Kurzberichte: Konjunkturlage und Öffentliche Finanzen Monatsbericht – September 2025

Monatsbericht

1 Konjunkturlage

1.1 Deutsche Wirtschaft könnte im dritten Quartal leicht zulegen

Die deutsche Wirtschaft zeigt sich in einem schwierigen Umfeld relativ robust. Insgesamt könnte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal 2025 aus heutiger Sicht leicht steigen. Die Investitionsbedingungen der Unternehmen sind angesichts einer schwachen Wettbewerbsfähigkeit und einer niedrigen Kapazitätsauslastung weiterhin ungünstig. Dennoch, und trotz der zusätzlichen Belastungen durch die neuen US-Zölle, zeichnet sich im dritten Quartal kein größerer Dämpfer für die Industrie ab. Sie könnte im Gegenteil sogar positiv zum BIP-Wachstum beitragen. So stieg die Industrieproduktion im Juli saisonbereinigt 1 kräftig. Auch die preisbereinigten Umsätze legten deutlich zu. Da dieser auffallend gute Einstieg in das Quartal auf besondere Entwicklungen im Maschinenbau und bei den Automobilherstellern basiert, dürfte er zwar nicht gehalten werden. In Kombination mit den Frühindikatoren spricht er dennoch für ein Produktionsplus im Quartalsmittel. Denn der Auftragseingang ist in der Grundtendenz weiterhin aufwärtsgerichtet. Zudem zeigten die Umfrageindikatoren im August nach der vorläufigen Handelsvereinbarung zwischen den USA und der EU zwar Bremsspuren, blieben insgesamt aber verhältnismäßig robust. Die Exporte in die USA dürften nicht mehr so stark belasten wie im zweiten Quartal. Sie waren im ersten Quartal im Vorfeld der im April eingeführten US-Zölle stark gestiegen und danach eingebrochen. Im Bausektor lässt eine Erholung weiter auf sich warten. Die Finanzierungsbedingungen blieben zwar stabil, und die Nachfrage steigt tendenziell. Die verbesserte Nachfrage schlägt sich aber noch nicht in einer höheren Produktion nieder. Der private Konsum dürfte allenfalls leicht zulegen. Der Arbeitsmarkt liefert derzeit keine stärkeren Impulse in Form steigender Beschäftigung, und das bislang kräftige Lohnwachstum dürfte nachlassen. In der Dienstleistungsbranche (ohne Handel) zeichnet sich eine Seitwärtsbewegung ab. Hier bewerteten die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage im Durchschnitt der Monate Juli und August laut ifo Institut zwar schlechter als im Vorquartal, zeigten sich jedoch mit Blick auf die Zukunft optimistischer.

Bruttoinlandsprodukt in Deutschland
Bruttoinlandsprodukt in Deutschland

1.2 Industrieproduktion dürfte positive Wachstumsimpulse liefern

Die Industrie startete überraschend gut in das dritte Quartal. Nach einem stark aufwärtsrevidierten Juni-Ergebnis legte die saisonbereinigte Industrieproduktion im Juli kräftig zu. 2 Auch im Vergleich zum Vorquartal verzeichnete die Industrie ein kräftiges Produktionsplus. Die Umsätze spiegeln diese Dynamik wider: Auch die preisbereinigten Industrieumsätze lagen im Juli sowohl gegenüber dem Vormonat als auch dem Vorquartal deutlich höher. Insbesondere das Auslandsgeschäft setzte seinen Erholungskurs fort, der bereits im vergangenen Jahr begonnen hatte. Der Produktionsanstieg im Juli erstreckte sich über alle Gütergruppen, wobei die Investitionsgüterhersteller als Haupttreiber hervorstachen. Besonders der Maschinenbau nahm gegenüber dem Vormonat und auch dem Vorquartal ungewöhnlich stark zu. Auch in der Kraftfahrzeugindustrie übertraf die Produktion den bereits erhöhten Vormonatswert. Dabei dürfte allerdings die Lage der Werksferien eine Rolle gespielt haben. So meldete der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) im August eine wieder geringere Stückzahl an produzierten Personenkraftwagen. 3 Im Mittel von Juli und August lag sie unter dem Vorquartal. Die besonderen Entwicklungen in diesen beiden Branchen sprechen dafür, dass die Produktion wohl nur im Juli so deutlich erhöht war.

