Internationales und europäisches Umfeld Monatsbericht – November 2025
Veröffentlicht am 20.11.2025
Internationales und europäisches Umfeld Monatsbericht – November 2025
Monatsbericht
1 Weltwirtschaft weiterhin widerstandsfähig
Im Sommerquartal 2025 zeigte sich die Weltwirtschaft weiterhin robust. In den USA dürfte das BIP trotz der höheren Importzölle erneut mit lebhaftem Tempo gewachsen sein. In China schwächte sich die Konjunktur hingegen etwas ab. Maßgeblich hierfür war eine schwächere Binnennachfrage, während die Exporte recht lebhaft blieben. Im Euroraum legte die Wirtschaftsleistung erneut leicht zu. Die konjunkturelle Grunddynamik blieb verhalten. Insgesamt erwies sich die Weltwirtschaft widerstandsfähig gegenüber den Belastungen durch die Handelsauseinandersetzungen.
Der globale Warenhandel hielt sich in den Sommermonaten trotz der stark gestiegenen US-Zölle insgesamt gut. Berechnungen des niederländischen CPB zufolge nahm das Volumen des Welthandels im Durchschnitt der Monate Juli und August mit 0,8 % im Vergleich zum Vorquartal etwa so schnell wie im Mittel des Jahres 2024 zu. Allerdings änderte sich die Regionalstruktur des Welthandels spürbar. Im Außenhandel der USA, auf den 2024 etwa 14 % der weltweiten Wareneinfuhren entfielen, hinterließ die restriktive Handelspolitik deutliche Spuren. Die in US-Dollar gemessenen US-Importe aus China sanken im Vergleich zum Jahresende 2024 erheblich. Die Einfuhren aus dem Euroraum unterlagen aufgrund von Vorzieheffekten deutlichen Schwankungen und waren im dritten Quartal nur leicht höher als zum Jahresende 2024.Die Importe aus Taiwan stiegen dagegen wegen der anhaltend hohen US-Nachfrage nach Hochleistungsprozessoren weiter an. Außerhalb der USA blieb der internationale Warenhandel lebhaft. Es bleibt abzuwarten, ob die Belastungen aus den handelspolitischen Auseinandersetzungen im weiteren Jahresverlauf stärker auf den Welthandel durchschlagen werden.
Die internationale Handelspolitik war weiterhin von erheblicher Unruhe geprägt.Die US-Regierung trieb ihre handelspolitische Agenda voran. Die Anhebung der Stahl- und Aluminiumzölle um 50 Prozentpunkte wurde auf andere Produkte ausgeweitet, und zusätzliche Zölle auf Einfuhren von schweren Lastkraftwagen, Bussen, Bauholz und Holzprodukten wurden eingeführt. Gleichzeitig einigte sich die US-Regierung mit weiteren, vornehmlich asiatischen Ländern auf Rahmenabkommen für die künftigen Handelsbeziehungen. Wie schon bei den im Sommer abgeschlossenen Verhandlungen konnten die USA ihren Partnern dabei Zugeständnisse abringen. 1 Eine gewisse Entspannung gab es im Handelsstreit der USA mit China. Nachdem zwischenzeitlich eine drastische Eskalation im Raum gestanden hatte, einigten sich US-Präsident Trump und der chinesische Staatschef Xi auf moderate Zollsenkungen. Zudem versprach China, die jüngst eingeführten Restriktionen für die Ausfuhr Seltener Erden für ein Jahr auszusetzen. Dies ist auch für Europa, welches in hohem Maß von Seltenen Erden aus China abhängt, von großer Bedeutung. Auch nahm China die Einfuhr von Agrargütern aus den USA wieder auf, und die USA kündigten an, Beschränkungen für den Export von Hochtechnologieprodukten nach China zu lockern. Dennoch bleibt das Risiko einer erneuten Eskalation bestehen, denn die Einigung hat nur vorläufigen Charakter und eine umfassende Neuregelung der Handelsbeziehungen zwischen den USA und China zeichnet sich nicht ab.
Angesichts der bislang robusten Weltwirtschaft bestätigte der IWF seine vorherige Prognose weitgehend. Die leichte Aufwärtsrevision für das globale Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf 3,2 % ist vor allem auf die Entwicklung im ersten Halbjahr zurückzuführen, die besser ausfiel als erwartet. Für das Jahr 2026 rechnet der IWF weiterhin mit einem Wachstum von 3,1 %. Auch am Inflationsausblick nahm der IWF-Stab nur geringe Änderungen vor. In den Industrieländern dürfte die Teuerungsrate weiter von 2,5 % im Jahr 2025 auf 2,2 % 2026 nachgeben. Dabei überwiegen nach Ansicht des IWF Aufwärtsrisiken, vor allem wegen möglicher Zweitrundeneffekte infolge des zollbedingten Preisschubs in den USA, der vielerorts restriktiveren Zuwanderungspolitik oder steigender Rohstoffpreise infolge geopolitischer Konflikte und Klimaveränderungen.
