwung gewonnen (siehe Schaubild 2.3). Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass viele Unternehmen weiterhin über ausreichende interne Mittel zur Finanzierung von Investitionen verfügen. So gab ein Großteil der in der Unternehmensumfrage SAFE (Umfrage über den Zugang von Unternehmen im Euroraum zu Finanzmitteln) befragten Firmen im dritten Quartal an, aufgrund vorhandener Innenfinanzierungsmittel auf Kreditanträge verzichtet zu haben. Die bis August verfügbaren Einzeldaten der Kreditdatenstatistik AnaCredit deuten darauf hin, dass der Großteil der Buchkredite mit einer Laufzeit von über einem Jahr seit Jahresbeginn von Unternehmen des Dienstleistungsgewerbes und des Bau- und Immobiliengewerbes aufgenommen wurde. Im Gegensatz dazu nahmen die Kredite an Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes per saldo nur in geringem Umfang zu. Die Kreditvergabe an diesen Sektor wurde zuletzt durch die negativen Auswirkungen der US-Handelspolitik sowie Einbußen in der Wettbewerbsfähigkeit gedämpft.
Passend zu der Entwicklung im Aggregat berichteten die im BLS befragten Banken von einer weitgehend unveränderten Kreditnachfrage der Unternehmen. Mehrere BLS-Banken gaben an, dass die globale Unsicherheit und die damit verbundenen Handelskonflikte die Investitionsentscheidungen der Unternehmen und damit ihre Kreditnachfrage im dritten Quartal negativ beeinflusst hätten. 1 Auch für das Schlussquartal 2025 erwarten die im BLS befragten Banken eine unveränderte Nachfrage nach Unternehmenskrediten.
Die Richtlinien für Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen strafften die BLS-Banken per saldo leicht. Die befragten Banken führten dies im dritten Quartal vor allem auf ein gestiegenes Kreditrisiko zurück. Relevant waren hierbei neben der allgemeinen Wirtschaftslage auch branchen- und firmenspezifische Faktoren. Hierin spiegelt sich auch wider, dass die Unternehmen unterschiedlich von der weiterhin erhöhten geopolitischen Unsicherheit und den Risiken im Zusammenhang mit dem Handel betroffen sind. Für das vierte Quartal planen die BLS-Banken keine nennenswerte Änderung der Kreditrichtlinien im Firmenkundengeschäft.
Das Buchkreditgeschäft der Banken mit privaten Haushalten erholte sich im dritten Quartal abermals leicht. Wohnungsbaukredite als volumenmäßig größte Komponente nahmen per saldo stärker zu als im Vorquartal; gegenüber der kräftigen Ausweitung zum Jahresbeginn beschleunigte sich ihr Wachstumstempo aber nicht weiter. Die im BLS befragten Banken beobachteten im dritten Quartal einen weiteren Anstieg der Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten. Als Gründe dafür nannten sie die verbesserte Beurteilung der Aussichten am Wohnimmobilienmarkt durch die privaten Haushalte sowie das allgemeine Zinsniveau. Zwar lief der Rückgang der Zinssätze für Wohnungsbaukredite Anfang des Jahres aus; dennoch ist das Zinsniveau vergleichsweise niedrig. Darüber hinaus dürften auch die seit dem Ende der Zinserhöhungsphase gestiegenen Realeinkommen zu einer erhöhten Nachfrage der privaten Haushalte nach Wohnraum beigetragen haben. Die BLS-Banken ließen die Vergaberichtlinien für Wohnungsbaukredite nach der Lockerung im Vorquartal unverändert. Für das Schlussquartal planen sie eine geringfügige Straffung der Richtlinien.