Die Nachfrage nach deutschen Industriegütern bleibt in der Grundtendenz aufwärtsgerichtet. Der Auftragseingang in der Industrie ging im Juli im Vergleich zum Vormonat und Vorquartal zwar deutlich zurück. Das lag jedoch vor allem daran, dass weniger Großaufträge eingingen als in den Vormonaten. Ohne diese volatilen Großaufträge stieg der Auftragseingang den zweiten Monat in Folge und lag auch höher als im Vorquartal. Hierzu trug vor allem eine wieder etwas stärkere Inlandsnachfrage bei, die im Vorquartal noch schwächer gewesen war. Die Nachfrage aus dem Ausland nahm dagegen trotz vermehrter Aufträge aus dem Euroraum insgesamt leicht ab. Die verhalten positive Grundtendenz der letzten Quartale hält aber an. Dennoch bleibt der Auftragsmangel in der Industrie eine Herausforderung. Laut ifo Institut leiden weiterhin knapp 40 % der Unternehmen unter einer schwachen Auftragslage. Im August erlitten zudem die kurzfristigen ifo Export- und Produktionserwartungen einen Rücksetzer. Dies könnte mit der vorläufigen Handelsvereinbarung zwischen den USA und der EU zusammenhängen, durch die die Zölle auf Exporte in die USA im Durchschnitt nochmal leicht angehoben wurden. Doch sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage als auch der Geschäftserwartungen blieben laut ifo Institut recht robust und zeigten sich im Mittel von Juli und August gegenüber dem Vorquartal sogar verbessert. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global für das Verarbeitende Gewerbe konnte im August zulegen und liegt nun deutlicher über der Expansionsschwelle als noch im Vormonat. Auch wenn das hohe Produktionsniveau aus dem Juli wohl nicht gehalten werden dürfte, sprechen die Stimmungsindikatoren zusammen mit den insgesamt recht robusten Frühindikatoren für ein Plus bei der Industrieproduktion im Quartalsmittel.

Deutsche Industrieproduktion und industrieller Auftragseingang
Deutsche Industrieproduktion und industrieller Auftragseingang

1.3 Im Bau lässt Belebung der Aktivität noch auf sich warten

Die Bauproduktion verharrte im Juli auf niedrigem Niveau. Zwar stieg sie im Vergleich zum Vormonat leicht an, blieb damit jedoch auf dem Stand des Vorquartals. Dass die Produktion nicht vorankommt, überrascht vor dem Hintergrund, dass die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe bereits seit Anfang letzten Jahres in der Tendenz steigen – wenn auch von niedrigem Niveau aus. Im zweiten Quartal gingen die Auftragseingänge zwar erstmals seit einem Jahr deutlich zurück. Die trendmäßige Aufwärtstendenz dürfte dadurch aber nicht beendet worden sein. Denn die Unterbrechung war vor allem auf eine Gegenbewegung im Tiefbau zurückzuführen, der seinen starken Jahresauftakt nicht fortsetzen konnte. Offenbar stocken die Bauunternehmen also derzeit weiterhin ihre Auftragsbestände auf. So bewegt sich die ifo Auftragsreichweite seit Beginn des Jahres wieder auf einem spürbar höheren Niveau als im Vorjahr. Dahinter dürften jedoch unterschiedliche Motive stehen. So war im Hochbau, vor allem wegen der Schwäche im Wohnungsbau, die Nachfrage im Gefolge der Zinswende 2022 besonders stark eingebrochen, und sie befindet sich noch immer auf einem sehr gedrückten Stand. Hier melden laut ifo Institut noch immer 45 % der Unternehmen einen Nachfragemangel. Sie dürften zunächst ihre Auftragsbücher wieder etwas auffüllen, bevor sie ihre Produktion deutlicher ausweiten. Dagegen trifft die tendenziell steigende Nachfrage im Tiefbau auf bereits deutlich besser ausgelastete Kapazitäten. Hier klagt nur noch jedes vierte Unternehmen über einen Nachfragemangel, was bereits etwa dem langfristigen Mittelwert entspricht. Entsprechend steigt im Tiefbau die Produktion bereits seit einigen Quartalen an, und eine höhere Auftragsreichweite dürfte eher einer bereits erhöhten Auslastung geschuldet sein. Diese sektoralen Unterschiede spiegeln sich auch in den jüngsten Produktionszahlen wider. So setzte sich die Aufwärtsbewegung im Tiefbau im Juli fort, während im Hochbau der Abwärtstrend anhielt. 