Die Energierohstoffpreise gaben in den letzten Monaten in der Tendenz leicht nach. Ein Fass Rohöl der Sorte Brent kostete zum Abschluss dieses Berichts 63 US-$ und damit rund 7 % weniger als im August und 14 % weniger als vor einem Jahr. Maßgeblich dafür war die sich abzeichnende Überversorgung der globalen Ölmärkte infolge der Förderausweitungen der OPEC-Staaten sowie des Ausbaus von Förderkapazitäten in den USA, Kanada, Brasilien und Guyana. 2 Die jüngsten US-Sanktionen gegen den russischen Ölsektor führten Ende Oktober nur zu einem leichten Anstieg des Ölpreises.Die europäischen Gaspreise gaben im Vorjahresvergleich ebenfalls nach. Milde Witterungsaussichten, eine schwache Nachfrage nach Flüssiggas (LNG)in China sowie der Ausbau der LNG-Exportkapazitäten in den USA dämpften den Preis.
Der Disinflationsprozess in den Industrieländern kam in den letzten Monaten ins Stocken. Der Verbraucherpreisanstieg in den Industrieländern verstärkte sich im September auf 2,9 % binnen Jahresfrist, verglichen mit 2,6 % im Juli. Ausschlaggebend hierfür waren vor allem ungünstige Basiseffekte bei den Energiepreisen, die vor einem Jahr stark gefallen waren. So trieben die Energiepreise die Inflationsrate trotz der leicht nachlassenden Rohstoffnotierungen an. Die ohne Energie und Nahrungsmittel gerechnete Kernrate sank hingegen im gleichen Zeitraum geringfügig auf 2,8 %. In den meisten Industrieländern dürfte die Teuerungsrate in den nächsten Monaten wieder nachgeben. Dafür sprechen die nachlassende Arbeitsmarktanspannung und das schwächere Lohnwachstum. Lediglich in den USA dürfte eine zunehmende Weitergabe der Zölle zu einem anhaltend kräftigen Verbraucherpreisanstieg führen.
1.1 In China konjunkturelle Abschwächung, Regierung setzt weiter auf die Industrie
In China ließ das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal 2025 etwas nach. Das reale BIP lag gemäß offizieller Schätzung um 4,8 % über dem entsprechenden Vorjahreswert. In den ersten beiden Quartalen des Jahres hatte die Wachstumsrate noch jeweils gut 5 % betragen. Ausschlaggebend für die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums war der nachlassende Schwung der Binnenwirtschaft. Der ohnehin schon seit Längerem verhaltene private Verbrauch stieg im abgelaufenen Quartal nur wenig, nicht zuletzt, weil staatliche Kaufanreize für Konsumgüter ausliefen oder an Wirkung verloren. Die Investitionen büßten ebenfalls an Tempo ein. Neben der anhaltenden Krise auf dem Immobilienmarkt spielten hierfür möglicherweise auch Anstrengungen der Regierung zum Abbau von Überkapazitäten eine Rolle. Gestützt wurde die Konjunktur hingegen von den weiterhin recht lebhaften Exporten. Rückgänge bei den Ausfuhren in die USA infolge der US-Zollanhebungen wurden durch Zuwächse auf anderen Auslandsmärkten mehr als kompensiert. 3 Bei den Verbraucherpreisen hielt die schwache Grundtendenz an. Der Gesamtindex war im Oktober um 0,2 % höher als vor einem Jahr. Ohne Nahrungsmittel und Energie gerechnet belief sich der Preisanstieg zuletzt auf 1,2 % binnen Jahresfrist. 4
Die chinesische Regierung legt auch künftig ihren wirtschaftspolitischen Fokus auf die Industrie und setzt deren Stärke zunehmend geopolitisch ein. Auf dem diesjährigen Plenum des Zentralkomitees im Oktober wurden wirtschaftspolitische Empfehlungen für den kommenden Fünfjahresplan (2026 bis 2030) verabschiedet. Dabei wurden insbesondere eine weitere Stärkung der Industrie sowie ein Festhalten an technologischer Eigenständigkeit betont. Ein gleichgewichtigeres Wachstumsmodell mit einem größeren Gewicht des Konsums ist zwar beabsichtigt, es ist aber unklar, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Die Regierung setzt die industrielle Stärke des Landes zunehmend auch geopolitisch ein, etwa durch Exportkontrollen für strategische Waren wie Seltene Erden und Computerbausteine.
1.2 Gemischte Tendenzen in anderen Schwellenländern
In Indien dürfte das hohe wirtschaftliche Expansionstempo angehalten haben. Im zweiten Quartal 2025, bis zu dem Angaben aus den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen vorliegen, hatte sich das reale BIP-Wachstum im Vorjahresvergleich auf 7,8 % verstärkt. Im dritten Quartal dürfte die Konjunktur sehr schwungvoll geblieben sein. Positive Effekte lieferten die anhaltend günstigen Wetterbedingungen für die Landwirtschaft. Bei Weizen und Reis werden in diesem Jahr Rekordernten erwartet. Die Warenexporte hielten sich in etwa auf dem Niveau des ersten Halbjahres. Im August 2025 verhängten die USA zusätzliche Zölle auf Importe aus Indien, mit dem Ziel, dass das Land seine Käufe von russischem Öl einstellt. Wohl auch um die möglichen Folgen für die Wirtschaft abzufedern, beschloss die Regierung daraufhin eine Senkung der Mehrwertsteuersätze, die im September in Kraft trat. Dies dürfte den Verbraucherpreisanstieg dämpfen. Wegen der deutlichen Verbilligung von Nahrungsmitteln aufgrund der guten Ernten lag die Teuerungsrate bereits im dritten Quartal mit 1,7 % recht niedrig. Die Zentralbank beließ den Leitzins in den letzten Monaten bei 5,5 %.