Bei den Konsumentenkrediten setzte sich die im Vergleich zu den übrigen Kreditsegmenten kräftigere Wachstumsdynamik der Vorquartale fort. Die sonstigen Kredite, zu denen auch Kredite an Einzelunternehmen zählen, wurden dagegen per saldo abgebaut. Die im BLS befragten Banken sahen über beide Geschäftsfelder eine nahezu unveränderte Kreditnachfrage der privaten Haushalte: Ihrer Ansicht nach stützte der Rückgang der Zinssätze weiter die Nachfrage, während das verschlechterte Verbrauchervertrauen dämpfend wirkte. Die BLS-Banken setzten die Straffung der Richtlinien für Konsumenten- und sonstige Kredite wie geplant fort. Als Hauptgrund gaben sie eine gesunkene Kreditwürdigkeit der privaten Haushalte an.
3 Einlagen- und Kreditgeschäft deutscher Banken mit inländischen Kunden
Inländische Nichtbanken stockten ihre Einlagenbestände bei deutschen Banken im dritten Quartal 2025 erneut auf, jedoch in geringerem Umfang als im Vorquartal. Sie legten die Mittel dabei hauptsächlich in täglich fällige Einlagen an. Gleichzeitig bauten sie kurzfristige Termin- und Sparguthaben in ähnlicher Größenordnung wie in den Vorquartalen ab. Die Anleger gaben damit hoch liquiden Mitteln weiter den Vorzug gegenüber höher verzinsten aber weniger flexiblen Einlageformen, auch wenn die Zinsdifferenzen zuletzt kaum weiter sanken (siehe Schaubild 2.4).
Wie im Euroraum insgesamt bauten auch in Deutschland die institutionellen Anleger Liquiditätspuffer ab. Zum Aufbau der täglich fälligen Einlagen trugen per saldo nur private Haushalte und nichtfinanzielle Unternehmen bei. Während die privaten Haushalte damit ihr Anlageverhalten der letzten rund zwölf Monate fortsetzten, intensivierten die nichtfinanziellen Unternehmen ihren Mittelaufbau gegenüber den beiden schwachen Vorquartalen wieder etwas. Im Gegensatz dazu bauten die finanziellen Unternehmen vor allem täglich fällige Einlagen ab, und zwar ungefähr in der Größenordnung des kräftigen Aufbaus im Vorquartal. Dieser Abbau der Liquiditätspuffer dürfte – wie im Euroraum – mit dem Abflauen der Unsicherheit an den Finanzmärkten zusammenhängen.
Das Kreditgeschäft deutscher Banken mit inländischen Kunden nahm im dritten Quartal 2025 spürbar zu. Das lag zum einen daran, dass die Kredite an den öffentlichen Sektor stärkere Zuflüsse als im Vorquartal verzeichneten. Zum anderen bauten die Banken aber auch ihre Kreditvergabe an den inländischen Privatsektor erneut merklich aus. Angesichts der verschlechterten welt- und handelspolitischen Rahmenbedingungen lässt sich im Firmenkundengeschäft trotz des Nettozuwachses im Berichtsquartal aber noch keine nachhaltige Trendwende feststellen (siehe Tabelle 2.2).
Tabelle 2.2: Banken in Deutschland: Kredit- und Einlagenentwicklung1) Veränderung gegenüber Vorquartal in Mrd €, saisonbereinigt
Position
2025
2. Vj.
3. Vj.
Einlagen von inländischen Nicht-MFIs2)
täglich fällig
48,7
34,7
mit vereinbarter Laufzeit
bis zu 2 Jahren
− 17,3
− 20,4
über 2 Jahre
2,5
2,9
mit vereinbarter Kündigungsfrist
bis zu 3 Monaten
− 4,0
− 4,0
über 3 Monate
2,8
0,1
Kredite
Kredite an inländische öffentliche Haushalte
Buchkredite
3,1
7,2
Wertpapierkredite
5,7
6,5
Kredite an inländische Unternehmen und Privatpersonen
Buchkredite3)
9,2
11,4
darunter:
an private Haushalte4)
9,2
10,4
an nichtfinanzielle Unternehmen5)
− 3,6
4,2
Wertpapierkredite
1,1
2,9
1 Banken einschließlich Geldmarktfonds. Quartalsendstände, statistisch bedingte Veränderungen (zum Beispiel statistische Brüche) und Umbewertungen ausgeschaltet. 2 Unternehmen, private Haushalte (sowie private Organisationen ohne Erwerbszweck) und öffentliche Haushalte (ohne Bund). 3 Bereinigt um Kreditverkäufe und -verbriefungen. 4 Und private Organisationen ohne Erwerbszweck. 5 Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften und Quasi-Kapitalgesellschaften.