Eine Erholung der Bauproduktion lässt noch auf sich warten. Laut ifo Institut bewerteten die Bauunternehmer ihre Geschäftslage im Durchschnitt der Monate Juli und August schlechter als im Vorquartal. Dies spricht nicht dafür, dass die Produktion schon im dritten Quartal steigt. Die Unternehmen zeigten sich jedoch deutlich optimistischer in ihren Erwartungen. Diese Zuversicht könnte auch auf die Aussicht auf zukünftige Infrastrukturinvestitionen aus dem neuen Sondervermögen des Bundes zurückzuführen sein. Diese Investitionen dürften jedoch erst mit zeitlicher Verzögerung spürbare Impulse für die Bauwirtschaft liefern. Zudem betreffen sie vor allem den Tiefbau, der bereits einen Großteil seiner Kapazitäten ausgelastet hat. Kurzfristig bleiben die Perspektiven für die Bauwirtschaft daher verhalten.

1.4 Arbeitsmarkt weitgehend stabil

Die gesamte Beschäftigung ist auch im Juli wieder nahezu unverändert geblieben. Wie im Vormonat sind saisonbereinigt 45,99 Millionen Personen in Deutschland erwerbstätig. Die nunmehr bereits seit zwei Jahren relativ konstante Beschäftigung verdeckt die enormen Verschiebungen zwischen den Wirtschaftsbereichen. Gemäß der ersten Hochrechnung der BA zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung für den Monat Juni nach Sektoren setzte sich die spürbare Reduzierung von Industriearbeitsplätzen fort. Gleichwohl gingen etwas weniger Arbeitsplätze im Verarbeitenden Gewerbe verloren als in den ersten Monaten des laufenden Jahres. Insbesondere in der Automobilindustrie hatte es Anfang 2025 einen starken Arbeitsplatzabbau gegeben. Dem stand eine Zunahme der Beschäftigung in verschiedenen Dienstleistungsbereichen entgegen. Dazu zählt seit längerem das Gesundheits- und Sozialwesen, aber auch die unternehmensnahen Dienstleistungen und der Logistikbereich entwickelten sich positiv. Im Baugewerbe ist die Zahl der Stellen stabil. Wirtschaftlich bedingte Kurzarbeit wurde spürbar weniger in Anspruch genommen als zu Jahresbeginn. 

Arbeitsmarkt in Deutschland
Arbeitsmarkt in Deutschland

Die Frühindikatoren der Beschäftigung verheißen kurzfristig wenig Änderung. Das ifo Beschäftigungsbarometer, welches die Personalplanungen der gewerblichen Wirtschaft für die nächsten drei Monate abbildet, blieb kaum verändert auf seinem niedrigen Stand. Danach überwiegen die Personalabbaupläne. Dies trifft, wie in den Monaten zuvor, insbesondere auf das Verarbeitende Gewerbe sowie den Handel zu. Das IAB-Barometer Beschäftigung – welches auch die öffentlich finanzierten Branchen mit in den Blick nimmt – verbesserte sich dagegen weiter in den expansiven Bereich. Demzufolge könnte die Beschäftigung insgesamt in den kommenden Monaten wieder zunehmen. Die Zahl der bei der BA gemeldeten offenen Stellen sank nach erheblichen Rückgängen zuvor nur noch unwesentlich. Der Zugang neuer gemeldeter Stellenofferten verbesserte sich, allerdings von gedrücktem Niveau aus. 