In Brasilien schwächte sich die Konjunktur wohl nochmals ab. Im zweiten Quartal hatte sich die Wachstumsrate binnen Jahresfrist bereits auf 2,2 % verringert. Im abgelaufenen Quartal scheint sich die Konjunktur den vorliegenden Daten zufolge weiter verlangsamt zu haben. Gleichzeitig blieb die Lage am Arbeitsmarkt äußerst günstig, und das hohe Lohnwachstum hielt an. Der Verbraucherpreisanstieg ließ vor diesem Hintergrund nur leicht nach. Die Teuerungsrate lag im Oktober mit 4,7 % noch etwas oberhalb des Zielkorridors der Zentralbank. Diese hielt den Leitzins in den letzten Monaten auf dem hohen Niveau von 15 %.
Auch in Russland verlor die Konjunktur weiter an Schwung. Angaben des nationalen Statistikamtes zufolge verringerte sich das Wachstum des realen BIP im dritten Quartal 2025 auf 0,6 % gegenüber dem Vorjahr. Saisonbereinigt dürfte die Wirtschaftsleistung bereits seit dem Jahresende 2024 in der Tendenz rückläufig gewesen sein. Die nach wie vor hohen Realzinsen belasten sowohl die Investitionstätigkeit als auch den privaten Verbrauch. Die schwache Konjunktur gehört neben der angespannten Lage der Staatsfinanzen sowie der sich zuspitzenden Probleme im Energiesektor zu den Problemfeldern der russischen Wirtschaft (vgl. die Ausführungen im Exkurs “Russlands Volkswirtschaft sendet Krisensignale“). Trotz der konjunkturellen Verlangsamung hielten die Engpässe auf dem Arbeitsmarkt an. Der Verbraucherpreisanstieg schwächte sich weiter auf 7,7 % im Oktober ab. Die Zentralbank setzte ihren im Frühjahr begonnenen geldpolitischen Lockerungskurs fort und senkte den Leitzins auf zuletzt 16,5 %.
Exkurs
Russlands Volkswirtschaft sendet Krisensignale
Im vierten Jahr des Ukrainekriegs verschlechtert sich die bislang robuste Wirtschaftslage Russlands zusehends. Trotz westlicher Sanktionen und weitreichender internationaler Isolation hatte sich die russische Wirtschaft in den ersten Kriegsjahren erstaunlich gut gehalten. Zu verdanken war dies vor allem stark steigenden Staatsausgaben, die sich auf hohe Einnahmen aus dem Energiegeschäft und in den Vorkriegsjahren aufgebaute finanzielle Puffer stützten. Dieses Fundament beginnt nun zu bröckeln. In drei zentralen Bereichen treten akute Probleme zutage: in der Konjunktur, im Staatshaushalt sowie im volkswirtschaftlich bedeutsamen Ölsektor.
Die Konjunktur schwächt sich deutlich ab. Russlands Wirtschaft erlebte in den ersten Kriegsjahren einen bemerkenswerten Aufschwung. Zum einen trieben die stark steigenden Militärausgaben die Konjunktur. Zusätzlich regten kräftige Lohnsteigerungen, bedingt durch Arbeitskräfteknappheit infolge massiver Rekrutierungen und Emigration, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage an. Dieser Aufschwung mündete jedoch in einer konjunkturellen Überhitzung mit hoher Inflation, auf die die Notenbank mit starken Zinsanhebungen reagierte. Zeitweise lag der Leitzins bei 21 %. Die hohen Realzinsen, die trotz der jüngsten Lockerungen der Notenbank weiterbestehen, belasten die private Nachfrage mittlerweile erheblich. Für das laufende sowie das kommende Jahr rechnet der IWF nur noch mit einem geringen Wirtschaftswachstum von 0,6 % beziehungsweise 1 %, nach jeweils gut 4 % in den Jahren 2023 und 2024. Auch eine Rezession kann nicht mehr ausgeschlossen werden. Einige wichtige Bereiche der Volkswirtschaft, wie etwa der Wohnungsbau oder die Automobilindustrie, zeigen bereits eine deutliche Abwärtsentwicklung.
Der Staatshaushalt ist sichtbar angespannt. Im laufenden Jahr dürfte das staatliche Defizit auf mehr als 3 % des BIP steigen, verglichen mit jeweils knapp 2 % in den Jahren 2023 und 2024. Hauptursache ist die anhaltende Steigerung der Militärausgaben, deren Anteil an den Staatsausgaben auf inzwischen rund 40 % geschätzt wird. 1 Gleichzeitig sanken die staatlichen Einnahmen aus Ölexporten deutlich. Zwar kann sich der russische Staat grundsätzlich weiterhin über inländische Kreditaufnahme, das heißt über die Emission von Staatsanleihen, finanzieren, sieht sich jedoch mit stark steigenden Kosten für den Schuldendienst konfrontiert. Daneben wurden auch Entnahmen aus dem Nationalen Wohlfahrtsfonds zur Haushaltsfinanzierung eingesetzt. Seit Kriegsbeginn sind die liquiden Reserven dieses Fonds, der in der Vergangenheit aus Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft aufgebaut wurde, aber um 60 % zurückgegangen. 2 Alles in allem wird immer deutlicher, dass die finanziellen Spielräume des Staates inzwischen spürbar enger geworden sind. Um das Defizit zu reduzieren, kündigte die Regierung deshalb jüngst eine Haushaltskonsolidierung an. So soll unter anderem der Mehrwertsteuersatz ab 2026 von 20 % auf 22 % angehoben werden.