Den größten Beitrag zum Buchkreditgeschäft der Banken in Deutschland leisteten die Ausleihungen an private Haushalte. Ausschlaggebend hierfür waren erneut die Wohnungsbaukredite, die ihre Erholung im dritten Quartal 2025 fortsetzten. Neben dem weiterhin bestehenden hohen Bedarf an Wohnraum dürfte diese Erholung vor allem damit zusammenhängen, dass die Preise für bestehende Wohnimmobilien derzeit noch erkennbar niedriger sind als am Ende der Niedrigzinsphase. 2 Die Angaben der im BLS befragten Banken untermauern diese Einschätzung. Demnach erhöhte sich die Nachfrage privater Haushalte nach Wohnungsbaukrediten, weil diese unter anderem die Aussichten am Wohnimmobilienmarkt – einschließlich der voraussichtlichen Entwicklung der Preise für Wohneigentum und der erwarteten Renditen – positiver einschätzten. Zudem hätten sich die privaten Haushalte nach Ansicht der befragten Bankmanager an das aktuelle Niveau der Kreditzinsen – trotz zuletzt leichter Erhöhung – gewöhnt. So lag der Zinssatz für die volumenmäßig bedeutenden Wohnungsbaukredite mit anfänglicher Zinsbindung von über zehn Jahren mit 3¾ % Ende September in etwa wieder auf dem gleichen Niveau wie Mitte 2024 (siehe Schaubild 2.5). Für das vierte Quartal 2025 rechnen die BLS-Banken mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten.
Gleichzeitig strafften die im BLS befragten Banken ihre Richtlinien und Bedingungen für Wohnungsbaukredite. Die aktuelle Straffung fiel jedoch weniger stark aus als im Vorquartal. Die Banken begründeten die restriktive Gestaltung ihrer Angebotspolitik im Wesentlichen damit, dass das Kreditrisiko im Geschäft mit privaten Haushalten gestiegen sei. Relevant waren dabei aus Sicht der Banken sowohl die allgemeine Wirtschaftslage und die Konjunkturaussichten als auch die gesunkene Kreditwürdigkeit der privaten Haushalte.
Die Vergabe von Konsumenten- und sonstigen Krediten an private Haushalte blieb im Aggregat ohne weiteren Impuls. Zwar senkten die BLS-Banken ihre Zinsen für Konsumenten- und sonstige Kredite leicht und verringerten ihre Margen für risikoreichere Kredite etwas. Gleichzeitig strafften sie aber die Kreditrichtlinien für Konsumenten- und sonstige Kredite im dritten Quartal 2025. Neben dem gestiegenen Kreditrisiko spielte hier auch die gesunkene Risikotoleranz der Banken eine Rolle.
Das Kreditgeschäft mit inländischen nichtfinanziellen Unternehmen nahm im dritten Quartal 2025 moderat zu. Im Gegensatz zum Euroraum, wo die Erholung des Buchkreditgeschäfts mit nichtfinanziellen Unternehmen bereits 2024 einsetzte, war im Firmenkundengeschäft der Banken in Deutschland bisher keine Erholungstendenz erkennbar. In den vorangegangenen drei Quartalen war die Kreditvergabe an inländische nichtfinanzielle Unternehmen per saldo sogar leicht negativ (siehe Schaubild 2.6). Insofern bleibt abzuwarten, ob der im dritten Quartal verzeichnete Nettozuwachs im Inlandsgeschäft mit nichtfinanziellen Unternehmen nachhaltig ist.