Die Arbeitslosigkeit ging im August 2025 erstmals seit 2022 in saisonbereinigter Rechnung zurück. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen sank um 9 000 Personen auf 2,96 Millionen. 4 Die Arbeitslosenquote betrug rundungsbedingt unverändert 6,3 %. Der Rückgang betraf ausschließlich das Grundsicherungssystem des SGB II. Hier ist der Anteil der Zuwanderer relativ groß, und deren allmähliche Integration in Beschäftigung, vorwiegend in die wachsenden Dienstleistungsbereiche, schreitet voran. Die eher konjunkturell getriebene Arbeitslosigkeit im Versicherungssystem des SGB III blieb dagegen im August unverändert. Die gesamte von der BA ausgewiesene Zahl der Unterbeschäftigten, welche Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen einschließt, sank bereits den dritten Monat in Folge. Die Aussichten verbesserten sich weiter. Das IAB-Barometer Arbeitslosigkeit erholte sich im August wieder erheblich und erreichte nunmehr den positiven Bereich, der für eine sinkende Arbeitslosigkeit in den nächsten drei Monaten steht. Dieser Rückgang dürfte jedoch weniger aus einer breiteren Arbeitsnachfrage, sondern vor allem aus einem durch Demografie und relativ geringe Zuwanderung gedämpften Arbeitsangebot rühren. 

1.5 Energierohstoffpreise zuletzt leicht gesunken

Zuletzt gaben die Energierohstoffpreise leicht nach. Die Rohölnotierungen sanken im August um gut 4 %. Maßgeblich dafür dürfte vor allem die Entscheidung einiger OPEC-Staaten gewesen sein, ihre Ölförderung nochmals merklich auszuweiten. Im September gaben die Ölpreise weiter nach. Zum Abschluss dieses Berichts kostete ein Fass der Sorte Brent 70 US-$. Die europäischen Gaspreise sanken im August und im September ebenfalls. Dazu trugen erhöhte US-Flüssiggasexporte bei. Ähnlich den Rohölnotierungen liegen die Gaspreise damit leicht, rund 13 %, unter ihrem Vorjahresstand.

1.6 Inflationsrate stieg im August auf 2,1 %

Auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen entwickelten sich die Preise uneinheitlich. Bei den Einfuhren gingen die Preise im Juli gegenüber dem Vormonat zurück. Dies traf sowohl auf Energie als auch andere Güter zu. Im gewerblichen Inlandsabsatz bewegten sich die Preise dagegen insgesamt und in den Teilkomponenten ohne klare Richtung. Gegenüber dem Vorjahr sanken die Einfuhrpreise im Juli um 1,4 % und die gewerblichen Erzeugerpreise um 1,5 %.

Die Inflationsrate zog im August wieder an. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) erhöhte sich saisonbereinigt erneut um 0,2 % gegenüber dem Vormonat. Vor allem Nahrungsmittel verteuerten sich nochmals spürbar, und auch die Dienstleistungspreise legten nach einer Seitwärtsbewegung im Juli wieder merklich zu. Dagegen blieben die Preise für Industriegüter ohne Energie unverändert. Die Energiepreise gaben nach vorübergehendem Anstieg im Juli wieder etwas nach. In der Vorjahresbetrachtung erhöhte sich die Gesamtteuerungsrate von 1,8 % im Juli auf 2,1 % im August. 5 Die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) verharrte weiterhin bei 2,4 %.

Gesamt- und Kerninflation in Deutschland
Gesamt- und Kerninflation in Deutschland

Die Inflationsrate dürfte bis zum Jahresende leicht über der Marke von 2 % schwanken. Das volatile Profil ergibt sich vor allem aus Basiseffekten in den Bereichen Energie und Dienstleistungen. So trägt Energie zur Inflationsrate in den nächsten Monaten vorübergehend deutlich mehr bei, da die Energiepreise im vergangenen Herbst temporär erheblich gesunken waren. Die Teuerungsrate bei Dienstleistungen dürfte zum Jahresende temporär deutlich steigen, weil die Reisepreise im Herbst 2024 merklich gesunken waren. Danach dürfte die Dienstleistungsinflation aber allmählich unter 3 % sinken. Dies sollte zu einem weiteren Rückgang der zugrunde liegenden Inflation beitragen, die momentan noch spürbar höher liegt als im historischen Durchschnitt. 