Der Ölsektor gerät verstärkt unter Druck. Zwar gelang es der russischen Ölindustrie bislang noch recht gut, die westlichen Sanktionen zu umgehen, indem Ölexporte mithilfe der sogenannten Schattenflotte insbesondere nach China, Indien und in die Türkei umgelenkt wurden. 3 Dennoch nahmen die Exporterlöse vor allem aufgrund des stark gesunkenen globalen Ölpreises, aber auch infolge sanktionsbedingter Preisabschläge für russische Ölsorten, inzwischen merklich ab. Darüber hinaus sanken die Exportmengen. Zuletzt intensivierte die Ukraine zudem ihre Angriffe auf russische Raffinerien. In der Folge kam es in manchen Regionen Russlands zu Versorgungsengpässen, und die Benzinpreise stiegen stark. Außerdem verschärften die USA ihre Sanktionen weiter, indem sie die beiden bedeutendsten russischen Ölunternehmen, Rosneft und Lukoil, auf ihre Sanktionsliste setzten, und verstärkten den Druck auf verbliebene Abnehmerländer. 4 Zusammen mit den anhaltenden ukrainischen Angriffen auf die russische Ölinfrastruktur und den niedrigen Ölpreisen könnte dies die Öleinnahmen in nächster Zeit noch weiter schrumpfen lassen.
Alles in allem befindet sich die russische Wirtschaft an einem Wendepunkt. Der „Kriegsboom“, der die Wirtschaft lange angetrieben hatte, zeigt inzwischen seine Schattenseiten. Die Regierung sieht sich zu einem strikten Sparkurs im zivilen Bereich gezwungen. Dies dürfte nicht nur die wirtschaftliche Dynamik weiter abbremsen, sondern auch die bislang noch sehr hohe Zufriedenheit der Bevölkerung mit der wirtschaftlichen Situation beeinträchtigen. Mittelfristig ist mit erhöhten makroökonomischen Stabilitätsrisiken zu rechnen. Dies gilt insbesondere, falls die Ölpreise weiter sinken oder Russland durch verschärfte Sanktionen oder vermehrte ukrainische Angriffe auf seine Ölinfrastruktur die Förderung einschränken muss.
1.3 US-Konjunktur weiterhin in solider Verfassung
In den Vereinigten Staaten scheint die Wirtschaft auch im Sommer recht kräftig expandiert zu haben. Getragen wurde das Wachstum vor allem von einer anhaltend lebhaften Endnachfrage. Die privaten Verbraucher steigerten ihre Konsumausgaben deutlich. Auch die gewerbliche Investitionstätigkeit blieb zumindest bis in den August hinein rege, gestützt durch den anhaltenden KI-Boom. Die Nachfrage wurde sowohl durch die anziehende inländische Produktion als auch aus den im Vorfeld der Zollanhebungen aufgefüllten Lagerbeständen bedient. Die jüngsten Zollanhebungen wirkten sich demgegenüber dämpfend auf die Einfuhren aus, die im Juli und August auf einem leicht gedrückten Niveau verharrten. Die Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wird derzeit durch die eingeschränkte Datenlage erschwert. Aufgrund des Verwaltungsstillstands infolge der verspäteten Einigung auf einen Haushalt für das neue Fiskaljahr wurden ab Oktober amtliche Statistiken nicht oder nur verzögert bereitgestellt. Auch die erste BIP-Schätzung für das dritte Jahresviertel lag zum Abschluss dieses Berichts nicht vor.
Im Winterhalbjahr dürfte sich die US-Konjunktur spürbar abschwächen. Gegenwind kommt insbesondere von der Wirtschafts- und Handelspolitik. Bereits seit einigen Monaten hemmt die rigide Migrationspolitik das Arbeitsangebot und das Beschäftigungswachstum. Auch perspektivisch dürfte die Beschäftigung nur verhalten steigen. Im Schlussquartal dürfte zudem der rekordlange Verwaltungsstillstand das Wirtschaftswachstum leicht bremsen. 5 Schließlich bleibt fraglich, ob die Kauffreude der privaten Verbraucher angesichts der recht starken Teuerung anhält. Bis September zog die Vorjahresrate der Verbraucherpreise auf 3,0 % an. Ohne Energie und Nahrungsmittel gerechnet war der Preisanstieg ähnlich kräftig. Viele Waren verteuerten sich aufgrund der drastischen Zollanhebungen zuletzt merklich stärker als üblich. Die Weitergabe der Zollkosten an die Verbraucher dürfte sich in den kommenden Monaten fortsetzen. 6 Vor diesem Hintergrund stuften Verbraucher ihre wirtschaftlichen Perspektiven in Umfragen überwiegend ungünstig ein. Im Einklang hiermit bescheinigten Einkaufsmanager der US-Wirtschaft zwar einen guten Start in das Schlussquartal, schätzten aber die Geschäftsaussichten etwas pessimistischer ein. Auch die US-Notenbank betonte zuletzt insbesondere mit Blick auf den Arbeitsmarkt konjunkturelle Abwärtsrisiken. Seit August senkte sie daher die Zielspanne für ihre Leitzinsen in zwei Schritten um insgesamt 50 Basispunkte auf 3,75 % bis 4,0 %.