Der aktuelle Anstieg der Kredite an inländische nichtfinanzielle Unternehmen konzentrierte sich auf lange Laufzeiten. Kredite dieser Art werden von Unternehmen üblicherweise zur Finanzierung von Investitionsprojekten nachgefragt. Dazu passt, dass die Ausrüstungsinvestitionen im dritten Quartal wohl gestiegen sind (siehe dazu Kapitel “Konjunktur in Deutschland“). Ein Grund dafür könnte sein, dass die seit Juli 2025 geltenden Investitionsprogramme der Bundesregierung attraktive Abschreibungsregeln für zeitnah getätigte Unternehmensinvestitionen vorsehen. 3
Die BLS-Banken begründeten die gestiegene Nachfrage im Firmenkundengeschäft in erster Linie mit dem in den letzten Quartalen gesunkenen allgemeinen Zinsniveau. Positive Impulse gingen nach Ansicht der BLS-Banken zudem vom Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen, ebenso wie von Fusionen, Übernahmen und Umstrukturierungen sowie von gesunkenen Innenfinanzierungspielräumen der Unternehmen aus. Für das vierte Quartal 2025 gehen die BLS-Banken von einer weiter zunehmenden Nachfrage in diesem Kreditsegment aus.
Zugleich haben die BLS-Banken ihre Kreditvergabepolitik gegenüber Firmenkunden im dritten Quartal 2025 entgegen ihren Planungen aus dem Vorquartal erneut gestrafft. Die aktuelle Straffung der Kreditrichtlinien fiel dabei stärker aus als im Vorquartal und ging vor allem auf strengere Richtlinien gegenüber großen Unternehmen zurück. Auch die Kreditablehnungsquote stieg stärker an als in den beiden vorangegangenen Quartalen. Die befragten Bankmanager begründeten die restriktivere Gestaltung ihrer Kreditvergabepolitik mit dem gestiegenen Kreditrisiko, insbesondere aufgrund branchen- und firmenspezifischer Faktoren. Zu diesem Bild passt, dass insbesondere die exportorientierte Industrie mit verschlechterten Rahmenbedingungen konfrontiert ist. 4 Ferner gaben die BLS-Banken an, dass die Höhe der Quote notleidender Kredite und weiterer Indikatoren für die Kreditqualität ebenfalls restriktiv auf die Richtlinien für Unternehmenskredite gewirkt hatten. Für das vierte Quartal 2025 planen die BLS-Banken keine weitere Anpassung ihrer Kreditrichtlinien.
Gemäß den Antworten auf die Zusatzfragen im BLSminderten die bereits getroffenen und für die Zukunft erwarteten Leitzinsentscheidungen des EZB-Rats die Ertragslage der Banken in den vergangenen sechs Monaten insgesamt. Nachdem die mehrmaligen Zinssenkungen seit Juni 2024 zunächst positive Effekte auf die Ertragslage der Banken gehabt hatten, beurteilten die Banken die Wirkung nun zum zweiten Mal in Folge negativ. Für das Winterhalbjahr 2025/26 rechnen die Banken erneut mit einem negativen Einfluss der Leitzinsentscheidungen auf ihr Zinsergebnis und auf ihre Ertragslage. Der Abbau der für geldpolitische Zwecke gehaltenen Wertpapierbestände des Eurosystems trug in den vergangenen sechs Monaten dazu bei, dass die Banken in Deutschland ihre Bestände an Staatsanleihen des Euroraums erhöhten. Einen nennenswerten Einfluss auf die Finanzierungsbedingungen, die Ertragslage und die Eigenkapitalquote hatte der Portfolioabbau im Eurosystem nach Ansicht der Banken aber nicht.
Literaturverzeichnis
Bundesministerium der Finanzen (2025), Monatsbericht, August 2025.