2 Öffentliche Finanzen

2.1 Gesetzliche Krankenversicherung

2.1.1 Ergebnis im ersten Halbjahr 2025

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV: Krankenkassen und Gesundheitsfonds zusammen) verbuchte im ersten Halbjahr 2025 vorläufigen Angaben zufolge ein Defizit von 3 Mrd €. Im Vorjahr war mit 8½ Mrd € noch ein deutlich höheres Defizit angefallen. Beim  Gesundheitsfonds verringerte sich das Defizit nur leicht auf 6 Mrd €. Die Verbesserung entstand also fast vollständig bei den Krankenkassen, die nunmehr einen Überschuss von 3 Mrd € erzielten. Ursächlich waren die erheblich höheren Zusatzbeitragssätze (+ 1,1 Prozentpunkte gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2024): Dadurch entstanden im ersten Halbjahr Mehreinnahmen von etwa 10 Mrd €. Damit deckten die Kassen die weiter stark gestiegenen Leistungsausgaben und füllten ihre Rücklagen auf. Diese hatten zum Jahresende 2024 die gesetzliche Untergrenze um gut 3 Mrd € unterschritten.

Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung
Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung

Die GKV-Einnahmen stiegen in der ersten Jahreshälfte 2025 um 11 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Beitragseinnahmen wuchsen noch stärker (fast 13 %). Davon gehen fast 8 Prozentpunkte darauf zurück, dass die Zusatzbeitragssätze auf durchschnittlich 2,9 % stiegen. Dämpfend wirkte, dass der Bund etwa 1 Mrd € weniger an den Gesundheitsfonds zahlte, weil Erstattungen an die Krankenhäuser für gestiegene Energiekosten entfielen. 

Mit 7 % nahmen die GKV-Ausgaben weiter dynamisch zu: Während energiekrisenbezogene Sonderzahlungen des Gesundheitsfonds entfielen (- 1 Mrd €), wuchsen die Leistungsausgaben der Krankenkassen mit 8 %. Dabei stiegen die gewichtigen Ausgaben für Krankenhausbehandlungen (+ 9½ %), für ärztliche Behandlungen (gut + 7½ %) und für Arzneimittel sowie für Heil- und Hilfsmittel (jeweils etwa + 6 %) allesamt stark. 

2.1.2 Ausblick auf das Jahr 2025

Im Gesamtjahr dürfte im GKV-System ein kleiner Überschuss entstehen. Damit fiele das Ergebnis weit günstiger aus als im Vorjahr. Auch fiele es besser aus als mit den Planungen des GKV-Schätzerkreises 2024 angelegt. Ursächlich ist, dass die Zusatzbeitragssätze das als kostendeckend angenommene Niveau deutlich übertreffen. Damit sollen die Rücklagen der Krankenkassen wieder aufgestockt werden.

Der Gesundheitsfonds dürfte mit einem kleinen Defizit abschließen. Mit den Planungen des Schätzerkreises und den Zahlungen des Fonds an den Innovations- und Krankenhausstrukturfonds war ein Defizit von etwa 1 Mrd € angelegt. Ein Bundesdarlehen von 2,3 Mrd € soll sicherstellen, dass die Rücklagen des Fonds nicht unter die gesetzliche Untergrenze absinken. 6  

Bei den Krankenkassen ist mit den stark gestiegenen Zusatzbeitragssätzen trotz deutlich wachsender Leistungsausgaben ein Überschuss angelegt. Die Kassen hoben im Durchschnitt den Zusatzbeitragssatz 0,4 Prozentpunkte stärker an als vom Bundesgesundheitsministerium ermittelt. Dadurch resultieren Mehreinnahmen von 5½ Mrd € gegenüber dem Regierungswert. Insgesamt ist ein Überschuss zu erwarten – auch wenn die Kassenausgaben 2024 um rund 2 Mrd € höher lagen als geschätzt und die Ausgabenzuwächse angesichts der bisherigen Entwicklung wohl oberhalb des Ansatzes des Schätzerkreises (+ 7 %) liegen. Es bleibt indes abzuwarten, ob mit diesem Überschuss die Finanzreserven wieder auf das Mindestniveau aufgefüllt werden können.

2.1.3 Ausblick auf die Folgejahre

Zur weiteren Finanzentwicklung über das laufende Jahr hinaus berät der GKV-Schätzerkreis im Oktober. Im Anschluss berechnet das Bundesgesundheitsministerium den kostendeckenden Zusatzbeitragssatz für 2026. Den Aufwärtsdruck mildert dabei: Erstens leistet der Bund gemäß dem Haushaltsentwurf im Jahr 2026 ein weiteres Darlehen von 2,3 Mrd €. Zweitens stundet der Bund ein Darlehen von 1 Mrd € aus dem Jahr 2023 bis 2033. Ursprünglich wäre es 2026 zu tilgen gewesen. Der Bund überbrückt so mit seinen überjährigen Darlehen akute Liquiditätsengpässe.