1.4 Japanische Wirtschaft mit einem Rücksetzer
Die japanische Wirtschaftsleistung schrumpfte im Sommer. Laut der ersten Schätzung sank das BIP preis- und saisonbereinigt um 0,4 % gegenüber dem Vorquartal, nachdem es im Frühjahr noch um 0,6 % gestiegen war. Die privaten Haushalte steigerten ihre Konsumausgaben nur verhalten, was wohl auch auf den für japanische Verhältnisse immer noch kräftigen Verbraucherpreisanstieg zurückzuführen ist. Die Wohnungsbauinvestitionen sanken infolge einer Reform der Bauregulierung kräftig. 7 Die Ausfuhren gaben ebenfalls deutlich nach. Wesentlich war hierfür der deutliche Rückgang der Warenexporte in die USA infolge der höheren Zollbelastung. Gleichzeitig sanken auch die japanischen Einfuhren. Lediglich die gewerblichen Investitionen hielten ihr hohes Wachstumstempo der Vorquartale. Trotz der verhaltenen Konjunktur war die Arbeitsmarktlage anhaltend günstig. Die Arbeitslosenquote blieb im September mit 2,6 % niedrig. Das Lohnwachstum fällt auch dieses Jahr recht kräftig aus. 8 Der Verbraucherpreisauftrieb ließ seit Jahresbeginn in der Tendenz etwas nach. Im September lag die Teuerungsrate mit 2,9 % aber weiter deutlich über ihrem langfristigen Durchschnitt. Dieser recht starke Preisanstieg war maßgeblich auf die kräftig steigenden Nahrungsmittelpreise zurückzuführen. 9 Die ohne Energie und Nahrungsmittel gerechnete Rate lag bei 1,3 %. Vor diesem Hintergrund ließ die japanische Notenbank ihren Leitzins im Oktober unverändert bei 0,5 %.
1.5 Wachstum im Vereinigten Königreich verlor weiter an Schwung
Die britische Konjunktur kühlte sich im Sommer weiter ab. Das BIP legte im dritten Vierteljahr preis- und saisonbereinigt lediglich um 0,1 % gegenüber der Vorperiode zu. Dabei war die Wachstumsabschwächung sektoral breit angelegt. Im Verarbeitenden Gewerbe sank die Wertschöpfung aufgrund von Produktionsausfällen im Automobilsektor infolge einer Cyberattacke sogar deutlich. 10 Die Aktivität im gesamtwirtschaftlich bedeutsamen Dienstleistungssektor nahm nicht mehr so stark wie in den Vorquartalen zu. Hier dürfte sich der nach wie vor hohe Verbraucherpreisanstieg bemerkbar machen. Die Bautätigkeit kam nach einem starken Zuwachs im Frühjahr weitgehend zum Erliegen. Der Arbeitsmarkt kühlte sich weiter ab. Die Arbeitslosenquote stieg zuletzt auf 5 % an. Das Lohnwachstum nahm im Sommer infolge von Bonuszahlungen nochmal an Fahrt auf und übertraf im August mit 5 % die Inflationsrate deutlich. Das Wachstum der regulären Vergütungen hingegen schwächte sich weiter ab. Die Teuerungsrate nach dem HVPI verharrte im September bei 3,8 %. Die Kernrate ging auf 3,5 % zurück. Vor diesem Hintergrund entschied sich die Bank of England Anfang November, ihren Leitzins bei 4,0 % zu belassen.
1.6 Polnische Wirtschaft weiter kräftig gewachsen
In Polen blieb das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal lebhaft. Das reale BIP stieg vorläufigen Angaben zufolge im Vorquartalsvergleich um 0,8 % und setzte den seit zwei Jahren anhaltenden schwungvollen Wachstumstrend fort. Die industrielle Erzeugung stieg erneut spürbar, wozu insbesondere der sonstige Fahrzeugbau beitrug. Auch die Aktivitäten im Dienstleistungssektor dürften weiter zugenommen haben. Die Lage in der Bauwirtschaft verschlechterte sich hingegen wohl abermals. Verwendungsseitig dürfte der private Konsum etwas an Schwung verloren haben, während die Investitionen und die Exporte wohl erneut kräftig zulegten. Die Teuerung verringerte sich weiter auf 2,9 % binnen Jahresfrist. Auch der Anstieg der Bruttolöhne im Unternehmenssektor schwächte sich ab, blieb mit 7,1 % im Vorjahresvergleich aber hoch. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 3,1 %. Die polnische Notenbank senkte ihren Leitzins erneut auf zuletzt 4,5 %.
2 Verhaltene konjunkturelle Dynamik im Euroraum
Im Euroraum stieg die Wirtschaftsleistung im dritten Vierteljahr erneut mäßig. Der Schnellschätzung von Eurostat zufolge legte das BIP gegenüber dem Vorquartal preis- und saisonbereinigt um 0,2 % zu (ohne Irland gerechnet waren es ebenfalls 0,2 % 11 ). Von der Binnennachfrage gingen weiterhin moderate Konjunkturimpulse aus, während das Exportgeschäft nicht zuletzt wegen der höheren Zölle im Handel mit den USA lahmte. Entstehungsseitig wurde das Wachstum von den Dienstleistungen getragen. Im Verarbeitenden Gewerbe blieb die Lage angespannt. Für die nächsten Monate deuten die vorausschauenden Indikatoren eine leichte Wachstumsverstärkung an, wozu die niedrigeren Energiepreise, die günstigeren Finanzierungsbedingungen und die geplanten fiskalischen Ausgabenprogramme beitragen dürften. Gleichzeitig bremsen die vielfältigen handels- und geopolitischen Unsicherheiten und innenpolitische Herausforderungen. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum dürfte daher vorerst moderat bleiben.
Der private Verbrauch blieb träge. Die Einzelhandelsumsätze kamen im dritten Vierteljahr nur wenig über das Niveau des Vorquartals hinaus. Die Kraftfahrzeugzulassungen legten hingegen nach zwei schwachen Quartalen deutlich zu. Der insgesamt zurückhaltende private Konsum stand im Einklang mit dem weiterhin gedämpften Verbrauchervertrauen im Umfeld verstärkter innen- und außenpolitischer Verunsicherung. Zwar verbesserte sich das Verbrauchervertrauen im Verlauf des dritten Quartals leicht, allerdings blieb es deutlich unter seinem langfristigen Durchschnitt. Vor allem der Ausblick der Verbraucher auf die allgemeine wirtschaftliche Lage in den nächsten Monaten trübte sich merklich ein. Die eigene finanzielle Lage wurde dagegen von den privaten Haushalten etwas besser bewertet. Die real verfügbaren Einkommen stiegen leicht an. Die Sparneigung blieb erhöht.
Die Investitionstätigkeit wurde wohl erneut etwas ausgeweitet. 12 Die Bauproduktion stagnierte im Juli und August im Vergleich zum zweiten Vierteljahr. Die Aktivität im Wohnungsbau gab sogar weiter nach. Damit setzte sich der seit Anfang 2023 anhaltende Abwärtstrend fort. Investitionen in die Infrastruktur dürften die Bautätigkeit jedoch weiter stützen. Die gewerblichen Ausrüstungsinvestitionen legten wohl erneut zu. Die Inlandsumsätze der Produzenten von Kapitalgütern stiegen zwar im Juli und August nicht weiter, wohl aber die Einfuhren von Investitionsgütern. Die Aufwendungen für Informations- und Kommunikationstechnologien sowie für geistiges Eigentum dürften im Zuge der zunehmenden Digitalisierung ihren Aufwärtstrend fortgesetzt haben.
Die Warenausfuhren in Drittländer gaben leicht nach, nachdem sie im Vorquartal kräftig gesunken waren. Ein Teil dieses Rückgangs dürfte immer noch eine Gegenbewegung zu den Vorzieheffekten in den ersten Monaten des Jahres im Zusammenhang mit der Anhebung der US-Zölle zur Jahresmitte gewesen sein. Zunehmend dürften jedoch die Zollanhebung selbst und die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar die Exporte in die USA gedrückt haben. Sie sanken jedenfalls noch einmal merklich. Auch die Ausfuhren nach China gaben erneut nach, wobei die dortige flaue Binnenkonjunktur und die zunehmende Konkurrenz durch aufstrebende chinesische Anbieter eine wichtige Rolle gespielt haben dürften. Die Exporte in das Vereinigte Königreich sanken ebenfalls, während sich die Ausfuhren in andere geografisch näher liegende Länder wie etwa die Schweiz und Polen deutlich besser hielten. Die Exporte in Drittländer hielten preisbereinigt das Vorquartalsniveau. Nach Warenklassen betraf die Exportschwäche vor allem Vorleistungsgüter, insbesondere Pharmaprodukte. Aber auch die Ausfuhren von Konsumgütern sanken merklich. Nur bei der Ausfuhr von Kapitalgütern gab es einen kräftigen Anstieg. Die Dienstleistungsexporte des Euroraums blieben gemäß Zahlungsbilanzangaben bis August verhalten. Die Wareneinfuhren aus Drittländern nahmen im dritten Quartal preisbereinigt erneut zu, wenn auch nur wenig. Die Importe von Investitionsgütern stiegen, während die Importe von Vorleistungs- und Verbrauchsgütern sanken.
Im Verarbeitenden Gewerbe setzte sich die Erholung im dritten Vierteljahr nicht fort. Die Investitionsgüterproduktion stagnierte nahezu, wozu die rückläufige Kraftfahrzeugproduktion beitrug. Zudem sank die Erzeugung von Vorleistungen. Hingegen legte die Herstellung von Konsumgütern etwas zu. Insgesamt stagnierte die Industrieproduktion. Die industrielle Kapazitätsauslastung stieg leicht, blieb aber unter ihrem langfristigen Durchschnitt. Das Auslaufen zollbedingter Vorzieheffekte sowie eine insgesamt schwache Auslandsnachfrage belasteten die Industrie. Der Bestand an Exportaufträgen verringerte sich laut Umfragen der Europäischen Kommission im dritten Vierteljahr merklich. Zudem verschlechterte sich die Wettbewerbsfähigkeit. Der Preisdruck auf der Erzeugerstufe nahm dank niedrigerer Energiepreise ab. Die Erzeugerpreise sanken im Vorjahresvergleich leicht, die Importpreise sogar merklich.