Strukturelle Finanzierungslücken lassen sich mit solchen Darlehen aber nicht schließen. Eine Kommission soll daher bis zum Frühjahr 2027 Reformvorschläge erarbeiten. Strukturreformen und Effizienzsteigerungen könnten den trendmäßig starken Anstieg der Leistungsausgaben in der Krankenversicherung begrenzen. Auch das Kostenbewusstsein der Versicherten lässt sich stärken, etwa über eine Art Praxisgebühr oder über gewisse Selbstbehalte. 7

2.2 Soziale Pflegeversicherung 8

Die Soziale Pflegeversicherung erzielte im ersten Halbjahr 2025 ein weitgehend ausgeglichenes Ergebnis. Der Saldo verbesserte sich gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 1 Mrd €. Um die Liquidität der Pflegeversicherung zu sichern, stieg zu Jahresbeginn 2025 der Beitragssatz um 0,2 Prozentpunkte (auf 3,6 % für Versicherte mit mindestens einem Kind und 4,2 % für Kinderlose). Dadurch entstanden im ersten Halbjahr Mehreinnahmen von 2 Mrd €. Insgesamt wuchsen die Einnahmen um 10 %. Hinzu kommt, dass die Nachzahlung an den Vorsorgefonds aus dem Vorjahr entfällt (Minderausgaben: 1 Mrd €). Die Leistungsausgaben stiegen mit + 10 % ebenfalls dynamisch. Ursächlich sind die zu Jahresbeginn angepassten Leistungssätze beim Pflegegeld und für Pflegesachleistungen (+ 4½ %).

Finanzen der sozialen Pflegeversicherung
Finanzen der sozialen Pflegeversicherung

Für das Gesamtjahr 2025 ist ein weitgehend ausgeglichenes Ergebnis angelegt (nach einem Defizit von 1½ Mrd € im Vorjahr). 9  Die grundlegende Entwicklung aus der ersten Jahreshälfte dürfte sich auch im weiteren Jahresverlauf fortsetzen. Insbesondere dürften die Ausgaben anhaltend kräftig wachsen.

Die Pflegeversicherung ist vor allem durch den demografischen Finanzierungsdruck, aber auch infolge der Leistungsausweitungen in der Vergangenheit belastet. Ohne Reformen sind folglich stark steigende Beitragssätze angelegt. 2026 leistet der Bund gemäß Haushaltsentwurf zwar ein Darlehen von 1½ Mrd €. Dies dürfte einen neuerlichen Beitragssatzanstieg kurzfristig wohl verhindern. Die anstehenden Darlehensrückzahlungen an den Bund erhöhen aber den Finanzdruck in den Folgejahren zusätzlich. Insofern besteht Handlungsbedarf, und eine Reformkommission soll bis Ende 2025 Vorschläge erarbeiten. Hierbei wird insbesondere über den Versicherungsumfang zu entscheiden sein. 10 Eine Verlagerung dauerhafter Finanzierungsanteile an den Bund kommt ohne gegenfinanzierende Maßnahmen jedenfalls nicht infrage: In dessen Haushalt besteht ab 2027 auch ohne neue Lasten bereits erheblicher Konsolidierungsbedarf, um die Vorgaben der gelockerten Schuldenbremse einzuhalten. 11

In diesem Beitrag wurden Daten bis zum 17. September 2025, 11:00 Uhr berücksichtigt.

Literaturverzeichnis

Deutsche Bundesbank (2025), Öffentliche Finanzen, Monatsbericht, August 2025.

Deutsche Bundesbank (2024), Öffentliche Finanzen, Monatsbericht, November 2024.

Statistisches Bundesamt (2025), Bruttoinlandsprodukt: Ausführliche Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung im 2. Quartal 2025 , Pressemitteilung Nr. 310, 22. August 2025. 

Verband der Deutschen Automobilindustrie (2025), Pkw-Produktion im August mit Rückgang , Produktion und Markt im August 2025, Pressemitteilung vom 3. September 2025.

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