Die Aktivität der Dienstleister verstärkte sich. Insbesondere in der Informations- und Kommunikationsbranche dürfte die Geschäftstätigkeit aufgrund des anhaltenden Digitalisierungstrends spürbar zugelegt haben. Zudem stieg sie im Bereich Verkehr und Lagerei sowie im Grundstücks- und Wohnungswesen. Lediglich im Gastgewerbe sank die Geschäftstätigkeit wohl etwas. Laut Umfragen der Europäischen Kommission belastete ein Mangel an Arbeitskräften weiterhin die Dienstleistungsbranche. Darüber hinaus klagten die Unternehmen zuletzt wieder vermehrt über eine unzureichende Nachfrage, gleichwohl immer noch weniger häufig als im langfristigen Mittel.
In den meisten Mitgliedsländern stieg die gesamtwirtschaftliche Erzeugung. Zwar dämpften in mehreren Ländern schwache Exporte in Drittländer die Aktivitäten, insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe. Gleichzeitig nahmen die Investitionen insbesondere in Maschinen und Ausrüstungen und die Exporte innerhalb der EU wohl in mehreren Ländern Fahrt auf. Schwungvoll blieb die Konjunktur zudem in den südlichen Mitgliedstaaten, getragen von einem lebhaften Tourismusgeschäft und einem dynamischen privaten Konsum.
Das Wachstum der französischen Wirtschaft verstärkte sich im dritten Quartal. Das reale BIP legte laut erster Schätzung um 0,5 % zu, nach 0,3 % im Vorquartal. Die Ausfuhren stiegen kräftig, wesentlich getrieben von der Luftfahrtindustrie und der Pharmabranche. Aber auch die Investitionen wurden trotz der innenpolitischen Unsicherheit deutlich ausgeweitet, vor allem in den Bereichen Ausrüstungen und geistiges Eigentum. Der private Verbrauch blieb dagegen weiterhin verhalten. Die Importe gingen etwas zurück. Entstehungsseitig zeigte sich die Geschäftstätigkeit der Dienstleister und im Verarbeitenden Gewerbe schwungvoll. Im Baugewerbe gab es dagegen erneut ein leichtes Minus.
In Italien stagnierte die Wirtschaftsleistung. Das reale BIP blieb im dritten Vierteljahr vorläufigen Angaben zufolge gegenüber dem Vorquartal unverändert. Positive Impulse kamen wohl lediglich von den Warenexporten, die sich nach einem deutlichen Rückgang im zweiten Vierteljahr wieder erholten. Die Binnennachfrage war hingegen schwach. Der private Verbrauch dürfte trotz höherer real verfügbarer Einkommen bestenfalls stagniert haben. Zudem sanken wohl die Investitionen, auch da steuerliche Anreize ausliefen und die öffentliche Investitionstätigkeit nachließ. Entstehungsseitig sank die Aktivität im Verarbeitenden Gewerbe. Die Aktivität der Dienstleister stagnierte.
Das kräftige Wachstum der spanischen Wirtschaft schwächte sich etwas ab. Das reale BIP stieg laut erster Schätzung im dritten Quartal um 0,6 %, nach 0,8 % im zweiten Vierteljahr. Der Auftrieb der Binnennachfrage verstärkte sich dabei. Die Investitionstätigkeit legte sehr deutlich zu, insbesondere in Maschinen und Ausrüstungen. Hier übertrafen die Aufwendungen den Vorjahresstand preisbereinigt um mehr als 10 %. Auch der private Verbrauch stieg merklich. Hingegen sanken die Ausfuhren spürbar, vor allem in Länder außerhalb des Euroraums. Die Einfuhren stiegen angesichts der dynamischen Binnennachfrage gleichzeitig deutlich an. Entstehungsseitig war das Wachstum breit angelegt. Am stärksten expandierten der IKT-Bereich und die unternehmensnahen Dienstleistungen.
In den übrigen Mitgliedsländern ergab sich ein gemischtes Bild. In den Niederlanden, in Belgien und in der Slowakei nahm die Wirtschaftsleistung nach ersten Schätzungen moderat zu. In Portugal, Slowenien und auf Zypern blieb die Konjunktur sehr lebhaft. In Österreich und Estland stieg das reale BIP leicht an, während es in Litauen und in Finnland geringfügig sank. In Irland gab die gesamtwirtschaftliche Aktivität nur wenig nach; der erwartete Rückprall nach dem starken Anstieg zum Jahresbeginn blieb somit bislang aus.
Die Lage am Arbeitsmarkt blieb stabil. Die Zahl der Beschäftigten stieg im Sommer erneut etwas an, und die Arbeitslosenquote hielt sich auf dem niedrigen Stand von 6,3 %, nahezu unverändert seit Mitte des letzten Jahres. Allerdings unterschied sich die Arbeitsmarktentwicklung unter den Mitgliedsländern deutlich. In mehreren südlichen Mitgliedsländern sank die Arbeitslosenquote weiter spürbar, während sie in Ländern mit schwacher Konjunktur teils sichtbar stieg. Die Arbeitskräfteknappheit ließ im Euroraum zuletzt etwas weiter nach, lag aber weiterhin über dem langfristigen Mittel. Die Quote der offenen Stellen sank erneut. Das Lohnwachstum je Beschäftigten dürfte sich im dritten Quartal 2025 weiter abgeschwächt haben.
Die Verbraucherpreise im Euroraum stiegen im dritten Vierteljahr 2025 wieder stärker an. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) erhöhte sich gegenüber dem Vorquartal saisonbereinigt um 0,6 %, verglichen mit 0,2 % im zweiten Quartal. Ausschlaggebend hierfür waren insbesondere die Preise für Nahrungsmittel, die zum zweiten Mal in Folge stärker stiegen als im Vorquartal. Aber auch die Dienstleistungen verteuerten sich weiterhin kräftig. Zudem stiegen die Energiepreise im dritten Quartal wieder leicht an, nachdem sie seit 2023 – begleitet von zum Teil merklichen Schwankungen – im Trend gesunken waren. Im Gegensatz dazu blieben die Preise von Industrieerzeugnissen ohne Energie weiterhin nahezu unverändert. Insbesondere in dieser Komponente schlägt sich die tendenziell preisdämpfende Wirkung der Aufwertung des Euro nieder.
Im Vorjahresvergleich stieg die Inflationsrate auf 2,1 %. Das lag vor allem an Nahrungsmitteln und an dem nicht mehr ganz so stark dämpfenden negativen Beitrag der Energie. Bei Industriegütern ohne Energie stieg die Teuerungsrate vor allem wegen eines Basiseffekts. Die Dienstleistungsinflation schwächte sich dagegen deutlich auf 3,2 % ab. Infolgedessen sank die Kerninflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel leicht. Mit 2,3 % lag sie aber weiterhin deutlich über dem längerfristigen Durchschnitt. Dies war allein den Dienstleistungen zuzuschreiben. Bei den Industriegütern war die Inflationsrate weiterhin unterdurchschnittlich.
Im Oktober 2025 verharrte die Inflationsrate gemäß Eurostat-Schätzung leicht oberhalb von 2 %. Sie lag bei 2,1 %, nachdem sie im September vorübergehend auf 2,2 % gestiegen war. Die Teuerungsraten bei Energie, Nahrungsmitteln und Industriegütern ohne Energie schwächten sich im Oktober ab. Im Gegensatz dazu pausierte der Disinflationsprozess bei den Dienstleistungen, was auch am merklichen Anstieg der volatilen Reisepreise lag. Infolge der gegenläufigen Entwicklungen bei Industriegütern ohne Energie und Dienstleistungen belief sich die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) im Oktober unverändert auf 2,4 %. In den kommenden Monaten dürfte die Gesamtrate weiter leicht sinken. Der Disinflationsprozess bei den Diensten sollte sich wieder fortsetzen und der Beitrag der Energie vorübergehend stärker negativ werden, auch bedingt durch einen Basiseffekt aufgrund des vorübergehenden Anstiegs der Energiepreise zum Jahreswechsel 2024/25.
Für das laufende Quartal deuten die Indikatoren derzeit auf eine leichte Wachstumsverstärkung im Euroraum hin. Bis Oktober reichende Stimmungsindikatoren zeigen eine Verbesserung der Produktionserwartungen für die kommenden Monate an. Am deutlichsten stiegen die Erwartungen im Verarbeitenden Gewerbe, wo sich nach längerer Zeit auch die Einschätzung der Auftragslage und des Neugeschäfts aufhellte. In der Bauwirtschaft und bei den Dienstleistern verbesserten sich die Aussichten verhaltener. Die Stimmung der Verbraucher blieb zudem zurückhaltend. Zwar hellten sich die Erwartungen bezüglich der zukünftigen wirtschaftlichen Situation und der eigenen finanziellen Lage auf, gleichzeitig strebten die privaten Haushalte aber eine verstärkte Ersparnisbildung an. Die Verbrauchskonjunktur dürfte daher gedämpft bleiben. Die Exporte werden perspektivisch vermutlich von den gestiegenen Zöllen im Handel mit den USA gebremst. Die gesamtwirtschaftliche Dynamik dürfte somit maßgeblich von den privaten und öffentlichen Investitionen abhängen. Die gesunkenen Energiepreise, die günstigeren Finanzierungsbedingungen und die angekündigten fiskalischen Ausgabenprogramme sollten hier stützend wirken. Gleichwohl werden sich die Investitionen angesichts der vielfältigen Herausforderungen und Unsicherheiten wohl nur allmählich verstärken. Die gesamtwirtschaftliche Aktivität im Euroraum dürfte daher auch in den kommenden Monaten nur mäßig expandieren.
In diesem Beitrag wurden Daten bis zum 18. November 2025, 11:00 Uhr berücksichtigt.
Dvorkin, M. A., F. Leibovici und A. M. Santacreu (2025), How Tariffs Are Affecting Prices in 2025, Federal Reserve Bank of St. Louis, On the Economy Blog, 16. Oktober 2025.
Internationale Energieagentur (2025), Oil Market Report, November 2025.
The Bank of Finland Institute for Emerging Economies (2025), BOFIT Forecast for Russia 2025 – 2027, Forecasting: Latest Forecast for Russia, Oktober 2025.